Biographie und seine größten Werke

Biographie

Friedrich Dürrenmatt, geboren 1921 in der Schweiz, gehört zu den bedeutendsten Dramatikern unseres Jahrhunderts. Sein Werk umfaßt neben zahlreichen Theaterstücken, auch Hörspiele, Kriminalromane und theoretische Schriften. Den Schwerpunkt seines Schaffens stellen seine Dramen dar. Zu den bekanntesten seiner tragischen Komödien, einem von ihm geschaffenen Genre, zählen neben dem hier vorgestellten Werk "Die Physiker" auch "Der Besuch der alten Dame" oder "Ein Engel kommt nach Babylon".

Fabel

"Die Physiker" sind sicherlich Dürrenmatts bekanntestes Werk. Das 1962, also mitten im Kalten Krieg entstandenen Stück hat die atomare Bedrohung der Welt zum Thema. Dürrenmatt greift dabei auf die klassische aristotelische Form der antiken Komödie zurück und wandelt gleichzeitig auf einem schmalen Grat zwischen Ironie und Wahnsinn des Atomzeitalters.

Der erste Akt beginnt bereits mit einer zweiseitigen Regieanweisung voll von Ironie: [...]

Die von Frau DDr. Zahnd geleitete Nervenheilanstalt ist auf wohlhabende Patienten zugeschnitten. In einem Trakt leben drei als unheilbar geltende Physiker. Einer von ihnen, Newton genannt, hat vor nunmehr drei Monaten eine erdrosselt Krankenschwester. Nun hat sich dieser Vorfall wiederholt. Die Polizei untersucht den Tatort und stellt die Mordwaffe - eine Lampenschnur - sicher. Auch der Tathergang ist bekannt. Den jetzigen Täter, einen Patienten, der sich für den Physiker Einstein hält, kann die Justiz ebensowenig wie seinen Vorgänger belangen, da man ihn als Irren nicht für sein Handeln verantwortlich machen kann. Von Staatsanwalt ergeht daher die Auflage, dass nun männlichen Pfleger anstelle der Schwestern die drei Physiker zu betreuen hätten, um neuerlichen "Unfällen" vorzubeugen. Daher muss sich die verbliebene Krankenschwester Monika Stettler von ihrem Patienten Möbius verabschieden. Möbius ist tatsächlich Physiker, lebt aber bereits seit über 15 Jahren in der Anstalt, da er behauptet, König Salomo erscheine ihm. Seine Frau hat während dieser langen Zeit stets zu ihm gehalten und ihm auch den kostspieligen Aufenthalt in der Anstalt ermöglicht. Nun ist sie doch eine neue Verbindung eingegangen und hat sich von Möbius scheiden lassen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Missionar Rose, und den Kindern will sie, bevor sie auf die Marianen-Inseln gehen, von Möbius Abschied nehmen. Der Abschied wird zu einer Groteske, den Möbius mit einem Wahnsinnsanfall beendet. Auch die Trennung von Schwester Monika gerät außer Kontrolle. Sie gesteht Möbius ihre Liebe und versichert dass, sie ihm glaube, und ihn nicht für geisteskrank halte. Möbius hält dem Ansturm der Gefühle nicht stand und bekennt seinerseits ebenfalls seine Liebe. Diese sei aber unmöglich, da an den König Salomon zu glauben tödlich sei. Er wolle nicht auch sie ins Unglück stürzen. Als sie dennoch nicht ablässt, greift Möbius zum Fenstervorhang und erdrosselt sie. Der erste Akt endet.

Die Polizei trifft eine Stunde später wieder ein und steht vor derselben Situation wie zu Beginn des Stücks. Die Krankenschwestern sind nun endgültig durch Pfleger, allesamt ehemalige Boxweltmeister ersetzt worden. Nachdem die polizeilichen Formalitäten, die dem Oberinspektor schon fast zur Routine geworden sind, erledigt sind, gestehen sich die drei Physiker beim gemeinsamen Abendessen ihre tatsächliche Identität. Newton ist in Wirklichkeit Joseph Eisler, ein Physiker, der für den Geheimdienst einer westlichen Nation arbeitet. Einstein alias Alex Jasper Kilton ist sein Gegenspieler aus dem Osten. Sie haben die Genialität der Arbeiten Möbius' erkannt und sind ihm bis ins Irrenhaus gefolgt, um die Erkenntnisse für ihr Land zu sichern. Möbius macht die Entscheidung, welchem Agenten er sich anschließt hinfällig, als er erklärt er habe seine Manuskripte verbrannt. In der Freiheit, außerhalb des Irrenhauses, wären seine Erkenntnisse Sprengstoff, geeignet die Welt zu vernichten. Deshalb müssten sie alle drei weiter im Irrenhaus bleiben, was die beiden Agenten auch einsehen. Die Physiker leeren zusammen ein Glas und gedenken der ermordeten Schwestern, um ihren Entschluß zu bekräftigen, als Narren die Geheimnisse der Wissenschaft der Welt vorzuenthalten. Da erscheint die Leiterin des Irrenhauses mit ihren Pflegern im Salon. Zur ihrer Überraschung spricht sie sie mit richtigem Namen an. Aus ihrem Mund müssen die Physiker erfahren, dass sie ihr Bündnis umsonst geschlossen haben. Seit Jahren hat die Anstaltsleiterin alle Manuskripte von Möbius heimlich photokopiert. In einem mächtigen, von ihr geschaffenen Trust wird sie auch das System aller möglichen Erfindungen für den Weg zur Weltherrschaft ausnutzen. Dies alles geschehe im Auftrage des goldenen Königs Salomo, der auch ihr erschienen sei. Es zeigt sich, dass die Irrenärztin selber geisteskrank ist. Die Lage der Physiker ist aussichtslos geworden. Sie müssen, als Geisteskranke zum Schweigen verurteilt, ihr Dasein weiterhin im Irrenhaus fristen. In kurzen Schlußmonologen stellen sich die Physiker dem Publikum resignierend in ihren Narrenrollen Newton, Einstein und König Salomo vor.

Komödie

[Wir haben ] uns doch vorgenommen, die Einheit von Raum, Zeit und Handlung streng einzuhalten; einer Handlung, die unter Verrückten spielt, kommt nur die klassische Form bei meint Dürrenmatt in seiner Vorbemerkung zum ersten Akt. Grund genug die szenische Abfolge dieses Dramas etwas näher zu beleuchten. Dürrenmatt nimmt einige Adaptionen vor, wie zum Beispiel die Reduktion auf zwei Akte, bleibt aber sonst der klassischen Form im wesentlichen treu.

Die Beschreibung der Szene in der Vorbemerkung arbeitet quasi mit einer filmischen Technik. Sie erfaßt die ganze Umgebung und nähert sich langsam dem Salon des Irrenhauses, der sich in der Unordnung eines gerade erst beendeten Kampfes befindet. In den darauffolgenden ersten beiden Szenen werden der Mord untersucht und die beiden Patienten, die sich für Einstein bzw. Newton halten, vorgestellt. Die Exposition ist fast abgeschlossen. Die nächsten Szenen sind Möbius geschiedener Frau und deren Familie gewidmet. In diesen Szenen wird Möbius und seine Vergangenheit vorgestellt. Sie gipfeln in der Verabschiedung und dem darauf folgenden gespielten Irrsinnsanfall, der bereits das erste erregende Moment darstellt. Die Handlung verläuft weiter aufsteigend. Schwester Monika gesteht ihre Liebe und Möbius willigt ein, ein neues Leben zu beginnen. Er könnte ein glücklicher Mann sein, doch dann erdrosselt er seine Geliebte. Das Geigenspiel Einsteins liegt über dem Aktschluß.

Im ersten Akt steht jeweils eine Person im Mittelpunkt des Interesses. Sie wird nach vorne geholt, um in einer Szene zu dominieren und danach der nächsten Person Platz zu machen. Es sind das in der Reihenfolge ihres Auftretens: der Oberinspektor, das Fräulein Doktor, die Familie Rose und Möbius. Das Auftreten der Familie Rose und den Mord Möbius an Schwester Monika könnte man auch als eine in sich geschlossene Handlung sehen, mit Konflikt (Möbius wird von seiner Frau verlassen), Umschwung (Schwester Monika gesteht ihre Liebe) und Katastrophe (Möbius ermordet sie). Dies ist aber nur aus rein formalen Überlegungen zulässig, da der wahre Umschwung im zweiten Akt folgt und zusammen mit der Katastrophe ganz anderer Natur und Größenordnung ist.

Der zweite Akt gleicht am Beginn szenisch dem ersten. Merkbar ist jedoch, dass die Dialogpartner nun gleichrangiger agieren. Dies wird speziell in der großen Physikerszene deutlich, die zugleich auch den Umschwung im dramatischen Fortgang der Handlung bedeutet. Ich möchte diese Szene nun ausschnittsweise nachstellen [...] Als letztes retardierendes Moment fungiert das gemeinsame Anstoßen der drei Physiker auf das Wohl der toten Schwestern. Im nächsten Bild bricht dann die Katastrophe herein. Das Verbrennen der Manuskripte ist sinnlos gewesen, die Irrenärztin hat sie photokopiert und einen mächtigen Trust aufbauen lassen. Die Weltherrschaft liegt in den Händen einer Geisteskranken. Anstelle der reinigenden Katharsis des klassischen Dramas ist die Schlußszene resignierend und hoffnungslos. Die Physiker kehren in ihre selbstgewählten Tarnrollen zurück und lassen das Stück mit kurzen Monologen ausklingen.

Personen

Bei der Beschreibung der Personen, ist es unumgänglich Einschränkungen vorzunehmen. Dürrenmatt zeichnet sich aus, jeder seiner Figuren einen enormen Interpretationsspielraum einzuräumen. Alleine die Aufarbeitung der Namen, die vom einfachen Pfleger, bis zu den Physiker allesamt auf historische Persönlichkeiten zurückgehen, würde den Rahmen dieses Referates sprengen. So möchte ich mich, auch zu Gunsten der szenischen Abfolge die im Mittelpunkt steht, auf die meiner Meinung nach wichtigsten Personen beschränken: Die Irrenärztin und ihre drei Patienten.

Die Irrenärztin DDr. Mathilde von Zahnd ist der letzte Sproß einer alten und mächtigen Familie. Ihre einzigen lebenden Verwandten behandelt sie in ihrem Sanatorium: "Meine Familie ist so alt, dass es beinahe einem medizinischen Wunder gleichkommt, wenn ich für relativ normal gelten darf, ich meine, was meinen Geisteszustand betrifft". Dass dem nicht so ist, erfährt das Publikum im ersten Akt noch nicht. Hier wird noch das Bild einer heilen Welt gezeichnet. Von Zahnd wird als tüchtige Geschäftsfrau, angesehene Ärztin und mildtätige Person beschreiben. Dennoch mischen sich schon hier Vorankündigungen ein, wie z.B. "für wen sich meine Patienten halten bestimme ich", die aber neben den vielen Freundlichkeiten der Ärztin nicht auffallen. Zu Beginn des zweiten Aktes tritt ein völlig verändertes Fräulein Doktor vor das Publikum. Nach dem dritten Schwesternmord fürchtet sie um ihre fachliche Kompetenz und versinkt in Düsternis. Sie klagt über ihre Nerven und verliert kurz dem Inspektor gegenüber die Beherrschung als sie meint "Seine Majestät ordnete den Mord an". Nach der großen Physikerszene entlarvt sich die Irrenärztin als irre Ärztin. Die vermeintlichen Entgleisungen sind ihr eigentliches Charakterbild. Als sie in feierlich schwülstigen Bildern von Salomos Erscheinen berichtet, wird endgültig klar, dass man es mit einer Geisteskranken zu tun hat. Ihre Entlarvung als Verrückte ist mit Ironie und eiskaltem Planen gemischt: "So suchte [mich Salomo] auf, seine unwürdige Dienerin. Ihr waret bestimmbar wie Automaten und habt getötet wie Henker." Sie kostet ihren Triumph aus und offenbart sich als skrupellos machtbesessen: "Unfruchtbar, nur zur Nächstenliebe geeignet. Da erbarmte sich Salomo meiner. Nun werde ich mächtiger sein als meine Väter. Mein Trust wird herrschen, die Länder, die Kontinente erobern, das Sonnensystem ausbeuten, nach dem Andromedanebel fahren."

Ihre drei Patienten hat sie gemäß dem Grundsatz "die Physiker zu den Physikern" im Altbau ihrer Villa untergebracht. Als derer erster tritt Newton auf. Er ist aber keineswegs nervenkrank, sondern ein Wissenschaftler von Weltruf, der sich einem Geheimdienst angeschlossen hat und dessen Mission es ist Möbius' Verrücktheit auf die Spur zu kommen. Um seine Tarnung nicht zu riskieren tötete er vor drei Monaten eine Krankenschwester: "es galt meinen Wahnsinn durch einen Mord endgültig zu beweisen." Newton will Möbius für sich gewinnen und ihn, so geht aus zahlreichen Anspielungen hervor, nach Amerika mitnehmen. Er stellt ihm dafür Reichtum und Anerkennung, ja sogar den Nobelpreis in Aussicht. Sein Konkurrent ist der Mörder vom Tage, Einstein. Auch er lüftet in der Physikerszene seine wahre Identität und gibt sich als berühmter Wissenschaftler zu erkennen. Die Ziele, die er verfolgt sind die gleichen, wie bei Newton, wenn auch im Auftrag eines anderen politischen Systems. Wenn Dürrenmatt es auch nicht direkt anspricht, so spricht doch vieles dafür, Einstein dem russischen Geheimdienst zuzuordnen, quasi um den aktuelle Weltpolitik, das Stück entstand 1962, zu reflektieren. Newton und Einstein haben sich an die politische Macht verkauft, indem sie dem Geheimdienst beitraten. Unerheblich ob dies aus Idealismus oder Opportunismus geschah, nun sind sie korrupt und frei von moralischen Werten. Die Konsequenz daraus, sind ihre Morde, die sie im Dienste der Wissenschaft gemacht zu haben glauben.

Die zentrale Figur ist der dritte Physiker, Johann Wilhelm Möbius. Er stammt aus der sozialen Unterschicht. Dürrenmatt lässt kein Stereotyp, aus um das zu beschreiben, sei es nun das bitterarme Waisendasein oder die fleißige Frau, die ihn unterstützt. Seine Frau ist es auch, die Möbius über 15 Jahre hindurch den Aufenthalt im Sanatorium ermöglicht hat. Möbius führt im Gegensatz zu Newton und Einstein nicht von vornherein eine Doppelexistenz. Er bleibt er selbst, es erscheint ihm nur der König Salomo. Trotzdem spielt auch er Theater. Man denke nur an den inszenierten Wahnsinnsanfall bei der Verabschiedung seiner Frau. Während Newton und Einstein sich bei ihren Morden auf Befehlsnotstand berufen können "Befehl ist Befehl", bedient sich auch hier Möbius König Salomos, er habe ihm die Tötung seiner Geliebten befohlen. Ein Tod, der zu verhindern gewesen wäre. Denn logisch wäre es, dass Möbius, der so nach moralischer Integrität strebt, eher an Selbstmord denken müsste, als eine junge Frau zu töten. Auch setzt er seine Arbeit im Irrenhaus fort, und produziert Formel um Formel, obwohl er weiß, wie gefährlich seine Ergebnisse sind. Nachdem die Ärztin ihre Weltherrschaftspläne offenbart hat, kehren die Physiker in ihre Pseudo-Identitäten zurück. Die Geheimdienstler als Einstein und Newton. Möbius aber ändert seine Identität: er wird zum König Salomo, gleichsam um Verantwortung und Schuld auf sich zu nehmen, wenn auch vergeblich.

21 Punkte zu den Physikern

Im Anschluß an sein Drama führt Dürrenmatt noch insgesamt "21 Punkte zu den Physikern" an. Anhand einiger dieser theoretischen Punkte möchte ich nun exemplarisch Ansätze zu einer weiterführenden Deutung geben.

(3) Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Die Katastrophe, die über die Physiker am Ende des Stückes hereinbricht ist eine absolute. Als Friedrich Dürrenmatt einmal gefragt wurde, wie er denn das nächste Jahrhundert sehe, antwortete er: "Ich hoffe, es findet statt". Was in den Physikern die Erkenntnisse des Möbius sind, ist auf unsere Welt umgelegt das Wissen um Bau und Kräfte der Atome. Dieses Wissen führte zum Bau von tödlichen Waffen, bisher unbekannten Ausmaßes. Selbst heute, da der Kalte Krieg überwunden wurde, würde das weltweite Atomwaffenpotential ausreichen alles Leben auf der Erde gleich mehrfach auszulöschen. Die schlimmstmögliche Wendung wäre also der Overkill, die Menschheitsgeschichte zu Ende.

(8) Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen. Möbius geht freiwillig in eine Irrenanstalt, um sein Wissen vor der Welt zu schützen. Doch durch diesen Schritt gelangen seine Erkenntnisse in die Hände einer Geisteskranken und genau das, was er vermeiden wollte, tritt ein. Von Physikern wird erwartet, dass sie planmäßig und logisch vorgehen. Newton und Einstein werden von ihren jeweiligen Geheimdiensten monatelang für ihre Mission ausgebildet, doch gegen den Zufall sind sie machtlos. Hält man sich die Geschichte der Atombombe vor Augen, wird klar, was Dürrenmatt damit zum Ausdruck bringen will. Nachdem 1938 die Kernspaltung entdeckt wurde, waren selbst Größen wie Otto Hahn, Ernest Rutherford und Albert Einstein der irrigen Annahme die Idee an eine Bombe entbehre jeder Realität. Schließlich waren sie selbst es, die die Bombe ermöglichten. Erst im Glauben Hitler-Deutschland zuvorkommen zu müssen, gab es dann kein Zurück mehr, auch als schon lange klar war, dass alles ein Trugschluß war.

(18) Jeder Versuch für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern. Möbius wagt diesen Versuch. Er übernimmt die Verantwortung, aber erreicht damit nichts. Er versucht sein Wissen zurückzuhalten und scheint so als die einzig moralisch korrekt handelnde Person in diesem Stück. Doch was er im Großen anstrebt, ist er nicht fähig im Kleinen selbst zu leben. Er forscht selbst im Irrenhaus noch weiter, obwohl er weiß, wie gefährlich seine Formeln sind. Er ist alleine nicht lebensfähig, muss behütet und von seiner Frau ausgehalten werden. Konsequenterweise hätte Möbius Selbstmord begehen müssen, um die Welt zu bewahren. Stattdessen tötet er eine junge Frau unter dem Deckmantel der Moral. Mit all diesen Handlungen lädt er Schuld auf sich. Deshalb haben seine Lösungen nie Aussicht auf Erfolg.

(19) Im Paradoxon erscheint die Wirklichkeit. Dadurch dass Dürrenmatt die Handlung in ein Irrenhaus verlegt ist das Geschehen von Anfang an grotesk. Paradox wird es aber erst, als die scheinbar irren Physiker verantwortungsbewußt und integer werden, während die philantropische Ärztin sich als gefährliche Psychopathin entpuppt. Die Maske der Narrheit, die die Physiker tragen, war schon lange Wirklichkeit, als sie selbst noch glaubten Theater zu spielen. Selbstverständlich ist die Handlung unwahrscheinlich. Sie ist extrem, aber möglich. Dürrenmatts Paradoxa sind spektakulär, aber sie entbehren nie einem Bezug zur Realität.

Fazit

So möchte ich mit dem Kernsatz des Möbius schließen: "Es gibt Risiken, die man nie eingehen darf: Der Untergang der Menschheit ist ein solches."

Literatur

Friedrich Dürrenmatt, Die Physiker. Arche Verlag Zürich, 1962 Thomas Berger, Analysen und Reflexionen: Die Physiker. Beyer Verlag, 1993 Reinhard Kästler, Königs Erläuterungen: Der Besuch der alten Dame. Bange Verlag, 1995 Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.), Text + Kritik: Friedrich Dürrenmatt I.

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