Schweden

___________Allgemeine Informationen über Schweden

Schweden ist eine konstitutionelle Monarchie ( König Carl XVI. Gustaf ) mit einem Ein - Kammer - Parlament. Das Land erstreckt sich über eine Fläche von 450.000 km2und hat 8,8 Millionen Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 20 Einwohnern/km2entspricht. Im Vergleich dazu Österreich mit ca. 7,8 Mio. Einwohnern auf einer Fläche von 83.854 km2und einer Bevölkerungsdichte von ca. 93 Einwohnern/km2. Durch die klimatischen Gegeben - heiten konzentriert sich die schwedische Bevölkerung allerdings auf die Ballungszentren und die Großräume im Süden Schwedens. Diese sind die Hauptstadt Stockholm mit 744.911 Einwohnern (Großraum Stockholm: 1,349 Mio. Ew.), die Hafenstädte Göteborg mit 435.000 Ew. (Großraum Göteborg: 749.000 Ew.) und Malmö mit 234.000 Ew. (Großraum Malmö: 490.000 Ew.).

Schweden ist Mitglied einiger internationaler Organisationen, wie der EU, der UNO und deren Unterorganisationen, dem Nordischen Rat, der OECD und der WTO. Außerdem wurden auch einige Abkommen mit Österreich geschlossen (z.B. Doppelbesteuerungsab - kommen, Abkommen über Sicherheit, Abkommen zur Vereinfachung des rechtlichen Ver - kehrs u.a.).

Historischer Überblick: Die Grundlagen des Nationalstaates Schweden wurden im 16. Jahr - hundert durch König Gustav Wasa gelegt. Sein Enkel Gustav II. Adolf stieß im Dreißig - jährigen Krieg unter anderem auch bis nach Österreich vor und Schweden blieb bis ins 18. Jahrhundert die führende Großmacht Nordeuropas mit Estland, Lettland und Teilen Finnlands (musste Anfang des 19. Jh. an Rußland abgetreten werden) und Norddeutsch - lands. Auch Norwegen wurde von 1814 bis 1905 zu einer Union mit Schweden ge - zwungen. Seit 1809 (Auseinandersetzung mit Norwegen) war das Land in keinen Krieg mehr verwickelt und die Entwicklung seit 1932 wurde vor allem durch die schwedische Sozialdemokratie entscheidend geprägt.

Politische Organisation: Es gibt zwei politische Blöcke - den Linksblock mit Sozialdemokra - ten, Kommunisten und Grünpartei sowie den Bürgerblock mit Konservativen, Liberalen und Christdemokraten - zwischen denen ein Gleichgewicht herrscht, das weitgehend zur Stabilität der schwedischen Innenpolitik beiträgt. Nach den Reichstagswahlen 1994 sah die Verteilung der Stimmen folgendermaßen aus: Sozialdemokraten: 45%, Moderate Sammlungspartei (früher Rechtspartei): 22%, Zentrumpartei: 8%, Liberale Volkspartei: 7%, Milieupartei: 5%, Linkspartei (früher Kommunisten): 6% und Christdemokraten: 4%.
Ministerpräsident der Minoritätsregierung ist der Sozialdemokrat Göran Persson.


Schwedens Geographie

Topographie: Die Gesamtfläche Schwedens beträgt 449.964 km2, die Ausdehnung von Nord nach Süd 1.574 km (von 69° bis 55° nördl. Breite), von Ost nach West 499 km (von 24° bis 10° östl. von Greenwich). Das Land ist in 25 Provinzen aufgeteilt und die größten Städte sind die Hauptstadt Stockholm, Göteborg im Westen und Malmö im Süden (ÐStädtedreieck"). Die größten Inseln sind Gotland und Öland die sich beide in der Ost - see befinden, die größten Binnenseen sind Vänern und Vättern im südlichen Teil des Landes und Mälaren in der Nähe Stockholms.
Von der Gesamtfläche sind 411.000 km2reine Landfläche, die restlichen 39.000 km2 entfallen auf die Seen Schwedens. Ansonsten verteilt sich die Gesamtfläche auf 54% Waldfläche, 16% Gebirge, 11% Moorgebiete, 9% Wasserfläche, 8% Landwirtschafts - fläche und nur 3% auf bebaute Fläche.
Schweden bildet mit seinen Nachbarländern Norwegen und Finnland die sogenannte Skandinavische Halbinsel.

