Salvador Dali

Eine Biographie

Salvador, Domenech, Philippe Hyacinthe Dali wurde am 11. Mai 1904 in der Calle Monturiol in Figueras, Provinz Gerona als Sohn eines Notars geboren. Durch die bürgerliche Gesellschaft und die Erziehung seines Vaters prägt sich bei Salvador ein Wunsch nach Sicherheit und ein Ordnungssinn aus, der für das spätere Leben Salvadors, inmitten ärgster Exzesse, bestimmend sein soll. Von 1914 bis 1918 wird Salvador Dali in der Akademie der Brüder vom Maristenorden in Fingueras erzogen. In der Zeit von 1918 bis 1919 erstellt er impressionistische(01) Experimente unter dem nicht zu verkennenden Einfluß von Ramón Pitchot. Sein Farbauftrag war verschwenderisch. Er beschäftigte sich vor allem mit seiner Persönlichkeit, die er durch sein äußeres Erscheinungsbild, wie z. B. lange Haare, Backenbart, weites Hemd und Lavallière-Krawatte, widerzuspiegeln versuchte. Durch den italienischen Futurismus wurde Dali 1920 beeinflußt, nachdem seine Eltern aus Paris Kataloge und Manifeste (02) für ihn mitgebracht hatten. 1921 beschließt Salvadors Vater, nachdem Salvador eine erfolgreiche Ausstellung seiner Bilder in Figueras hatte, ihn auf die Schulakademie für Malerei, Bildhauerei und Grafik in Madrid zu schicken. Dort entdeckt er auch eine, völlig von der seiner Heimatsprovinz unterscheidende, neue Lebensart, die er mit Verzückung annimmt. In Madrid lernt er Luis Buñuel, Federico Garcia Lorca, den spanischen Dichter, Regisseur und Komponisten, und Pedro Garfias kennen. Beeinflußt wurde Salvador durch die Werke des spanischen Malers, und, neben Picasso, Mitbegründers des Kubismusses (03), Juan Gris. Allerdings schon 1922 weist er diesen kubistischen Einfluß wieder von sich und bekennt sich zu den Lehren der "Metaphysischen (04) Schule" der Malerei, die unter der Führung von Giorgio de Chiricos (der italienische Maler und Vorläufer des Surrealismus (05) ) und Carlo Carràs die Welt innerer Wahrnehmung und Erfahrung erkundete. Aufgrund einer Rebellion bekam Salvador einen einjährigen Ausschluß von der Akademie. 1924 kam es in Katalonien zu Unruhen, in deren Verlauf Salvador Dali zu Unrecht als Anführer angeklagt und verurteilt, mit einem zweitem Verweis von der Akademie und später sogar mit Gefängnis bestraft wurde. In diesem Jahr erstellte er Illustrationen (06) für Les' Bruixes de Llers von Carles Fages de Climent. 1925 kehrte er an die Madrider Akademie zurück. Hier widmete er sich vor allem den Schriften von dem Psychiater und Pionier der Psychoanalyse (07), Sigmund Freud. Dalis erste Einzelausstellung wurde in der Galerie Dalmau in Barcelona realisiert, wobei die Beurteilung der lokalen Kunstkritiker durchaus positive Resonanz verklingen ließ. Er trat in diesem Jahr außerdem seine erste Reise nach Paris an, wo er Picasso besuchte. 1926 bekam Salvador den endgültigen Verweis von der Madrider Kunstakademie und er offenbarte in seiner zweiten Einzelausstellung in der Galerie Dalmau Einflüsse von Kubismus und von Picasso. In den Jahren 1927 bis 1929 gab Dali Beiträge zu der Zeitschrift L'Amic de les Arts. 1928 wurden im Cornegie Institute von Pittsburg in Amerika die beiden Bilder von Dali, "Ana Maria" und "Sitzendes junges Mädchen von hinten" erstmalig hier ausgestellt. Ein Beitrag zur Gaseta de les Arts wurde 1929 von Dali erstellt. Er begann seine zweite Reise nach Paris, wo Miró ihm André Breton, Paul Eluard und andere Surrealisten vorstellte. Surrealistische Werke wie "Das finstere Spiel" und "Erleuchtete Lüste" entstanden. Salvador Dali schloß sich der Gruppe der Surrealisten in Paris an. Später in dem Jahr besuchten Breton, Magritte, Paul Eluard und Gala, in der sich Dali unsterblich verliebte, ihn. Gala blieb bei ihm. Seine Bilder wurden von Ernst und Miró beeinflußt. Es entstanden eine Reihe mischtechnischer Collagen (08). Außerdem beteiligte er sich an dem Drehbuch des Filmes "Un Chien andalou - Ein andalusischer (09) Hund". Die