Franchising

I. Einleitung

Franchising ist ein in Deutschland verhältnismäßig junges Vertriebsmodell, dass ursprünglich aus den USA zu uns gekommen ist. Schon Ende des letzten Jahrhunderts waren dort erste, mit dem heutigen Franchising vergleichbare, Ansätze von Unternehmen wie z.B. der Singer Sewing Machine Company, verschiedenen Automobilproduzenten u.a., unternommen worden, um den Vertrieb effizienter zu gestalten. Bei diesen frühen Ansätzen des Franchising ging es in erster Linie um den Vertrieb eines vorgegebenen Produkts durch den Franchisenehmer, es wurde daher als "Product Distribution Franchising" bezeichnet.

Das heutige, moderne Franchisingmodell, dass in den USA seit den fünfziger Jahren bekannt ist, umfaßt mehr als nur den Vertrieb von Waren, dass sog. "Business Format Franchising" beinhaltet für den Franchisenehmer nicht nur die Leistung der Produktbereitstellung, sondern ein Gesamtkonzept, dass betriebswirtschaftliche Leistungen, wie Finanzierung, Kommunikation, Organisation, Beschaffung etc. umfaßt.

In der Bundesrepublik Deutschland ist das System des Franchising erst seit Ende der sechziger Jahre bekannt, obwohl es natürlich auch hier erste Ansätze im Bereich des Vertragsvertriebes ( Vertragshändler für Autos, Vertragswerkstätten etc.) gab. Ziel dieser Ausarbeitung ist es jedoch das Franchisingmodell vorzustellen, welches derzeit in der Bundesrepublik bzw. in Europa praktiziert wird.

Der Deutsche Franchise - Verband definiert Franchising folgendermaßen:

"Franchising ist ein vertikal - kooperativ organisiertes Absatzsystem rechtlich selbständiger Unternehmer auf der Basis eines vertraglich geregelten Dauerschuldverhältnis. Dieses System tritt am Markt einheitlich auf und wird geprägt durch das arbeitsteilige Leistungsprogramm der Systempartner, sowie durch ein Weisungs- und Kontrollsystem eines systemkonformen Verhaltens.

Das Leistungsprogramm des Franchisegebers ist das Franchise - Paket. Es besteht aus einem Beschaffungs-, Absatz- und Organisationskonzept, dem Nutzungsrecht an Schutzrechten, der Ausbildung des Franchisenehmers und der Verpflichtung des Franchisegebers, den Franchisenehmer aktiv und laufend zu unterstützen und das Konzept ständig weiterzuentwickeln.

Der Franchisenehmer ist im eigenen Namen und für eigene Rechnung tätig; er hat das Recht und die Pflicht, das Franchise - Paket gegen Entgelt zu nutzen. Als Leistungsbeitrag liefert er Arbeit, Kapital und Information."

Es kooperieren also zwei rechtlich selbständige Unternehmen, die durch einen sog. Franchise - Vertrag aneinander gebunden sind, in dem die Rechte und Pflichten des Franchisegebers und des Franchisenehmers festgelegt sind um einen rechtlichen Rahmen für die Kooperation zu schaffen.

Durch die rechtliche Eigenständigkeit der Partner entstehen vielfältige Vorteile, auf die im Weiteren noch näher eingegangen wird.

Franchising ist ein kostengünstiger Weg zur Ausdehnung des Geschäftsbereiches des Franchisegebers bzw. für die Existenzgründung des Franchisenehmers. Im Hinblick auf die seriösen Franchisingangebote lässt sich sagen, dass die Chancen auf Erfolg des Franchisingnehmers durch ein perfekt aufeinander abgestimmtes Konzept und die langjährige Erfahrung des Gebers ungleich höher ausfallen als bei einer vollständig eigenverantwortlichen Existenzgründung.

Zudem kann Franchising in fast allen Geschäftsbereichen eingesetzt werden; die wichtigsten Bereiche in denen sich Franchising bisher durchgesetzt hat sind: Gastronomie /Hotellerie, Lebensmittel, Reinigungsdienste, Möbel und Einrichtung, Büro- und Geschäftsdienste, Bau, Haus und Garten, Ausbildung und Erziehung, Reise, Unterhaltung und Freizeit, Kleidung, Schuhwerk und -zubehör sowie verschiedene Handels- und Dienstleistungen.

II. Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen

Die stetig steigende Zahl von Franchiseunternehmen in der Bundesrepublik macht deutlich, dass Franchising einer der möglichen Wege aus der Krise am Arbeitsmarkt ist und der Forderung nach einer Existenzgründungsoffensive bzw. mehr Eigenverantwortung gerecht wird. In der Bundesrepublik gibt es derzeit rund 600 Franchise - Geber und mehr als 25.000 Existenzgründer haben sich bisher mit Hilfe von Franchising - Systemen selbständig gemacht.

Aufgrund der möglichen positiven Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist es daher notwendig sich näher mit den Konzepten des Franchising auseinanderzusetzen und deren Auswirkungen, besonders im Bezug auf die Entwicklung mittelständischer Unternehmen, zu untersuchen.

Franchising verringert das Risiko der Selbständigkeit, bei eigenständiger Existenzgründung scheitern sechs von zehn Existenzgründern in den ersten fünf Jahren, während unter den Franchise - Nehmern weniger als fünf Prozent im ersten Jahr scheitern.

Franchising ist wegen der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der zunehmenden Qualitätsanforderungen der Kunden, insbesondere im Bezug auf Dienstleistungen, eine Chance für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Durch die Ausrichtung der so entstehenden kleinen, flexiblen Wirtschaftseinheiten, kann der Kunde in den Mittelpunkt des Leistungserstellungsprozeßes gestellt werden.

Setzt sich die Erkenntnis der positiven Auswirkungen des Franchising auf die Gesamtwirtschaft in der Wirtschaftspolitik, aber auch im Bezug auf die Risikobereitschaft bei den Banken, durch und werden Existenzgründer zukünftig entsprechend ihrer Perspektive gefördert, wird Franchising auch in Deutschland einen Boom erleben, der sich weitreichend auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen wird.

Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass "alle Beteiligten, die Politiker, die Banken, die Unternehmer und die Arbeitnehmer, wieder mutiger werden, Veränderungen schnell und mit Freude anzugehen, dann sollten wir auch in einem vertretbaren Zeitraum die Weichen für eine bessere Zukunft stellen können. Mit Sicherheit sind wir nicht schlechter als die Amerikaner, die Japaner oder die europäischen Nachbarländer, die es uns zur Zeit vormachen, wie der Weg aus der Krise angegangen wird. (...) Mut ist das, was jetzt von allen Beteiligten gezeigt werden muss."

III. Franchising - Typen

Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Franchising - Typen, denen verschiedene Aufgaben zukommen: Vertriebs - Franchisen,

es werden Produkte vertrieben Dienstleistungs - Franchisen,

Dienstleistungen werden erbracht Produkt - Franchisen,

Produkte werden erzeugt und vertrieben.

Allerdings sind die Grenzen zwischen den verschiedenen Arten fließend, so kann ein Franchisenehmer sowohl Produkte erzeugen und vertreiben als auch eine dazugehörige Dienstleistung erbringen; beispielsweise werden im Restaurantbereich alle genannten Typen in unterschiedlicher Ausprägung angewandt.

Es gibt noch weitere Formen, die sich von den drei genannten Grundformen unterscheiden oder diese ergänzen: Mischformen

mehrere Merkmale der o.g. Grundtypen treten auf, z.B. kann eine Musikschule sowohl als Dienstleister als auch als Verkäufer der vom Franchisegeber bezogenen Noten auftreten. Abteilungs - Franchisen

ein Unternehmen das auf ein Geschäftsfeld nicht als Franchisenehmer auftritt, kann in bestimmten Abteilungen seines Unternehmens als Franchisingnehmer auftreten, z.B. können Bauunternehmer den Bereich Gartenbau als Franchisenehmer betreiben, um mit dem nötigen Know - How zu agieren, dass sich von dem der eigentlichen Leistungserstellung stark unterscheidet. Shop - in - shops,

in großen Einzelhandelsbetrieben werden Flächen für Franchisingnehmer angeboten, z.B. für Imbißstände Investitions - Franchisen,

die Investitonssumme für den Franchisenehmer ist sehr hoch, über 1 Mio. Mark, der Investor arbeitet bei dieser Form häufig nicht selbst im Unternehmen, sondern setzt einen Geschäftsführer ein, oft besitzt ein derartiger Franchisenehmer mehrere Betriebe ( Mehrfach - Franchising ); häufig im Gastronomie- und Hotelbereich anzutreffen, z.B. McDonald's, Holiday Inn Master - Franchisen,

ist die Lizenz des Franchisegebers, an einen sog. Unterfranchisegeber, in einem bestimmten Land oder in einer Region das Franchising - Paket des "Mutterunternehmens" anzubieten.

IV. Vorteile von Franchisingsystemen

Nachdem bereits auf die Vorteile bzw. Auswirkungen des Franchising auf die Gesamtwirtschaft eingegangen wurde, sollen nun die Vorteile und Chancen für den Franchisenehmer bzw. Franchisegeber aufgezeigt werden.

IV.I Vorteile für den Franchisenehmer

Der Grundlegende Vorteil für den Franchisenehmer liegt in der Tatsache, dass er auf ein vorgefertigtes, bereits erprobtes Konzept zurückgreifen kann. Er kann mit verhältnismäßig geringen Kapitalaufwand, Eigeninitiative und Lernbereitschaft die Risiken der Existenzgründung erheblich vermindern.

Der Franchisenehmer übernimmt durch Abschluß des Franchisingvertrages ein in Eigenregie zu führendes Erfolgskonzept. Der Franchisegeber unterstützt ihn jedoch in allen betriebswirtschaftlich relevanten Bereichen, indem er sein Wissen zur Verfügung stellt, es findet ein permanenter Know - How - Transfer statt. Der Franchisenehmer erhält in der Regel zunächst Schulungen in technischer, kaufmännischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht und ein Handbuch, die ihn auf die zu bewältigende Aufgabe vorbereiten. In diesen Schulungen lernt der neue Vertragspartner außerdem die Unternehmensphilosophie und die Erfolgsformel des Franchisegebers kennen, durch deren Kenntnis die eigene Identifikation mit dem Unternehmen und Loyalität gegenüber dem Unternehmen aufgebaut oder gefestigt werden kann. Hilfreich für beide Vertragspartner ist auch der Einsatz des "Neuen" in einem sog. Pilotbetrieb, in dem die eigenen Fähigkeiten und Leistungen des Franchisegebers überprüft werden können und eventuell später auftretende Probleme schon im Vorfeld beseitigt werden können.

Durch den Einsatz dieser Mittel ist der Franchisenehmer schon zu Beginn seiner Tätigkeit mit dem Marketingkonzept seines Unternehmens vertraut und muss nicht erst durch eigenständiges Handeln den Weg zu einem erfolgreichen Marketing finden.

Zudem übernimmt er von Beginn an das Image und den guten Ruf einer bekannten Marke, alleine für den Aufbau dieser Erfolgsfaktoren benötigte er als Einzelunternehmer viele Jahre, vorausgesetzt er überstände die "Durststrecke" der Gründungsphase.

Ein Franchisenehmer genießt weitere Vorteile während des laufenden Geschäftes, indem er von der Franchisingzentrale weitreichende Unterstützung in Anspruch nehmen kann; i.d.R. werden Logistik, Einrichtung, Betriebsführung, Marketing, Verkaufsförderung, Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Statistiken, Buchhaltung, Betriebsvergleiche etc. zur Verfügung gestellt. Häufig werden auch bei der Standortsuche, Anmietung von Geschäftsräumen, Versicherung und Finanzierung Unterstützungen geleistet.

Es ist daher möglich mit nur geringer betriebswirtschaftlicher Erfahrung ein Franchisingunternehmen zu führen, da man sich in erster Linie auf den Verkauf und die Einhaltung der vorgegebenen Richtlinien konzentrieren kann.

Mit Hilfe von Franchising können moderne mittelständische Unternehmen gegründet werden, die z.B. von Arbeitslosigkeit Betroffenen, sei es als Franchisingnehmer oder Angestellten in einen Franchisingbetrieb, mit durchschnittlichen kaufmännischen Fähigkeiten neue Perspektiven eröffnen.

IV. II. Vorteile für den Franchisegeber

Die Vorteile für den Franchisegeber sind vorzugsweise im strategischen Bereich zu finden; Unternehmen die Franchising einführen wollen vornehmlich expandieren. Um Expandieren zu können ist es notwendig überall im Markt leistungswillige Mitarbeiter zu finden, auszubilden, zu motivieren, sie optimal einzusetzen und ständig die Qualität ihrer Arbeit zu überprüfen. Ein Filialsystem ist jedoch nicht in der Lage auf kostengünstige Weise die Steuerung, Motivation und Kontrolle einer großen und stetig steigenden Zahl von Mitarbeitern zu bewältigen. Aus diesem Grund setzt man zunehmend auf Franchisingsysteme; vor Ort ansässige eigenständige Unternehmer, die durch einen Vertrag an den Franchisegeber gebunden sind, sind durch ihre Eigenständigkeit und der daraus resultierenden Vorgabe auf eigene Rechnung zu arbeiten, von Natur aus höher motiviert.

Die Rekrutierung zusätzlichen Personals übernimmt der Franchisenehmer ebenso wie die Motivation seiner Arbeitnehmer; für das Mutterunternehmen fällt somit das Problem der umfangreichen Personalplanung weg, dass sich sonst nur unter sehr großem Aufwand von einen Ort aus planen ließe. Bei internationaler Geschäftstätigkeit kann so mit Hilfe von Master - Franchisern auf nationale Besonderheiten entsprechend reagiert werden, bzw. Franchisenehmer reagieren ihrerseits auf regionale Besonderheiten.

Das Marketing kann mit Hilfe von Franchising perfektioniert werden, indem über den Franchisenehmer ein unmittelbarer Zugang zum Markt hergestellt wird, dieser stellt seine Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge aufgrund seiner hohen Motivation, ohne erheblichen Zeitverlust zur Verfügung, wodurch die Reaktionszeit auf Veränderungen minimiert werden kann. Produktqualität und Produktivität können so verbessert werden, der Franchisegeber ist zwar dem Druck seiner Franchisenehmer ausgesetzt, d. h. er muss auf deren Forderungen bezüglich des Produktes reagieren, andererseits entsteht aber gerade dadurch Kundennähe, die einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil hervorruft.

Dem "Mutterunternehmen" kommt ein weiterer Vorteil zugute, da es sich nicht um den Verkauf kümmern muss, sondern sich nur auf die erfolgreiche Umsetzung des Marketingkonzepts und die Schulung / Hilfestellung konzentrieren muss, der Absatz ist gesichert. Dies ermöglicht eine langfristige Absatzplanung.

Der Franchisegeber bezieht zudem Kapital in Form von Vertragsabschlußgebüren und der Beteiligung am Umsatz und erhält so einen zusätzlichen Finanzierungsspielraum, der bei Filialsystemen fehlt. Das Unternehmen finanziert sich auf diese Weise nicht nur durch ein Produkt oder eine Dienstleistung, sondern auch durch eine Idee - ein Konzept.

V. Nachteile von Franchisingsystemen

Die Nachteile beim Franchising sind nicht immer systembedingt, sondern lassen sich häufig auf die falsche Anwendung des Systems zurückführen. Das eigentlich erfolgreiche Konzept des Franchising wird dann zu Nachteilen führen, wenn den Partnern die Fähigkeiten oder die Konzepte für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit fehlen.

V.I Nachteile für den Franchisenehmer

Mögliche Nachteile für den Franchisenehmer entwickeln sich aus der Abhängigkeit gegenüber dem Franchisegeber. Diese Abhängigkeit betrifft sowohl das Produkt als auch die organisatorische Gestaltung des eigenen Geschäfts. D.h. der eigene Gestaltungsrahmen fällt bei Franchisingsystemen zwangsläufig geringer aus, als bei vollständig eigenverantwortlich geführten Unternehmen.

Dies muss kein Nachteil sein (siehe IV.I), kann sich aber bei fehlenden Vertrauen der Partner bzw. nicht ausreichend abgestimmter Leistungserstellung, nachteilig für den Franchisenehmer auswirken.

Nachteile entstehen letztendlich immer dann, wenn das Marketing - Management - Konzept des Franchisegebers aufgrund fehlender betriebswirtschaftlicher Kenntnisse, eines mangelhaften Informationsflusses oder Starrheit bezüglich gesamtwirtschaftlicher Veränderungen bzw. Änderungen der Kundenwünsche oder des Franchisenehmers herrscht, nicht den Anforderungen des Marktes entspricht. Dies führt zu einem Produkt, dass ebensowenig den Kundenanforderungen entspricht, wie es ausreichende Umsätze erzielt.

Die Frustration über mangelnde Einflußmöglichkeiten durch den Franchisenehmer wird sich in sinkender Motivation niederschlagen und so zu sinkenden Umsätzen bzw. zur Beendigung des Vertragsverhältnisses führen.

V. II. Nachteile für den Franchisegeber

Die Nachteile für den Franchisenehmer führen über den sinkenden Umsatz entsprechend zu Nachteilen für den Franchisegeber.

Andere Nachteile sind allerdings systembedingt; beim Franchising können, besonders bei einem gut laufenden Geschäft, weniger Gewinne realisiert werden als in einen Filialsystem, da der Franchisenehmer einen großen Teil des Gewinnes abschöpft. Der Franchisegeber muss einen Teil seiner Entscheidungen partnerschaftlich treffen, hat also einen geringeren Einfluß auf seine Produkt- und Geschäftspolitik. Probleme mit dem Franchisingnehmer sind ebenso wie Auflösungen von Arbeits- bzw. Vertragsverhältnissen, sind komplizierter und langwieriger zu lösen.

Es ist schwieriger geeignete Franchisepartner zu finden als "normale" Mitarbeiter, der Prozeß ist zudem sehr langwierig und eine falsche Wahl ist folgenschwer.

Letztendlich wiegen aber in einem gut organisierten Franchisesystem mit klar definierten Rechten und Pflichten der Partner und einem entsprechenden Vertrauensverhältnis die Vorteile (siehe IV.II) die Nachteile auf, bzw. überwiegen die Vorteile gegenüber den Nachteilen.

VI. Finanzierung von Franchisesystemen

Die Finanzierungsproblematik tritt in erster Linie beim Franchisingnehmer auf, da dieser meist nicht über das erforderliche Eigenkapital verfügt.

Aber auch der Franchisegeber muss vor Gründung eines Franchiseunternehmens für eine ausreichende Finanzierung sorgen; i.d.R. handelt es sich bei zukünftigen Franchisegebern um auf Expansion ausgerichtete Großunternehmen, denen die Hausbanken bei Vorlage eines geeigneten Konzeptes entsprechende Kredite einräumen. Handelt es sich jedoch um ein kleines Unternehmen, gestaltet sich die Krediteinräumung langwieriger, oft wird das Unternehmen gezwungen sein einen potenten Partner in sein Konzept mit aufzunehmen, bzw. ein Joint venture einzugehen, um an das benötigte Kapital zu gelangen. " Auch die Aufnahme von "Venture capital" ist gelegentlich, wenn auch ziemlich selten, zur Finanzierung von Franchisegebern herangezogen worden (...). "Venture capital" ist Beteiligungskapital, das ausgesuchten, nicht emissionsfähigen mittelständischen Betrieben zur Verfügung gestellt wird."

Der Kapitalbedarf auf seiten der Franchisenehmers gestaltet sich schwieriger, da die Ausgangssituation sich meist nur auf das Franchisekonzept und einen geringen Eigenkapitalbestand bezieht und Kapital für Investitionen und Eintrittsgebühr, je nach Branche, im Umfang von 15.000 DM bis zu mehreren Millionen DM, benötigt wird.

Der übliche Weg zur Geldbeschaffung sind Kredite von Geschäftsbanken, anderen Kreditinstituten oder Versicherungen. Die Kreditwürdigkeit des Existenzgründers hängt von den Ertragserwartungen, dem Zweck der benötigten Finanzmittel (Investition, Warenbeschaffung etc.) und der Zahlungszuverlässigkeit des Kreditnehmers in der Vergangenheit ab.

Das vorzulegende Franchisingkonzept muss demnach ausreichende Sicherheit für das einzusetzende Kapital versprechen oder aber andere Sicherheiten vorhanden sein. Die Bank wird weiterhin prüfen, ob der Kreditnehmer die notwendigen Betriebswirtschaftlichen - und Managementeigenschaften besitzt.

Es ist daher ratsam vor der Beantragung eines Kredites die eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften zu prüfen und die Leistungsfähigkeit/Rentabilität des Franchisekonzepts zu hinterfragen; diese Aufgabe sollte möglichst von einem objektiven, externen Berater übernommen werden.

Eine weitere Möglichkeit der Finanzmittelbeschaffung ist die Inanspruchnahme öffentlich geförderter Finanzmittel, wie z.B. das Bundesprogramm Eigenkapitalhilfe, Existenzgründungsprogramm der Deutschen Ausgleichsbank oder aber Sonderabschreibungen, Investitionszuschüsse und Investitionszulagen (neue Bundesländer) u.a.

Für die Erteilung dieser Existenzgründerhilfen müssen aber verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden, die Franchiseunternehmen häufig nur zum Teil erfüllen, es muss z.B. eine selbständige Vollexistenz entstehen.

In einigen Fällen gewährt auch der Franchisegeber finanzielle Unterstützung in Form von günstigen Krediten, Darlehen und sonstigen günstigen Bedingungen bei Miete, Pacht oder Warenbezug. Der Franchisegeber sollte mindestens detaillierte Geschäftspläne zur Vorlage bei der kreditgewährenden Bank zur Verfügung stellen, um die Verhandlungsposition des Franchisenehmers zu verbessern.

Auch der Franchisenehmer kann Partner in Form von privaten Investoren und Unternehmen zur Hilfe ziehen um den Kapitalbedarf zu decken.

Ausschlaggebend für den Finanzbedarf einer Existenzgründung ist auch die Wahl der Unternehmensform, bei der z.T. Mindesteinlagen erforderlich sind. Auch hier ist eine externe Beratung oder eine Beratung durch den Franchisegeber sinnvoll; oft wird die Unternehmensform vom Franchisegeber vorgeschrieben.

Der Finanzierungsbedarf bezieht sich nicht nur auf die Unternehmensgründung, auch während der Geschäftstätigkeit fallen immer wieder Kosten an, die vom Franchisenehmer gedeckt werden müssen.

VII. Resümee

Der Erfolg von Franchisingsystemen zeigt, das Franchising eine Alternative zur traditionellen Existenzgründung ist. Die Einstiegsvoraussetzungen sind mit verhältnismäßig geringen Wissen und Eigenkapital zu erfüllen, die Chancen auf Erfolg hoch. Aus diesem Grund wird sich Franchising in den nächsten Jahren in der Bundesrepublik auch weiter durchsetzen; die Situation auf dem Arbeitsmarkt und die angepeilten Expansionsziele der Franchisingunternehmen sprechen zumindest dafür. Dies wird allerdings auch zur Folge haben, dass die Erfolgsaussichten, die heute noch sehr gut sind, abnehmen werden, den auch auf diesem Markt wird die Konkurrenz zunehmen und unseriöse Anbieter werden auf den Markt drängen, um mit falschen Versprechungen Geld zu verdienen. Aus diesem Grund sollten Franchisingangebote auf deren Entwicklungschancen und Seriosität überprüft werden und sich nicht der Illusion hingegeben werden, dass mit Franchising schnell und mit wenig Aufwand viel Geld verdient werden kann.

Ein gutes Konzept und entsprechende Leistungsbereitschaft, mindern jedoch das Risiko einer Existenzgründung. Darin liegt die große Chance von Franchising; die vielbeschworene Eigenverantwortung kann erfolgreich praktiziert werden und neue Perspektiven für den Arbeitsmarkt eröffnen.

Literatur:

Büchner, Helmut, Kästner, Gunter, "Franchising", 1. Auflage, München/Landsberg am Lech 1995

Deutscher Franchise - Verband e.V., "Europäischer Verhaltenskodex für Franchising, zugleich Ehrenkodex, München 1992

Skaupy, Walter, "Franchising - Handbuch für die Betriebs- und Rechtspraxis", 2. Auflage, München 1995

Tietjen, Wolfgang, " Mit Mut", in Verlagsbeilage "Franchising", Frankfurter Allgemeine Zeitung April 1997

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