Geologie: Der südlichste Teil Schwedens wird Skåne (Schonen) genannt und ist die Fort - setzung der fruchtbaren Tiefebene Norddeutschlands und Dänemarks. Nach Norden hin geht diese in ein kargeres, waldreiches Hochland (Småland) über. Der restliche Süden - besonders eine breite Zone zwischen Stockholm und Göteborg - besteht aus einer flachen, zerklüfteten und von Urgestein geprägten Landschaft, in der Felder, Felsen, Seen und Inseln miteinander abwechseln. Nördlich davon grenzt eine gewellte Hügel - und Berglandschaft mit großen Wäldern und weiten Flußtälern (Norrland) an. In dieser Gegend gibt es Lagerstätten von Erzen (Eisenerz, Kupfer, Blei, Zink), weswegen hier auch das älteste Industriegebiet Schwedens (Bergslagen) entstanden ist. Erze kann man aber auch in Västerbotten und Kiruna finden, wo allerdings Granite und Gneise vor - herrschen. Die Grenze zu Norwegen folgt einer Gebirgskette (Höhen zwischen 1000 und 2000m), die im Silur und Devon gefaltet wurde. Auch die großen Flüsse Schwedens haben hier ihren Ursprung. Den Felsgrund aus dem Kambrosilur kann man vor allem als Sand - und Kalkstein auf den großen, flachen Inseln (z.B. Öland, Gotland,...) finden.
Morphologisch gesehen wird Schweden von einem Hochland (Rumpffläche) gebildet (Skandinavisches HL), das während der Eiszeit (Pleistozän) vom Inlandeis bedeckt war, durch dessen Druck und Bewegung die Landschaft verändert wurde. Die heutige Morphologie ist durch folgende Folgeerscheinungen geprägt (glazialer Formenschatz):
- Oser: Schmelzwasserablagerungen des Eises aus Schottern und Sanden, die im Relief wallartig erscheinen und einige hundert Kilometer lang werden können. Sie treten in den Eisrückzugsgebieten auf und wurden auch im Meer abgelagert (Ostsee).
- Drumlins: Sedimentkörper aus Grundmoränenmaterial mit länglich - tropfenförmiger Ge - stalt, die als Hügel in ehemals vergletscherten Gebieten auftreten. Die Längsachse ver - läuft parallel zur Vorstoßrichtung des Eises, wodurch das Vorderende flach und das Hin - terende steiler geformt ist.
- Rundhöcker: glazial geformte längliche Hügel aus anstehendem Gestein, deren gegen die Fließrichtung des Eises gerichtete Seite geglättet, die entgegengesetzte aufgerauht ist. Treten sie in marin überfluteten Gebieten auf, sprichtt man von Schären.
- Moränen: von Gletschern verfrachtete und angehäufte Schuttwälle.
- Senken wurden durch das Eis zu Tälern (V - bzw. U - Tal) und Seen (z.B. Zungenbek - kenseen) vertieft.

Klima: Schweden liegt in der Grenzzone zwischen polaren und subpolaren Luftmassen sowie in der Nähe des Atlantiks mit dem warmen Golfstrom, wodurch auch das Klima be - einflußt wird. Außerdem entsteht durch die Neigung der Erdachse ein extremer Unter - schied zwischen dem langen Tageslicht im Sommer und dem ebenso langen Dunkel im Winter. Besonders ausgeprägt ist dieser Unterschied aber nur nördlich des Polarkreises, wo in Winternächten auch oft das berühmte Nordlicht auftritt. Direkt am Polarkreis bleibt die Sonne nur für eine Nacht (im Sommer) über dem Horizont, je weiter man in den Nor - den kommt, desto länger scheint sie im Sommer auch in der Nacht (Mitternachtssonne), bzw. umso früher geht sie im Winter unter. In der sogenannten Polarnacht geht die Son - ne mehr als 24 Stunden nicht über dem Horizont auf, umgekehrt geht sie am Polartag mehr als 24 Stunden nicht unter. Die Länge der Polarnacht und des Polartages variiert zwischen einem Tag am Polarkreis und einem halben Jahr an den Polen.
Trotz seiner geographischen Lage genießt Schweden ein relativ günstiges Klima. Der Wetterunterschied zwischen dem Norden und dem Süden ist im Sommer eher gering, der Herbst und der Winter kommen im nördlichen Landesteil allerdings früher, sind käl - ter und dauern länger als in Südschweden.
Nordschweden hat Anteil an der Kalten (oder Polaren) Zone, die zwischen dem Pol und dem Polarkreis liegt. Hier herrschen v.a. polare Hochs, die im Winter stabile und trockene Kälte bringen, sowie der polare Ostwind vor. Südschweden hingegen hat An - teil an der Gemäßigten Zone, deren Klima vorwiegend durch ein subpolares Tiefdruck - gebiet und durch Westwinde vom Atlantischen Ozean, die Niederschläge und geringe Temperaturunterschiede bringen, gekennzeichnet.
Im ganzen Land liegt die durchschnittliche Temperatur im Juli bei etwa 16°C, im Jänner variiert sie von - 1°C (Südschweden) bis - 20°C (Nordschweden).

