Das Pferd

DAS PFERD

Psychologie:
Der Instinkt:
Das Benehmen des Pferdes ist vorwiegend durch Instinkte gelenkt. Der
Instinkt, welcher autonom im Zentralnervensystem verankert ist, löst den
Drang zur Handlung aus. Dieser Drang wird auch Trieb genannt. Zwei
allgewaltige Triebe bestimmen das Leben des Pferdes: der
Selbsterhaltungstrieb und der Arterhaltungstrieb.
Zum Selbsterhaltungstrieb gehören der Ernährungstrieb, der Bewegungstrieb,
der Fluchttrieb und der Selbstverteidigungstrieb. Den Selbsterhaltungstrieb
kann zur Zeit der Paarungsbereitschaft den Arterhaltungstrieb übertönen.
Beide Triebe vereinigen sich im Sozialtrieb.Die Grundlage des Reit - oder
Rennsportes bildet der Bewegungstrieb des Pferdes. Gerade im Rennsport darf
die Rolle des Fluchttieres nicht unterschätzt werden. Die am Bewegungsdrang
gehinderten Pferde, die nur eine Stunde am Tag geritten werden und die
restlichen 23 Stunden im Stall stehen müssen, empfinden diesen auferlegten
Zwang als unangenehme Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens. Bei dem Pferd
ist der Fluchttrieb besonders stark ausgeprägt. Auf Angst oder Schmerz wird
es mit einer Flucht nach vorne antworten, gleichgültig, ob die Angst durch
einen glatten Stallboden oder die im Maul reißende Hand des Reiters erzeugt
wird.
Durch Zuchtauslese wurden Pferde mit einem starken Selbstverteidigungstrieb
ausgemerzt.Auf den Geselligkeitstrieb des Pferdes sollte ebenfalls nicht
vergessen werden. Deshalb sollen sie stets die Möglichkeit haben, sich im
Stall zu sehen. Das Kleben der Pferde ist die Kehrseite des
Geselligkeitstriebes.
Das Pferd ist ein Sklave seiner Instinkte und Triebe. Es fehlt ihm die
Möglichkeit, die Dinge der Welt dem Wesen nach zu erfassen, und nur in
beschränktem Maß kann es seine gesammelte Erfahrung verwerten.
Das Gedächtnis:
Neben Instinkt und Reflexverhalten nützt der Reiter besonders das Gedächtnis
zur Ausbildung des Pferdes. Die Lernfähigkeit, die bei fast allen Lebewesen
zu finden ist, darf nicht mit Intelligenz verwechselt werden. Unter
Gedächtnis ist die Fähigkeit zu verstehen, eine Wahrnehmung und die damit
verbundene Gefühlsregung latent zu bewahren und später wieder wirken zu
lassen. Auf dieser Fähigkeit beruht der Lernvorgang. Das Lernen beim Pferd
geschieht durch Versuch und Irrtum. Niemals z. B.: kann ein Pferd den
Mechanismus eines Riegels, welcher die Box versperrt, niemals verstehen.
Trotzdem gelingt es ihm durch Versuch und Irrtum zu lernen, wie die Tür zu
öffnen ist. Psychologen sprechen hierbei von einer sekundären
Aufgabenlösung. Bei einer Dressurleistung ist das Gedächtnis Voraussetzung.
Die Dressur des Reitpferdes unterscheidet sich in diesem Punkt wesentlich
von der Dressur eines Hundes oder Zirkuspferdes. Während beim Hund oder beim
Zirkuspferd das Beherrschen einer Lektion den Lehrer befriedigt, genügt dies
dem Dressurreiter nicht. Er verlangt neben dem perfekten Ausführen der
Lektion das An - den - Hilfen - Stehen des Pferdes, welches erst die Harmonie
zwischen Pferd und Reiter gewährleistet. Im hippologischen Sinne heißt
Dressur das zwangslose Entwickeln aller natürlichen Möglichkeiten des
Pferdes durch systematische Gymnastizierung mit dem Ziel, das Pferd ins
Gleichgewicht zu bringen und auf dieser Basis den absoluten Gehorsam zu
erreichen. Zum Reiten werden also neben dem Gedächtnis des Pferdes auch die
Instinkte und Reflexe benötigt, um eine Harmonie zwischen Mensch und Tier zu
ermöglichen.






Physiologie:

Zähne:
Wie beim Menschen unterscheiden wir ein Milchgebiß und ein bleibendes Gebiß
(bis auf die letzten drei Backenzähne wechseln alle Zähne).
Die Gebissformel lautet(für jede Kieferseite):
(Abb.1)
Ober und Unterkiefer: 3 1 3 3
3 Schneidezähne, 1 Hakenzahn, 3 Prämolaren und 3 Molaren .
Zufolge hat der Hengst 40 und die Stute 36 Zähne.
Die Hakenzähne bilden sich nur beim Hengst aus, können in Ausnahmefällen
aber auch bei Stuten vorkommen.
Der Zahnwechsel beginnt für die Zangenzähne mit 2,5, die Mittelzähne mit
3,5, und die Eckzähne mit 4,5 Jahren. Bis sich die gegenüberliegenden Zähne
das erstemal in Berührung treten braucht brauchen sie etwa ein halbes Jahr.
Da der junge bleibende Zahn ein Loch, die Kunde, hat, ergeben sich hierdurch
Merkmale für seine Abnutzung. Im Oberkiefer sind die Kunden 12mm tief und im
Unterkiefer 6mm. Da die Abnutzung pro Jahr 2mm beträgt, lässt sich damit das
Alter des Pferdes errechnen.
Das Fundament:
Stellung der Gliedmaßen

