Romantik

Romantik (Literatur), geistes - und stilgeschichtliche, vom ausgehenden 18. bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts reichende Epoche, die AufklÀrung und Klassizismus ablöste. Die Romantik war ein gesamteuropÀisches PhÀnomen unterschiedlicher nationaler AusprÀgung (vor allem Frankreich, England und Italien) mit Deutschland als Zentrum. Besonders in Frankreich gewann die deutsche romantische Literatur prÀgenden Einfluss.
Der Begriff leitet sich vom altfranzösischen romanz, romant oder roman her, der ursprĂŒnglich alle in der Volkssprache (lingua romana) verfassten Schriften, vor allem aber den höfischen Versroman bezeichnete. SpĂ€ter wurde er gebrĂ€uchlich fĂŒr alle (in Versen oder Prosa verfassten) "Romane". Aufgrund der im Roman vorherrschenden abenteuerlich - phantastischen Sujets erfuhr der Begriff im 17. und 18. Jahrhundert einerseits eine negative Bedeutungsverschiebung zum "Unwirklichen" und "Überspannt - Sentimentalen" (in Deutschland erstmals 1698 belegt), andererseits wurde er zum Synonym pathetisch - regellosen Naturerlebens und - beschreibens. Jean - Jacques Rousseau schließlich fĂŒhrte den Begriff "romantisch" als Beschreibungskategorie bestimmter seelischer ZustĂ€nde ein. Um 1770 wurde die Gleichsetzung von romantisch mit romanisch ĂŒblich, mit der eine Unterscheidung der antiken und der nordisch - germanischen bzw. sĂŒdlich - romanischen Kultur des Mittelalters getroffen wurde. In der FrĂŒhromantik setzten Friedrich Schlegel und Novalis das Romantische mit der modernen Poesie bzw. dem Poetischen gleich. Heutzutage wird der Begriff, soweit er nicht eindeutig auf die Epoche bezogen ist, relativ diffus auf alles Sentimentale und MĂ€rchenhaft - Phantastische ausgedehnt.
Geistesgeschichtliche Grundlagen
Das geistesgeschichtliche Fundament der Romantik war eine gegen den Rationalismus und Erkenntnisoptimismus der AufklĂ€rung gerichtete Strömung, die besonders in Deutschland und Frankreich transzendentalphilosophische und okkultistische ZĂŒge gewann. Vorbereitend wirkten in Frankreich die Schriften von AbbĂ© PrĂ©vost d’Exiles, Denis Diderot und Rousseau, in Deutschland und England die GefĂŒhlskultur der Empfindsamkeit und des Pietismus. Von prĂ€gendem Einfluss auf das GeschichtsverstĂ€ndnis der Romantik wurde die von Johann Gottfried von Herder u. a. (Gottfried August BĂŒrger, Göttinger Hain) vollzogene Hinwendung zur Volkspoesie und der Kultur des Mittelalters. Die der Romantik unmittelbar vorausgehende Epoche des Sturm und Drang bereitete mit ihrem Genie - Ideal den Boden fĂŒr die subjektivistische Weltsicht und einen differenzierten IndividualitĂ€tsbegriff.
Religion und Philosophie

Charakteristisch fĂŒr die romantische Philosophie war die Gegenposition zum mechanistisch - rationalistischen Welt - und Menschenbild der AufklĂ€rung, die, wie Julien Offroy de la Mettrie in seiner Schrift L’homme - machine (1748, Der Mensch eine Maschine), zu extremen Standpunkten vorgedrungen war. Skepsis an der Erkenntnissicherheit, Unbehagen an der ProfanitĂ€t des sĂ€kularisierten Weltbildes und das Bestreben nach magischen Formeln und ganzheitlichen Sichtweisen fĂŒhrten, wie bei Johann Gottlieb Fichte oder Friedrich Wilhelm von Schelling, zwangslĂ€ufig in den Grenzbereich zum Religiösen.