Vegetation: Der größte Teil der Bodenfläche Schwedens wird von Nadelwäldern eingenom - men, im Süden des Landes kommen aber auch Mischwälder vor. Dort gab es früher außerdem Laubwälder (Südliche Laubwaldregion), die jedoch dem Ackerbau weichen mussten und heute teilweise durch Nadelwälder (Südliche Nadelwaldregion) ersetzt wor - den sind. Die Inseln Gotland und Öland sowie Teile der Gebirgskette haben durch den kalkreichen Felsgrund und dem günstigen Klima eine interessante Flora mit u.a. Orchi - deenarten. Nördlich von Stockholm schließt sich die Nördliche Nadelwaldregion an, zu der fast der ganze Rest Schwedens gehört. Weiter im Norden nimmt die Dichte des Wal - des ab (Taiga) und als Folge von Verwitterung entsteht Podsol (Bleicherde). In Teilen Nordschwedens herrscht aber auch die Tundra (Kältesteppe) mit vielen Mooren und einer baumlosen Vegetation vor. Hier kann man den Dauerfrostboden finden, der das ganze Jahr von einer dicken Schneedecke bedeckt ist und nur im Sommer geringfügig auftaut.
Um die empfindliche Natur - und Kulturlandschaft zu schützen, richtete Schweden 1910 als erstes europäisches Land Nationalparks ein, die sich hauptsächlich im Gebirge Norr - lands, aber auch in vielen anderen Landesteilen befinden.


Die schwedische Bevölkerung

Demographische Entwicklung bis 1930: Bei der ersten Volkszählung in Schweden 1749 wurden 1,8 Millionen Einwohner gezählt, 1850 stieg diese Zahl auf 3,5 Mio. an und 1930 gelangte man schließlich auf eine Zahl von 6,1 Mio Einwohnern. Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von ca. 0,7% pro Jahr. Die Entwicklung bis 1810 war durch hohe Geburten - und Sterberaten, sowie einem durchschnittlichen Wachstum von 0,6% (starke Schwankungen durch Kriege, Epidemien, usw.) gekennzeichnet. Von 1810 bis 1870 ging die Sterblichkeit zurück, es gab nur mehr geringe Schwankungen und das Bevölkerungswachstum lag bei 1% pro Jahr. In der Zeit von 1870 bis 1930 gingen die Geburten und die Sterblichkeit weiter zurück (Wachstum: 0,6%) und es kam zu einer größeren Auswanderungswelle vor allem nach Nordamerika (Hungersnöte, Mißernten, begrenzter Bedarf an Arbeitskräften,...).

ab 1930: Durch die Weltwirtschaftskrise und die dadurch niedrige Geburtenrate ging auch das Bevölkerungswachstum auf 0,3% pro Jahr zurück. Während der 40er, 60er, 80er und Anfang der 90er Jahre stieg die Geburtenrate stark an und ist jetzt überdurchschnitt - lich hoch (etwa zwei Kinder pro Frau). Auch die Lebenserwartung der Schweden ist höher als in anderen vergleichbaren Ländern: Frauen werden 81,4 Jahre alt, Männer 76,1 Jahre.

Einwanderungen: Die Einwanderungen nach Schweden gehen schon ins 16. Jahrhundert auf finnische Pioniere zurück, diese waren zahlenmäßig aber nicht wirklich bedeutend. Als 1930 die Einwanderungen die Auswanderungen überstiegen, beruhte das haupt - sächlich auf zurückkehrende Schweden. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte durch die expandierende Industrie eine neue Einwanderungswelle von Arbeitnehmern v.a. aus Finnland. Seit den 70er Jahren wurde die Einwanderungspolitik restriktiver und die heu - tige Einwanderung besteht hauptsächlich aus Flüchtlingen.

Altersstruktur: Die Anzahl der Kinder unter 15 Jahren ist mit etwa einem Fünftel der Gesamt - bevölkerung rückläufig (vor 100 Jahren: ein Drittel). Die Anzahl der über 64 - jährigen hat sich dafür verdoppelt (auf 1,8 Mio. Menschen) und wird bis zum Jahr 2020 weiter stei - gen. Demnach machten 1995 die unter 14 - jährigen 19%, die 15 bis 64 - jährigen 64% und die über 64 - jährigen 17% der Bevölkerung aus.

Aufteilung nach Berufen: Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Wirt - schaftsstruktur in Schweden. Industrie und Handel erfuhren einen starken Aufschwung, während der Anteil der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft von 78% (1855) auf 3% (1990) zurückging. Seit den 50er Jahren stagnieren Industrie und Handel bei 28% und dem Dienstleistungssektor kommt eine immer stärkere Bedeutung zu: 69% der Gesamt - beschäftigten.

Geographische Aufteilung: Insgesamt bevölkern die Hälfte der 8,8 Mio. Einwohner nur 3% der Gesamtfläche Schwedens. Man erkennt hier also die Konzentration der Bevölkerung auf die Ballungsräume im Süden (Stockholm, Göteborg, Malmö). Durchschnittlich leben 8 von 10 Schweden in Stadtregionen, im Verhältnis dazu beträgt die Bevölkerungsdich - te im Norden 3 Ew./km2, in Stockholm hingegen 253 Ew./km2.


Schwedens Wirtschaft

Sozialversicherungssystem: Die schwedische Sozialversicherung geht auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück und zeichnet sich besonders durch ihre Allgemeingültigkeit aus. Die gesamte schwedische Bevölkerung ist individuell und unabhängig von der Er - werbstätigkeit in einem einheitlichen System versichert, was ein Resultat der sogenann - ten allgemeinen Sozialpolitik ist. Dieser allgemeingültige Charakter ist auch trotz der Re - duzierung vieler Leistungen wegen der wirtschaftlich schwierigen letzten Jahre nicht verändert worden.
Diese Politik ist zusammen mit den kollektiven Arbeitsbeziehungen, deren Ziel eine gleiche und gerechte Lohnverteilung ist, auch als das ÐSchwedische Modell" bekannt. Die übergeordneten Ziele dieses Modells sind Vollbeschäftigung und Gleichheit und es wurde durch den demokratischen Staat und durch eine erfolgreiche wirtschaftliche Ent - wicklung garantiert. Auf diese Weise wurde Schweden zum ÐWohlfahrts - Musterland" Eu - ropas, das allerdings besonders in den letzten Jahren einige Einsparungen v.a. bei den Sozialleistungen hinnehmen musste, um z.B. die Konvergenzkriterien für einen Beitritt zur WWU erfüllen zu können. Trotz der Sparmaßnahmen und der Budgetsanierung soll das ÐSchwedische Modell" aber auch in Zukunft bestehen bleiben.
Verwaltung der Sozialversicherung:Sämtliche Leistungen (außer den Leistungen bei Ar - beitslosigkeit) werden auf lokaler Ebene von den Allgemeinen Versicherungskassen, die unter der Aufsicht des Reichsversicherungsamtes stehen, verwaltet. Die Abgaben für die Sozialversicherung werden über die Steuern eingenommen.
Das Sozialversicherungssystem setzt sich aus folgenden Leistungen zusammen: Leis - tungen im Krankheitsfall (Krankenversicherung), Elternversicherung, Rentenversicher - ung (zwischen dem 60. - 70. Lebensjahr), Berufsschadensversicherung, Arbeitslosenver - sicherung, wirtschaftliche Unterstützung für Familien mit Kindern (Kindergeld) und Wohngeld.
Als Mitglied der EU und aufgrund von Verträgen über soziale Sicherheit mit Staaten außerhalb der Union hat Schweden die Regelungen der Sozialversicherung den inter - nationalen Verhältnissen angepaßt.

