Bahnwärter Thiel

1. Literaturgeschichtliche Einordnung

1.1. Sprache und Stil

1.2. Thematik

2. Inhalt

3. Aufbau

4. Charakterisierung des Thiel

5. Parallelen zu Woyzeck

6. Erfolg der Novelle

7. Biographie Hauptmanns

8. Quellenangaben

1. Zuordnung zum Naturalismus

1.1. Sprache und Stil

Sprache

Alltagssprache

Stottern, Stammeln

Stil

"Sekundenstil": wirklichkeitskopierende Technik des Na-turalismus, die wie in Zeitlupe die kleinsten Bewegungen, Gesten, Geräusche und Nuancierungen in minuziöser Beachtung der zeitlichen Abfolge zeichnet

1.2. Thematik

genaue Milieubeschreibung

naturwissenschaftliches Weltbild ( Eisenbahn ! )

Studie der Außenwelt

Darstellung der Wirklichkeit

Determinismus

soziales Elend

2. Inhalt

Die erste, zarte Frau Minna des Bahnwärter Thiel stirbt bei der Geburt des schwächlichen Sohnes Tobias. In Gedanken hängt Thiel weiter an ihr. Um seinem Sohn eine Mutter zu geben, heiratet er die robuste Magd Lene, die nach der Geburt ihres eigenen Kindes den kleinen Tobias vernachlässigt und mißhandelt. Obwohl Thiel dies erfährt, schreitet er nicht dagegen ein, weil er Lene sexuell hörig ist. Er zieht sich mehr und mehr in sein "Heiligtum", das Bahnwärterhäuschen, zurück, um dort in mystischer Andacht seiner ersten Frau zu gedenken. Als aber Lene ihn dort stört und Tobias - unbeaufsichtigt - vom Zug überfahren wird, bringt Thiel sie und ihren Sohn um. Er wird, völlig verwirrt, in eine Irrenanstalt eingeliefert.

3. Aufbau

Die Novelle hat eine nahezu "dramatische" Bauform. Sie gliedert sich in 3 Teile: Exposition, Peripetie, Katastrophe.

1. Hauptteil: · knapper Abriß von Thiels Lebensumständen

(Exposition) · innere Spannungen und Bedrohungen trotz scheinbar gesicherter Existenz

· zunehmende Einsamkeit Ü Außenseiter

2. Hauptteil: · deutlich erkennbare Anbahnung der Katastrophe

(Peripetie) · Verzweiflung Thiels

· Spannungskurve steigt

· retardierendes Moment: Geschenk des Ackers

3. Hauptteil: · doppelter Höhepunkt

(Katastrophe) - Zugunglück = Tod des Tobias

- Doppelmord Thiels an Ehefrau und zweitem Kind

1. Charakterisierung Thiels

Die Entwicklung Thiels ist zwanghaft. Die äußeren Umstände und seine Determiniertheit lassen keinen Ausweg aus der Katastrophe zu. Thiels einzelne Wesenszustände auf seinem Weg zum Irrsinn werden jeweils schon vorher durch die Beschreibung von Natur und Umwelt angedeutet. Die vorbeirasenden Züge werden zum Schluß sogar als Dämonen beschrieben ( Dämonisches ¹ Naturalismus ).

2. Parallelen zu Woyzeck

triebhafte Abhängigkeit von Lene bzw. Marie

Anlage zur Geisteskrankheit

Entwicklung der beiden Männer

Zwiesprachen mit Minna (> ! ), Woyzecks Kommunikation mit den "Stimmen"

Mord an Ehefrau

3. Erfolg der Novelle

Modernität: - Milieu aus der Alltagswelt der kleinen Leute

- Triebgedungenheit / Irrsinn

Aktualität: - soziales Elend

= naturalistische Revolte gegen bürgerliche Literatur und Weltbild

4. Biographie Hauptmanns

1862, 15. Jan T Gerhart Hauptmanns in Ober - Salzbrunn ( Schlesien )

1868 Besuch der Dorfschule

1878 Landwirtschaftslehre

1882 Geschichtsstudium an der Uni Jena

1883 Mittelmeerreise ( Rom )

1884 Bildungsreisen nach Dresden und Berlin

1885 Hochzeit mit Marie Thienemann und Umzug nach Erkner

1886 - 1888 Dichterverein "Durch !"

1887 "Bahnwärter Thiel"

1900 Umzug nach Agnetendorf, Haus "Wiesenstein"

1904 2. Italienreise, Scheidung seiner Ehe mit Marie Thienemann, Heirat mit Margarete Marschalk

1909 Vortragsreisen Hauptmanns nach Wien, Prag, Leipzig, Hamburg, München und Zürich

1912 Verleihung des Nobelpreises für Literatur

1924 Ordensverleihung an Hauptmann "Pour le mérite"

1932 Amerikareise, Ãœberreichung des Goethe-Preises

1946, 6.Juni> Hauptmanns

28. Juli Beisetzung

Seine wichtigsten Werke: "Bahnwärter Thiel", "Vor Sonnenaufgang", "Die Weber", "Der Biberpelz", "Rose Bernd", "Und Pippa tanzt", "Die Ratten", "Hamlet", "Iphigenie in Delphi" u. v. a.

5. Quellenangaben

& Gerhart Hauptmann: "Bahnwärter Thiel", reclam, Stuttgart, 1970

& Volker Neuhaus, Erläuterungen und Dokumente, Gerhart Hauptmann: "Bahnwärter Thiel", reclam, Stuttgart, 1995

& Reiner Poppe, Königs Erläuterungen und Materialien, Gerhart Hauptmann: "Bahnwärter Thiel", C. Bange Verlag, Hollfeld, 1995

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