In spekulativer Weiterbildung der Sittenlehre Immanuel Kants gelangte Fichte zu einem System, in dessen Mittelpunkt das absolute, sittlich freie und schöpferische Ich stand (Wissenschaftslehre, 1794). Schelling betonte in seinem ersten Hauptwerk, Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797), die Einheit von Natur und Geist. Seiner Ansicht nach war der Geist die unsichtbare Erscheinungsform der beseelten Natur, diese wiederum eine fortschreitende SelbstentĂ€ußerung des Geistes. Seine Auffassung der Kunst als höchster Gestaltungsform des Irdischen entsprach in großen ZĂŒgen Fichtes Postulat von der Freiheit des KĂŒnstlers, der sich spielerisch - ironisch mit den endlichen und unendlichen Erscheinungsformen des Seins auseinander setzt, und kehrte wieder in Novalis’ PrĂ€misse von der Vieldeutigkeit der Welt, die sich mit wechselnden Facetten und Bedeutungsverschiebungen im poetischen Schaffensprozess spiegelt. Die - jeweils auch umkehrbare - Umdeutung des Endlichen in Unendliches und des Gewöhnlichen in Geheimnisvolles verlieh der romantischen Philosophie einen Zug ins Paradoxe und Fragmentarische, der aber in Vorstellungen von der Alldurchdrungenheit oder Interdependenz aller Elemente der Schöpfung wiederum ein Korrektiv erhielt. Charakteristisch sind die - vor allem in der Literatur wirksamen - Forderungen nach "SynĂ€sthesie", also der Vermischung der verschiedenen Sinnesbereiche, oder der "Sympoesie" als Ideal des Zusammenwirkens im Kunstwerk. Die subjektivistische Position der Idealphilosophie Fichte’scher PrĂ€gung machte sich auch Friedrich Schleiermacher, der bedeutendste romantische Theologe, zu eigen. Kernpunkt der Religion war aus seiner Sicht das GefĂŒhl des Individuums, mit der gesamten Schöpfung in einem Allzusammenhang zu stehen und in "Anschaung des Universums" das Unendliche zu spĂŒren. Diese Haltung ging im Wesentlichen mit Goethes pantheistischer Weltsicht konform und rĂŒckte den Aspekt des religiös - sittlichen Handelns in den Hintergrund (Reden ĂŒber die Religion an die Gebildeten unter ihren VerĂ€chtern, 1799). Unter religösen Vorzeichen standen auch zahlreiche programmatische Schriften der Epoche, wie Novalis’ Die Christenheit oder Europa (1799) oder Joseph von Eichendorffs Zur Geschichte der neueren romantischen Poesie (1846).
Naturwissenschaft und Medizin
Die Tendenzen zum Spekulativen und GrenzĂŒberschreitenden prĂ€gten auch die unter dem Einfluss der transzendentalen Philosophie stehende Naturwissenschaft. Eines der wichtigsten Werke waren die Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft (1808) des Schelling - SchĂŒlers Gotthilf Heinrich Schubert. "Nachtseite" bezeichnete weniger das Geheimnisvolle als das schlechthin Unbekannte. Schubert zeigte die MĂ€ngel der rationalistischen Wissenschaft auf und setzte u. a. seine Theorie des "kosmischen Fluidums" dagegen, das alle Wesenheiten durchdringe und so das Unsichtbare im Sichtbaren fassbar mache.
Ein Ă€hnliches Interesse an parawissenschaftlichen GrenzphĂ€nomenen zeichnete die zeitgenössische Medizin aus, die in der durch Franz Anton Mesmer begrĂŒndeten Theorie des "animalischen Magnetismus" eine die Grenzen der Scharlatanerie streifende, höchst populĂ€re AusprĂ€gung erfuhr. Mesmer und seine Adepten, wie der mit E. T. A. Hoffmann befreundete David Ferdinand Koreff, wurden mit "magnetischen Kuren", die zum Teil allerdings als seriöse VorlĂ€ufer der Hypnotherapie gelten können, zu gefeierten ModeĂ€rzten der oberen Gesellschaftsschicht.