Arbeitsmarktpolitik: Der schwedische Arbeitsmarkt war seit dem 2. Weltkrieg bis in die 90er Jahre durch eine niedrige Arbeitslosigkeit (zwischen 1,2% und 3,5%), einer steigenden Beschäftigung (v.a. im öffentlichen Sektor) und einer immer höheren Erwerbsquote (v.a. durch das zunehmende Arbeitskräfteangebot unter den Frauen) gekennzeichnet.
Durch eine tiefe Rezession stieg die Arbeitslosenrate 1993 auf 8,2% und ist seitdem nur geringfügig gesunken. Besonders in dieser schlechten wirtschaftlichen Lage ist die wichtigste Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik, die Entstehung von Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Um dieses Ziel zu erreichen, sind eine Reihe verschiedener Maßnah - men erforderlich, wie z.B. Matching (d.h. gegenseitige Anpassung von Arbeitskräftean - gebot und - nachfrage), angebots - und nachfrageorientierte Maßnahmen. Außerdem gibt es Maßnahmen, deren einziger Zweck darin besteht, Einkommensausfälle bei Arbeitslo - sigkeit zu ersetzen (Arbeitslosenversicherungen) und verschiedene Formen von bil - dungspolitischen Maßnahmen, die die Befähigung erhöhen (z.B. Erhöhung der Zahl der Studienplätze, Erwachsenenbildung, Volkshochschulen,...). Dadurch will die schwedi - sche Regierung die Arbeitslosigkeit bis ins Jahr 2000 um die Hälfte reduzieren.
Insgesamt gab Schweden im Haushaltsjahr 1992/93 13,2% der Staatsausgaben für ar - beitsmarktpolitische Maßnahmen aus.
Die Verantwortung für die Arbeitsmarktpolitik liegt beim Reichstag und der Regierung.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung: Schweden ist stark vom internationalen Handel ab - hängig, v.a. um den hohen Lebensstandard aufrechterhalten zu können. 1993 entsprach der Export einem Drittel des BIP, wobei 80% des Gesamtexports aus Industriegütern be - stand. Die wichtigsten Exportmärkte sind die EU und Skandinavien.
Tendenzen 1980 - 90: Das BIP wuchs in dieser Zeit um 2% pro Jahr, was mit anderen In - dustrieländern vergleichbar ist. Während der 80er Jahre entwickelte sich Schweden aber unterschiedlich: Die Arbeitslosigkeit blieb niedrig, die Preise und Löhne stiegen schneller, die Beschäftigung und damit auch die Produktion stiegen. Ende der 80er Jahre verschlimmerten sich schließlich auch die Kosten - und Inflationsprobleme.
Zwischen 1990 und 1993 ging das BIP um 5%, die Zahl der Beschäftigten um 10% zu - rück und die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich auf über 8%. Die Rezession in dieser Zeit traf Schweden stärker als andere Länder (v.a. wegen dem Übergang von hoher zu nied - riger Inflation). Ende 1993 fing die schwedische Volkswirtschaft an, sich wieder langsam zu erholen. Der Export stieg schnell, die heimische Nachfrage stabilisierte sich und die Wettbewerbsstellung der schwedischen Industrie war stark.
Zum Jahreswechsel 1995/96 verzeichnete Schweden das höchste Wachstum des BIP (ca. 4% gegenüber dem Vorjahr) seit 1988. Ab 1996 wird sich das Wachstum wieder verlangsamen und wahrscheinlich auf die Hälfte zurückgehen.

Geld, Kredit, Währung: Die schwedische Geldpolitik ist auf Währungs - und Preisstabilität ausgerichtet. Durch die schwache Krone lag die Inflationsrate Mitte 1995 bei 2,7% und wird 1996 auf ca.3% steigen.
Die Leitzinsen wurden bis zur Aufwertung der Krone (Ende 95) gegen den inter - nationa - len Trend zu Zinssenkungen erhöht (Diskontrate von 7 auf 7,5%). Für 1996/97 wird aber eine Entspannung in der Zinsentwicklung erwartet.
Durch den schnell wachsenden Überschuß der Zahlungsbilanz und dem zunehmenden Vertrauen in die Krone (aufgrund günstiger Binnenentwicklungen, einer deutlichen Ver - besserung der Staatsfinanzen, eines hohen Wirtschaftswachstums und einer niedrigen Inflation) wird eine weitere Aufwertung der schwedischen Krone erwartet.

Investitionen: Die Investitionen der gewerblichen Wirtschaft haben 1995 stark zugenommen. Besonders im verarbeitenden Gewerbe, der Papier -, Eisen -, Stahl - und Elektoindustrie sind Steigerungen verzeichnet worden.
Für 1996 wird allerdings ein Rückgang der Investitionstätigkeit erwartet, weil einerseits die Kapazitätsgrenzen der Betriebe erreicht sind und andererseits die Steueranreize der Regierung für den Wirtschaftsbau auslaufen.

Handelspolitik: Schweden hat aus Tradition eine liberale Freihandelspolitik betrieben und ist stark vom Außenhandel abhängig. Zum einen war der Handel mit anderen Ländern eine wichtige treibende Kraft bei der Entwicklung zur Industrienation mit einem hohen Lebensstandard, zum anderen hat der Zugang zu ausländischen Märkten der schwedi - schen Industrie ermöglicht, sich zu spezialisieren und zu expandieren.
Export: Die früher sehr starke Abhängigkeit Schwedens vom Rohstoffexport (v.a. Eisen - erz) hat abgenommen, forstwirtschaftliche Produkte kommen aber immer noch für ein Fünftel des Exports auf. Die Hälfte des Exports machen Produkte der metallverarbeiten - den Industrie (z.B. elektronische Erzeugnisse, Kfz, Maschinen,...) aus.
1992 hielt Schweden den 17. Platz unter den Exportnationen der Welt, der Anteil Schwedens am Weltexport ist aber seit Ende der 80er Jahre langsam zurückgegangen. Schnelle Kostensteigerungen haben die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beein - trächtigt und zu sinkenden Marktanteilen geführt. Gleichzeitig hat die Exportindustrie eine Internationalisierung durchgemacht, die dazu geführt hat, dass die großen schwedi - schen Unternehmen mit ihren Tochtergesellschaften im Ausland etwa 2/3 ihrer Gesamt - produktion außerhalb Schwedens bestreiten.
Import: Der schwedische Import wird ebenfalls von Produkten der metallverarbeitenden Industrie dominiert (39,1%). Die nächstgrößeren Gruppen bilden chemische Produkte, Textil, Mineralien, Nahrungsmitel, Erdöl und Erdölprodukte. Der Import hat stark zuge - nommen und ist jetzt pro Kopf der Bevölkerung einer der höchsten der Welt.
Der Außenhandel spielt sich hauptsächlich mit anderen Industriestaaten ab: 1993 gin - gen fast 90% des schwedischen Exports an die Staaten der OECD, auf die gleichzeitig ein ebenso großer Anteil des Imports entfiel. Außerdem konzentriert sich der Außenhan - del hauptsächlich auf westeuropäische Märkte, wie z.B. die Mitgliedsländer der EU, die für die Hälfte der schwedischen Exporte und Importe aufkommen. Seit 1995 hat sich die - ser Anteil durch den Beitritt Schwedens noch erhöht. Auch die EFTA war ein wichtiger Handelspartner mit rund einem Fünftel der Exporte. Der drittgrößte ausländische Markt sind die USA, andere schnell wachsende Märkte sind der Ferne Osten, China, Taiwan, Südkorea und Singapur. Betrachtet man einzelne Märkte, so ist Deutschland gefolgt von Großbritannien und Norwegen der wichtigste Exportmarkt Schwedens. Aber auch den USA und Dänemark kommen v.a. bei den Importen große Bedeutung zu.
Im Zuge der Rezession 1992 hörte das Wachstum des Außenhandels ganz auf und so - wohl der Export als auch der Import gingen um ein paar Prozent pro Jahr zurück. Das führte wiederum zu Unruhen auf dem Devisenmarkt, weshalb man die Krone gegenüber anderen Währungen frei floaten ließ, es kam zu einer starken Abwertung der Krone und die Exportindustrie hat sich langsam wieder erholt.
Einfuhrbeschränkungen: Die schwedischen Einfuhrzölle gehören zu den niedrigsten der Welt (ca. 3 - 5%) und die Einfuhr von Rohstoffen ist in der Regel zollfrei. Andere Be - schränkungen gibt es, bis auf den Landwirtschaftssektor, kaum.

