Kriminalroman

Allgemeines

Abgeleitet von "crimen" (lat. Verbrechen) behandelt der Krimi (Abk. Kriminalroman) die Geschichte eines Verbrechens und bezieht dabei den Verlauf des psychologischen Anstoßes, der Entdeckung und Aufhellung sowie teilweise die Verurteilung eines Verbrechers mit ein. In allen Formen des Krimi geht es letztlich um die Auseinandersetzung zwischen Personen auf der Seite des Rechts - meist Polizisten, Anwälte oder Detektive - und andererseits Kriminellen, die Gebote gesetzlicher, politischer oder moralischer Art gebrochen haben. Der Krimi versucht, Einblick in die Seele und Denkweise der handelnden Hauptpersonen zu geben, und das Umfeld der Handlung zu beschreiben.

Der Krimi ist, was Auflagenhöhe, Verbreitungsgrad und Popularität betrifft, seit Jahrzehnten die Hauptgattung der Unterhaltungsliteratur.

In unserer gegenwärtigen Gesellschaft ist der Krimi ein Medienübergreifendes Phänomen. Kinofilme und Fernsehen sorgen für eine noch größere Verbreitung auch der Literatur. Es kommt immer wieder zu Versuchen, dem trivialen Konsumartikel Krimi neue künstlerische Ansätze abzugewinnen, sei es durch distanzierte Verbrechensbetrachtung (z.B.: Truman CAPOTE), durch gezielte Demontage des des trivialen Klischees (z.B.: Peter HANDKE), durch sprachliche und moralische Merkmale (z.B.: Friedrich DÜRRENMATT) oder der Verlegung auf einen anderen, historisch-wissenschaftlich untermauerten Schauplatz (z.B.: Umberto ECO, Patrick SÜSKIND) sowie durch dokumentarisch angelegte Werke über Verbrecher, Gefange oder Probleme der Justiz.

2. Historischer Ãœberblick

Historisch gelten Flugschriften, Volksbücher, Anektoten und Kalendergeschichten als Vor- und Frühformen des Krimi. In den Schelmenromanen des 17. Jahrhunderts lassen sich kriminalistische Motive entdecken. Im 18. Jahrhundert werden bestehende Prozeßakten von Kriminalfällen literarisch bearbeitet, so etwa von Daniel DEFOE und Henry FIELDING. Als Stoffquelle der ersten Krimis ist die Sammlung des französischen Rechtsgelehrten Francois Gayot de PITAVAL "Causes celebres at interessantes, avec les judgements qui les ont decidees" zu nennen, welche in den Jahren 1734-43 in 20 Bänden, und zum dritten Mal von Friedrich von SCHILLER herausgegeben wurde.

Es verwundert daher nicht, das nach Ansicht vieler Literaturwissenschaftler SCHILLERs "Verbrecher aus verlorener Ehre" (1786) und sein Krimifragment "Der Geisterseher" (1789) die ersten Kriminalromane waren. Nach "Die Räuber" schreibt SCHILLER zahlreiche Räuberromane teils verurteilender, teils romantisierend-verstehender Art des kriminellen Milieus. Die Dichter der Klassik und Frühromantik konzentrieren sich vor allem auf die Gestaltung des Irr- und Leidensweges einer Person als Anlass zu einem Verbrechen, so etwa in Heinrich von KLEISTs "Michael Kohlhaas", in E. T. A. HOFFMANNs "Das Fräulein von Scuderi" (1820) oder Clemens BRENTANOs "Die Geschichte vom braven Kasperl und dem Schönen Annerl".

Ab etwa 1840 bemüht sich der Krimi mehr um die Erzählung des Verbrechens als um die Beschreibung des Täters. Diese entscheidende Neuorientierung macht sich vor allem in Werken von Honore de BALZAC, Victor HUGO, Charles DICKENS und Edgar Allen POE bemerkbar. Besonders der letztgenannte POE entwickelt die Detektivgeschichte und gibt damit der Kriminalliteratur eine ganz neue Weichenstellung. Die angelsächsischen Kriminalautoren entwickeln durch neue Nuancen, veränderte Erzählperspektiven, abgewandelte Schreibstile und einen neuen Blick für Aussage und Realität die bis heute gültigen Formen der Kriminalliteratur.

3. Einteilung nach Untergruppen

Verschiedene Ausgangssituationen, Vorgehensweise der Akteure und Handlungsabläufen haben das Kriminalgenre auf vielfältige Weise aufgesplittert. Eine Unterteilung der Kriminalliteratur könnte etwa so aussehen:

Die in der Abbildung 1 gezeigten Untergattungen des Kriminalromans werden nachfolgend erklärt.