Insgesamt gesehen mĂŒndeten die Vermischung von Wissen und Glauben, Religion, Wissenschaft und Philosophie sowie die damit einhergehende Idealisierung des kĂŒnstlerischen Schaffens zu beachtenswerten AnsĂ€tzen einer Neudefinition des sĂ€kularisierten Welt - und Menschenbildes an der Schwelle zum bĂŒrgerlichen Zeitalter. Sie boten jedoch auf lange Sicht wenig brauchbare Orientierung, was die Welle der Konversionen zum Katholizismus (Clemens Brentano, Friedrich Gentz, Friedrich und Dorothea Schlegel, Friedrich von Stolberg, Zacharias Werner) erklĂ€rt, die hĂ€ufig mit einem politischen Konservatismus patriotisch - reaktionĂ€rer PrĂ€gung einherging.
Geschichte und Politik
Die Romantik entstand in der Umbruchphase der feudalen zur bĂŒrgerlichen Gesellschaft und bedeutete einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung bĂŒrgerlichen Selbstbewusstseins. Anders als der vorausgehenden Generation des Sturm und Drang fehlte ihr jedoch der aggressiv - gesellschaftskritische Tenor. Das Geschichtsbild basierte - vor allem in der epigonalen SpĂ€tromantik - auf einer idyllisierenden Sicht des Mittelalters mit dem deutschen Kaiserreich als letzter intakter, homogener Staats - und Sozialeinheit. Zwar nannte Friedrich Schlegel unter den drei wichtigsten Strömungen der Zeit neben Goethes Wilhelm Meister und Fichtes Wissenschaftslehre auch die Französische Revolution, doch erschien den meisten deutschen Romantikern der individuelle Freiraum weniger eine Angelegenheit der BĂŒrgerrechte als der kĂŒnstlerischen Freiheit, im Gegensatz etwa zu der anarchistischen Haltung des EnglĂ€nders Percy Bysshe Shelley und dem praktizierten Heldentum seines Landmannes Lord Byron.
Große Aufmerksamkeit beanspruchte vor dem Hintergrund der politisch - historischen Umbruchphase das Thema Europa, so bei Novalis (Die Christenheit oder Europa, 1799), der eine Erneuerung aus dem Geist des Mittelalters anstrebte, oder Joseph Görres (Europa und die Revolution, 1821). Der Kampf gegen Napoleon I. löste zudem eine Flut patriotischen Schrifttums aus, wie Ernst Moritz Arndts Geist der Zeit (1806 - 1818) und Der Rhein, Deutschlands Strom und Deutschlands Grenze (1813) oder die Kriegsdichtung Theodor Körners, Max von Schenkendorfs und Friedrich RĂŒckerts (Geharnischte Sonette, 1814). Im selben Zusammenhang standen Fichtes Reden an die deutsche Nation (1807 - 1808) sowie der streitbare Journalismus von Joseph Görres (Rheinischer Merkur) und Heinrich von Kleists Berliner AbendblĂ€tter.
Die literarische Romantik in Deutschland






Die Romantik etablierte sich in Deutschland anfangs vor allem als Ă€sthetisch - literarische Bewegung, erfasste aber bald die Gesamtheit des geistig - kulturellen Lebens, wobei sich drei Phasen unterscheiden lassen: die Jenaer FrĂŒhromantik (ab 1798), die Heidelberger Hochromantik und die SpĂ€tromantik mit den Mittelpunkten Dresden, Schwaben, MĂŒnchen und Wien. Auch Berlin war in allen drei Phasen ein bedeutendes Zentrum.
Als erste literarische Zeugnisse gelten Wilhelm Heinrich Wackenroders (von Ludwig Tieck herausgegebene) Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) und Tiecks Romanfragment Franz Sternbalds Wanderungen (1798), die in unterschiedlicher Weise Betrachtungen ĂŒber das Wesen der Kunst und des KĂŒnstlerlebens anstellten. Als eigentlicher Beginn der literarischen Romantik wird gewöhnlich die Vereinigung der BrĂŒder Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Friedrich von Hardenbergs (Novalis), Schellings und Wilhelm von Humboldts in Jena angesehen. In dieser bald durch Tod und Zwistigkeiten gesprengten, noch vom Geselligkeitskult der Empfindsamkeit geprĂ€gten Freundes - und Schaffensgemeinschaft kam auch den beteiligten Frauen, wie Dorothea Veith (spĂ€tere Gattin F. Schlegels) und Caroline Böhmer (spĂ€tere Gattin Schellings und A. W. Schlegels), eine bedeutsame Rolle zu. Hier entstanden die ersten programmatischen Schriften und Dichtungen, die zum Teil in der Zeitschrift AthenĂ€um (1798 - 1800) publiziert wurden. Von großer Wirkung fĂŒr die Verbreitung romantischen Gedankengutes waren August Wilhelm Schlegels Berliner Vorlesungen Über die schöne Kunst und Literatur (1802 - 1805).
Der fĂŒhrende Kopf der Heidelberger Romantik war neben Joseph von Eichendorff Joseph von Görres, der mit der Herausgabe der Teutschen VolksbĂŒcher (1807), Ă€hnlich wie Achim von Arnim und Clemens Brentano mit ihrer Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1806 - 1808), die Volkspoesie wieder ins allgemeine Bewusstsein rief. Durch die LehrtĂ€tigkeit Schleiermachers und anderer Romantiker in Berlin und MĂŒnchen (Schelling) fand die Romantik allmĂ€hlich weite Verbreitung und wurde zur beherrschenden geistig - literarischen Bewegung, anfĂ€nglich mit Anteilnahme und UnterstĂŒtzung Goethes.
Zu einem Zentrum romantischer Geselligkeit in Berlin entwickelte sich der Salon der Rahel Varnhagen, wo noch die Generation der SpĂ€tromantiker ein reiches Diskussions - und Begegnungsfeld fand. Neben Ludwig Tieck, Heinrich von Kleist, Adam von MĂŒller und Friedrich de la Motte - FouquĂ© wurde E. T. A. Hoffmann, Initiator und Mittelpunkt des Kreises der "SerapionsbrĂŒder", der fĂŒhrende ReprĂ€sentant der Berliner Romantik. Weitere Wirkungszentren der SpĂ€tromantik, die sich vom Philosophisch - Spekulativen der FrĂŒhzeit löste und auch deren politisch - visionĂ€re ZĂŒge zugunsten einer affirmativen Haltung aufgab, waren MĂŒnchen (Schelling, Görres), Schwaben (Eduard Mörike, Ludwig Uhland) und Wien (Eichendorff, A. W. Schlegel, Friedrich Gentz).
Kunst - und Dichtungstheorie

Die Kerngedanken der romantischen Welt - und Kunstanschauung waren die Prinzipien der UniversalitĂ€t und der Assimilation. Im 116. AthenĂ€ums - Fragment wird als PrĂ€misse der "Universalpoesie" die "WillkĂŒr des Dichters" genannt, die "kein Gesetz ĂŒber sich leide". Die Persönlichkeit des KĂŒnstlers wurde als katalysatorische Wesenheit aufgefasst, die synĂ€sthetisch die facettenreiche Welt in sich aufnahm und im schöpferischen Prozess ebenso vielgestaltig "poetisiert" neu erstehen ließ. Daran knĂŒpfte sich der Anspruch, mit einer "progressiven Universalpoesie" die getrennten Gattungen wieder zu vereinen und mit Philosophie, Religion und Kunsttheorie in Beziehung zu setzen.
