Kabarett

1. Definition

Kabarett ist eine Form der dramatischen Kleinkunst. Es stellt oft eine Mi-schung von Szenen und Chansons dar, die in vielen Fällen durch eine Con-ference verbunden werden. Das Ziel ist die satirische Darstellung von Politik, Kunst und Gesellschaft.

2. Geschichte

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts war Paris das Vergnügungszentrum der Welt. Unter dem Einfluß von allen Teilbereichen der Unterhaltungsin-dustrie entstand im November 1881 aus einem Gasthaus das Kabarett "Chat noir" (auf deutsch "Schwarze Katze"), das heute als Geburtsort des Kabaretts als eigenständige Kunstform gilt. Denn diese neue Form der Unterhaltung erwies sich binnen kurzer Zeit als Publikumsmagnet. Vier Jahre später begann mit der Übersiedlung des "Chat noir" und der Grün-dung einer zweiten Bühne in den alten Räumlichkeiten die Verbreitung der neuen Art der Kunst.

2.1. Kabarett im deutschen Sprachraum

2.1.1. Kabarett bis 1918

1901 schwappte die Welle der Begeisterung schließlich auch nach Deutschland über. Berlin wurde das Kabarettzentrum des deutschen Sprachraums. Auch in Wien wurde das erste Kabarett gegründet, der Erfolg stellte sich aber erst Jahre später ein, als eine Truppe aus München nach Wien kam.

Kurz vor dem ersten Weltkrieg kam es zum Bruch zwischen der Literatur, die bis dahin größtenteils in Liedform vorgetra-gen wurde, und dem Kabarett. Es wurden hauptsächlich War-nungen vor dem Krieg in den Programmen dargebracht, doch die meisten verhallten, ohne Gehör zu finden.

2.1.2. Zwischenkriegszeit

Nach Kriegsende veränderte sich die Grundform des Kaba-retts. Es wurden neue Grundlagen geschaffen: schneller Witz, Ironie, satirisches Eingehen auf die Politik.

Das Kabarett der 20er-Jahre brachte die ersten wirklichen "Stars" (auch des Theaters, des Films und der Literatur) hervor, zum Beispiel Karl Valentin, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Marlene Dietrich, ...

Ende der 20er-Jahre wurde dann das Kabarett von überwiegend linken Gruppen auch als Mittel zur politischen Manipulation entdeckt.

2.1.3. Kabarett unter nationalsozialistischer Herrschaft

Im Dritten Reich wurde das Kabarett "entschärft", sprich die politischen Bezüge "herauszensuriert", beziehungsweise in den Untergrund oder ins Ausland getrieben. Die meisten Ka-barettisten (viele von ihnen waren Juden) emigrierten, viele andere starben in Konzentrationslagern. Später mussten die wenigen noch aktiven an der Front für die Unterhaltung und Motivation der Soldaten sorgen. Ende 1944 wurde die deutsche Kabarettszene vollständig zugunsten der Kriegs-maschinerie ausgelöscht.

2.1.3.1. Kaum Erfolg: Exilkabarett

Diejenigen Kabarettisten, die versuchten, im Exil wei-terzuspielen, hatten meist wenig Erfolg. Eine Ausnahme war ein Zusammenschluß etlicher Emigranten in Am-sterdam, deren "zweite Karriere" aber nach dem deut-schen Einmarsch meist ebenfalls im KZ endete.

2.1.4. Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg entstanden schnell wieder Bühnen, die von Heimkehrern und Nachwuchskabarettisten gemeinsam bespielt wurden. Zunächst wurden alte literarische Texte auf-gearbeitet, danach nahm man sich den Themen des euro-päischen Nachkriegsalltags und der jüngeren deutschen Ver-gangenheit an.

Anfang der 50er-Jahre schossen neue Bühnen dann wie Pilze aus dem Boden. Die Kabarettszene gab mit vielen Nach-wuchstalenten ein kräftiges Lebenszeichen. Allerdings werden seither fast ausschließlich politische und gesellschaftliche Themen verarbeitet. Die Ära des literarischen Kabaretts war um 1950 zu Ende.

2.1.5. Kritik an allem: Kabarett in den 60er-Jahren

Auch in den 60er-Jahren fand die Kabarettszene große vor-herrschende Themen: die Dritte Welt, den Vietnamkrieg, die Studentenrevolten und das politische System an sich.

2.1.6. Modernisierung in den 70ern: Fernsehen und Liedermacher

In den 70er-Jahren entdeckte das Kabarett ein neues Medium zur Verbreitung der Programme: das Fernsehen. Manche Sen-dereihen, die sich auch heute noch kabarettistisch mit aktuel-len Themen beschäftigen, gehen auf diese Zeit zurück. Dies war auch das Zeitalter der gesungenen Kabarettprogramme, durch die ein neue Kategorie von Künstlern entstand: die Lie-dermacher.

2.1.7. Das heutige Kabarett: überwiegend Politik- und Alltagskritik

Seit dem Beginn der 80er-Jahre entstand die heutige, überwie-gend von Bayern und Österreichern geprägte Szene, die hauptsächlich die Politik sowie das alltägliche Leben aufs Korn nimmt und satirisch beleuchtet. Dennoch gibt es auch jetzt Spezialisten für Teile dieser Themen. Beispiele: Gerhard Polt, der gern die Verhaltensweisen der Deutschen, die nicht immer Hochachtung finden, seinem Publikum auf manchmal beklemmende Weise vor Augen führt. Oder Josef Hader, der sich eher auf "Kabarett zum Nachdenken" spezialisiert hat. Manche seiner Pointen sind nicht darauf ausgerichtet, die Leute zum Lachen zu bringen, sondern sie zum Nachdenken über eine angesprochene Problematik anzuregen. Aber die Liedermacher sind auch noch am Werk, allerdings werden die Themen engagierter und moderner. Ein Beispiel für einen von ihnen ist Konstantin Wecker, dessen Lieder oft als Waffe gegen manche Dummheiten der Menschen angesehen werden.

2.2. Kabarett in Österreich: genauere Beschrei-bung von den Anfängen bis nach dem 2. Welt-krieg

Anfang des 20. Jahrhunderts schwappte die Begeisterungswelle für die neue Form des Theaters auch auf Österreich über. Jedoch waren es im Unterschied zu Deutschland nicht einige Theaterdirektoren, die das Kabarett förderten, sondern meist Schriftsteller und Komi-ker, beispielsweise Peter Altenberg, Alfred Polgar, Fritz Grünbaum, Karl Farkas ,...

Die Maßnahmen der NS-Herrschaft hatten natürlich auch Auswir-kungen auf die österreichische Kabarettszene. Als Gegenpol zu den politischen Bühnen wurde 1939 das "Wiener Werkel" gegründet, um das Volk in "parteitreuer" Weise zu unterhalten. Jedoch wendete sich eines der berühmtesten Programme 1940 fast völlig offen gegen die Machthaber und erlangte großen Erfolg beim Publikum.

Schon 1946 versuchte man auch im Nachkriegsösterreich, die Kaba-rettszene "wiederzubeleben". Allen voran stand das Ensemble des "Simpl", mit so bekannten Namen wie Karl Farkas, Ernst Waldbrunn, Hugo Wiener, Cissy Kraner, ...

Aber auch Nachwuchs belebte das österreichische Kabarett. Wie zum Beispiel "Der Würfel", dem unter anderem Peter Lodynski, Günter Tolar und Felix Dvorak angehörten.

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