4. Sonderformen und Untergruppen des Kriminalromans

4.1 Der Detektivroman

In der frühesten Form des Krimis, dem sogenannten Detektivroman, steht der aufklärende Detektiv als Zentralfigur im Mittelpunkt. Die Handlung des Detektiv- romans besteht im wesentlichen aus drei Elementen, die untereinander engen Bezug haben:

die Tat (Mord, Einbruch, etc.) mit Vorgeschichte und Tathergang

die Ermittlung als Suche nach bisher unbekannten Faktoren und nach dem Täter

die Aufklärung mit der Lösung aller Unbekannten und der Verhaftung des Täters

Die wesentlichen Personen der Handlung sind dabei:

der Detektiv als Zentralfigur (also eine Aufklärungsperson, welche ein Detektiv, Polizist oder ein normaler Bürger sein kann)

das Opfer

eine Gruppe von Verdächtigen

der Täter (wird erst im Schlußteil ermittelt)

Die vorrangig intelektuellen Bemühungen und Handlungen des Detektivs klären ein (meist bereits) geschehenes Verbrechen und die bis dahin unklaren Umstände rund um dieses Verbrechen auf. Im Lauf der Handlung wird für den Leser einerseits das Geheimnis des Verbrechens - z.B. durch falsche Fährten - planmäßig verstärkt, andererseits das rätselhafte dank der Gedankenarbeit des Detektivs systematisch und schrittweisse abgebaut. Diese ansich konträren Elemente der Handlung erzeugen die innere Spannung, die den Detektivroman beim Publikum so erfolgreich werden ließ.

Vorgebildet wird der Detektivroman in A. MÜLLNERs Roman "Der Kaliber" (1829) und vor allem in den Erzählungen E. A. POEs nach 1840. POE kennzeichnet mit der Erzählung "Der Mord in der Rue Morgue" (1841) den Beginn der modernen Kriminalliteratur.

Der Detektivroman findet in den Folgejahrzenten durch die Autoren Wilkie COLLINS ("Die Frau in Weiß, 1860), Arthur Conan Doyle ("Der Hund von Baskerville", 1902) und dem Franzosen Emile GABORIAU ("Die Affäre Lerouge", 1866) weitere Verbreitung.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert steht noch die die Frage "WER?" und die unbegrenzte Bewunderung der Verstandskombinatorik des Detektiven im Vordergrund. Nach der Jahrhundertwende gewinnt die Frage nach dem "WIE?" der Tat und der Aufklärung an Bedeutung. Nach dem 1. Weltkrieg verlegt sich die Gewichtung unter dem Einfluß von neuer sozialer und psychologischer Skepsis an der menschlichen Vollkommenheit vor allem auf die Frage nach dem "WARUM?", d. h. nach den Beweggründen zur Tat. Bisher war der Charakter des Detektivs lediglich schablonenhaft gekennzeichnet, nunmehr gewinnt auch er neben der Person und Psychologie des Verbrechers an oft wesentlicher Bedeutung.

Wichtige Vertreter jener neuen Linie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind:

Agatha CHRISTIE ("Mord im Orient-Express", 1934)

Dorothy SAYERS ("Mord braucht Reklame", 1933)

Edgar WALLACE ("Der Hexer", 1928)

Gilbert K. CHESTERTON ("Das Geheimnis des Pater Brown", 1927)

Mary Roberts RINEHART ("Die Wendeltreppe", 1908)

James Hadley CHASE ("Keine Orchideen für Miss Blandish", 1939)

S. S. van DINE ("Mordakte Kanarienvogel", 1937)

4.2 Der Polizeiroman

Der Polizeiroman ist aus dem Detektivroman entstanden. Der Polizist wurde aber erst sehr spät zur Hauptfigur des Detektivromans, da er, speziell im angel- sächsischen Bereich, eher zu den unteren sozialen Schichten gehörte, was in als Hauptfigur nicht in Frage kommen ließ. Nicht selten wurden sie als "Dummis" dargestellt, die lediglich Hilfsarbeiten für die Detektive aus gutbürgerlichen Häusern zu erledigen hatten (so auch bei Agatha CHRISTIE und Dorothy SAYERS). Üblicherweise spielt in einem Polizeiroman nicht nur ein Polizist die Hauptrolle, sondern es ist meist ein ganzer Polizeiapparat, der der Gruppe von Opfern und Tätern geschlossen gegenübersteht und mit der Aufklärung des Falls beschäftigt ist. Dadurch wird natürlich die Variationsbreite von Ort, Handlung, Ablauf und Thema unvergleichbar größer als bei allen anderen Sonderformen.

Durch die bürokratischen Einflüsse, denen ein Polizist unterliegt, geschieht die Aufklärung des Falls systematischer als bei Detektivromanen. Es lässt sich nicht vermeiden, dass in Polizeiromanen oft spannungsleere Räume entstehen, die aber, wenn sie geschickt eingesetzt werden, oft durchaus fördernd wirken können.

Der Leser sieht sich in die Rolle eines Laien versetzt, und darf den Beamten bei der Arbeit über die Schultern schauen, und so auch deren Umfeld und die harte Polizeiarbeit kennenlernen.

Polizeiromane im heutigen Sinn tauchen erst nach 1945 in der Literaturgeschichte auf, obwohl manche Autoren, wie etwa der Franzose Emile GABORIAU ("Monsieur Lecoq", 1869) schon im 19. Jahrhundert Polizisten zur Lösung der Fälle einsetzten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist vor allem Georges SIMENON (erstmals 1931: "Maigret in Holland") zu nennen. Allgemein fällt dabei auf, dass amerikanische Polizeikrimis (z.B. von Ed McBAIN) bedeutend härter als englische Polizeikrimis (z.B. von Ruth RENDELL) geschrieben sind, sowohl was die Polizisten, als auch deren kriminelle Gegenspieler angeht.

Die bekanntesten gegenwärtigen Vertreter sind:

Maj SJÖWALL und Per WAHLÖÖ ("Der Tote im Götakanal", 1969)

Ed McBAIN ("Heißer Sonntagmorgen", 1963)

Nicolas FREELING ("Tod in Amsterdam", 1962)

Ruth RENDELL ("Durch Gewalt und List", 1981)

Friedrich DÃœRRENMATT ("Der Richter und sein Henker", 1951)

Ngaio MARSH ("Der Tod auf dem Fluß", 1945)

4.3 Der deutsche Krimi

Der deutsche Krimi als ein von deutsprachigen Autoren verfaßter, hat zwar in den 80er Jahren als Fernsehfilm international an Bedeutung gewonnen, als Prosawerk bleibt er jedoch oft genug von eher geringer Qualität mit nur dürftigem Prestige und Bekanntheitsgrad beim Lesepublikum.

Der deutsche Krimi ist von Anfang an sehr stark in das sich gegenseitig beeinflussende Medienverbundsystem einbezogen worden, so das die Weiterverarbeitung der Romane in anderen Medien (Kino, Fernsehen, Illustrierte, Hörspiele) ermöglicht wird.

Kernbestandteil des deutschen Krimis ist Gesellschaftskritik - eine Eigenschaft, durch die er sich von der Vielzahl ausländischer Werke deutlich spürbar abhebt. Die Verbrechen entstehen im Umfeld von gesellschaftlichen Spannungen, sozialen Problemen oder wirtschaftspolitischen Konflikten. Akute Probleme und Themen der Öffentlichkeit werden zu Brennpunkten und Auslösern der Handlungen (so etwa in Friedrich WERREMEIERs "Trimmel"-Reihe aus den 70er Jahren).

Der Vorteil, den bundesdeutsche Autoren gegenüber den angloamerikanischen haben, liegt in der Möglichkeit, den Tatort konkret zu beschreiben, so dass sich das deutsche Lesepublikum genau in die Handlung versetzen kann. Dieser Realismus unterstützt die Krimiunterhaltung. Es zeigt sich, dass sehr kritische Gesellschaftsdarstellung und Krimispaß durchaus miteinander verknüpfbar sind.

Deutsche Polizeiromane kennen als Hauptfigur einen ernsthaften, zuverlässigen gesetzten, unemotionalen und pflichtbewußten Kommisar, der nicht als Einzelgänger, sondern immer in einem bürokratischen, effizienten Polizeiapparat ermittelt. Nur sehr selten gibt es Ausnahmen, wie den schmuddeligen, raufenden Revier-Polizist Schimanski.

Das einzige international bekannte Literaturprodukt ist die "Jerry Cotton"-Reihe, die seit 1955 vom BASTEI-Verlag publiziert wird. Bei einer Gesamtauflage von ca. 400 Mio Stück, hält diese Reihe den schmeichelhaften Rekord, die erfolgreichste Krimiserie aller Zeiten zu sein.

Die wesentlichsten Autoren deutscher Krimis sind:

Hans-Jörg MARTIN ("Gefährlich Neugier", 1984)

Friedrich WERREMEIER ("EKG für Trimmel", 1975)

Detlef WOLF ("Was sagen wir der Witwe?", 1986)

-KY ("Ein Toter führt Regie", 1972)

4.4 Harter Krimi (hard-boiled crime)

Der Kriminalroman der amerikanischen hard-boild-school, sinngemäß mit harter Krimi zu übersetzen, stellt neben dem Thriller die wichtigste Alternative zum klassischen Detektivroman dar. Die Härte des Krimis ist in erster Linie vom Stellenwert der Gewalt abhängig. Der Detektivroman handelt zwar auch von einem Gewaltverbrechen, spielt sich jedoch in der Handlung relativ gewaltarm ab.

