Von einem Justizerich, der kein Gedächtnis hatte für das Ding an sich

Der Autor

Honoré de Balzac wird am 20. Mai 1799 in Tours an der Loire geboren als Sohn des 53-jährigen Bernard-François Balzac, Leiter des Proviantamtes der 22. Division der französischen Armee, ein Emporkömmling aus dem Bauernstand. Das Adelsprädikat "de" übernimmt er später von seinem Vater, der es sich unrechtmäßig zugelegt hat. Seine Mutter Anne-Charlotte Laure, geborene Sallambier, ist 21 Jahre alt und entstammt einer bürgerlichen Familie.

Balzac kommt 1807 auf das Oratorianerkolleg in Vendôme. Nach Krankheit und einer Nervenkrise kehrt Balzac 1813 zu seinen Eltern nach Tours zurück, wo er das städtische Gymnasium besucht. 1814, nach dem Sturz Napoleons I. als Kaiser, übersiedelt die Familie Balzac nach Paris, wo der Vater den Posten des Proviantamtleiters der 1. Division erhalten hat. Balzac wohnt als Pensionär im Institut Lepître und besucht das Lycée Charlemagne. Er beginnt 1816 in Paris ein Jurastudium und wird Praktikant in Anwaltsbüros. Als sich die Familie 1819 nach der Pensionierung des Vaters finanziell einschränken muss und in die Kleinstadt Villeparisis östlich von Paris übersiedelt, bricht Balzac gegen den Willen seines Vaters das Studium ab, um Schriftsteller zu werden. Er bildet sich selbst weiter und verfaßt in den folgenden Jahren unter verschiedenen Pseudonymen Tragödie, Vaudevilles und Kolportageromane ohne künstlerischen Wert.

1820 heiratet Balzacs Schwester Laure in Bayeux in der Normandie. Er lernt ihre Schulfreundin Zulma Carraud kennen, mit der ihn bis an sein Lebensende eine (platonische) Freundschaft verbindet. Die 22 Jahre ältere Laure de Berny wird 1822 seine erste große Liebe.

1828 ist Balzac bankrott. Die Schulden aus seiner kurzen Zeit als Geschäftsmann lasten zeit seines Lebens auf ihm. - Die Liaison mit Laure Junot, Duchess d'Abrantès, Witwe des napoleonischen Generals Andoche Junot, beginnt.

1829 stirbt Balzacs Vater. Balzac verkehrt 1830 in den Pariser Salons (Sophie Gay, Madame Récamier) und führt ein aufwendiges Leben als Dandy, erfolgreicher Schriftsteller und Mann von Welt und wird Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen. Den Sommer verbringt er mit seiner Geliebten Laure de Berny auf dem Landsitz La Grenadière. 1832 verliebt sich Balzac in die Marquise de Castries, eine Nichte des Herzogs von Fitz-James, und beschließt, sich als Anhänger der Neo-Legitimisten um einen Parlamentssitz zu bewerben. Die Affäre mit der Marquise endet, als ihm die Rechte eines Liebhabers verweigert werden. Er erhält den ersten (anonymen) Brief der polnischen Gräfin Evelina Hanska-Rzewuska, seiner späteren Frau. 1833 erhält er weitere anonyme Briefe von ihr. Er erklärt ihr brieflich seine Liebe. Im September sieht er sie zum ersten Mal in Neuchâtel. Die Gräfin Guidoboni-Visconti wird 1834 Balzacs Geliebte. Auf Einladung des Grafen de Margonne arbeitet Balzac auf Schloß Saché.

Um sich vor seinen Schuldnern zu verbergen, mietet Balzac 1835 eine Wohnung unter falschem Namen. Er arbeitet hier bis zu 16 Stunden am Tag, empfängt seine Geliebte, die Gräfin Guidoboni-Visconti. In Wien trifft er zum zweiten Mal auf Evelina Hanska-Rzewuska. Auf Initiative seiner Geliebten Guidoboni-Visconti reist Balzac mit einer als Page verkleideten Frau, der verheirateten Caroline Marbourty, in einer Erbschaftsangelegenheit der Familie Visconti 1836 nach Italien. Seine Geliebte gebärt einen Knaben, die Vaterschaft wird Balzac zugeschrieben. Nach seiner Rückkehr erfährt Balzac vom Tod seiner früheren Geliebten Laure de Berny. 1837 trifft er während seiner zweiten Italienreise im Auftrag der Visconti in Mailand auf den italienischen Dichter Alessandro Manzoni. Nach der Rückkehr entgeht er in Paris der Verfolgung durch Schuldner und Gerichtsvollzieher durch Flucht zur Gräfin Guidoboni-Visconti, die die Forderungen der Gerichtsvollzieher bezahlt. Zwischen Sèvres und Ville d'Avray erwirbt er den Landsitz Les Jardies.

1838 hält sich Balzac bei dem Ehepaar Carraud (vgl. 1820) in Frapesles auf, besucht in Nohant die Schriftstellerin George Sand und reist anschließend nach Sardinien. Er gibt seine Wohnungen in Paris auf und übersiedelt - mit dem Ehepaar Guidoboni-Visconti - auf seinen Landsitz Les Jardies. Der Dichter Victor Hugo und der Literat Léon Gozlan besuchen Balzac 1839 auf seinem Landsitz. 1840 wird Balzacs Theaterstück "Vautrin" ein Mißerfolg. Seine Zeitung "Revue Prisienne" muss er nach drei Nummern einstellen. Er verkauft unter großen Verlusten seinen Landsitz Les Jardies und bezieht in der Rue Basse eine Wohnung. Balzac verhandelt 1841 mit einem Verlegerkonsortium über das Exklusivrecht zum Abdruck seiner sämtlichen bereits erschienenen und in Zukunft erscheinenden Werke unter dem Titel "Die menschliche Komödie".

Als Balzac 1842 erfährt, dass der Mann von Gräfin Evelina Hanska-Rzewuska gestorben ist, faßt er den Entschluß sie zu heiraten. 1843 trifft er mit ihr in Sankt Petersburg zusammen. Zwei Jahre später reiste er mit der Gräfin und ihrer Tochter Anna von Dresden nach Italien und Paris. 1846 kauft sich Balzac ein Haus in der Rue Fortunée. Ein Jahr danach hält sich Gräfin Evelina Hanska-Rzewuska in Paris bei dem von Krankheit und Geldsorgen bedrückten Balzac auf. Im September fährt Balzac in die Ukraine als Gast der Gräfin. Zurück in Paris leidet er 1848 an Herzerweiterung. Das Jahr 1849 verbringt er in der Ukraine. - Seine Kandidatur für die Académie Française scheitert. (Für ihn stimmen nur die Dichter Victor Hugo und Alphonse de Lamartime.) 1850 werden Balzac und Gräfin Evelina Hanska-Rzewuska in der Ukraine in der Nähe von Kiew getraut. Balzac stirbt am 18. August des selben Jahres in Paris, wo er auf dem Friedhof Père-Lachaise beigesetzt wird. Die Leichenrede hält Victor Hugo.

Seine Werke

Romane

Der letzte Chouan oder Die Bretagne im Jahre 1800 (1829), Das Chagrinleder (1831), Der Landarzt (1833), Eugénie Grandet (1834), Die Suche nach dem absoluten Prinzip (1834), Vater Goriot (1835), Die Lilie im Tal (1836), Verlorene Illusionen (Triologie, 1837 - 1844), Glanz und Elend der Kurtisanen (Fortsetzung zu "Verlorene Illusionen", 1838), Der Landpfarrer. Szene aus dem Landleben (1839), Memoiren zweier junger Frauen (1841), Die menschliche Komödie (Romanreihe, 1842), Die Bauern (1843), Die armen Verwandten: Cousine Bette - Vetter Pons (1846).

Erzählungen

Vendetta (1830), Der Ball von Sceaux (1830), Gobseck (1830), Das unbekannte Meisterwerk (1831), Die 100 tolldreisten Geschichten (1832), Die Börse (1832), Séraphîta (1835), Modeste Mignon oder Die drei Liebhaber (1843).

Inhaltsangabe

Als der König in der Stadt Bourges hofhält, gibt es dort einen Polizeimeister, der im Auftrag des Königs für die gute Ordnung sorgt und den man daher den Profos des Königs nennt. Die Leute der Stadt Bourges nennen den Profosen kurzweg Lampe. Lampe ist ein etwas absonderlicher Mensch, sein einziger Witz besteht darin, dass er ein wenig Hahnrei war. Er ist wohl der vollkommenste Profos, den man finden konnte: er henkt gerade so viel, als ein Profos eben henken muss. Dieser Justizrat von Lampe, hat zur Frau eine der schönsten Bürgerstöchter von Bourges und manchmal fragt er sich, warum ausgerechnet er so ein gelecktes und geschlecktes, leckeres und schleckeres Weibchen für sich hat. Die Lampeline oder Profosin, wie man sie nennt, hat den Profosen zum Ehemann und nur genau einen Geliebten, womit sie wohl eher eine Ausnahme unter den Frauen von Bourges ist.

In Bourges gibt es auch einen königlichen Feldzeugmeister, ein Schotte und wilder Gesell, der die Lampeline einst sah und seither um ihre Gunst wirbt. Ebendieser Feldzeugmeister wettet mit dem König um seine große schwarze Coquedulle, das ist ein Frisiergerät für die Weibsen, dass er dem Geliebten der Profosin den Degen in den Leib rennt. Nun da er dies natürlich nicht persönlich machen will, heckt er einen Plan aus: Der Profos wird zum König beordert, wo er gerade "zufällig" zu einem Gespräch dazu kommt, bei dem der König und der Feldzeugmeister sich gerade einig sind, dass sie den Liebhaber ihrer Ehefrau töten würden. Als die Beiden den Profosen, um seine Meinung fragen, stimmt er zu. Sie schicken den Profosen aufs Land hinaus. Als die Profosin dann den Palast ihres Liebhabers betritt, schickt der Feldzeugmeister einen Kurier des Königs aus, um den Profosen über den Vorfall zu unterrichten.

Als der Profos beim Palast des Liebhabers eintrifft und befiehlt im Namen des Königs zu öffnen, erkennt die Lampeline die Stimme ihres Mannes. Da, des großen Aufgebots wegen, keine Zeit zur Flucht bleibt, muss der Liebhaber eine andere Lösung finden. Zuerst will er den Profosen vom Schlafzimmer fernhalten, dies gelingt ihm aber nicht. Er sagt ihm, dass die Dame von Hof sei und deshalb nicht erkannt werden dürfe. Der Profos besteht darauf, die Dame anzusehen. Sie wird durch ein Leintuch um den Kopf und um den Unterleib unkenntlich gemacht. Nach genauer Begutachtung kommt der Profos zu dem Schluß, dass die Dame ihrer Körperform wegen, wahrlich von Hof sei und nicht seine Frau.

Er bricht die Aktion ab und erstattet dem König und dem Feldzeugmeister Bericht. Diese beschimpfen ihn nicht einmal seine Frau erkannt zu haben. Er solle sich schämen. Er erwidert, dass seine Frau zu Hause im Bett schläft. Als er nach Hause kommt und seiner Frau, die tatsächlich im Bett schläft, von den Ereignissen erzählt, fängt diese zu jammern an, ob er sie noch lieben werde, nachdem er gesehen hat, wie die Damen von Hof gebaut sind.

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