Die meisten Unregelmäßigkeiten im Körperbau sind in den Stellungen der
Gliedmaßen zu finden. Erhebliche Abweichungen von einer regelmäßigen
Stellung beinhalten stets eine Gefahr für die Gesundheit der Beine.
Vorhand: (Abb.2)
Seitlich betrachtet, kann man an der korrekt gebauten Vorhand das
Ellbogengelenk und das Fesselgelenk durch eine senkrecht verlaufende Linie
verbinden. Die normale Stellung und Abweichung zeigtdie Abbildung
Die Rückbiegigkeit ist der schlimmste Fehler, da dadurch das
Vorderfußwurzelgelenk einer übermäßigen Beanspruchung ausgesetzt ist. Eine
Vorbiegigkeit hingegen braucht keine nachteiligen Folgen zu haben, solange
sie durch entsprechende Fesselung ausgeglichen wird. Steile Fesselung bringt
jedoch eine zusätzliche Belastung, und die Pferde zeigen nach einer
Anstrengung das sog. "telegraphieren" - ein Zittern. Frühzeitige
Abnützungserscheinungen können sich hier einstellen.
Auch Vor - und Rückständigkeit werden durch Schulter - und Fesselstellung
ausgeglichen und müssen deshalb nicht zwingend zu Schäden an den Gelenken
oder Sehnen führen.
(Abb.3)Von vorn betrachtet, sollte bei einem korrektem Pferd eine gedachte
senkrechte Linie vom Buggelenk ausgehend alle Gelenke halbieren. Jede
Abweichung von der Senkrechten ist mit einer ungleichen Belastung der
Gelenke verbunden und birgt die Gefahr einer chronischen Gelenkerkrankung
mit sich. Alle Stellungsfehler der Vorhand sind beim Pferd kritischer zu
betrachten als die der Nachhand, da etwa 2/3 des Körpergewichtes auf der
Vorhand sind.
Nachhand:(Abb. 4)
Die Fehler, wie sie an der Vorhand beschrieben wurden, kommen auch an der
Nachhand vor. In der seitlichen Betrachtung muss bei korrekter Stellung eine
Senkrechte vom Hüftgelenk ausgehend die Hufballen treffen. Fehlerhafte
Stellungen sind die vorständige, rückständige und bärenfüßige Hinterhand.
Durch Stellungsfehler wird vor allem der vom Sprunggelenk veränderte Winkel,
der normalerweise 135° beträgt, verändert. Die rückständige oder
bärenfüßige Stellung hat ein steiles Sprunggelenk zur Folge.
(Abb. 5) Ähnlich wie bei der Vorhand halbiert bei der Betrachtung von hinten
eine gedachte Linie vom Sitzbeinhöcker ausgehend alle Gelenke. Auch hier
haben wir eine bodenweite, eine bodenenge und eine Diagonal nach außen oder
innen gerichtete Stellung. Letztere werden auch kuhhessig oder X - beinig und
faßbeinig oder O - beinig genannt. Durch Stellungsfehler der Vor - oderNachhand
leidet stets


der Raumgriff der Bewegungen oder die Korrektheit des Ganges. So ist z.B.
das Streifen und Greifen im höheren Maße bei Pferde mit schlechter Stellung
anzutreffen.

Lahmheiten:

Lahmheit ist der Ausdruck von Schmerzen in einer Extremität (Bein). Das
Pferd versucht, die Zeit der Belastung dieses erkrankten Beines zu
verkürzen, es hinkt genau wie der Mensch, der einen Fuß schont. Gleichzeitig
wird bei diesem Vorgang die Extremität der anderen, gesunden Seite mehr
belastet.
(Abb. 7)
Hufrollenentzündung - Podotrochlose:
Die Hufrolle oder Strahlbein ist ein kleines längliches Knöchelchen, das im
Huf zwischen dem Hufbein, dem Kronbein und der tiefen Beugesehne eingelagert
ist. Die Hufrollenentzündung ist eine Berufskrankheit der Reitpferde. Es
handelt sich um eine schleichend verlaufende Entzündung des Strahlbeins,
wobei die über das Strahlbein laufende Sehne und der sich dort befindende
Schleimbeutel miterkranken. Eine Heilung gibt s nicht, aber man kann einen
Nervenschnitt machen lassen.
Hufrehe:
Ist eine diffuse, nicht eitrige (aseptische) Huflederhautentzündung, die
meist an beiden Vorderhufen, manchmal auch auf allen Vieren auftritt.
Entsteht durch Traben auf hartem Boden, Transport, Futterumstellung. Das
Pferd verlagert sein Gewicht so weit wie möglich nach hinten, um die Hufe zu
entlasten. Die eigentliche Gefahr ist die Senkung des Hufbeins. Durch den
Zug der Sehnen und die gleichzeutige Loslösung des Hufbeins von der
Hornkapsel kommt es in chronischen Fällen zur Senkung des Hufbeins. Dies
kann soweit gehen, dass das Hufbein durch das Sohlenhorn bricht. In jeden
Fall kommt es zur Mißbildung des Hufes, dem Rehehuf.(Abb.8)
Hufabszeß:
Eine lokalisierte eitrige Huflederhautentzündung, die erst beim
Nachschneiden des Sohlenhornes gefunden wird. Fällt meist durch plötzliche
hochgradige Lahmheit, verstärkte Pulsation der Mittelfußarterie,
Schmerzhaftigkeit beim Abtasten mit der Untersuchungszange auf. Die
Behandlung erfolgt durch trichterförmiges Freilegen des Entzündungsherdes um
den Eiter abfließen zu lassen und Anlegen eines Verbandes mit Zugsalbe. Wenn
der Herd nicht aufgefunden werden kann, kann auch durch warme
Leinsamenumschläge eine Reifung des Abszesses herbeigeführt werden.
Kronentritt und Ballentritt:
Ist eine Verletzung an der Krone oder des Ballen durch den Tritt eines
anderen Fußes. Es können sich Gelenk und Sehnenentzündungen einstellen.
Hornspalten:
Ist die Trennung der Hufwand in senkrechter Richtung. Wird durch spröde Hufe
hervorgerufen. Eine Hornspalte von unten her kann durch eine tiefe Rinne in
Querrichtung gestoppt werden. Wenn der Riß bis zur Huflederhaut reicht, muss
eine Hufoperation vorgenommen werden.
Hufkrebs:
Der Hufkrebs hat nichts mit einem echten Krebs zu tun, es handelt sich
vielmehr um Wucherungen der Huflederhaut am Strahl mit späterem Übergreifen
auf Teile der Sohle, der Eckstreben und der Wand. Eine Verhornung bleibt
aus, so dass das befallene Gebiet weich und schmierig bleibt. Der Hufkrebs
wird im Anfangsstadium häufig mit Strahlfäule verwechselt. Es muss ebenfalls
eine Hufoperation vorgenommen werden.
Lose und hohle Wand:
Ist die Hornwand in der weißen Linie von der Sohle getrennt, spricht man von
der losen Wand. Unter einer hohlen Wand versteht man eine Trennung in der
Blättchenschicht der Hornwand.









Erkrankungen anderer Organe der Extremitäten:

Gelenkerkrankungen:
Die Gelenke des Pferdes unterliegen je nach Stabilität und Belastung sehr
häufig Entzündungen und Abnutzungen. Neben der akuten oder chronischen
Entzündung droht besonders dem Sportpferd die Arthrose, eine
Verschleißerscheinung, die sich häuptsächlich am Gelenkknorpel abspielt. Zu
erkennen ist sie an vermehrter Wärme am betroffenen Gelenk und dem Einlaufen
..
Schulterlahmheit:
Durch Stürze oder Anrennen kann es zu einer Verstauchung oder Verdrehung des
Schultergelenkes kommen und die Lahmheit chronisch werden. Bei schwereren
Fällen muss eine Injektion in das Gelenk vorgenommen werden.
Spat:(Abb.9)
Ist eine chronisch deformierte Entzündung des Sprunggelenkes, aus deren
Folge sich Knochenwucherungen an der Innenseite des Gelenkes, infolge vom
Ãœberanstrengung. Der Spat ist eine Krankheit der Traber.
Anzeichen sind Lahmheit, positive Beugeprobe und Röntgenbefund. Behandelt
wird durch Punktfeuer oder Spatschnitt.
Rehbein:
Es ist das Gegenstück zum Spat, es bildet sich eine Entzündung an der
Aussenseite des Sprunggelenkes durch Ãœberanstrengung oder
Sprunggelenkschwäche.
Verrenkung der Kniescheibe:
Das Abgleiten der Kniescheibe kann nach drei Richtungen geschehen: nach
innen, aussen und oben. Am häufigsten ist die Verrenkung nach oben: Die
Kniescheibe(Patella) rutscht über den Höcker des Oberschenkelknochens und
hakt dort fest, manchmal gleitet sie auch wieder unter hörbarem Knacken
wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Das betroffene Bein wird steif nach
hinten gestreckt, die Zehe wird beim Gehen nachgeschleift. Das Einrenken
gelingt meist schon durch Rückwärtsrichten oder Hinüberschieben auf die
kranke Seite.
Sehnenentzündung:
Meist sind die Beugesehnen der Vorhand davon betroffen, da sie die meiste
Last tragen und z.B. beim Landen oder Abstemmen vom Boden am stärksten
beansprucht werden. Es reißen einzelne oder mehrere Fasern, die Sehne ist
verdickt, warm und schmerzhaft. Der Defekt wird nach einiger Zeit wieder vom
Bindegewebe gefüllt. Es entsteht eine Narbe. In diesem Zeitraum besteht eine
Stützbeinlahmheit.
Ãœberbeine:
Knochenauflagerungen oder Wucherungen, die bis Faustgröße heranwachsen
können, werden Exostosen oder Überbeine bezeichnet. Der typische Sitz bei
den Extremitäten ist die Innenseite des Rohrbeins. Schuld ist der seitliche
Zug der Bänder. Bei Exostosen am Unterkiefer ist ein zu eng angelegtes
Zaumzeug Schuld. Die Behandlung erfolgt durch Operation.
Brüche und Risse des Knochens:
Besonders gefährdet sind die Beine, jedoch kommt es auch zu Brüchen der
Wirbelsäule, des Beckens, der Schädelknochen und der Rippen. Die
Heilungstendenz ist gleich wie die beim Menschen, jedoch schont ein Pferd
sein gebrochenes Bein nicht und verhindert somit das gleichmäßige
Zusammenwachsen. Symptome: Das Pferd tritt mit dem gebrochenen Bein nicht
mehr auf und steht schweißbedeckt und zitternd im Stall. Die
Heilungsaussicht hängt auch davon ab, welcher Teil betroffen ist. Knochen,
die die Körperlast nicht tragen, beeinflussen im Allgemeinen nicht die
spätere Gebrauchsfähigkeit. Brüche am tragenden Knochen sind wesentlich
gefährlicher. Becken und Fesselbrüche stehen an erster Stelle; jedoch können
auch das Röhrbein, das Kronbein und das Hufbein brechen. Brüche, die ins
Gelenk hineingehen, haben eine ungünstige Heilungstendenz, Kronbeinbrüche
gelten als unheilbar.



Gleichbeinfraktur:
Die beiden Sesambeine sind in den Fesselträger an der Rückseite des
Fesselgelenkes eingelagert und brechen meist horizontal nach einem Sprung,
einer scharfen Parade oder einer zu engen Wendung. Die Heilung ist nur durch
eine Operation möglich, bei der das abgebrochene Stück entfernt wird.
Griffelbeinfraktur:
Die Griffelbeine, die Ãœberbleibsel der beiden Seitenzehen sind, brechen bei
Renn - und Reitpferden. Vorwiegend ist der Grund der Fraktur
Ermüdungserscheinung. Die Krankheitserscheinung ist der einer
Sehnenentzündung ähnlich. Ein sicherer Befund ist oft nur durch ein
Röntgenbild möglich. Das abgebrochene Stück muss ebenfalls operativ entfernt
werden.
Erbsenbeinfraktur:
An der Rückseite(Beugefläche) des Vorderfußwurzelgelenkes befindet sich das
Erbsenbein, welches bei Stürzen des Pferdes vom Unterarmknochen und
Röhrenknochen in die Zange genommen wird und brechen kann. Die Heilung
erfolgt operativ durch Schraubung.
Gallen:
Sie sind ein reiner Schönheitsfehler. Sie entstehen nach einer akuten oder
chronischen Entzündung des Gelenkes oder der Sehnenscheide und bilden eine
stärkere Füllung und Ausbuchtung der betreffenden Abschnitte. Sie sind als
Verbrauchserscheinungen anzusehen und bei sehr vielen Pferden festzustellen.
Schleimbeutelentzündungen:
Schleimbeutel sind Polsterorgane, die die Haut, die Sehnen, die Muskeln oder
die Bänder vor einer harten Unterlage schützen sollen und die Gleitfähigkeit
erhöhen. Vor allem finden wir sie über Knochenvorsprüngen.
Stollbeule:
Ist eine Quetschung des Ellbogenhöckers, beim Liegen kommt es manchmal zu
einer Entzündung des sich dort befindenden Schleimbeutels. Meistens sind
Stollen an Stollbeulen schuld. Sie können durch Salben, ältere Stollbeulen
nur durch Operation entfernt werden.
Piephacken:
Sind das gleiche wie Stollbeulen, nur am Fersenhöcker und werden durch
Schlagen gegen die Wand und Liegen auf einer harten Unterlage hervorgerufen
.
Schwellung der Beine:
1. Phlegmone:
Als Phlegmone versteht man eine entzündliche Anschwellung der Haut und
Unterhaut. Es handelt sich um eine Wundinfektionskrankheit
Im allgemeinen tritt eine Phlegmone im Anschluß an oberflächliche Wunden,
Kronentritte, Strahlfäule oder kleinere Stichverletzungen auf, die
Eintrittspforten für Bakterien darstellen. Die Krankheit tritt plötzlich mit
Fieber, meist starker Lahmheit und Schwellung auf. Die Schwellung reicht vom
Huf aufwärts über das Vorderknie (Carpalgelenk) oder das Sprunggelenk und
ist gegenüber dem gesunden Gewebe deutlich abgesetzt. Besonders Hinterbeine
sind für derartige Erkrankungen anfällig. Eine Phlegmone ist sehr ernst zu
nehmen, denn es kann auch zu Blutvergiftungen (Septikamie) und
zurückbleibenden Schwellungen kommen.
2.Stauungsödeme:
Als Ödem wird eine Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe bezeichnet.
Charakteristisch ist seine teigige Konsistens. Die Verdickungen sind kalt
und schmerzlos. Fingereindrücke bleiben einige Minuten bestehen.
Rückstauungen des Blutes führen zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung
im Gewebe. Die Beine und der Unterbauch sind besonders anfällig dafür. Die
Anstauungen wiederum können durch eine Herzschwäche, Trächtigkeit,
Erkrankung von Niere und Leber oder zu fest angelegtem Sattelgurt entstehen.
Die Behandlung erfolgt durch Abstellen der Ursachen.

Krankheiten des Nervensystems:

Dummkoller:
Unter Dummkoller versteht man eine Krankheit des Gehirns, die durch
Vermehrung der Gehirnflüssigkeit entsteht, deswegen wird die Krankheit auch
Hirnhöhlenwassersucht genannt. Die Ursachen können eine Hirnhautentzündung,
oder Geschwülste und möglicherweise auch giftige Stoffwechselprodukte sind
die Ursache der Krankheit. Durch Druckerhöhung im Gehirn wird allmählich die
Hirntätigkeit herabgestzt. Die Pferde machen einen schlafsüchtigen Eindruck,
bewegen sich unsicher und wankelnd, beim Fressen wird der Kauvorgang
plötzlich unterbrochen, so dass Heu und Grasbüschel noch aus dem Maul
herausschauen. Beim Saufen passiert es, dass sie den ganzen Kopf in den
Kübel stecken oder einfach gegen die Wand laufen. Der Dummkoller wird in die
Reihe der Hauptmängel aufgenommen, weil er unheilbar ist.
Spinale Ataxie:
Eine Störung der Bewegungskoordination nennt man Ataxie. Kommt die Störung
vom Gehirn, so bezeichnet man als cerebrale Ataxie, Schädigungen des
Rückenmarks nennt man spinale Ataxie. Ursachen sind Quetschungen des
Rückenmarks im Bereich der Halswirbelsäule und treten vornehmlich nach
Unfällen auf. Die Nervenstränge, die die Hinterhand versorgen, sind in der
Regel durch die Verletzung gestört, so dass die Bewegung der Hinterhand
nicht mehr mit der Vorhand koordiniert ist. Im Schritt fällt dies nicht so
stark auf, doch im Trab und Galopp macht die Krankheit sich bemerkbar, der
schwankende Galoppsprung wird von Stürzen öfters unterbrochen. Die
Heilungsaussichten sind schlecht. Eine mehrwöchige Boxenruhe und Vitamin
B - Injektionen können eine Besserung bringen.
Facialislähmung - Lähmung der Gesichtsnerven:
Beim Pferd ist der Gesichtsnerv schlecht vor äußerer Gewalteinwirkung
geschützt. Deshalb kommt es bei starkem Halfterdruck, nach Liegen auf hartem
Boden, Anrennen gegen Pfosten oder Ähnlichem besonders häufig zu einer
Schädigung dieser Nerven. Selbstverständlich können auch innere Ursachen,
wie Geschwülste oder Blutergüsse, schuld an einer Gesichtslähmung sein. Die
Symtome sind leicht zu erkennen. Je nach Lokalisation der Nervenlähmung kann
das Pferd die betroffenen Muskeln des Kopfes nicht mehr bewegen: Lippen,
Nüstern, Augenlider und Ohren können von der Lähmung betroffen sein und
hängen dann schlaff herab. Eine Selbstheilung der Lähmung ist möglich. Ist
das Ohr nicht mitbeteiligt, kann man durch durchblutungsfördernde
Einreibungen oder Kurzwellenstrahlung versuchen, die Lähmung rückgängig
machen.
Hemiplegia laryngis - Kehlkopfpfeifen:
Das Kehlkopfpfeifen gehört zu den Hauptmängeln und wird definiert als eine
durch hörbares Geräusch gekennzeichnete Atemstörung, die durch einen
chronischen und unheilbaren Krankheitszustand des Kehlkopfes oder der
Luftröhre verursacht ist. In den weitaus meisten Fällen handelt es sich bei
dem Hauptmangel Kehlkopfpfeifen um eine Stimmbandlähmung, die ihrerseits
wieder auf eine Lähmung des Nervs zurückzuführen ist, der den Kehlkopf
versorgt. In 95% aller Fälle ist die linke Hälfte des Kehlkopfes davon
betroffen. Erbliche Faktoren spielen eine entscheidende Rolle während
zusätzlicher Umweltstress das Kehlkopfpfeifen auslöst. Vorwiegend nach
Infektionskrankheiten, wie der Druse oder Influenza, aber auch nach Aufnahme
von Giftstoffen mit dem Futter tritt diese Atemstörung auf. Die Krankheit
äußert sich vorwiegend mit einem Geräusch, das im Galopp zu hören ist. Beim
Einatmen wird das gelähmte Stimmband wie ein Segel aufgebläht und
verschließt einen Teil des Atemweges, so dass sich bei verstärkter Atmung -
das heißt bei schnellerer Gangart - Atemnot einstellt. Beim Kehlkopfpfeifen
tritt der Ton bei der Einatmung auf. Das Geräusch klingt wie ein rauh
gesprochenes "CH". Das Kehlkopfpfeifen kann nur durch eine Operation behoben
werden. Die Operation - bei der beide Stimmbänder seitlich an der
Kehlkopfwand fixiert werden - gelingt jedoch nicht immer. Es kann mit einem
70%igen Erfolg gerechnet werden.

Erkrankungen der Muskulatur:

Muskelentzündung nach Überanstrengung (Rennbahnkrankheit):
Nach Dauerritten, harter Arbeit auf der Rennbahn kann es durch
Überanstrengung zu einer Muskelentzündung kommen. Schon kurze Zeit nach der
Belastung fallen starker Schweißausbruch, Muskelverspannung und
Muskelzittern auf. Das Pferd muss ruhig gestellt werden, nach einigen Tagen
wird sich eine Besserung einstellen.
Kreuzschlag:
Bei der akut auftretenden Muskelerkrankung sind vor allem die großen
Muskelpakete der Nachhand betroffen. Infolge übersteigerter
Milchsäurebildung bei gleichzeitig schlechter Durchblutung degenerieren
Muskelzellen einer Muskelgruppe. Der bei dem Muskelzerfall freigewordene
Muskelfarbstoff - das Myoglobin - gelangt in die Blutbahn und wird mit dem
Harn ausgeschieden. Der Harn verfärbt sich hierbei dunkelrot bis schwarz und
gab der Krankheit auch die Namen "Schwarze Harnwinde" oder
"Nierenverschlag", obwohl es sich primär um keine Nierenerkrankung handelt.
Die Krankheit stellt sich stets nach ein - und mehrtägiger Ruhe ein.
Gleichzeitige reichliche Fütterung fördert das Krankheitsbild. Die Krupp
fühlt sich bretthart mit Schweißausbrüchen, Zittern und verstärkter Atmung.
Die Anzeichen sich ähnlich einer Kolik, nur dass der Appetit erhalten
bleibt. Diese Krankheit kann im ungünstigen Falle tödlich sein.


Blut - Blutgefäße - Herz:

Vielfach wird irrtümlicher Weise angenommen, dass die Namen Vollblut,
Warmblut und Kaltblut etwas mit der Blutzusammensetzung oder Temperatur zu
tun haben. Es handelt sich jedoch ausschließlich um Bezeichnungen von
Pferdeschlägen. Dennoch ist bemerkenswert, dass der Vollblüter um 20 bis 25%
mehr rote Blutkörperchen hat als der Kaltblüter. Die Untersuchung des Blutes
ist bei den meisten inneren Erkrankungen des Pferdes von größter Bedeutung,
da sich die Blutzusammensetzung von Krankheit zu Krankheit ändern kann.
Anämie - Blutarmut:
Bei der Abnahme der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) spricht man von
einer Anämie. Sie tritt entweder als selbstständige Krankheit in Gestalt
einer "infektiösen Anämie" (ansteckende Blutarmut) auf, die unheilbar ist
und für das Pferd stets tödlich endet, oder aber als ein Begleitsymptom
anderer Krankheiten wie Lungenentzündung, Druse, Typhus u. ä. m. Die
Behandlung muss sich immer nach dem Grundleiden richten. Zur Unterstützungen
des kranken Organismus werden jedoch Bluttransfusionen mit gutem Erfolg
durchgeführt.
Leukozytose:
Die weißen Blutkörperchen (Leukozythen) vermehren sich bei
Infektionskrankheiten, da sie die Funktion der Infektionsabwehr erfüllen
müssen. Leukozythose ist eine erwünschte Reaktion und gleichzeitig ein
Hinweis auf entzündliche Organveränderungen.
Leukopenie:
Die Abnahme der weißen Blutkörperchen hingegen weist auf einen
Erschöpfungszustand des Organismus nach langer und schwerer Krankheit hin.
Außer diesen erwähnten Abweichungen der Blutzellen gibt es noch verschiedene
Farbstoffe, die bei Erkrankungen des Pferdes im Blut erscheinen: Am
häufigsten tritt der Gallenfarbstoff im Blut auf. Die dadurch entstandene
Gelbsucht ist entweder auf eine Darmerkrankung, eine Leberentzündung oder
Bluterkrankung zurückzuführen.
Intermittierendes Hinken - Thrombose einer Beinarterie:
Blutgerinsel können ein Blutgefäß völlig verschließen und das betroffene
Gebiet von der Blutzufuhr abschneiden. Beim intermittierdenden
(Zeitweiligen) Hinken ist die Beinarterie einer Hinterhand betroffen. Die
Blutzufuhr ist so stark herabgesetzt, dass sie schon bei leichter Arbeit
ungenügend wird und das Pferd schon nach kurzer Zeit zu lahmen anfängt. Das
Erscheinungsbild ist so typisch, dass es kaum mit einer anderen Krankheit
verwechselt werden kann. Nach kurzer Zeit der Arbeit wird die Lahmheit so
stark, dass die erkrankte Hand gar nicht mehr belastet wird und das Pferd
in der Hinterhand zusammenbricht. Nach einigen Stunden Ruhe erscheint das
Pferd wieder völlig gesund.
Operativ oder Medikamentös ist bis jetzt noch keine Heilung erzielt worden.
Für die Zucht können solche Pferde natürlich ausgenommen werden.
Zerreißung einer Arterie:
Gelegentlich kommt es bei plötzlicher starker Anstrengung durch den
gleichzeitig entstandenen hohen Blutdruck vorwiegend im Anfangsteil der
Körperschlagader zu einer Berstung des Gefäßes. Das ist die Ursache für den
gelegentlich schlagartigen Tod eines Pferdes im Parcours.
Herzkrankheiten:
Sie sind beim Pferd relativ selten. Das Pferdeherz ist ein äußerst
leistungsfähiges Organ (Gewicht 4kg), das mit seinen 28 bis 40 Herzschlägen
pro Minute den Sauerstoffbedarf des Körpers decken muss. Das äußerst
anpassungsfähige Herz, das in Ruhe sozusagen auf Sparflamme arbeitet,
vervielfacht seine Arbeit bei Körperlicher Beanspruchung, Krankheit oder
Aufregung bis zu 100 Schlägen in der Minute. Bei edlen Pferden kann sogar
der Reiter die Herzschläge eines aufgeregten Pferdes durch den an der linken
Wand liegenden Schenkel spüren. In Ruhe sind 2 Herztöne zu hören, bei
starker Belastung oft nur einer.
Herzklappenfehler:
Undichte Herzklappen erzeugen bei der Herzarbeit ein hörbares Geräusch.
Obwohl eine Erkrankung bei einem Hochleistungstier wie es das Pferd ist
nicht unbedenklich ist, braucht ein Herzklappenfehler nicht allzu
pessimistisch beurteilt werden, weil die Herzmuskulatur den defekten
Verschluss der Klappen ausgleichen kann. Erst wenn der Klappenfehler mit
einer Herzmuskelerkrankung verbunden ist, ist die Leistungsfähigkeit des
Pferdes eingeschränkt.
Störungen der Herzarbeit:
Zur Erkennung derartiger Ausfallerscheinungen ist eine Elektrokardiogramm
nötig. Durch die techn. Weiterentwicklung dieser früher recht komplizierten
Geräte ist heute das Schreiben eines EKG im Stall ohne weiters möglich. Am
Anfang steht die Lustlosigkeit bei der täglichen Arbeit, verbunden mit einem
Nachlassen der Leistung. Die Pferde schwitzen schon nach kurzer Zeit, und
brauchen lange Zeit um sich nach größerer Belastung wieder zu erholen. Dies
kann sich bis zu absoluter Arbeitsunfähigkeit steigern. Diese Krankheit ist
im verschleppten Stadium unheilbar.

Krankheiten der Lunge:

Husten:
Husten ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, also der Ausdruck einer
Erkrankung der Atemwege. Das scheint ohne Bedeutung zu sein, bedenkt man
jedoch, dass die verschiedenen Krankheiten, die Husten hervorrufen,
unterschiedlich behandelt werden müssen, so wird man die Bedeutung einer
exakten Diagnose richtig einschätzen Die Erkrankungen der Atemwege werden
ihrer Bedeutung nach beschrieben: Infektiöse Bronchitis, Broncho - Pneumonie,
Chronische Brochitis, Dämpfigkeit, Kehlkopfentzündung, Druse.
Infektiöse Bronchitis:
Ist die Entzündung der Bronchien, meist ohne fieberhafte Körpertemperatur,
jedoch mit Begleiterscheinungen von Husten und geringem Nasenausfluss. Die
Krankheit verheilt von selbst in zwei bis drei Wochen.
Broncho - Pneumonie:
Während Pferde mit Bronchitis lediglich husten und nur im Anfangsstadium
Fieber haben, gilt anhaltendes Fieber, welches sich zum Husten hinzugesellt,
als Anzeichen einer Lungenentzündung. Bei der Lungenentzündung erkranken
neben den Bronchien auch die Lungenbläschen(Aviolen). Das Pferd zeigt
Störungen des Allgemeinbefindens, wie Freßunlust und Mattigkeit. Ohne
Behandlung kann sie zum Tod führen.
Chronische Bronchitis:
Das einzig sichtbare Zeichen ist anfangs der anhaltende Husten. Die Pferde
husten bei Staub, Temperaturwechsel oder Veränderung der Luftfeuchtigkeit.
Erst später kommt dem Husten Atemnot hinzu.
Dämpfigkeit:
Ist einer der Hauptmängel. Ausgang ist eine chronische Bronchitis. Häufig
ist jedoch ein Lungenemphysem die Ursache der Atemnot. Beim Lungenemphysem
kommt es zum Platzen der Lungenbläschen und zur Erweiterung der Lunge, wobei
die Atemfläche kleiner wird. Da die eingeatmete Luft durch Verlust der
Lungenelastizität nicht mehr ausgestoßen werden kann, muss die Muskulatur der
Bauchwand zum Ausatmen zu Hilfe genommen werden. Dies wird sichtbar durch
die Dampfrinne an der seitlichen Bauchwand. Die Pferde haben einen
trockenen und, wie es scheint, qualvollen Husten. Die Krankheit gilt als
unheilbar.
Kehlkopfentzündung:
Für den Laien ist die Erkrankung nicht von der Bronchitis zu unterscheiden,
da sich beide durch Husten bemerkbar machen. Da sich die Kehlkopfentzündung
oder ein Katarrh der oberen Luftwege zur Bronchitis ausweiten kann, sollten
diese Pferde bis zur Heilung geschont werden.
Druse:
Die Druse ist die häufigste Infektionskrankheit des Pferdes. Obwohl sie als
Jugenkrankheit der Pferde anzusehen ist, erkranken auch ältere Tiere daran.
Bakterien verursachen einen Katarrh der oberen Luftwege und eine
charakteristische Entzündung der entsprechenden Lymphknoten. Unter hohem
Fieber kommt es zu einem eitrig - schleimigen Nasenausfluss mit starker
Schwellung der Kehlganglymophknoten. Im weiteren Verlauf, der mit
Fieberschüben gekennzeichnet ist, bilden sich in den betroffenen Lymphknoten
Abszesse, die schließlich durchbrechen. Nach einer Krankheitsdauer von zwei
bis drei Wochen stellt sich bei gutartigem Verlauf die Heilung ein. Nicht
selten erkranken jedoch auch die Lymphknoten in der Ganaschengegend, deren
Abszess sich dann nach innen in den Luftsack entleeren kann. Typisch für
die Luftsackerweiterung ist der eitrige, oft nur einseitige, Nasenausfluss
beim Senken des Kopfes. Die Lymphknotenentzündungen der oberen Halsgegend
können für das Pferd sehr unangenehme Folgen haben, wie etwa
Schluckbeschwerden und Atemnot. Eine gefährliche Entwicklung nimmt die
Druse, wenn die Lymphknoten der Brust - und Bauchhöhle von der Seuche
befallen werden(metastisierende Druse), da sich diese Lymphknoten durch ihre
versteckte Lage, einer direkten Behandlung entziehen. Der Durchbruch der
Eitererreger in die Blutbahn führt stets zu einer
Blutvergiftung(Septikamie), die für das Pferd tödlich ausgeht.

Krankheiten der Verdauungsorgane:

Kolik:
So wie der Husten nur ein Anzeichen für eine Erkrankung der Atemwege ist, so
ist die Kolik nur ein Ausdruck für Bauchschmerzen. Im Unterschied zu den
anderen Haustieren sind Pferde besonders anfällig für Koliken. Der Grund
ist im komplizierten Bau der Eingeweide zu sehen; zum anderen aber darin,
dass unser Pferd sehr unnatürlich ernährt wird. Als Wildpferd war es ein
Weidetier, das den ganzen Tag über frische Pflanzennahrung zu sich nehmen
konnte, heute ist es ein Stalltier, mit meist zu konzentrierter Arbeit und
zu konzentriertem Futter, dessen Aufnahme wiederum auf nur drei Mahlzeiten
pro Tag eingeschränkt bleibt. Das Benehmen des Pferdes während eines
Kolikanfalls richtet sich vorwiegend nach der Stärke der Schmerzen. Leichte
Anfälle äußern sich durch ein ständiges Scharren mit den Vorderfüßen, durch
Schlagen mit den Hinterfüßen gegen den Bauch, durch Schweifschlagen,
häufiges Niederlegen und Auflegen, Umblicken und den ständigen Drang, Harn
abzusetzen. Bei mittelgradigen Anfällen treten die Symptome im verstärkten
Maße auf, und es beginnt sich zu wälzen. Hochgradige Koliken machen das
Pferd für jeden äußeren Schmerz äußerst empfindlich. Es wirft sich
rücksichtslos auf den Boden, wälzt sich um bleibt minutenlang in dieser
Stellung liegen. Das Pferd sollte dann am Strick geführt werden, der
Tierartzt gibt dann krampflösende Injektionen. Auch diese Krankheit kann
tödlich verlaufen.
Darmkatarrh - Darmentzündung:
Außer der echten oberflächlichen Entzündung der Darmschleimhaut wird auch
eine reine Störung der Darmtätigkeit mit übermäßiger wäßriger
Darmentleerung - ohne entzündl. Vorgänge - zu dem Begriff des Darmkatarrhs
gerechnet. Fütterungsfehler tragen meist Schuld, wie zu rasche
Futterumstellung oder zu einseitige Fütterung mit Rübenschnitzeln, Brot oder
Roggen. Ein leichter Darmkatarrh heilt meist von selbst aus. Ruhigstellung
und Futterentzug genügen oft, man kann auch Eichenrindepulver oder Kohle
unter das Futter mischen.

Augenkrankheiten:

Das Auge als Sehorgan dient zur Aufnahme von Lichtreizen, die über den
Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet werden. Gewisse Abweichungen im
Aussehen des Auges können dem Menschen Einblicke in das Wohlbefinden des
Pferdes gewähren. So kann das gerötete, tränende und lichtscheue Auge erste
Anzeichen einer Infektionskrankheit sein, ein mattes und müdes Aussehen auf
eine Allgemeine Störung schließen lassen, während ein tief einfallendes Auge
entweder im Alter oder nach langandauernder Krankheit auffällt. Dennoch muss
man vorsichtig sein mit voreiligen Rückschlüssen auf Alter oder Krankheit
des Pferdes. Poetisch wird das Auge als der Spiegel der Seele bezeichnet,
doch gilt das für im wesentlich geringeren Maße, da dem in seiner mimischen
Ausdrucksmöglichkeit eine engere Grenze gesetzt ist als dem Menschen. Das
Pferdeauge ist wegen der natürlichen Umwelt (Steppe) mit einigen
Besonderheiten versehen.
Der Augapfel liegt gut geschützt in der Augenhöhle und erhält durch
besonders angeordnete Augenmuskeln eine große Beweglichkeit.


Lidbindehautentzündung :
Sie tritt häufig als sekundäre Erkrankung auf und ist als Hinweis für eine
andere Krankheit, wie der Mondblindheit. Als selbstständige Entzündung tritt
sie bei starker Staubentwicklung, schlechter Stalluft oder im Sommer bei
Fliegenbelästigung auf. Es kommen schleimiger, später auch eitriger
Augenausfluss, Rötung und Schwellung der Bindehaut und Lichtscheue als
Anzeichen vor. Sie ist durch Augensalben leicht zu bekämpfen.
Star:
Unter dem Star versteht man die Trübung der Linse. Die häufigste Ursache ist
die Mondblindheit. Erhebliche Sehstörungen oder Blindheit sind die Folge,
Ein punktförmiger Star kann auch ein ständiges Scheuen des Pferdes
verursachen. Eine Heilung ist nicht möglich.
Mondblindheit:
Es handelt sich um eine Entzündung des inneren Auges. Der Name erklärt sich
aus der Tatsache, dass sich die Entzündung periodisch wiederholen kann -
manchmal in monatlichen Abständen. Die Mondblindheit gehört zu den
Hauptmängeln. Man vermutet das die Ursache eine Allergie oder
Verdauungsstörungen. Jede periodische Entzündung beginnt mit einem akuten
Anfall: Die Augenlieder sind verschlossen, und Augenausfluss ist zu sehen,
Das Pferd ist ausserordentlich lichtscheu Bei näherer Betrachtung kann man
eine Lidbindehautentzündung und eine rauchige Trübung der Hornhaut des Auges
feststellen. Der akute Anfall dauert im allgemeinen ein bis zwei Wochen,
danach scheint das Auge wieder gesund zu sein. Nach wochen - oder
monatelanger Pause kann der zweite Anfall kommen, dem dann weitere folgen,
die schließlich zu Verklebungen der Regenbogenhaut mit der Linse führen - die
inneren Organe werden bewegungsunfähig - das Pferd ist blind. Im
Anfangsstadium gibt es noch Heilungschancen. Vorbeugend sollte Mäuse und
Ratten im Stall bekämpft werden, da sie Überträger der Leptospiren sind, die
auch ein Grund für diese Krankheit sein könnten.

Hautkrankheiten:

Die Haut schützt nicht nur mechanisch von der Umwelt, ihre Aufgaben sind
vielgestaltiger. Die Wärmeregulation steht an erster Stelle. Das Pferd ist
das einzige Haustier, das über die ganze Körperoberfläche schwitzen kann.
Einen Schutz vor zu hohem Wärmeverlust erreicht das Pferd durch sein
Winterhaarkleid, das jahrenszeitlich mit dem Sommerfell ausgetauscht wird.
Ausserdem sind in der Haut die Tastorgane untergebracht, die dem Pferd ein
Fühlen ermöglichen. Besonders lange Tasthaare in der Umgebung der Augen,
der Nüstern und des Maules sind mit Nerven verbunden und deshalb sehr
feinfühlig. Ausscheidungsorgan und Atmungsorgan ist sie auch noch.
Nesselausschlag - Urticaria:
Der Nesselauschlag - bei dem das ganze Pferd mit runden, meist
schillinggroßen Blasen übersät ist - tritt ganz plötzlich auf und ist am
nächsten Tag wieder verschwunden. Ursache ist die Allergie auf die
verschiedensten Stoffe.
Ekzem:
Unter Ekzem versteht man eine Hautentzündung, verursacht durch einen äußeren
Reiz bei gleichzeitig bestehender Bereitschaft der Haut zu einer Entzündung.
Die meistvorkommendsten sind Mauken und Raspen. Bei jeder Ekzembehandlung
muss ein Abscheren der Haare an den betroffenen Stellen vorgenommen werden.
Dann kann man die Korkenschicht mit Schmierseife lösen, so kann die Salbe
besser wirken, die darauf aufgetragen wird.
Räude:
Sie wird von Milben hervorgerufen. Die Milben verursachen einen starken
Juckreiz und nässenden Hautausschlag mit Haarausfall. Der Ausgangspunkt ist
meist der Mähnenansatz.
Sommerwunden:
Sind äußerst schlecht heilende Geschwüre, meist an den Beinen, manchmal an
der Widerristgegend oder an anderen Körperstellen. Häufig brechen die
Geschwülste im Sommer wieder auf (Name!). Verursacht werden die Geschwülste
von kleinen Larven, die von Fliegen auf frische Wunden gebracht werden. Die
Heilung gestaltet sich langwierig, oft sind sie unheilbar.








Fortpflanzung:

Die Zuchtreife stellt sich bei Stuten mit dem 3. bis 5. Lebensjahr, bei
Hengste kann es schon mit einem, normalerweise aber drei Jahren sein. Das
Erlöschen der Fruchtbarkeit ist generell nicht zu erfassen, liegt aber um
das 20. bis 25. Lebensjahr.
Rosse:
Das Decken der Stute geschieht während der Rosse. Obwohl die Rosse
periodisch während des ganzen Jahres auftreten kann, zeigt sie sich in
unseren Breiten vorwiegend im Frühjahr und Frühsommer, während sie im Winter
meist völlig erlischt. In der Regel dauert die Rosse vier bis sechs Tage. 16
bis 17 Tage nach dem Ende der Rosse beginnt eine neue Rosseperiode, sofern
die Stute nicht aufgenommen hat. Die Befruchtungsquote in der Warmblutzucht
liegt bei 72%. Im allgemeinen sollte die Stute in der Rosse alle 36 Stunden
gedeckt werden. Der Eisprung erfolgt meistens im letzten Drittel der Rosse.
Die Trächtigkeit dauert 320 bis 355 Tage. Der Durchschnitt beträgt 340 Tage.
Bei normal verlaufender Geburt ist keine menschliche Hilfe notwendig. 5 - 7
Stunden nach der Geburt sollte sich die Nachgeburt lösen, da sie sonst eine
Gebärmutterentzündung und eine Hufrehe hervorrufen kann. Deswegen sollte sie
aufgelegt und auf Vollständigkeit überprüft werden. Das Fohlen sollte so
bald wie möglich bei der Mutter saugen, damit das Darmpech ausgeschieden
wird. Die Säugezeit des Fohlens beträgt 5 bis 6 Monate.


Literaturnachweis:
Handbuch der Pferdekrankheiten, Dr. med. vet. Maximilian Pick;
Naturheilkunde für Pferde, Walter Salomon;
Brockhaus;

5347 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet