Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt wird am 5. Januar 1921 als erstes Kind des protestantischen Pfarrers Reinhold Dürrenmatt und seiner Ehefrau Hulda (geborene Zimmermann) in Konolfingen (Bern) geboren. Dort besucht er auch die Grundschule bis 1933. Im benachbarten Großhöchststetten geht er dann in die Sekundarschule. 1935 übersiedelt die Familie nach Bern über, wo der Vater Geistlicher am Salemspital wird. Bis 1941 besucht Dürrenmatt das Gymnasium in Bern. Nach der Reifeprüfung erhofft der Vater ein Studium der Philologie; in Dürrenmatts Kopf jedoch spukt die Malerei, hatte er doch nach einem Unfall, nach welchem er aufs Malen gelenkt wurde, einen Preis gewonnen. So schwankt er zwischen dem Beruf des Malers und dem des Schriftstellers, für den er sich dann schlussendlich entscheidet. Aber immer hat er auch gemalt und gezeichnet.
Dem Wunsch seines Vaters folgend zieht er also nach Zürich, um dort und, nach einer Krankheit, ab 1942 in Bern Philosophie, Literaturwissenschaft und Naturwissenschaften zu studieren. In Bern beginnt auch seine schriftstellerische Tätigkeit. 1943 entstehen die ersten Erzählungen, die später 1952, auch publiziert wurden, und zwar "Weihnacht" und "Der Folterknecht". Auch wenn Dürrenmatt die Politik der Zeit zu abstrakt gewesen sein mag, so sind doch seine frühen Geschichten Ausdruck der Zeit.
Vom Eindruck des Weltkrieges entsteht auch die erste Publikation am 25. März 1945 in der "Berner Tageszeitung": es handelt sich um die Erzählung "Der Alte".
Dürrenmatt bleibt bis 1946 in Bern. 1945 beginnt er das Wiedertäuferdrama "Es steht geschrieben" und schließt es im März 1946 ab. Dieses ist auch das erste Stück, das aufgeführt wird.
In Bern entstehen die übrigen Erzählungen der "Stadt", wie der 1952 publizierte Sammelband überschrieben ist. Es sind: "Das Bild des Sisyphos", "Der Theaterdirektor", "Die Falle", "Die Stadt" und "Pilatus".
Noch in Bern, im Sommer 1946, lernt Dürrenmatt die Schauspielerin Lotti Geißler aus Ins kennen, die er Ende 1946, als Dürrenmatt sein Studium aufgibt, heiratet. Das Ehepaar zieht daraufhin nach Basel, um dort in einem alten Schulgebäude zu wohnen. In Basel entsteht auch 1947 das Stück Der Blinde". 1948 zog die inzwischen auf vier Köpfe angewachsene Familie nach Ligerz am Bielersee ins Haus der Schwiegermutter. In diese Zeit fällt der erste Preis, den Dürrenmatt erhält, der Preis vom Gemeinderat der Stadt Bern. Im selben Jahr beginnt er mit der Arbeit an "Romulus, der Große".
1949 wurde Dürrenmatt zum ersten Mal in einer Buchpublikation der Schweiz als Schweizer Autor gewürdigt und erhält so, trotz vorangegangener Misserfolge, einen Platz als ernst zu nehmender Autor.
Dürrenmatt verarbeitete seine geographische und gesellschaftliche Umwelt in seinen Kriminalromanen und Hörspielen, und in seinem Stück "Die Ehe des Herrn Mississippi", dessen Uraufführung im März 1952 ihm den Durchbruch bringt. Zum Geldverdienen schreibt der Schriftsteller 1950 den Kriminalroman "Der Richter und sein Henker", der in Fortsetzungen im "Schweizerischen Beobachter" erscheint. 1951 schreibt Dürrenmatt seinen zweiten Kriminalroman "Der Verdacht". Auch diesen verfasst er als Auftragsarbeit für eine Zeitung. Beide Werke hatten als Romane ungeheuren Erfolg. 1951 schreibt er auch das Hörspiel "Der Prozess um des Esels Schatten". Das Hörspiel hatte für die Autoren der Nachkriegszeit eine wichtige Funktion: es war in erster Linie eine relativ gute Verdienstmöglichkeit, diente aber auch dazu, die Namen der jungen Autoren bekannt zu machen und ihnen damit bei der Verbreitung ihrer Texte zu helfen.
Während der Saison 1951/52 verdient sich der Schriftsteller Geld mit Theaterkritiken am Zürcher Schauspielhaus. Anfang 1952 entschließen sich die Dürrenmatts, inzwischen fünfköpfig, ein abgeschiedenes Haus in Neuenburg zu kaufen. Das Jahr 1952 wird markiert von der Sammelausgabe der frühen Erzählungen unter dem Titel "Die Stadt", zu der noch eine weitere Erzählung "Der Tunnel" aus demselben Jahr hinzukommt.
In den weiteren Jahren bis 1958 entstanden weitere Hörspiele und Dramen, die ich später mit Jahreszahl anführen werde, darunter "Der Besuch der alten Dame", der am 29. Januar 1956 in Zürich uraufgeführt wurde und der den Welterfolg des Autors einleitete.
Dürrenmatt sollte zur Feier des 20jährigen Bestehens der Zürcher Neuen Schauspielhaus AG eine Ode verfassen. Die Vertonung war Paul Burkhard übertragen. Aus der Zusammenarbeit der beiden, die sehr lustig gewesen sein soll, entsteht dann 1958 etwas ganz anderes, Dürrenmatts erste (und einzige) Oper "Frank V".
1961 beginnt Dürrenmatt mit der Arbeit an der Komödie "Die Physiker", die 1962 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wird Die Aufführung wird ein großer Erfolg, 1962/63 war es eins der meistgespielten Stücke im deutschsprachigen Raum.
Im Frühsommer 1964 fährt Dürrenmatt mit seiner Frau in die Sowjetunion; Moskau, Leningrad, Kiew, die Ukraine, Georgien und Armenien sollen die größeren Stationen gewesen sein.
Das Jahr 1966 bedeutet einen Einschnitt in Dürrenmatts literarisches Schaffen. Nach dem Meteor" beginnt die Phase der Bearbeitung fremder und eigener Werke für die Bühne. Dürrenmatt nimmt eine Zeitlang eine feste Stelle am Theater an; es beginnt die Phase der eigentlichen Theaterarbeit, die ihn an der Literaturproduktion durchaus hindert. Zugleich betätigt er sich als Mitherausgeber einer Zeitung. Die historischen Stoffe treten nun fast ganz in den Hintergrund und die aktuellen Themen verstärken sich.
1966 erhält das Erstlingsdrama "Es steht geschrieben" eine Komödienfassung unter dem Titel "Die Wiedertäufer".
Der allgemeinen Politisierung folgend, hält Dürrenmatt 1968 vor Studenten in Mainz den Monstervortrag über Gerechtigkeit und Recht" und plädiert für eine Trennung von Kunst und Politik. Im selben Jahr beginnt auch die Theaterarbeit mit Düggelin in Basel. Die Zusammenarbeit mit Düggelin zerbricht jedoch mit dem Beginn der Spielzeit 1969/70.
Nach der gescheiterten dramaturgischen Arbeit in Basel setzt Dürrenmatt seine Theaterarbeit in Zürich fort. Als Mitherausgeber zeichnet er 1969 für die Wochenzeitung "Zürcher Sonntags-Journal" und beteiligt sich so an der Öffentlichkeitsarbeit kritisch.
1970 erarbeitet er eine Szenische Fassung von Goethes "Urfaust" als Liebesgeschichte eines alten Herrn. Während der "Urfaust" mit zweifelhaftem Erfolg im Oktober in Zürich auf die Bühne kommt, setzt das Düsseldorfer Schauspielhaus sein Dürrenmatt-Jahr mit der Uraufführung des Titus "Andronicus" fort, eine Bearbeitung als rüdes Mörderspiel von Shakespears Erstling "Titus". Dieses lehnt das Publikum jedoch ab, weil es sich nicht an zeitgenössische Politik erinnert fühlen möchte.
Im Jahr 1972 arbeitet Dürrenmatt an der Komödie "Der Mitmacher" und inszeniert in Zürich Büchners "Woyzeck". Doch den Misserfolg, den die Aufführungen des Mitmacher" nach sich ziehen, benutzt die Kritik, Dürrenmatt als "überholt" einzustufen. Dürrenmatt zieht sich 1973 enttäuscht von der Theaterarbeit an den Schreibtisch zurück und hofft, dass die Zeit seine Stücke einholen wird.
1974 erhält Dürrenmatt durch den Staat Israel eine Ehrenprofessur angetragen, die er zu einer Vortragsreise in Israel nutzt und für die er sich mit einer Rede "Zusammenhänge" bedankt.
1977 erhält Dürrenmatt die Buber-Rosenzweig-Medaille in Frankfurt am Main. Im selben Jahr hat die Vertonung des Stücks "Ein Engel kommt nach Babylon" durch Rudolf Kelterborn in Zürich Premiere. Ebenso hat die Komödie "Die Frist" Uraufführung in Zürich.
1978 kommt mit drei Jahren Verspätung der Film Maximilian Schells "Der Richter und sein Henker" in die Kinos mit Dürrenmatt als Schauspieler.
Vom Theater hat Dürrenmatt mit der Komödie "Achterloo", die 1983 uraufgeführt wurde, und den "Rollenspielen", die sich daraus ergaben, Abschied genommen.
Ein Jahr nach dem Tode seiner Frau Lotti Geißler 1983 heiratet der 63jährige Friedrich Dürrenmatt Charlotte Kerr.
Am 14.12.1990 erliegt Friedrich Dürrenmatt einem Herzinfarkt.

1153 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet