Grundlagen der Bodenschätzung

Grundlagen der Bodenschätzung in der Bundesrepublik Deutschland

Ansprüche von Pflanzen an den Boden

Der Boden dient den Pflanzen als Standort und beeinflußt das Pflanzenwachstum in entscheidendem Maße. Diese Eigenschaft wird als Bodenfruchtbarkeit oder Ertragsfähigkeit bezeichnet. Ein fruchtbarer Boden gewährleistet den Pflanzenwurzeln eine ausreichende Verankerung, Wärme und ein gleichbleibende Versorgung mit Wasser, Sauerstoff und Nährstoffen.

Böden sind unterschiedlich fruchtbar. Aus administrativen und (steuer-)politischen Gründen kann es wichtig sein diese unterschiedliche Ertragsfähigkeit zu bewerten und zahlenmäßig erfassen zu wollen.

Das Bodenschätzungsgesetz

Bereits 1934 wurde das Bodenschätzungsgesetz erlassen, welches heute noch Gültigkeit besitzt (1965 durch das Bewertungsänderungsgesetz modifiziert). Nach ihm wird für Ackerland aus der Bodenart (Körnung), des geologischen Substrates und der Zustandsstufe die Bodenzahl ermittelt.

Die Bodenart

Für die Bodenart ist der Anteil des Feinbodens mit kleiner als 0,01 mm entscheidend

Fraktion <0,01 mm (%) Bodenart Abkürzung
< 10 SandS
10-13 anlehmiger SandSl
14-18 lehmiger SandlS
19-23 stark sandiger LehmSL
24-29 sandiger LehmsL
30-44 LehmL
45-60 toniger LehmLT
> 60 TonT
Außerdem gibt es die Gruppe "Moor" (Mo)
Quelle: Scheffer 1984, Seite 416

Das geologische Substrat

Die Kennzeichnung des geologischen Substrats erfolgt in vier Gruppen:

Diluvialböden (D) sind aus Ablagerungen aus dem Pleistozän (oder älter) entstanden, ausgenommen Lößböden (Lö). Böden aus postpleistozänen Ablagerungen werden als Alluvialböden (Al) bezeichnet. Verwitterungsböden (V) sind aus festen Gesteinen entstanden. Bei hohem Steingehalt erhalten sie das Symbol Vg.

Die Zustandsstufe

Die Zustandsstufe gibt den Entwicklungsgrad des Bodens an. Es werden sieben Zustandsstufen unterschieden, wobei die Stufe 1 den günstigsten Zustand, Stufe 7 den ungünstigsten Zustand (geringste Entwicklung oder stärkste Verarmung) kennzeichnet.

Abbildung 1: Zustandsstufen für Acker- und Grünlandböden

Quelle: Semmel 1993, Seite 38

Bodenzahlen und Ackerzahlen

Nach diesen Variablen wird aus dem Ackerschätzungsrahmen die Bodenzahl ermittelt. Bodenzahlen reichen von 100 (guter Boden z. B. in den Gebieten um Magdeburg) bis 7 (schlechter Boden). Die Bodenzahlen sind Verhältniszahlen, die Ertragsunterschiede, die alleine vom Boden her bestimmt sind beschreiben sollen. Als Bezugsgrößen gelten folgende Klima- und Geländeverhältnisse: 8 °C mittlere Jahrestemperatur, 600 mm Niederschlag, ebene bis schwach geneigte Lage und optimaler Grundwasserstand. Außerdem wird von einer mittelbäuerlichen Betriebswirtschaftsstruktur ausgegangen.

Weichen die Klima- und Geländeverhältnisse von den Bezugsgrößen ab, so werden an den Bodenzahlen Zu- oder Abschläge vorgenommen. Das modifizierte Ergebnis stellt die Ackerzahl dar.

Abweichungen von der Betriebsgröße oder durch Bodenbearbeitung, Düngung und andere Arbeiten des Menschen verursachte Veränderungen werden nicht berücksichtigt.

Bei Ackerzahlen unter 30 wird eine rentable Nutzung fragwürdig.

Grünlandgrundzahlen und Grünlandzahlen

Bei der Bewertung des Grünlandes werden nur vier Bodenarten und die Moorgruppe, sowie drei Zustandsstufen unterschieden. Wegen der geringen Bedeutung entfällt die Berücksichtigung des Ausgangsgesteins. Statt dessen werden die hier wichtigeren Wasserverhältnisse in fünf Stufen gegliedert, die von frisch (Stufe 1) bis naßsumpfig (Stufe 5) reichen. Auch die Temperatur wird besonders berücksichtigt. Aus dem Grünlandschätzungsrahmen wird somit die Grünlandgrundzahl ermittelt, die durch Modifikation die Grünlandzahl ergibt.

Die Bodenschätzungskarten

Die Schätzungsergebnisse werden als Abkürzungsreihe angegeben. Für Ackerland in Form von Bodenart, Stufe, Substrat, Bodenzahl und Ackerzahl. Als Beispiel bedeutet: sL 4 Lö 59/65 einen sandigen Lehm der Zustandsstufe 4, auf Löß entstanden mit einer Bodenzahl von 59 und einer Ackerzahl von 65.

Für Grünland erfolgt die Wiedergabe in Bodenart, Stufe, Klima, Wasser, Grünlandgrundzahl und Grünlandzahl. So zeigt lS II a 3 38/33 einen lehmigen Sand der Stufe II bei einer mittleren Jahrestemperatur von 8 °C oder mehr, der Wasserstufe 3 mit einer Grünlandgrundzahl von 38 und einer Grünlandzahl von 33 an.

Werden keine Modifikationen vorgenommen, so werden bei Ackerland beide (gleichen) Zahlen angegeben, bei Grünland nur eine doppelt unterstrichene.

Die Bodenschätzung der Acker- und Grünlandstandorte der Bundesrepublik Deutschland ist vollständig erfolgt und in Bodenschätzkarten im Maßstab 1 : 5.000 dokumentiert. Sie werden insbesondere bei der Besteuerung der Landwirtschaft, der sinnvollen Bodennutzungsplanung, bei Beleihungen, Grundstückskäufen oder Entschädigungen benötigt. Die Karten können bei den Katasterämtern oder den Finanzämtern der einzelnen Bundesländer eingesehen werden.

Literatur

    Arens, Hildegard: Die Bodenkarte 1:5000 auf der Grundlage der Bodenschätzung, Krefeld 1960. Kuntze, Herbert: Bodenkunde, 4. Auflage, Stuttgart 1988. Scheffer, Fritz: Lehrbuch der Bodenkunde, 11. Auflage, Stuttgart 1984. Semmel, Arno: Grundzüge der Bodengeographie, Stuttgart 1993.
Ackerschätzungsrahmen

Quelle: Arens 1960, Seite 7

Grünlandschätzungsrahmen

Quelle: Arens 1960, Seite 8

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