Vorführungen dieses Filmes wurden von Skandalen begleitet. Während dieser Zeit hielten sich Gala und Dali an der Cóte d'Azur auf, wo sie in Port-Lligat ein Haus kauften. Die Beeinflussung Dalis kamen aus dem Jugendstil und der Architektur des Antoni Gaudis. Auch die Phantasien von Giuseppe Arcimboldos aus dem 16. Jahrhundert inspirierten Dali. Er schrieb und illustrierte "Die sichtbare Frau", in der er seine paranoisch-kritische (10) Methode zu erklären versuchte. Er fertigte Illustrationen für Bretons und Eluards "Die unbefleckte Empfängnis". Außerdem arbeitete er mit Buñuel am Film "L'Age dór - Das goldene Zeitalter", der später im Studio 28, in Paris uraufgeführt wurde. Bei anschließenden Tumulten wurden Bilder von Ernst, Miró, Dail, Tanguy und Man Ray zerstört. Zwischen 1930 und 1933 Veröffentlichte er "L'Amour et la Mémoire", und Beiträge zur Zeitschrift "Le Surréalisme au servixe de la révolutiom". Des weiteren wandte er seine paranoisch-kritische Methode auf die Sage von Wilhelm Tell an. Zwischen 1930 und 1939 erstellte er Illustrationen zum zweiten Manifest des Surrealismus. 1931 wurden seine Gemälde und Zeichnungen für die Ausstellung "Der neue Surrealismus" in Wadworth Atheneum, Hartford, Cennecticut zusammengestellt. 1932 schrieb er das Buch "Babaouo", in dem ein Essay über Willhelm Tell und eine Kritik am Film enthalten war. Es gab noch eine Ausstellung in der Julien Levy Gallery, New York. 1933 folgte in der gleichen Galerie die erste Einzelausstellung. 1934 wurde in der Zwemmer Gallery in London die erste Einzelausstellung Dalis zusammengetragen. Diese wurde allerdings von Kritik gegen seine, aus der Ausstellung sehr klar hervorgehende Bewunderung für Hitler sowie seine monarchistischen Tendenzen, überschattet. Dali wurde von den Gruppensitzungen der Surrealistengruppe ausgeschlossen. In diesem Jahr machte Dali seine erste Reise nach Amerika. Von 1934 bis 1937 erstellte Dali eine Serie von Bildern, die mittels Lichteffekten am Strand von Rosas entstanden. Die Bildersprache, die er verwandte, prägten Motive von Hitler, Lenin, dem Angelus und Telefonen. 1935 schrieb er das Buch "Die Eroberung des Irrationalen (11) ", wo er seine paranoisch-kritische Aktivität definierte. Außerdem äußerte er heftigste Kritiken gegenüber der abstrakten (12) Kunst. 1936 nahm er an der Internationalen surrealistischen Ausstellung in London teil. Dort schloß er Freundschaft mit dem englischen Sammler Edward James, der die umfassendste Dali-Sammlung aufbaute. 1937 beschrieb Dali die "Metamorphose (13) des Narziß" in Wort und Bild. Er reiste zum ersten mal nach Italien, wo er sehr von den architektonischen Bauwerken des Baumeisters Andrea Palladio, die im 15. Jahrhundert in der Spätrenaissance (14) entstanden, sowie von der Barockmalerei (15), fasziniert war. 1938 hatte Salvador Dali nach Vermittlung durch Stefan Zweig und Edward James die Gelegenheit, Sigmund Freud in London zu besuchen. Diesen porträtierte er auf Löschpapier. In New York gestaltete er 1939 ein surrealistisches Schaufenster für Bonwit-Teller, wo er auch verhaftet wurde, weil er das Glas zertrümmerte. Für die New Yorker Weltausstellung gab er noch den Beitrag "Der Traum der Venus" dazu. Außerdem veröffentlichte Dali die "Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit." Sein Ballett "Baccanal" wurde aufgeführt, zu dem er Libretto und Szenenentwürfe geschaffen hatte. 1940 verließ er Frankreich, und reiste über Spanien nach Kalifornien, wo er bis 1948 blieb. In der Zeit von 1941 bis 1942 erstellte Dali eine große Retrospektive (16) im Museum of Modern Art, die in acht Städten gezeigt wurde. In den USA erlangte er eine allgemeine Anerkennung, und es gab Bühnenausstattungen für seine Ballette "Labyrinth, El Cafe de Chinitas" und "Sentimentales Gespräch". Es erfolgte die Niederschrift seiner Autobiographie "Das geheime Leben des Salvador Dali." Dali beginnt mit der Portraitmalerei. 1943 gab es eine Ausstellung in der Knoedler Gallery, New York. Salvador begann mit Studien zu den Wandmalereien für das Haus Helena Rubinsteins. Er erstellte die Novelle "Verborgene Gesichter", des weiteren erstellte er noch Illustrationen für "Der Irrgarten" von Maurice Sandoz sowie "Essays of Michel de Montaigne"; "As you like it" und "The Autobiography of Benvenuto Cellini". 1948 kehrte Dali nach Port Lligat in Spanien zurück. Er wandte sich dem Klassizismus (18) zu und machte Illustrationen zu "50 magische Geheimnisse". Ein Jahr später malte er seine ersten religiösen Bilder. "Die Madonna von Port Lligat" wurde von dem Papst gebilligt. 1951 bis 1952 erstellte er Illustrationen zu Divina Commedia (die göttliche Komödie) des italienischen Literat des 12. Jahrhunderts, Alighieri Dante. Es entstand das Werk "Christus des hl. Johannes vom Kreuz". Dali schrieb in diesen Jahren auch das "Mystische Manifest", das seinen Mystizismus(18) erklären sollte. 1954 bis 1955 wurde "Dalis Schnurrbart" zusammen mit Philippe Halsman veröffentlicht. Es gab eine Retrospektive in Rom. Die Werke "Corpus Hypercubius" und "Das Sakrament des Letzten Abendmahls" entstanden. In den Jahren 1956 bis 1959 entstand eine Retrospektive in Knokke Le Zoute, Belgien. Er malte "Santiago El Grande", das sich jetzt in der Beaverbrook Art Gallery in Kanada befindet, und sein erstes historische Bild "Die Entdeckung Amerikas". Er schrieb das Buch "Dali über die moderne Kunst". 1957 erstellte er Entwürfe für einen Nachtclub in Acapulco, der atmen und sich bewegen kann; das Projekt wurde allerdings nicht realisiert. 1958 heiratete Salvador Dali Gala kirchlich. 1960 gab es starke Proteste der Surrealisten gegen Dalis Teilnahme an der Surrealistenausstellung in den d'Arcy Galleries, New York. 1961 bis 1963 erstellte er dann eine Neuauflage von "Das Geheime Leben des Salvador Dali. Ballett de Gala". Er kreierte die Bühne und die Kostüme für die Oper "Die spanische Dame und der römische Kavalier". Dali vollendete das religiöse Bild "Das ökonomische Konzil", ferner "Die Schlacht von Tetuan" und "Galacidalacidesoxyribonukleinsäure". Er veröffentlichte "Der tragische Mythus des>Angelus< von Millet". 1964 wurde Dali mit einem der höchsten Orden Spaniens, dem Großkreuz der Königin Isabella von Spanien ausgezeichnet. 1964 bis 1965 gab es eine große Ausstellung in Tokio. Dali veröffentlichte das "Tagebuch eines Genies" und erstellte Illustrationen zur Bibel. In diesen Jahren begann er mit der dreidimensionalen Kunst und mit der Arbeit an der "Büste Dantes". 1966 bis 1973 erstellte Dali Illustrationen zu einer Luxusausgabe von "Alice im Wunderland" für den Verlag Random House. Es erschien von Alain Bosquet das Buch "Gespräch mit Dali" und bei Harry. N. Abrams Inc., New York erschien "Dali by Dali" mit Illustrationen, die der Künstler zu verschiedenen Gruppen zusammenfaßte: der planetarischen, der molekulare, der monarchische, der halluzinogene und der futuristische Dali. 1973 wurde das Dali-Museum in seiner Geburtsstadt Figureas eröffnet. Dali veröffentlichte sein Buch "So wird man Dali". !974 fertigte er das Hologramm "Der Schäfer und die Sirene" für Enrique Sabater an, welches eines der seltenen Portraits von Gala enthält. Vier Jahre später wurde Dalis Film "Babaouo" des gleichnamigen Buches aus dem Jahre 1932 uraufgeführt. 1979 gab es eine Retrospektive im Centre Pompidou, Paris, mit der einmaligen Installation "Die heroische (19) Kirmes", 1980 eine Retrospektive in der Tate Gallery in London und 1982 wurde Salvador Dali zum Marquis von Publo ernannt. In diesem Jahr starb auch seine Frau Gala. Seit 1983 wohnte Dali allein und zurückgezogen in seinem Schloß Publo, wo im Mai des Jahres sein letztes Gemälde "Der Schwalbenschwanz" entstand. Sein Gesundheitszustand erlaubte ihm keine größeren Anstrengungen mehr. 1986 erlitt Dali bei einem Feuer in seinem Schlafzimmer schwere Verbrennungen.

Am 23. Januar 1989 starb Dali.

01. Impressionismus: Reaktion auf dem Klassizismus(17), es wurden besonders der Reiz des Lichtes und der Atmosphäre betont.

02. Manifest: Grundsatzerklärung, Programm

03. Kubismus: Kunstrichtung um 1900, die Farbe zugunsten von Form verwerfen.

04. Metaphysik: Teil einer Philosophie, der sich mit dem Sein beschäftigt, das als jenseits der sinnlosen Erfahrungen liegend angenommen wird.

05. Surrealismus: Literatur- und Kunstrichtung nach dem 1. Weltkrieg, der das Unbewußte, traumhafte Absurde als Inspiration zu künstlerischem Schaffen diente.

06. Illustration: Bilderklärung eines Textes.

07. Psychoanalyse: Von Sigmund Freud entwickeltes Verfahren, neurotische Störungen und Fehlverhalten vor allem durch Erläuterung von Triebkonflikten zu heilen.

08. Collage: Verwendung von Resten aller Art, Stoffetzen, Papierschnipsel usw. in Bildern.

09. Andalusien: Landschaft in Südspanien.

10. Paranoia: Sonderform der Schizophrenie mit Wahnerscheinungen, wie Größen-, und Verfolgungswahn.

11. irrational: mit dem Verstand nicht zu erfassen.

12. abstrakt: rein begrifflich, Gegensatz zu konkret.

13. Metamorphose: Verwandlung, Gestaltwandel.

14. Renaissance: Jedes Wiederaufleben einer früheren Kulturerscheinung, besonders die Erneuerung antiken Geistes.

15. Barock: Kunststiel des 16.-18. Jahrhunderts in Europa. Er ist Ausdruck des kirchlichen und weltlichen Absolutismus in der Kunst.

16. Retrospektive: die Rückschau.

17. Klassizismus: Kunstrichtung, die sich an die griech.-röm. Antike lehnt.

18. Mystizismus: Wundergläubigkeit, unechte Mystik

19. heroisch: heldenmütig

1932 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet