Ausgrenzung

AUSGRENZUNG

1. INHALT

Marta wächst in ärmlichen Verhältnissen auf: ihre Mutter arbeitet als Dienstmädchen und Hausmeisterin und ihr Vater stirbt im Krieg. Trotzdem kann es ihr ihre Mutter ermöglichen, Naturwissenschaft zu studieren und aus diesem Grund verlässt Marta ihre Mutter und ihr Heimatdorf. Sie heiratet den sehr wohlhabenden Felix und ist begeistert vom Luxus, den er ihr bieten kann doch die Familie ihres Ehemannes mag sie nicht und akzeptiert sie nicht als Familienmitglied. Nach einiger Zeit wird Marta schwanger und sie bekommt einen scheinbar gesunden Sohn, der Jakob getauft wird. Doch die Mutter ist durch die Geburt des Sohnes sehr erschöpft und schwach, außerdem verläuft ihre Ehe mit Felix nicht so harmonisch wie sie es sich vorgestellt hat. Felix nennt sie eine Versagerin, er schämt sich für seine erschöpfte Frau und macht ihr aufgrund ihrer Schwäche viele Vorwürfe.
Jakob ist ein sehr anstrengendes Kind, er schreit sehr häufig und ängstigt sich schnell auch vor alltäglichen Dingen wie das Läuten eines Telefons und so muss Marta sehr viel Zeit mit ihrem Sohn verbringen. Je älter Jakob wird, desto seltsamer wird sein Verhalten, doch beide Elternteile wollen nicht wahrhaben dass sie kein gesundes Kind haben. Das Kind läuft gerne im Kreis und es liebt die unaufhörliche Wiederholung des gleichen, das heißt, der tägliche Spaziergang muss immer genau gleich ablaufen und nur ein anders parkendes Auto bringt Jakob zum Weinen und zum Schreien. Außerdem spricht er nur sehr selten, er benutzt die Sprache nicht zur Kommunikation, ignoriert, abgesehen von seiner Mutter, andere Menschen und ist in seiner Entwicklung viel weiter zurückgeblieben als Gleichaltrige.
Felix gibt für all diese Dinge seiner Frau die Schuld, er will nicht wahrhaben, dass er ein krankes Kind gezeugt hat und meint, Marta erzieht ihren Sohn falsch, doch er hilft ihr nicht bei der Erziehung, da er den ganzen Tag arbeitet. Auch die meisten Ärzte erkennen Jakobs Krankheit nicht und geben der scheinbar falschen Erziehung der Mutter die Schuld, obwohl diese sich sehr viel Mühe mit ihrem Sohn gibt und viel Zeit mit ihm verbringt.
Jakob fühlt sich im Kindergarten nicht sehr wohl, er ist stets allein und spricht auch mit niemandem. Beide, Mutter und Sohn sind mit ihren Nerven am Ende.
Als Jakob cirka 4 oder 5 Jahre alt ist, wird seine Krankheit amtlich beglaubigt und abgestempelt: er wird offiziell als behindert erklärt, da er an Autismus und Entwicklungsverzögerung leidet. Marta erträgt Felix nicht mehr, sie will frei sein und sich von ihm trennen. Ihr Ehemann erklärt sich dazu bereit und er verspricht ihr auch regelmäßige Unterhaltszahlungen. Marta zieht wieder in ihre Geburtsstadt zurück und sie fühlt sich sehr wohl in ihrer neuen Wohnung. Auch Jakob macht Fortschritte, er verwendet die Sprache besser und ist humorvoll und fröhlich, obwohl er manchmal um Jahre zurückfällt und sich wie ein kleines Kind benimmt.
Marta findet in ihrer Geburtsstadt keine Freunde denn sie muss ihre ganze Zeit und Kraft in Felix investieren. Die Nachbarn tolerieren ihren kranken Sohn nicht, sie fühlen sich durch sein Schreien und seine gelegentlich auftretenden Wutanfälle belästigt und bringen kein Verständnis auf. Die Hausmeisterin verbreitet Gerüchte über Marta und verdoppelt ihre Miete und Marta trifft auf viele feindselige Blicke in ihrer Umgebung.
Deshalb beschließt sie, umzuziehen und sie erwirbt ein Haus in einer scheinbar sehr angenehmen Wohngegend. Allerdings wird sie krank und bekommt Probleme mit ihren Magen. Sie zögert die notwendige Operation aus Angst um den inzwischen cirka 10 - jährigen Jakob sehr lange hinaus und gibt ihn schließlich schweren Herzens für einige Monate in ein Heim. Nach der Operation ist Marta sehr schwach und erschöpft und als sie nach zweieinhalb Monaten die Kraft aufbringt, ihren Sohn aus dem Heim zurückzuholen, ist dieser in einem sehr schlechten Zustand und benimmt sich wie ein Vierjähriger und es dauert lange, bis er dieses Defizit wieder aufgeholt hat. Die Nachbarn erleichtern Marta das Problem nicht: sie sind intolerant und fühlen sich von Jakob belästigt, wenn dieser zum Beispiel in der Öffentlichkeit schreit.
Als Jakob 15 Jahre alt ist, eskaliert die Situation: er wird im Schulbus gequält und geärgert und eines Tages auch verprügelt. Auch Marta wird mit Telefonanrufen in der Nacht und Morddrohungen belästigt. Sie hat Angst um sich und ihren Sohn doch niemand will ihr Glauben schenken. So beschließt sie gezwungenermaßen, wegzuziehen und sie zieht in eine Wohnung in die Nähe von Felix, die auch von diesem bezahlt wird. Dieser hat sie nun völlig unter Kontrolle, er hat ein Familienleben und trotzdem die Freiheit eines Junggesellen. Marta erkennt, dass das Ausgegrenztsein nicht an Jakob liegt, und dass die Grenze, die Mutter und Sohn von den anderen trennt, nie verschwinden wird und dass beide mit ihr leben müssen.


2. CHARAKTERISTIK

Marta:
Marta wächst in ärmlichen Verhältnissen auf doch sie schafft es, der Armut zu entkommen indem sie einerseits studiert und andererseits den wohlhabenden Felix heiratet. Am Beginn ihrer Ehe ist sie glücklich und der Luxus, den Felix ihr bietet, beeindruckt sie. Als sie schwanger wird, wünscht sie sich sehnlichst ein Mädchen doch sie bekommt einen Sohn.
Sie lässt sich oft von ihren Gefühlen mitreißen, z. B. schlägt sie während ihrer Schwangerschaft Felix als dieser ihr sagt, dass er bei der Geburt nicht dabei sein wird. Nach der Geburt ihres Sohnes ist Marta schwach und erschöpft, sie hat nicht einmal die Kraft zu kochen oder zu essen. Die Situation verbessert sich nicht denn Jakob ist ein sehr anstrengendes Kind und Marta hat kaum Zeit für sich. So kommt es auch vor, dass sie Jakob schreiend alleine lässt um zu lesen doch im Grunde genommen kümmert sie sich sehr um ihr Kind. Allerdings will sie sich von ihrem Ehemann trennen, sie will frei sein und aus ihrer Ehe ausbrechen. Sie weiß, dass ihr Kind nicht gesund ist, doch ihre Umwelt schenkt ihr keinen Glauben. Marta investiert ihre ganze Zeit in Jakob und vernachlässigt daher andere Beziehungen. Ihre Ehe mit Felix ist kaputt und sonst hat sie auch keine Freunde. Sie ist auf normale Familien mit gesunden Kindern eifersüchtig und wird im Laufe der Zeit immer verbitterter, weil sie sich sehnlichst ein gesundes Kind wünscht, aber kein Arzt ihr helfen kann.
Sie versucht immer, ihren Sohn zu verteidigen, hat aber nur wenig Erfolg damit, da ihre Umwelt ihr die Schuld für das Anderssein des Sohnes gibt. Für sie sind alle ihre Mitmenschen Feinde und sie behandelt diese sehr misstrauisch. Sie kann keine richtigen Freundschaften deshalb schließen und so isoliert sie sich und ihr Kind immer mehr, doch sie gibt die Schuld dieser Isolation den anderen und der Tatsache, dass Jakob behindert ist. Erst am Ende erkennt sie, dass nicht Jakob schuld ist an der Ausgrenzung und dass sie auf andere Menschen, die ebenfalls nicht in die Gesellschaft integriert sind zugehen muss, um sich gegenseitig zu erkennen und zu unterstützen. Außerdem verzweifelt sie nicht völlig und trägt noch Hoffnung, dass Jakob eine bessere Zukunft bevorsteht.


Jakob:
Jakob ist Autist und somit ein sehr schwieriges und anstrengendes Kind. Als Baby schreit er sehr viel und er ängstigt sich sehr schnell, auch vor alltäglichen Geräuschen. Je älter Jakob wird, desto deutlicher wird, dass er anders als Gleichaltrige ist. Er läuft oft im Kreis, geht nur auf Zehenspitzen, und isst mit 3 Jahren nur fein pürierte Nahrung. Außerdem benutzt er die Sprache nicht zur Kommunikation, zum Beispiel wiederholt er Fragen, anstatt darauf zu antworten.
Weiters liebt er die unaufhörliche Wiederholung des Gleichen, Spaziergänge etwa müssen täglich nach dem selben Schema verlaufen, alles andere, neue, ungewöhnliche bringt ihn aus der Fassung.
Obwohl dies ungewöhnlich für einen Autisten ist, mag Jakob andere Kinder, doch diese wollen nichts mit ihm zu tun haben verstoßen und bedrohen ihn sogar und dies macht Jakob sehr traurig. Im Kindergarten ist er immer allein, er ist scheu und still und er leidet sehr darunter, dass er sich nicht in die Gemeinschaft der anderen Kinder eingliedern kann.
Er versteht nicht warum sie ihn nicht mögen und als Ersatz für echte Freundschaften erfindet er seinen unsichtbaren Freund Arni, der aber nach einiger Zeit wieder verschwindet.
Im Kindergarten ist Jakob stets allein und dies macht ihn sehr traurig. Er zeigt ein ausgeprägtes musikalisches Talent, er liebt Reim und Rhythmus, doch will kein Instrument erlernen.
Sehr schwierig für seine Mutter ist, dass er regelmäßig Wutanfälle, die aber mit der Zeit seltener werden, hat und dass diese unerklärlich und unaufhaltsam sind.
Jakob weiß nicht, wie man sich zu verhalten hat, er kennt die Regeln von Sitte und Anstand nicht und als er ca. 12 Jahre alt ist, beginnt er, seine Umgebung alleine zu erforschen und geht auch in andere Gärten, unwissend, dass sich die Nachbarn von ihm belästigt fühlen. In der Pubertät verliebt er sich in die Nachbarstochter Mathilde, er wartet stundenlang auf sie doch sie mag ihn nicht, ignoriert und beleidigt ihn. Als er eines Tages verprügelt wird, hat er Angst vor seinen Mitmenschen, will aber nicht von seinem Zuhause wegziehen und geht nur ungern mit seiner Mutter mit.

Felix

Felix stammt aus einem sehr reichen Elternhaus und wird von seiner Mutter finanziell großzügig unterstützt, deshalb ist er auch sehr darauf bedacht, nicht mit ihr in Konflikt zu kommen. Weiters ist ihm seine Karriere sehr wichtiger als seine Frau, er plant nichteinmal - aus geschäftlichen Gründen - bei der Geburt seines Kindes anwesend zu sein. Aber er kommt dann doch, aber geniert sich für seine Frau, die bei der Geburt geschrieen und geflucht hat. In der Öffentlichkeit zeigt er sich als liebender Vater und Ehemann, doch in Wirklichkeit verbringt er nicht sehr viel Zeit mit seinem Sohn und er schämt sich für seine erschöpfte und leidgeplagte Frau und macht ihr viele Vorwürfe. Im ersten Lebensjahr Jakobs arbeitet er sehr viel, sperrt seine Frau in die gemeinsame Wohnung ein und nimmt ihr alle Schlüssel weg, um sie völlig unter Kontrolle zu haben. Er unterstützt seine Frau nicht sondern verschlimmert ihre Situation nur. Er weiß, dass Marta finanziell von ihm abhängig ist und nützt dies schamlos aus. Um ihr zusätzlich Angst zu machen, droht er ihr mit Scheidung und Entziehung des Sorgerechts für ihren Sohn.
Er will es nicht wahrhaben, ein krankes Kind zu haben, und er sucht die Schuld für Jakobs Fehlentwicklung bei seiner Mutter:
Er ist der Meinung, Marta erziehe Jakob falsch und zu nachlässig und er glaubt, Marta zerstöre ihren Sohn.
Als Marta beschließt, ihn zu verlassen, scheint er sich zu bessern, er kümmert sich um seine Familie und zahlt ihr auch regelmäßige Unterhaltszahlungen, damit Marta ein neues Leben anfangen kann. Doch er kümmert sich sonst weiterhin nicht um das Kind und besucht es nur sehr selten. Nach einiger Zeit will er sich aufgrund einer anderen Frau scheiden lassen. Als Marta operiert werden muss, weigert Felix sich, Jakob für einige Wochen bei sich aufzunehmen, obwohl er weiß, dass Jakob sonst in ein Heim muss.
Als Marta in einer Notsituation steckt, nämlich als sie mit ihrem Sohn umziehen muss, nutzt Felix dies schamlos aus. Er zahlt ihr zwar eine Wohnung, aber nur wenn Marta in seine Nähe zieht. Nun hat er alles was er sich wünscht: Er hat seine Familie völlig unter Kontrolle, ist aber dennoch frei und ohne Verpflichtungen, was das Familienleben angeht.


3. WICHTIGE ASPEKTE:

Martas Kindheit und Jugend:

Marta wächst in ärmlichen Verhältnissen und in Kriegszeiten auf. Mit ihrer Mutter bewohnt sie eine Hausmeisterwohnung in einer schmalen Seitenstraße einer Altstadt, der Vater verstarb im Krieg. Um nicht in den Luftschutzkeller zu müssen, nehmen ihre Mutter und Marta lange Fußmärsche zu den Verwandten des gefallenen Vaters in Kauf.

Marta sieht ihrem Vater sehr ähnlich, sie ist sehr attraktiv und wünscht sich als Kind daher, Model oder Schauspielerin zu werden und sie träumt von einem luxuriösem Leben
Obwohl ihre Mutter nur sehr wenig verdient - sie arbeitet als Dienstmädchen und Hausmeisterin - kann sie es ihr dennoch ermöglichen, Naturwissenschaften zu studieren und so verlässt Marta ihre Heimatstadt und auch ihre Mutter, um ein neues Leben zu beginnen, das aber nicht so verläuft wie sie es ursprünglich geplant hat.

Martas gescheiterte Beziehung zu ihrem Ehemann Felix:
Marta ist anfangs von dem Luxus, den Felix ihr bieten kann begeistert und geblendet und am Anfang ihrer Ehe ist Marta glücklich. Doch mit der Zeit stellt sich Felix' wahres Gesicht heraus: seine Frau interessiert ihn nicht mehr so wie früher und seine Karriere, vor allem sein neu begonnenes Jusstudium ist ihm wichtiger als ein harmonisches Familienleben. Er plant nicht einmal, bei der Geburt seines Sohnes anwesend zu sein, deswegen kommt es zu einem Konflikt mit Marta, welche ihn schlägt und er schlägt sie zurück. Bei der Geburt Jakobs ist Felix dann doch anwesend, doch er geniert sich für seine Frau, die unter Schmerzen geschrieen und geflucht hat.
Die Situation verbessert sich nicht: es kommt sogar so weit, dass Felix seiner Frau den Wohnungsschlüssel wegnimmt und sie in der Wohnung einsperrt, während er den ganzen Tag nur arbeitet.
Felix ist sehr aggressiv gegenüber Marta, er macht ihr viele Vorwürfe, sagt, sie sei eine schlechte Mutter und eine Versagerin und beleidigt sie oft, anstatt sie zu unterstützen. Von Liebe ist nun nicht mehr die Rede und Marta will aus der Ehe ausbrechen und sich von ihrem Mann trennen, was aber anfangs unmöglich scheint, da Marta finanziell von ihrem Gatten abhängig ist.
Sie hat Angst vor Felix, da dieser droht, ihr das Sorgerecht für Jakob zu entziehen und das Ehepaar schläft auch in getrennten Betten.
Als Felix ca. fünf Jahre alt ist, scheint sich Felix zu bessern: nachdem Marta angekündigt hat, sich von ihm zu trennen, ist er rücksichtsvoller und kümmert sich auch um seine Familie und ermöglicht Marta auch den Start in ein neues Leben, indem er sie finanziell unterstützt.
In der darauffolgenden Zeit haben die beiden Eheleute nur kaum Kontakt, nur sehr selten besucht Felix seinen Sohn und seine Frau. Erst als Marta sich in einer Notsituation befindet und keinen Ausweg weiß, kommt das Ehepaar wieder zusammen, beide wohlwissend, dass bei dieser Lösung nur Felix Vorteile hat und Marta nicht davon profitiert.

Weitere gescheiterte Beziehungen unter "die Rolle der Gesellschaft" - Punkt 3


Martas Beziehung zu ihrem Sohn Jakob

Während ihrer Schwangerschaft wünscht sich Marta immer eine Tochter, doch dann wird sie Mutter eines Sohnes. Das Kind ist sehr anstrengend und sie wird von ihrem Ehemann nicht genügend unterstützt. Marta muss ihre ganze Zeit in Jakob investierten und kann anderen Interessen wie Hobbys oder ihren früheren Beruf nicht mehr nachgehen.
Sie liebt ihren Sohn sehr, doch ihre Umwelt schenkt ihr keinen Glauben und meint, die sei Schuld an der Fehlentwicklung Jakobs, da sie ihn nicht richtig erziehe und vernachlässige. Marta versucht immer, ihren Sohn zu verteidigen, wenn er aufgrund seiner Krankheit auf Ablehnung stößt, doch wenn sie ihn mit dem Argument, dass er ja behindert sei, verteidigt, schämt sie sich anschließend dafür, dass sie ihren Sohn ausliefert und verrät.
Marta wünscht sich immer, dass Jakob doch wie durch ein Wunder gesund wird, doch auch als dies nicht passiert, unterstützt sie ihn. Sie will nur sein Bestes, und opfert sich für ihn auf, was darin endet, dass sie fast keine Zeit für sich hat.
Für Jakob ist Marta die wichtigste Bezugsperson in seiner Kindheit muss die Mutter immer bei ihm sein, doch als er in die Pubertät kommt will er Abstand von ihr gewinnen und er möchte oft allein sein. Er redet mit seiner Mutter nicht über seine Probleme, z.B. dass er im Bus gequält wird.

Die Rolle der Gesellschaft:
    Ärzte und Experten
Die Ärzte, die Marta aufsucht, geben größtenteils Marta die Schuld für die Fehlentwicklung Jakobs. Sie erkennen die Krankheit des Kindes nicht und denken, Marta vernachlässige ihren Sohn oder erziehe ihn falsch. Sie schenken der Frau keinen Glauben, wenn sie sagt, sie liebe ihr Kind, und sehen sie als Sündenbock. Erst als ein Arzt amtlich bestätigt, dass Jakob krank ist, kann Marta ihre Unschuld beweisen.
    Felix’ Familie
Marta wird von der Familie ihres Ehemannes nicht aufgenommen und integriert. Vor allem die Schwiegermutter hat ihr gegenüber Vorurteile, da Marta studiert hat, und ihrer Meinung nach solle eine Frau häuslich und eine gute Hausfrau und Mutter sein und für Frauen ist es nicht notwendig zu studieren.
Als Marta nach der Geburt ihres Sohnes sehr schwach und erschöpft ist, fühlt sich die Schwiegermutter natürlich bestätigt und auch sie gibt Marta die Schuld für Jakobs Fehlentwicklung.

    Martas Umwelt (Nachbarn usw. )
Marta hat nie ein positives Verhältnis zu ihrer Umgebung und sie fühlt sich im allgemeinen von der Gesellschaft diskriminiert und verachtet. Sie schafft es nie, wirkliche Freunde zu finden und tiefe Freundschaften aufzubauen.
Es werden einige Begegnungen Martas mit Menschen aus ihrer Umgebung behandelt, und diese sind größtenteils negativ beschrieben.
Martas Tante etwa, akzeptiert anfangs Jakobs Behinderung, obwohl sie glaubt, ihn durch Schläge heilen zu können, aber nach einiger Zeit wünscht sie, nicht mehr von Jakob und seiner Mutter besucht zu werden, da sie fürchtet, bei den Nachbarn aufgrund der Behinderung ihres Großneffens ins Gerede zu kommen. Ihr ist die Meinung der Mitmenschen wichtiger als ihre Familie und sie geniert sich für Jakob. Marta bricht daraufhin alle Kontakte zu ihrer Tante ab und sieht sie nie mehr wieder, sie geht nicht einmal auf deren Begräbnis.
Als Marta Kontakt mit den Müttern einiger Gleichaltriger Jakob sucht, reagieren diese Mütter ablehnend. Marta will mit ihnen über die Behinderung ihres Sohnes reden und darüber, dass ihr Sohn von anderen Kindern oft diskriminiert wird, doch die Mütter verhalten sich genauso wie ihre Kinder und bringen kein Verständnis für Jakob und seine Mutter auf.
Die Hausbesitzein der Wohnung, in die Marta nach der Trennung von Felix zieht, bringt ebenfalls kein Verständnis auf. Als Jakob am heiligen Abend laut schreit, fühlt die Frau sich belästigt. Sie ist sehr aufgebracht und sie akzeptiert Jakobs Behinderung nicht. Sie lehnt auch Marta ab und lässt ihr dies auch anmerken. Die Hausbesitzerin verbreitet Gerüchte über Marta, hetzt andere gegen sie auf und verdoppelt die Miete. Marta muss nun nicht nur mit der Feindseligkeit der Hausbesitzerin fertig werden, die trifft überall, im Haus und auf der Straße auf feindselige Blicke und Ablehnung. Marta sieht als letzten Ausweg nur noch die Flucht und zieht erneut um.
In der neuen Wohngegend scheint die Atmosphäre anfangs angenehmer zu sein. Marta trifft auf freundliche und hilfsbereite Nachbarn, die Familie Turner. Doch mit der Zeit merkt Marta, dass die Turners nur Bestätigung für ihr eigenes Glück finden wollen und dass sie keine richtigen Freunde sind. Sie sind der Meinung, dass Glück hart erworben und erarbeitet werden muss und dass Marta noch nicht reif genug ist für das Glück. Diese Worte klingen in Martas Ohren natürlich wie purer Hohn und sie fühlt sich verletzt, ohne dies aber zu zeigen. Das wahre Gesicht der Familie Turner stellt sich heraus, als Jakob einen Anfall hat und schreit. Die Nachbarn brechen den Kontakt ab, sie gehen auf Distanz und wollen keine Erklärungen hören. Sie akzeptieren Jakob ebenfalls nicht und fühlen sich von ihm belästigt, und wünschen, ihn nicht mehr sehen zu müssen.
Doch nicht nur die Beziehung zu den Turners ist nun gescheitert, Marta und Jakob werden auch noch terrorisiert. Als Jakob ca. 15 Jahre alt ist, wird er im Bus gequält und beleidigt, Martas Auto wird zerkratzt, sie findet Nägel vor der Haustür und wird Opfer von Morddrohungen und Telefonterror. Sie hat panische Angst, fürchtet um ihr Leben und das ihres Sohnes. Die Polizei schenkt ihr keinen Glauben und hilft ihr nicht, so bleibt Marta wieder nichts anderes als die Flucht.
Im Laufe der Jahre kann Marta nur eine Freundschaft knüpfen, nämlich mit einer Frau namens Susanne. Diese ist sozusagen eine Leidensgenossin, denn auch sie ist Mutter eines autistischen Kindes, nämlich Angelika. Doch auch Susanne versteht Marta oftmals nicht, sie versteht nicht warum Marta so verbittert ist. Susanne scheint besser mit ihren Mitmenschen zurechtzukommen, doch Marta prophezeit ihr, dass auch sie verbittert werden wird, wenn ihre Tochter älter ist und von der Gesellschaft ausgegrenzt wird.

Die Frage der Schuld am Unglück Martas:
Marta fühlt sich von der Gesellschaft ausgegrenzt und diskriminiert, sie möchte, dass ihre Mitmenschen Verständnis für ihren Sohn aufbringen, ihn akzeptieren und in ihre Gemeinschaft integrieren. Doch dieser Wunsch wird ihr nicht erfüllt und Marta sieht sich und ihren Sohn als Außenseiter der Gesellschaft. Sie leben an einer Grenze, sind nicht integriert und Marta weiß, "das Leben an der Grenze hatte sie verändert. Zweifellos war sie bitter geworden, misstrauisch und vom Leben müde..."(Seite 264).
Die Gesellschaft trägt sicher einen großen Teil am Unglück Martas bei, doch man muss auch erwähnen, dass auch Marta nicht unschuldig an ihrer Situation ist. Sie sieht sich als Opfer der Gesellschaft und tut nichts um ihre Lage zu verbessern. Als zum Beispiel an einer Geburtstagsfeier Jakob laut schreit und sich deshalb die anderen Gäste belästigt fühlen, geht Marta sofort, sie flüchtet anstatt mit den anderen Menschen darüber zu reden. Sie erträgt die feindseligen und fragenden Blicke nicht, sie schämt sich zu sehr um sie zu ertragen und stell sich der Situation nicht.
Im Laufe der Zeit isoliert sie sich immer mehr denn sie sieht alle ihre Mitmenschen als Feinde. Als Jakob eines Tages auf der Straße schreit, beobachtet eine Frau dies. Marta denkt sofort, sie will ihr und ihrem Sohn schaden und auch als die Frau Marta ihre Hilfe anbietet, bleibt Marta misstrauisch. Der Kontakt mit dieser Frau hält zwar noch längere Zeit, doch es entwickelt sich keine richtige Freundschaft zwischen den beiden.
Marta ist so verbittert, dass es ihr unmöglich ist, Freundschaften zu schließen. Verabredungen scheinen ihr als Zeitverschwendung denn sie denkt nur an ihren Sohn. Somit verstärkt sich ihre Isolation immer mehr. Sie denkt, sie sei ganz alleine und nur ihr gehe es schlecht. Erst sehr spät erkennt sie, dass sie selbst ihre Situation verbessern könnte.
Sie merkt, dass es viele Menschen gibt, die an einer Grenze leben und Außenseiter der Gesellschaft sind, dass sie diese erkennen und auf sie zugehen muss ( " Die Grenze, an der sich so lange allein mit Jakob gewähnt hatte, war dicht bevölkert". - Seite 264",Wenn wir, die wir an der Grenze leben, einander erkennen könnten, dachte sie, wären wir nicht so einsam und so verwundbar" - Seite 265).


4.SPRACHLICHE UND FORMALE ASPEKTE

Die Handlung wird nicht chronologisch und von einem Er - Erzähler aus der Sicht Martas erzählt und beginnt mit einem Gespräch zwischen Marta und einem Arzt, welches der Anlass ist für diverse Rückblenden, die in groben Zügen Martas Leben schildern. Der Leser erfährt nur wenig von der Kindheit und Jugend, gerade genug um sich ein grobes Bild zu machen. Es wird nichts über die Beziehung zu den Eltern erzählt, man kann nur ahnen, dass Marta keine groben Probleme mit ihrer Mutter gehabt hat. Über den Vater weiß man nur, dass er im Krieg gefallen ist. Ab der Schwangerschaft Martas beginnt die eigentliche Handlung, die aber ebenfalls mit zahlreichen Rückblenden gespickt ist, welche oft zur Verwirrung des Lesers beitragen, da keine genaueren Zeitangaben gemacht werden.
Das Fehlen genauerer Zeitangaben zieht sich durch die ganze Handlung, nur selten erfährt der Leser, wie alt (um ein Beispiel zu nennen) Jakob gerade ist, man kann dies nur indirekt erahnen (zum Beispiel aus der Tatsache, dass er gerade in den Kindergarten geht).
Es werden manche Situationen sehr genau beschrieben, zum Beispiel ein Kindergeburtstag, aber über andere Dinge wird der Leser im Unklaren gelassen, zum Beispiel über die Schullaufbahn Jakobs. Es wird zwar erwähnt, dass Ärzte und Experten es für besser halten, Jakob in die Sonderschule zu schicken (in Gegensatz zu Marta, die ihren Sohn für klug genug hält, um in eine gewöhnliche Schule zu gehen) aber welche Schule Jakob letztendlich wirklich besucht, wird nie genau und deutlich erwähnt.

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