Dabei standen im Gegensatz zu einer rationalistischen Dichtungsauffassung Stimmung und Erlebnis, nicht selten Traumerfahrungen im Vordergrund. Dem Vorrang des Unbewusst - Alogischen in RealitĂ€tssicht und Schaffensweise entsprach das oft Fragmentarische und Aphoristische der kĂŒnstlerischen Ausdrucksform. Obwohl der Nuancenreichtum des Romans dem UniversalitĂ€tsanspruch der Romantiker entgegenkam, blieb die große Prosaform aus diesem Grunde die Ausnahme. Die an sich ereignisbetonte Dramatik wiederum litt unter den Verschmelzungstendenzen von Epik, Drama und Lyrik und blieb demgemĂ€ĂŸ schwach ausgeprĂ€gt. Die bedeutendsten Leistungen erzielte die Romantik auf dem Gebiet der Lyrik als der poetischen Gattung, die ihrer subjektivistischen Daseinshaltung und Artikulationsweise am meisten entsprach. Zu den wichtigsten programmatischen Schriften der Romantik gehören Friedrich Schlegels Über Goethes Meister (1798), die AthenĂ€um - Fragmente (1798) und GesprĂ€ch ĂŒber die Poesie (1800).
Die theoretischen AnsĂ€tze und Werke der romantischen Dichtung gaben wiederum der zeitgenössischen Kunst und Musik starke Impulse, vor allem hinsichtlich des Naturempfindens, der MĂ€rchenmotive und der Sensibilisierung fĂŒr das Mittelalter. Sowohl die romantischen Maler, wie Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge oder die Nazarener, und Musiker, wie Franz Schubert und Felix Mendelssohn, artikulierten ihrerseits in theoretischen Abhandlungen ihre Kunstanschauung und wirkten auf die Literatur zurĂŒck. Ein in seiner Vielseitigkeit exemplarischer romantischer KĂŒnstler war E. T. A. Hoffmann, der neben seinen erzĂ€hlerischen QualitĂ€ten auch Beachtliches als Musiker und Zeichner leistete.
Lyrik
Die romantische Lyrik stand im Spannungsfeld einer am Volkslied orientierten Schlichtheit und höchster sprachlicher VirtuositĂ€t. Zu der von Herder eingeleiteten und von Arnim und Brentano fortgefĂŒhrten RĂŒckbesinnung auf Volkslied und Volksdichtung traten EinflĂŒsse der u. a. von Goethe begrĂŒndeten Erlebnis - und Naturlyrik sowie als spezifisch romantische Elemente ein mystisch erfahrenes Christen - und idealisiertes KĂŒnstlertum. Zu den bedeutendsten frĂŒhen Zeugnissen romantischer Lyrik gehören Novalis’ Geistliche Lieder (1799) und seine Hymnen an die Nacht (1800). Anders als Edward Young, der, hierin ein VorlĂ€ufer der Schauerromantik, in Night Thoughts (1742 - 1745) seine philosophischen Betrachtungen mit dem makabren Reiz der Friedhofsszenerie verband, ging Novalis von einem poetisch - idealisierten Bild des NĂ€chtlichen aus, in dem der Tod in wollĂŒstiger Hingabe und als neues Leben im christlich - pietistischen Sinne erfahren wird.
VolkstĂŒmlich wurde die Lyrik von Ludwig Uhland (Gedichte, 1815) Eichendorff (Gedichte, 1837), Eduard Mörike (Gedichte, 1838), Wilhelm MĂŒller (Die schöne MĂŒllerin, 1821) und Adelbert von Chamisso (Gedichte, 1831). WĂ€hrend bei Eichendorff und anderen das Naturerlebnis ĂŒberwog, waren bei Chamisso erstmals soziale Themen prĂ€sent (Die alte Waschfrau). Die frĂŒhe Lyrik Heinrich Heines setzte sich zwar ironisierend von der sentimentalen Spielart der romantischen Dichtung ab, blieb ihr aber motivisch und hinsichtlich der Auffassung des lyrischen Ich verpflichtet (Die Harzreise, 1827).

Drama
Dem in den frĂŒhen Dramen A. W. Schlegels (Ion, 1802) und Friedrich Schlegels (Alarcos, 1802) wirksamen antiken Vorbild stand bei Ludwig Tieck (Der gestiefelte Kater, 1797; Ritter Blaubart, 1797; Leben und Tod der heiligen Genoveva, 1800; Kaiser Oktavian, 1804) die Orientierung an Shakespeare sowie die spĂ€tere Wendung zur Integration epischer und lyrischer Formen gegenĂŒber, Ă€hnlich wie bei Brentano (Ponce de Leon, 1804; Die GrĂŒndung Prags, 1815) und Arnim (Halle und Jerusalem, 1881). Romantisch - phantastische ZĂŒge trugen die Dramen Die Familie Schroffenstein (1803) und Das KĂ€thchen von Heilbronn (1808) von Kleist, der spĂ€ter mit Der zerbrochene Krug (1811) das moderne Lustspiel mitbegrĂŒndete. Zacharias Werner hingegen, der sich an Schiller und (wie Brentano) an CalderĂłn orientierte, reprĂ€sentierte die romantische Schicksalstragödie (Der vierundzwanzigste Februar, 1810) und dramatisierte, wie spĂ€ter auch FouquĂ© (Der Held des Nordens, 1810) und Eichendorff (Der letzte Held von Marienburg, 1830), in patriotisch - idealisierender Darstellung Themen der germanischen Vorzeit und der deutschen Geschichte (Das Kreuz an der Ostsee, 1806).
ErzÀhlprosa

Friedrich Schlegels in seinem Brief ĂŒber den Roman (1798) geĂ€ußerte Ansicht, romantisch sei, was "einen sentimentalen Stoff in einer phantastischen Form" darstelle, prĂ€gte in weiten ZĂŒgen das Bild der romantischen ErzĂ€hlprosa. Als Vorbild hinsichtlich des thematischen Spektrums und der Ă€ußeren Form galt unbestritten Goethes 1795 und 1796 erschienener Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre, außerdem Wilhelm Heinses Ardinghello und die glĂŒckseligen Inseln (1787) sowie die Romane von Jean Paul. Die Romanprojekte der FrĂŒhromantik, wie Novalis’ Heinrich von Ofterdingen (1802) und Tiecks Geschichte des Herrn William Lovell (1795 - 1796), der deutlich an Heinse anknĂŒpfte, folgten dem Muster des Bildungs - und Entwicklungsromans oder gewannen, wie Friedrich Schlegels Aufsehen erregende Lucinde (1799), den Charakter eines Essays in epischem Gewand (bei Schlegel eine Abhandlung ĂŒber das romantische Konzept der Ehe, mit deutlichen autobiographischen BezĂŒgen). Das Ideenlastige sowie das Aufbrechen der Form durch die Einlage von Gedichten, Liedern und narrativen Binnentexten beeintrĂ€chtigte indessen (Ă€hnlich wie im Fall des romantischen Dramas) hĂ€ufig das Ergebnis, so dass der Roman innerhalb der ErzĂ€hlprosa wenig Bedeutung gewann.
Eine Ausnahme machte der - allerdings meist in trivialer Form auftretende - Schauerroman, wie E. T. A. Hoffmanns durch Matthew Gregory Lewis angeregte Elixiere des Teufels (1815 - 1816). Die romantische Novellistik zeichnete sich gleichfalls durch phantastische PrĂ€gung aus. Sie lehnte sich an das Vorbild des VolksmĂ€rchens an, wie Tiecks Der blonde Eckbert (1797), FouquĂ©s Das GalgenmĂ€nnlein (1816) und Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts (1826), oder bewegte sich im Bereich einer gespenstisch - verfremdeten, unheimlichen Alltagswelt, wie die FantasiestĂŒcke in Callots Manier (1813 - 1815) und die NachtstĂŒcke (1816) von E. T. A. Hoffmann. Hoffmann schuf mit Der Goldene Topf zugleich ein exemplarisches romantisches KunstmĂ€rchen, in dem sich ĂŒbernatĂŒrliche Elemente mit Gesellschaftssatire und kunstphilosophischen Betrachtungen mischen. Sehr populĂ€r war in der Phantastik das - auch in Goethes Faust prĂ€sente - Motiv des Teufelspaktes, das u. a. Chamisso in seiner MeistererzĂ€hlung Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814) aufgriff.
Ein populĂ€res Verfahren war die Einbindung mehrerer ErzĂ€hlungen oder Novellen in einen fiktiven GesprĂ€chsrahmen, in dem poetologische, kunsttheoretische und andere Fragen im Zusammenhang mit den Binnentexten diskutiert wurden. Neben Boccaccios langfristig wirksamem Muster (Decamerone, 1348 - 1353) waren hier Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1794 - 1795) vorbildlich fĂŒr Tieck (Phantasus, 1812 - 1816) und Hoffmann (Die SerapionsbrĂŒder, 1819 - 1821). In beiden Werken ist in Text und GesprĂ€ch ein zentrales Thema das "Wunderbare in der Literatur", das - ausgehend von den Schriften Johann Jacob Bodmers (Kritische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie, 1740) und Johann Jakob Breitingers (Kritische Dichtkunst, 1740) - die gesamte ErzĂ€hlkunst der Romantik beherrschte und sich als wirkungsmĂ€chtigstes poetologisches Erbe der Epoche erwies. Vor allem bei Hoffmann standen phantastisch - transzendentale PhĂ€nomene als Manifestationen eines "höheren Seins" durchweg im Zusammenhang mit der Suche nach Welterkenntnis und der Vervollkommnung des Menschen im Kunstwerk.
Übersetzungen
ZunĂ€chst angeregt durch die BeschĂ€ftigung mit Ă€lteren literarischen Vorbildern, wie Shakespeare und CalderĂłn, spĂ€ter durch die Idee einer nationenĂŒbergreifenden Literatur, entstanden in der deutschen Romantik zahlreiche Übersetzungen von hohem Niveau. Die bedeutendste Leistung war die Übertragung der Dramen Shakespeares, die von Caroline und A. W. Schlegel begonnen (1797 - 1810) und von Tieck, seiner Tochter Dorothea und Wolf Graf von Baudissin vollendet wurde (1825 - 1840). Schlegel ĂŒbersetzte ferner die Dramen CalderĂłns (1803), Tieck Cervantes’ Don Quijote (1799 - 1801).
Übersetzungen und Nachdichtungen der Werke von Homer, Vergil, Ovid, Horaz u. a. durch Johann Heinrich Voß erschlossen die Literatur der griechisch - römischen Antike erstmals breiten Bevölkerungsschichten. Mit angeregt durch Friedrich Schlegels BeschĂ€ftigung mit der indischen Dichtung folgten Übersetzungen der chinesischen und anderer asiatischer sowie orientalischer Literaturen. Die hierdurch ermöglichte Verbreitung dieser Werke war von weit reichender Wirkung auf die deutsche Literatur - und Theaterwelt.
Die Romantik außerhalb Deutschlands
Die Romantik in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern fußte teils auf selbstĂ€ndigen literarischen Entwicklungen, erhielt jedoch durch die deutsche Spielart - die meist in Zusammenhang mit der deutschen Klassik gesehen wurde, vor allem in Bezug auf Goethe - die entscheidenden Impulse. In EinzelfĂ€llen ergaben sich auch persönliche Bekanntschaften oder zumindest eine briefliche Korrespondenz, wie zwischen Goethe und Byron.
Byron zĂ€hlte mit Shelley, William Wordsworth und Samuel Taylor Coleridge zu den bedeutendsten ReprĂ€sentanten der englischen Romantik, die in der Lyrik von John Keats zu kĂŒhneren Positionen vordrang als die deutsche. In Frankreich regte François RenĂ© de Chateaubriand mit seinem Roman RenĂ© (1802) die romantische Bewegung mit an. Doch erst nach der Begegnung mit der zeitgenössischen deutschen Literatur, die vor allem durch die persönliche Mittlerschaft von Germaine de StaĂ«l (die zeitweise mit A. W. Schlegel liiert war) und ihr Werk De l’Allemagne (1813, Über Deutschland) in Frankreich bekannt wurde, setzte ihre BlĂŒtezeit ein. Die nachhaltigste Wirkung auf Autoren wie Alfred de Musset, ThĂ©ophile Gautier, GĂ©rard de Nerval, Alphonse de Lamartine, Alfred de Vigny und andere erzielten die Werke E. T. A. Hoffmanns, der hier oftmals als bedeutendster deutscher Autor ĂŒber Goethe gestellt wurde. Die gesamteuropĂ€ische Romantik erhielt wiederum richtungweisende Impulse durch die Poetologie Victor Hugos, die er in der Vorrede zu seinem Drama Cromwell (1827) niederlegte.
WĂ€hrend sich die Entwicklung zur romantischen Poesie in Italien (Giacomo di Leopardi, Alessandro Manzoni), Spanien (Gustavo Alfredo BĂ©cquer) und Portugal (Alexandre Herculano de Carvalho e AraĂșjo) relativ selbstĂ€ndig vollzog, wurde sie in Skandinavien durch die hĂ€ufigen Deutschlandreisen des DĂ€nen Adam OehlenschlĂ€ger und des Schweden Per Daniel Otterbom sowie den in Jena wirkenden Norweger Henrik Steffens befördert. In Russland war die französische Literatur neben der (oftmals in französischer Übersetzung verbreiteten) deutschen von grĂ¶ĂŸtem Einfluss auf die Generation von Aleksandr Puschkin und Michail Lermontow. Die Romantik in den USA orientierte sich vorrangig an englischen Vorbildern und brachte so bedeutende Autoren wie James Fenimore Cooper, Washington Irving, Nathaniel Hawthorne und Herman Melville hervor.
Nachwirkung

Die Romantik relativierte das Gedankengut der AufklĂ€rung mit tranzendentalphilosophischen AnsĂ€tzen, in denen sich die Philosophie des deutschen Idealismus vollendete, und bereicherte entscheidend die Ausdrucksskala von Dichtung, Kunst und Musik. DarĂŒber hinaus initiierte ihr Interesse an der deutschen Vergangenheit (besonders am Mittelalter) erste systematische Forschungen auf den Gebieten der Geschichtswissenschaft (Leopold von Ranke), Germanistik (Jakob und Wilhelm Grimm), vergleichenden Sprachwissenschaft (Jakob Grimm), Romanistik (Friedrich Christian Diez), Religionsgeschichte (Görres, Johann Jakob Bachofen) und Rechtsgeschichte (Friedrich Karl von Savigny, Bachofen).
Der zunĂ€chst kosmopolitisch - universale politische Horizont der Romantik wich in den Befreiungskriegen endgĂŒltig einem national - konservativen StaatsverstĂ€ndnis, das zwar das Bewusstsein fĂŒr den Volkscharakter schĂ€rfte, jedoch im Zuge der politisch - ökonomischen UmwĂ€lzungen des VormĂ€rz im Verein mit einer subjektivistischen Welthaltung scheitern musste. Die sich bereits bei Kleist, Nikolaus Lenau und Georg BĂŒchner andeutende Problematisierung der poetischen SubjektivitĂ€t wandelte sich bei Heinrich Heine und den Autoren des Jungen Deutschland zum gesellschaftlich engagierten Dichtertum.
Andererseits wirkten viele kunsttheoretische Innovationen, wie das Prinzip des Gesamtkunstwerks, auf folgende Generationen (Richard Wagner, Thomas Mann), ebenso die zivilisations - und erkenntniskritische Haltung. Innerhalb der Dichtung fand die Romantik starken Widerhall im Symbolismus und Surrealismus, sowie in zahlreichen neuromantischen Strömungen.

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