Doktor Faustus

1) Autor

Mann wurde am 6. Juni 1875 als Spross einer alteingesessenen, wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Tod des Vaters übersiedelte die Familie 1894 nach München, wo Thomas Mann zunächst als Volontär bei einer Versicherungsgesellschaft tätig war und Vorlesungen an der Technischen Universität belegte. Später lernte er eine reiche Jüdin kennen, die er später heiratete und was ihm Zugang zu den besten Kreisen der Stadt und somit die Schriftstellerei ermöglichte. Seine nationalkonservative Haltung im 1. Weltkrieg änderte sich erst in der Weimarer Republik. 1929 wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet (vorrangig für Buddenbrooks). Bis 1938 blieb er vorwiegend in der Schweiz, dann folgte er einem Ruf an die Universität Princeton (New Jersey) und lebte 1942 bis 1952 im kalifornischen Pacific Palisades (ab 1944 als amerikanischer Staatsbürger). In den USA wurde er mit vielen prominenten Persönlichkeiten, wie Präsident Franklin D. Roosevelt, bekannt und nutzte seinen Einfluss nachdrücklich zum Wohl deutscher Emigranten (American Rescue Committee for Fugitives u. a.). In leidenschaftlichen Appellen attackierte er zudem immer wieder die nationalsozialistischen Machthaber und war bemüht, das Bild Deutschlands als Kulturnation im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit lebendig zu erhalten (Achtung, Europa! Aufsätze zur Zeit, 1938). Der erste Deutschlandbesuch nach Kriegsende galt der Verleihung der Goethe-Preise in Frankfurt am Main und Weimar im Jahr 1949. Er verbrachte die letzten Lebensjahre in der Schweiz, zunächst in Erlenbach (Kanton Zürich), später in Kilchberg bei Zürich, wo er am 12. August 1955 starb.

2) Die handelnden Personen

Adrian Leverkühn Hauptdarsteller

Dr. Serenus Zeitblom Erzählt Adrians Leben

Der Teufel

Ein Fremdenführer

Hetaera Esmeralda eine Prostituierte

3) Inhalt

Adrian ist ein Bauernsohn und lebt bei seinen einfachen Eltern auf einem Bauernhof. Schon bald aber erkennen jene, dass Adrian sehr intelligent ist und schicken ihn auf das Gymnasium, welches er auch mit Leichtigkeit schafft. Während seiner Studienzeit entdeckt er aber, dass ihn Musik sehr interessiert. Trotzdem beginnt er aber vorerst ein Theologiestudium, jedoch nicht aus Frömmigkeit, sondern aus Interesse zur Teufelswissenschaft. Sein Drang zu Musik ist aber letztendlich doch so stark, dass er das Theologiestudium abbricht und sich dann ganz der Musik widmet. Da ihm aber das Gefühl für Musik fehlt und sich durch reine Intelligenz keine Stücke schreiben lassen, muss er neben anderen Pannen bald bemerken, dass er unfähig ist, eine eigene Art von Musik zu schaffen. Er ist aber zu stolz, als dass er sich der herkömmlichen Formen widmete und so geht er einen Pakt mit dem Teufel, der ihn seit seiner Jugend schon anzieht, ein.

Später fährt er nach Leipzig, um sein Studium der Musik fortzusetzen. Dort angekommen vertraut er sich einem Fremdenführer an, der ihn aber statt in einen Gasthof in ein Bordell führt. Dort gibt ihm wenig später ein Mädchen einen Kuss, aber er eilt in Panik davon. Er bemerkt aber schon bald, dass ihn dieses Mädchen unheimlich angezogen hat und so kehrt er zurück. Er erfährt aber, dass sie verreist ist und fährt ihr kurzerhand nach. Nachdem er sie gefunden hat, verbringt er eine Nacht mit ihr, obwohl sie ihn warnte, dass sie krank sei; sie hat Syphilis. Nun hat für Adrian die Lebensfrist begonnen.

Einige Jahre später begegnet ihm tatsächlich der Teufel und er begründet eine Pakt mit ihm, der Adrian musikalische Kreativität verleiht, wobei er aber nicht mehr lieben darf. Nach seinem Tod gehört seine Seele dem Teufel. Nach diesem Pakt zieht er sich in die Einsamkeit zurück, wo er viele berühmte Stücke schreibt. Der Versuch der Menschen, ihn in das Gesellschaftsleben zurückzuholen scheitert aber.

Sein geistiger Zustand wird durch den Zersetzungsprozess der Syphilis immer schlechter und als er merkt, dass es mit ihm zu Ende geht, versammelt er alle seine Freunde um sich und als er sein letztes Tongedicht vollendet hat, bricht er zusammen und stirbt.

4) Interpretation

Das Werk ist mit einer zeitgenössischen Handlung versehen worden, ist aber trotzdem noch immer stark an den Pakt mit dem Teufel gebunden (siehe FAUST I von J.W. Goethe). Die eigentliche Unterzeichnung des Paktes mit dem Teufel erfolgt, als er sich mit der Prostituierten einlässt, obwohl sie ihn vor ihrer Krankheit gewarnt hatte. Hier beginnt auch die Frist bis zum Tod.

Seine geistige Umnachtung im Verlauf der Krankheit soll ein Vergleich zum nationalistischen Deutschland sein. Vor dem Teufelsgespräch spricht er aber nur selten von der Kriegslage, nach dem Gespräch aber immer häufiger. Eine komplette Verknüpfung erfolgt aber erst im letzten Satz des Buches: "Ein einsamer alter Mann faltet seine Hände und spricht: Gott sei eurer armen Seele gnädig, mein Freund, mein Vaterland."

Quellen:

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Mann, Thomas: Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde (1947). Oldenburg: S. Fischer Verlag 1960

Mann, Thomas: Kindlers neues Literaturlexikon

München: Kindler 1996, Band 11

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