Vormärz

Vormärz

Die Zeitspannung zwischen 1815 bis der Märzrevolution 1848 nennt man Vormärz. Sie ist gekennzeichnet durch den Gegensatz zwischen demokratischen Forderungen der Bürger und repressiver Regierungspolitik vor allem in Preußen und Österreich. Der Befreiungsgedanke/Nationalgedanke wirkt zu dieser Zeit auf ganz Europa als revolutionäre Kraft.
Es entsteht eine Solidarität der unterdrückten und zerrissenen Völker gegen die Mächte monarchischer Legalität, die die Befreiung verhindern.
Die Julirevolution 1830 in Frankreich erweist sich als ein Signal für ganz Europa.
Der rev. Gedanke springt über und erreicht zunächst Belgien und Polen. Unruhen brechen sodann in den norddeutschen Staaten aus, die noch keine Verfassung kennen, Braunschweiger stürmen das Schloß des verhaßten Herzogs; ähnliche Vorgänge zeichnen sich in Kurhessen, Sachsen und Hannover ab.
Eine Vielzahl von Festen finden statt, auf denen zu Ausdruck kommt, dass der Nationalstaat nicht allein das Ziel Theoretiker sei, sondern der Wunsch der breiten Bevölkerungsschicht.
Der Hauptgedanke und die Hauptforderung der Nationalbewegung ist, der Nationalstaat soll die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Mißstände beseitigen.Starke Impulse zur nationalen Einheit gehen von der wirtschaftlichen Entwicklung aus. Die Entfaltung von Handel und Industrie wird vor allem von der ökonomischen und politischen Zersplitterung stark behindert. Eine Fülle von Zollschranken und unterschiedliche Münz -, Maß - und Gewichtssysteme zeigt die Zersplitterung Deutschlands.
Vor allem die Zollschranken waren sehr hindernd an de wirtschaftlichen Evolution.
Während andere Länder fremde Waren durch Schutzzölle von ihren Märkten fernhalten, überschwemmen ihre Waren den deutschen Markt und drohen den Markt zu ruinieren. 1833 kommt ,nach Verträgen zwischen Preußen und den mitteldeutschen Staaten, der "Deutschen Zollvereine" zustande. Parallel dazu schafft der Eisenbahn -, Straßen - und Kanalbau die Voraussetzung für ein einheitliches Wirtschaftsgebiet.


Politische Reformbewegungen:
LIBERALE UND DEMOKRATEN
Die bedeutendste pol. Bewegung vom Wiener Kongreß bis zur Revolution 1848 ist der Liberalismus. Das Ziel des Liberalismus ist der Abbau der Zollschranken und ein geeintes Deutschland auf parlamentarischer Grundlage. Die ersten und wichtigsten Forderungen sind Verfassungen, die die Grundrechte garantieren. Die Mehrheit der Liberalen wollen die Macht der Fürsten nicht beseitigen, sondern einschränken (konstituelle Monarchie).
Der Liberalismus ist vor allem eine Bewegung des gebildeten und besitzenden Bürgertums (Priester, Handwerker, Lehrer, Richter, Kaufleute, Fabrikanten). Das Motto des Liberalismus ist eine Regierung in der Repräsentanten des ganzen Volkes zu finden sind. Das "Volk" ist im Verständnis der Liberalen die Summe gleichartiger, mit gleichen Rechten ausgestatteten Individuen. Träger des Staates soll künftig der gebildete und besitzende Bürger sein, der sich als Wortführer der Interessen des Volkes in seiner Gesamtheit versteht. Das im Vormärz herrschende Problem der sozialen Mißstände bleibt jedoch meist unberücksichtigt.
Eine Hochburg des vormärzlichen Liberalismus ist Baden. Die Liberalen in Baden versuchen mit Vorschlägen (Motionen), und Anträgen die Regierung auf den Weg konstitueller Politik zu führen. Schwerpunkte sind die Sozial -, Wirtschafts -, und Justizreform sowie die Umwandlung der Obrigkeit durch Verwaltungs - und Verfassungsreformen zu einem parlamentarischen Rechtsstaat nach westeuropäischen Vorbild (Frankreich). Um ihre pol. Ziele auch in der Öffentlichkeit publik zu machen, zeigen sie eine rege Aktivität kritische Zeitungen zu verbreiten. Sie scheuen auch nicht vor pol. Auseinandersetzungen zurück, wie z. B. die Göttinger Sieben.
DIE GÖTTINGER SIEBEN
Ein Beispiel für den nun folgenden Konflikt zwischen Liberalen Kräften und den Kräften der Restauration, die sich der Entwicklung entgegenstemmten, war die Auseinandersetzung zwischen König August von Hannover und sieben Göttinger Professoren (Dahlmann, Albrecht, Jacob und Wilhelm Grimm, Gervinus, Ewalt und Weber).
Der Streit entfachte als König Ernst August die hannoversche Verfassung 1837 aufhob. Der Grund für diese Handlung war, nach Ansicht König Ernst August eine Verletzung eines Staatsgrundsatzes in Beziehung auf das neue Staatsgrundgesetz. In dem Paragraphen steht, dass "ein wichtiger Beschluß nur durch einhelliges Zusammenwirken des Königs und der Stände zustande gebracht werden könne. Laut dieser Regelung gibt es eine vertragsmäßige Verfassung zwischen Regenten und dem Ständen. Da mehrere Anträge ohne Genehmigung der königlichen Regierung gemacht wurden, fehlt es an einem einhelligen Zusammenwirken des Regenten und den Ständen, wodurch die Wirksamkeit der bis dahin anerkannte Wirksamkeit der Verfassung aufgehoben werden solle."
Die Göttinger Professoren konnten dies nicht stillschweigend geschehen lassen. In einem Brief an den König richteten sie ihm aus, dass sie von der Gültigkeit der Verfassung überzeugt seien und sie betonten: "dass sie den Rückhalt bei der Jugend verlieren, wenn sie sich in dieser Angelegenheit dem König beugen".
Die Göttinger Sieben wurden nach dem Schreiben ihrer Ämter enthoben und mussten fliehen.
Um zu einem freien und einigen Deutschland zu kommen, führen mehrere Wege. Die
"gemäßigten Liberalen", die im Großen und Ganzen mit der Lage zufrieden sind, vertrauen auf die Verhandlungen mit den Fürsten.
Die "Radikalen", wollen einen Befreiungskampf organisieren und erhoffen sich ein einiges und freies Deutschland nur von einer Revolution.
Die Kompromißbereitschaft der gemäßigten Liberalen führt jedoch nicht zu den erwarteten Erfolgen. Zudem berücksichtigen sie die sozial schwächsten Gruppen nicht.
Die "Demokraten" hingegen wenden sich vor allem an die unteren Schichten. Bürgerliche und Handwerker und auch Intellektuelle verbünden sich zu Geheimgruppen und fordern in Flugblättern die Republik.
Der pol. Druck im Deutschen Bund und die Erfolglosigkeit der Liberalen bewirken, dass die Radikal - Demokraten mehr an Anhängern gewinnen.

Kulturelle Bewegung
Das nationale Bewußtsein erfüllt dich damit zugleich bei vielen mit der Erinnerung an eine romantisch verklärte Vergangenheit. Erst nach den Erfahrungen der Julirevolution 1830 wenden sich demokratische Dichter wieder unmittelbar den Problemen der Gegenwart zu.
Die "Heidelberger Romantiker", wie Achim von Arnim, Clemens Brentano und Joseph Görres spiegeln diese Abkehr von der Gegenwart deutlich zurück.
Achim von Arnim schreibt rückblickend auf den Zeitraum bis 1830: "Die eigentliche Geschichte war mit damals, unter der trübsinnigen Last, die auf Deutschland ruhte, ein Gegenstand des Abscheues, ich suchte sie bei der Poesie zu vergessen...."
Aus der Rückwendung zu der gegenüber der trostlosen Gegenwart romantisch verklärten Vergangenheit empfängt auch die Geschichtswissenschaft neue Impulse. Freiherr von Stein, ein Förderer der Geschichtsforschung, veranlasst die "Monumenta Germaniae Historica", eine Sammlung von Geschichtsquellen des Mittelalters. Der Wunsch den "schlafenden Kaiser" wiederzuerwecken dokumentiert die Hoffnung auf ein künftiges Volkskaisertum. Dieses "Altdeutschtum" vermischt sich mit konservativem und restaurativem Denken.
Diese Rückwendung zum Mittelalter hingegen wird von demokratischen Dichtern verspottet.
In den Vordergrund der sozialkritischen Dichtung tritt die Anklage gegen soziale Not, gegen Ungerechtigkeit, Hunger und Elend. Vor allem Heine richtet seine Angriffe gegen Monarchie Klerikalismus und Feudalismus. Geistiger Mittelpunkt der nationaldemokratischen Bewegungen ist eine Gruppe von Schriftstellern, die sich "Junges Deutschland" nannten. Zu ihnen gehören unter anderem Schriftsteller wie: Börne, Herwegh, Freiligrath und Hoffmann von Fallersleben. Sie kämpfen mit Hilfe ihrer Werke gegen Pressefreiheit, gegen staatlicher Unterdrückung der Presse -, Rede - und Gedankenfreiheit. Diese Dichter gewinnen nach der Julirevolution 1830 mehr an Einfluß.
Hoffmann von Fallersleben, der freiheitlich gesonnene Professor der deutschen Literatur und Sprache in Breslau, dichtete auf der damals noch britischen Insel Helgoland aus dem Exil das "Deutschlandlied".
Deutschland, Deutschland über Alles,
Ãœber Alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt -
Deutschland, Deutschland über Alles,
Ãœber alles in der Welt!
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler That begeistern
Unser ganzes Leben lang -
Deutsche Frauen, deutsche Treue
Deutscher Wein und deutscher Sang!
Einigkeit und Recht und Freiheit,
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand -
Blüh' im Glanze dieses Glückes,
Blühe deutsches Vaterland!
Dieses Bekenntnis Hoffmanns zu seinem Vaterland, das in seiner geographischen Ausdehnung - " von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" - "über alles" liebte und dessen "Einigkeit und Recht und Freiheit" er sich sehnlichst wünscht, sollte nicht als Aufruf zur Überbetonung des Nationalismus oder gar als eine Aufforderung zum außenpolitischen Expansionismus verstanden werden. Vielmehr wollte Hoffmann damit an die Deutschen appellieren "brüderlich" zusammenzustehen um endlich die Spaltung und Unterdrückung des Volkes zu überwinden.
Das Lied Hoffmanns wurde in Deutschland rasch bekannt. Mit dem "Kaiser - Quartet" von Haydn wurde es 1922 unter dem damaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zur Nationalhymne bestimmt, wobei die drei Strophen so verstanden wurden, wie der Dichter sie gemeint hat: als Bekenntnis zu einem freien und einigen Deutschland.

Das Hambacher Fest 1832
war ein Ausdruck der wiedererstarkten ( - wachten) Einheits - und Freiheitsbewegung. Das Fest war eine radikal - liberale parteipolitische Volkskundgebung mit mehr als 30000 Teilnehmern. Anders als 1815 in Wartburg, wo studentische Burschenschaften sich trafen und anschließend randalierten, blieb es in Hambach bei der Rhetorik.
Siebenpfeiffer, ein bayrischer Staatsbeamter und Herausgeber des radikalen "Boten aus den Westen", war Hauptmitveranstalter der Veranstaltung. Er sagt: "es lebe hoch, das freie, das einige Deutschland". "Deutschland erstehe aus den Trümmern, worunter die Gewalt der Zeit und der Verrat der Fürsten es begraben".
"Der Tag kommt, wo das deutsche Vaterland sich erhebt und alle Bürger mit gleichem Schutz, mit gleicher Liebe umfaßt. "O lasset ... uns aller Spannungen vergessen, alle Marken und Abschneidungen beseitigen, lasset uns nur eine Farbe tragen, die Farbe des deutschen Vaterlandes, auf des heilige Gesetz deutscher Freiheit nur lasset uns schwören; auf nur ein Ziel lasset und blicken, auf des Ziel deutscher Nationaleinheit, deutscher Größe, deutscher Macht!".
Der andere Hauptmitveranstalter Georg Wirth, von Beruf Jurist und Herausgeber der "Deutschen Tribüne" fordert in seinen Ansprachen u. a.: allgemeine Volksbewaffnung, Errichtung von Bürgergarden, eine gemeinsame Gesetzgebung in allen Deutschen Fürstenstaaten, Freiheit der Rede und des Glaubens, Aufhebung der Pressezensur, Errichtung einer parlamentarischen Volksvertretung und Unterordnung der Exekutive durch eine gewählte Legislative.
Mit 30000 Besuchern unter denen alle Bevölkerungschichten vertreten waren, war das Hambacher Fest die größte Volkskundgebung im Vormärz. Es waren vertreten: Bürger, Intellektuelle, Bauern und Handwerker. Es entstand ein Kollektiv von Gleichgesinnten. Fahnen mit der Aufschrift "Deutschlands Wiedergeburt" wurden überall aufgehängt. Unter den Teilnehmern waren u. a. Ludwig Börne, Emigrant aus Paris.
Das waren Ankündigungen und Aufrufe, die die Vertreter der alten Ordnung nicht ungerührt lassen konnten. Als Reaktion auf dieses Fest wurden Beschlüsse über eine Verschärfung der Pressezensur, über Verbot pol. Vereine und Volksfeste, Beschlüsse über eine Arrestandrohung für das Anlegen der Farben Schwarz, Rot, Gold wurden gefaßt. Staatliche Methoden um die Pressefreiheit zu knebeln waren unter anderem Zensur, behördliche Verweise, Verbote und Strafen.
Vieles erinnerte an das Wartburgfest, jedoch blieben die Ausschreitungen aus. Die patriotische Begeisterung, der Freiheitsdrang, die allgemeine Entschlossenheit, für die Erinnerung von Freiheit und Einheit gegen den Fürsten zu kämpfen. Die Farben unter denen man sich versammelte waren die gleichen wie 1817: Schwarz, Rot, Gold. Die Gelegenheit Maßnahmen gegen Liberale und Nationale zu rechtfertigen, bot sich als Burschenschaftler und einige Bürger die Frankfurter Hauptwache 1833 stürmen und die Hauptglocke läuten bis Truppen anrücken.
Metternich gelang es daraufhin Beschlüsse im Deutschen Bund durchzusetzen. Wieder wurde, wie auch schon nach dem Wartburgfest, die Pressefreiheit eingeschränkt. Liberale, Demokraten, Patrioten wurden verhaftet und verurteilt.
Strukturelle Bewegungen
Die Nationale Frage,
ob Österreich einzuschließen wäre (großdeutsche Frage) oder ob man Österreich ausschließen solle (kleindeutsche Frage), wurde in den Vierzigern (1840 - 1850) immer dringender. Österreich lehnte die großdeutsche Lösung ab. Im deutschen Zollverein 1833/34 war Österreich jedenfalls nicht beteiligt. Diese nationale Frage darf nicht nur pol. betrachtet werden, denn eine Vergrößerung der Nation und die Bildung einer großen Einheit wäre für die Wirtschaft ein großer Aufschwung. Die Grenzen nach Österreich wären offen und damit frei für den Export von Waren in die Balkanstaaten.
Preußen hatte nun die unvermeidliche pol. Vormachtstellung in Deutschland.
Als im Herbst 1840 als Folge einer Krise im Nahen Osten ein europäischer Krieg drohte und von Frankreich Forderungen nach Inbesitznahme des linken Rheinufers erhoben wurde, erhöhte dies die Solidarität der Deutschen.
Die nationale Begeisterung gewann neuen Auftrieb und wurde dahingehend politisch ausgeweitet, "Deutschland müsse die ihm zugehörige Bedeutung und der Welt wiedererlangen".
Allerdings kennzeichnen enttäuschte Hoffnungen im Bereich der Verfassungsentwicklung und Forderungen nach staatlicher Einheit und Freiheit die Situation im Vormärz.
Hinzu kamen zunehmende soziale Spannungen, die von der Industrialisierung ausgingen und 1844 zu den ersten Aufständen der schlesischen Webern führten.
So war der Boden für die Revolution 1848/49 gegeben. Es bedurfte nur noch ein kleinen Anstoß (die Auflehnung Pariser Kleinbürger gegen den Bürgerkönig Louis Philipp) um die andauernden Konflikte in offenen Aufruhr umschlagen zu lassen.
Schleswig - Holstein Frage, findet Ihr hinter dem Kapitel der Frankfurter Nationalversammlung
Revolutionen 1848
Es war eine Revolution des Bürgertums. Die wirtschaftliche Entwicklung und die Expansion wurden gehemmt. Die unterschiedlichen Münz -, Maß - und Gewichtswährungen sowie die Zollschranken der einzelnen Fürstenländer waren dem Großbürgertum ein großer Dorn im Auge. Eine Entfaltung im Handel war nicht möglich. Während vor allem England fremde Waren durch Schutzzölle von ihren Märkten fernhalten, überschwemmen ihre Waren den deutschen Markt und drohen den Markt zu ruinieren. 1834 kommt es nach Verträgen zwischen Preußen und dem mitteldeutschen Staaten der "deutsche Zollverein" zustande. Parallel dazu schafft der Eisenbahn -, Straßen - und Kanalbau die Voraussetzung für ein einheitliches Wirtschaftsgebiet. Hinzu kamen zunehmende soziale Spannungen, die von der Industrialisierung ausgingen und 1844 zu den ersten Aufständen der schlesischen Webern führten. So war der Boden für die Revolution 1848 gegeben.
In Österreich musste der Staatskanzler Metternich zurücktreten, aber noch einmal konnte sich die Monarchie durchsetzen. Ende Oktober waren alle revolutionären Strömungen militärisch unterdrückt.
Auch in Berlin kam es zu Barrikadenkämpfen, als am 18. März 1848 eine Massenversammlung von königlichen Truppen umstellt wurde. Die Gewalttätigkeiten, der offene Aufruhr wurde ausgelöst, als ein einzelner Schuß fiel, von dem nicht sicher ist von welcher Seite er abgeschossen wurde.
Um weitere Gewalttaten zu verhindern, ließ Friedrich Wilhelm IV nach einigen Zögern schließlich ein liberales Ministerium bilden und verneigt sich auf Verlangen der Revolutionäre vor den in den Straßenkämpfen Gefallenen, die vor dem Schloß aufgebahrt wurden.
Erst Ende 1848 vermochte Friedrich Wilhelm IV seine monarchistische Autorität wiederherzustellen. Am 31. März 1848 versammelten sich 500 Revolutionäre und bildeten das Vorparlament und setzten durch, dass in allen deutschen Staaten freie Wahlen für eine Nationalversammlung durchgeführt wurden, die später in der Frankfurter Paulskirche tagen sollte.



Nationalversammlung
Juristen, Schriftsteller, Gelehrte und Beamte stellten zwei Drittel der Mitglieder. Nur wenige waren Bauern oder Handwerker waren vertreten, Arbeiter fehlten völlig.
Verfassung der Paulskirche:
Exekutive: Kaiser, Regierung
Kaiser: alleiniger Oberbefehlshaber, ernennt und entlässt die Regierung, beruft den Reichstag ein, kann                       Volkshaus auflösen, hat suspensives Veto gegen Gesetze
Regierung: Gegenzeichnungsrecht, dem Reichstag verantwortlich
Legislative: Volkshaus und Staatenhaus
                      verabschieden gemeinsam Gesetze, hat die Kontrolle über den Reichstag
Judikative: unabhängiges Reichsgericht, Verfassungsschutz
Aufgaben:
- Schaffung eine Nationalstaates
- Ausarbeitung einer Verfassung für diesen Staat
- Gleichheit vor dem Gesetz
- Meinungs - und Pressefreiheit
- Unverletzlichkeit des Eigentums
Schwachstellen: starke Exekutive, Erbkaisertum, Kaiser dominanter Status (Abberufung der Legislative, Oberbefehlshaber des Heeres, Reichsregierung)
Die Abgeordneten kannten keine Parteien, deshalb formierten sie sich zu pol. Gruppen. Die Republikaner formierten sich zu dem Deutschen Hof, dagegen formierten sich die konstitutionellen Monarchen sich zum Württemberger Hof.
Einzelne Gruppen waren:
1) Struve, Jakoby: pol. -, soziale - und wirtschaftliche Forderungen
Grundrechte, - Glaubensrechte - und Gewissensfreiheit, Forderung nach Presse - Versammlungsfreiheit, Verfassungssystem, parlamentarische Regierung, freie Wahlen, Volksheer, Vereinheitlichung des Gesetzes. Schutzzoll, Wirtschaftsförderungen, Ausgleich zwischen Arbeit und Kapital, verbesserte Einkommens - und Vermögenssteuer.
2) Donnersberg: Forderungen: parlamentarische Demokratie, Einzelstaaten: konstituelle Monarchie oder Republik, direkte Wahlen, Volkssouveranität
3) Casino: Grundrechte, konstituelle Monarchie, indirekte Wahlen, eingeschränkte Volksouveranität, Heerschaftsteilhabe des Volkes
4) Milani: konstituelle Monarchie, für Gesamtbund nicht mehr Rechte als nötig, eingeschränkte Machtbefugnis der Nationalversammlung
5) Arbeiterforderungen: Demokratie, Abschaffung aller materiellen Vorrechte und Klassengegensätze, Heerschaftsrechte für Adel sowie Bourgeoisie gleich.
Es rächte sich, dass das Parlament keine militärische Macht unterstellt war. Der König von Preußen wurde mit der Führung eines Krieges gegen Dänemark beauftragt. Die Deutschen in Schleswig - Holstein hatten sich gegen die dänische Herschafft erhoben. Trotz militärische Siege über Dänemark schloß Friedrich Wilhelm IV auf Druck Englands und Rußlands Waffenstillstand und scherte sich im übrigen nicht um die Anordnungen der Nationalversammlung. Und mehr und mehr vermochten sich monarchische Kräfte auch in den Einzelstaaten wieder zu behaupten.
Scheitern der Nationalversammlung:
1) Ablehnung der Bürgerkrone aufgrund angeblicher Überforderung. Hauptgrund: langsames Widererstarken der monarchischen Kräfte, die rev. Krone entspräche nicht den Erwartungen eines Kaisers
2) Uneinigkeit der Abgeordneten bei Gesetzesentwürfen, bei brisanten Entscheidungen
3) Zu starke Stellung des Kaisers
4) Scheitern bei der Schleswig - Holstein Frage
Schleswig - Holstein Frage
Der dänische König wollte sich Schleswig, dass nicht zum Deutschen Bund gehört, aber bei der Revolution aktiv mitgewirkt hat, wieder einverleiben. Der Kampf um Schleswig wird für die Nationalversammlung zur Prestigefrage. Mit Hilfe der preußischen Militärs wird der Kampf erfolgreich beendet. Allerdings wird ein Waffenstillstand zwischen Frankfurt und Malmö veranlasst. Preußen übergeht bei den Verhandlungen die Nationalversammlung und zeigt somit die reellen Machtverhältnisse. Die Nationalversammlung muss nun eine Entscheidung treffen. Denn von der Ab - und Annahme des Waffenstillstandes hängt das Schicksal von Schleswig bzw. von ganz Deutschland ab. Die Annahme bedeutet Preußens Sieg über die Nationalversammlung. Eine Ablehnung bedeutet, dass die Nationalversammlung entschlossen ist sich gegen Preußen und alle europäischen Großmächte anzulegen und durchzusetzen.
Mit 228 zu 221 Stimmen lehnt man zuerst, nach turbulenter Debatte, den Waffenstillstand ab. Viele Liberale und Radikale stimmen für die Ablehnung. Die Nationalversammlung verharrt nun in ohnmächtiger Passivität. Denn man hatte beschlossen gegen Preußen militärisch vorzugehen. Aufgrund dieser Passivität gelang es den "Gemäßigten" eine neue Abstimmung durchzusetzen, die 257 zu 236 Stimmen für einen Waffenstillstand ausging. Damit opfert die Nationalversammlung sein Ansehen, da sie sich der Politik Preußens unterwerfen.
Republikaner und Demokraten gewinnen jetzt mehr Ansehen in der Bevölkerung. Die Befürworter des Waffenstillstandes werden als Verräter bezeichnet. Radikale und Demokraten wurden bestimmt darauf hingewiesen die Versammlung zu verlassen. Um den Schutz der "neuen Nationalversammlung" zu gewährleisten wird preußisches und österreichisches Militär angefordert. Die Lage verschärft sich. Die Erbitterung richtet sich vor allem gegen preußische Truppen, die nun gegen Revolutionäre eingesetzt werden. Der Aufstand wird niedergeschlagen. Der Sieg kommt schließlich nicht der "Zentralgewalt", sondern den alten Mächten zugute.
Die Unruhen von Frankfurt greifen auf die mittel - und süddeutschen Staaten über.
Überall werden jetzt sozialrevolutionäre und republikanische Forderungen erhoben. Ganz Deutschland erhebt sich im Augenblick gegen die Fürstenheerschaft. Unter der Losung "Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle" ruft man in Lörrach die Republik aus. Die Monarchen sollen verhaftet und das Vermögen des Staates, der Kirche und der Heerscher soll eingezogen und den Gemeinden gegeben werden. Der Aufstand wird von einer überlegenen Streitmacht niedergeschlagen.
Beim Beschluß der Nationalversammlung die Macht des Königs einzuschränken, indem ihm die Herrschaft über Polizei, Heer, Justiz entzogen werden soll, beschließt der König die Nationalversammlung aufzulösen. Zugleich erließ er eine Verfassung, die dem Bürgertum Rechte wie die Gewährung der Presse -, Versammlungs - und Glaubensfreiheit gewährt um erneute Aufstände zu vermeiden.
Preußen zwang den Einzelstaaten nun das Dreiklassenwahlrecht auf. Damit war ein Übergewicht für die monarchische Klasse gegeben. Die Verfassung blieb bis 1918 in Kraft!!!!!. Der deutsche Bund wurde wiederhergestellt, jedoch entwickelte sich bald ein Dualismus zwischen Preußen und Österreich.
D. h. Preußen und Österreich entwickeln gegeneinader Mißtrauen und Konkurrenz. Beide warben um die mitteldeutschen Staaten, welche unter Führung von Bayern und Sachsen standen.
König Wilhelm IV erklärte bald, dass Preußen von nun an in Deutschland aufgehen werde. Der Übergang war nur ein machtpol. Zweck um vor allem Österreich Preußens Stärke zu zeigen. Für die Armen und gegen das Elend wurde nichts getan.
Das Großbürgertum konzentrierte sich total auf die Industrialisierung. Das Kleinbürgertum zog sich ins Schneckenhäuschen zurück und suchte Auswege im Biedermeier.

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