Außenpolitik: Schweden verfolgte während der Weltkriege und auch in der Zeit danach eine Neutralitätspolitik, durch die das Land eine unabhängige Politik auf dem Gebiet der Sicherheit betreiben konnte. 1946 trat Schweden den Vereinten Nationen bei, um den zunehmenden Spannungen in Europa in dieser Zeit auszuweichen und um den Frieden zu erhalten, wählte Schweden aber eine Außenpolitik der Bündnisfreiheit im Frieden, die auf Neutralität im Kriegsfall abzielte und sich auf eine starke Landesverteidigung gründete.
1959 half Schweden, die EFTA ins Leben zu rufen, v.a. um seine handelspolitischen In - teressen zu befriedigen. Als sich in den 60er Jahren andere EFTA - Mitglieder der EG an - schlossen, wählte Schweden eine Alternative, nämlich ein Freihandelsabkommen zwi - schen EG - und EFTA - Staaten (1972/73). Diese Partnerschaft zwischen EFTA und EG wurde 1992 durch ein Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) noch weiter verstärkt.
Durch seine Neutralität war es Schweden anfangs nicht möglich, der EG beizutreten, durch die zahlreichen Veränderungen in Europa erschien diese Politik aber weniger re - levant und man fand keinen Widerspruch zwischen einem Beitritt und der Bündnisfrei - heit. Deshalb beantragte der Reichstag 1990 die volle Mitgliedschaft Schwedens in der EG. Am 13. November 1994 fand die Volksabstimmung statt, bei der etwas mehr als die Hälfte der Wähler mit ÐJa" stimmten und am 1. Jänner 1995 wurde Schweden zusam - men mit Österreich und Finnland Mitglied der EU.
Entwicklungshilfe: Schweden ist aktiver Partner bei den Anstrengungen der Entwick - lungsländer, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und stellt rund 1% seines Brutto - sozialeinkommens zur Verfügung.
Vereinte Nationen (UN): Mittlerweile ist diese Mitgliedschaft zu einem der Eckpfeiler der schwedischen Außenpolitik geworden. Zusammen mit den anderen nordischen Ländern ist Schweden bemüht, die friedenserhaltenden Operationen der UN zu entwickeln und zu verstärken und ist v.a. in den Bereichen der Menschenrechte und der Rechte der Frauen und Kinder sehr engagiert. Außerdem ist Schweden einer der aktivste Teilneh - mer an den Bemühungen zur Bekämpfung der ernsten globalen Umweltbedrohungen.


Schweden in der Europäischen Union

Beitritt: Schon vor 35 Jahren wurde in Schweden über einen Beitritt zur damaligen EWG diskutiert, er wurde damals jedoch durch die schwedische Neutralitätspolitik nicht ver - wirklicht. Erst am 13. November 1995 hat sich das schwedische Volk mit 52,3% ja, 46,8% nein und bei 0,9% Enthaltung für einen Beitritt zur EU ausgesprochen (Wahlbe - teiligung: 83,3%). Der Beitritt war der Höhepunkt einer langjährigen Integration und Zu - sammenarbeit mit den EU - Ländern. Der Ausgang der Abstimmung fiel, anders als in Österreich, nur mit einer knappen Mehrheit aus. Vor allem in den Ballungsräumen im Süden und Westen und in anderen mittelgroßen Städten gab es eine große Anzahl an Befürwortern für einen Beitritt, in den entlegeneren Regionen und in der unteren Lohn - gruppe gab es mehr Gegner.
Die EU - Befürworter erwarteten sich durch den Beitritt unter anderem Frieden in Europa, mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne und niedrigere Steuern. Die Gegner befürchteten den Verlust der nationalen Selbstbestimmung, Großmachtgelüste der EU, Arbeitslosigkeit und dass der Stimme Schwedens zu wenig Gewicht zukommen würde.
Die politischen Gründe für das Beitrittsansuchen von Ministerpräsident Ingvar Carlsson waren u.a. die schwache Finanzpolitik Schwedens und die dadurch hohe Inflation. Außerdem strebte man eine Internationalisierung der Politik an und durch die Zusam - menarbeit in Europa will man die Beschäftigungskrise bewältigen.
Um die Wirtschaft zu stabilisieren und an das europäische Niveau anzupassen, sind Einsparungen von 20 Mrd. Kronen geplant, was ebenso wie der Vertrag von Maastricht (v.a. wegen der Verteidigungspolitik) in der Bevölkerung keine Begeisterungsstürme auslöst. Allerdings tritt Schweden sehr stark für eine Osterweiterung der Union ein. An - dere Ziele, die man in der EU erreichen will, sind der Freihandel, mehr Beschäftigung, Transparenz im Entscheidungsprozeß, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und eine verschärfte Umweltpolitik.

Mitgliedschaft: Schweden erhält vier Stimmen im Ministerrat, 22 Sitze im EU - Parlament, ein Mitglied in er Kommission und Schwedisch wird offizielle EU - Sprache.
Außerdem stellte die EU Fördermittel für die dünnbesiedelten und kalten Gebiete Nord - europas (mit weniger als 8 Ew./km2) in Höhe von 2,4 Mrd skr/Jahr zur Verfügung.
Die militärische Bündnisfreiheit war für Schweden Ausgangspunkt der Verhandlungen und somit hat es in der WEU Beobachterstatus eingenommen.
In der Landwirtschaft unterstützt Schweden die Pläne für weniger Regulierungen und Subventionen und die Öffnung der EU - Märkte für ausländische Produkte.
Schweden will an der WWU teilnehmen (früher war die Krone an den ECU gebunden, nach 1992 ließ man sie floaten) und akzeptiert die Wechselkursbestimmungen obwohl dazu erst das Defizit und die Schulden korrigiert werden müssen.
Die Teilnahme Schwedens und auch Finnlands spielt eine wichtige Rolle im Zusam - menhang mit der Zusammenarbeit im Norden (Norwegen) und einer möglichen Oster - weiterung in Richtung der baltischen Staaten.

WWU: Schweden hat gute Möglichkeiten, in einigen Jahren die Kriterien für einen WWU - Beitritt zu erfüllen. Doch selbst bei einem Nicht - Beitritt erfüllt das Konvergenzprogramm, das 1995 breite politische Zustimmung fand, einen wichtigen Zweck und stellt hohe An - forderungen an die Volkswirtschaft. Dieses Programm ist ein Plan auf mittelfristige Sicht - bis zum Jahr 2000 - und hat die Erfüllung der Konvergenzkriterien zum Ziel.
Die WWU soll spätestens 1999 in Kraft treten, sie wird aber schon jetzt in Schweden ständig diskutiert, denn man will nicht Ðgezwungen" werden, beizutreten, sondern man will erst die konkrete Bedeutung der WWU abwarten.
Bedeutung des Konvergenzprogrammes für die Wirtschaftspolitik: Es werden ausge - glichene öffentliche Finanzen, eine niedrige Inflarionsrate, stabile Wechselkurse und niedrige Zinssätze gefordert. Schweden hat bisher nur das Kriterium für die Inflation er - füllt, die restlichen will man bald erreichen, außerdem auch noch die innenpolitisch wichtigen Ziele in Bezug auf Beschäftigung und Umweltschutz.
Zur Erfüllung der Kriterien hat der Reichstag ein Programm mit vier stabilisierenden wirt - schaftspolitischen Maßnahmen (ähnlich den Konvergenzkriterien) beschlossen:
1. Ausgeglichene öffentliche Finanzen: Das Haushaltsdefizit darf 3%, die Verschuldung darf 60% des BIP nicht übersteigen. Für 1997 soll das schwedische Defizit bei 3,5% des BIP (1993 - 13%), die Verschuldung im Jahr 2000 bei 75% (1996 - 85%) liegen.
2. Niedrige Inflationsrate: Die Inflationsrate darf 1,5% des Mittels der drei Länder mit der niedrigsten Rate nicht übersteigen. 1995 lag die Rate in Schweden unter 3% und kann so bis 2000 beibehalten werden, solange die Löhne und Preise nicht erhöht werden.
3. Stabiler Wechselkurs: Die Währung muss innerhalb der Bandbreite des Wechselkurs - mechanismus des EWS liegen (+/ - 15%). Da Schweden 1992 die festen Wechselkurse aufgab und die Krone floaten ließ, liegt es derzeit außerhalb dieses Kriteriums.
4. Niedrige Zinssätze: Die Zinsen dürfen 2% des Zinsniveaus der drei besten Länder nicht überschreiten. Derzeit ist Schweden mit 4 - 5% Abweichung weit davon entfernt.
Wenn Schweden die ersten beiden Ziele erreicht, ist auch die Möglichkeit gegeben, die anderen beiden zu erfülen. Allerdings muss es sich dazu strikt an das Programm halten, um die Defizite zu beseitigen und auch sein Ansehen in internationalen Wirtschafts - kreisen stärken und zeigen, dass es auf dem Weg nach oben ist. Doch selbst wenn Schweden alle Ziele erreicht steht noch nicht fest, ob das Land der WWU beitritt, da man u.a. negative Folgen für die Exportwirtschaft befürchtet.

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