Im harten Krimi ist die Gewalt nicht nur auf das Verbrechen beschränkt. Der Detektiv beobachtet nicht nur Gewalt, sondern wendet sie im Zuge seiner Ermittlungen eigentlich selbstverständlich an. Diese gewaltsamen Akte werden sogar noch verstärkt hervorgehoben. Er ist ständig unterwegs und ruhelos. An der Beschaffenheit seiner Umgebung nimmt er Anteil. Er betrachtet seine Tätigkeit als seine Existenz. Er ist kein Gentleman, allzuoft verstößt er gegen Gesetze und Vorschriften oder auch gegen Treue und Glauben.

Der hartgesottende Detektiv kennt folgende wesentlich Merkmale:

Er verfügt über enorme psychische Kraft und eisernen Willen

Er verträgt Schmerzen recht beachtungslos

Durch Kontrolle über seine eigenen Gedanken, schon während seiner Berufsausbildung hebt er sich vor allem von seinen kriminellen Gegenspielern ab.

Er steht dem Tod und dem eigenen bisherigen Leben sehr gelassen gegenüber.

Der harte Krimi ist gegen Ende der 20er Jahre in den USA entstanden. Das auslösende Moment stellt die Wirtschaftskrise und die Verrohung der Sitten in Politik und Wirtschaft zu der Zeit dar. Es werden sämtliche, auch noch so unscheinbare Details in einer mit Umgangsworten durchdrungenen Sprache beschrieben. Der Stil ist knapp, sachlich und in abgehacktem Rythmus, es wird ironisch, zynisch, distanziert und kühl geschildert.

Die kriminelle Rolle in harten Krimis wird von kleinen oder großen Gangstern übernommen, die nach ihren eigenen Regeln leben, handeln und töten. Gewalt ist ihre alternativlose Handlungspraxis.

Der Schauplatz ist stets eine Großstadt, das Land ist nur noch eine Region, in die man sich zurückzieht, um sich zu verstecken, oder sich vom harten Alltag zu erholen.

Der Spannungseffekt ergibt sich aus der Tatsache, dass der Detektiv seine eigenen Erlebnisse in der Ich-Form erzählt, und der Leser dadurch die Aktionen des Helden mit größtmöglicher Anteilnahme mitverfolgt.

Den harten Krimis, die seit den 80er Jahren an Popularität gewinnen, wird oft nicht ganz zu Unrecht eine Brutalisierung der Inhalte vorgeworfen. In der Tat ist es so, dass einige Titel als jugendgefährdendes Schrifttum von den diversen Bundesprüfstellen indiziert wurden. Manche Krimis des Amerikaners Mickey SPILLANE mit seinem Protagonisten Mike Hammer geraten gefährlich nahe an diese Grenze.

Die bekanntesten Vertreter des harten Krimis sind:

CHANDLER

HAMMET

Joe GORES

C. J. DALY

James Hadley CHASE

Ross MACDONALD

Ed McBAIN

Chester HIMES

4.5 Kriminalnovelle (schwarzer Krimi)

Die Kriminalnovelle ist die jüngste Sonderform der Kriminalliteratur. Ausgangspunkt der Krimis ist meist die Kenntnis des Täters und das häufige Fehlen der eigentlichen Detektivarbeit.

Zumeist bildet der bekannte Täter den Mittelpunkt der Geschichte, sein Charakter wird stark ausgeleuchtet, seine Mentalität ausgiebig dargestellt und seine Motive und Zwänge umfassend geschildert. Oft wird die Planung und Ausführung des Verbrechens bis ins Detail beschrieben. Dabei sind die Bewegungen und Vorhaben des Täters weitestgehend unberechenbar und schockieren daher den Leser in weitaus höherem Maße als übliche Kriminalromane, wobei nur die Frage nach dem WER des Täters reizmindernd wirken kann.

Das Ziel der Kriminalnovelle ist es, abgenutzte und nicht mehr spannende Züge der alten literarischen Auseinandersetzung durch eben diesen Wechsel der Erzählperspektive aufzufrischen und mit neuen oder seltener benutzten Elementen zu kombinieren. Dadurch gewinnen die Personen, ihre Charaktere sowie Milieu- und Atmosphäreschilderungen eine entscheidendere Rolle.

Die wichtigsten Vertreter und deren Werke sind:

Patricia HIGHSMITH ("Der talentierte Mr. Ripley", 1955)

Georges SIMENON ("Brief an meinen Richter", 1951)

Alain DEMOUZON ("Monsieur Abel und der Fall Raguenaud", 1984)

Pierre BOILEAU und Thomas NARCEJAC ("Das Nebelspiel", 1954)

4.6 Thriller und kriminalistischer Abenteurroman

Die Hauptfigur des Thrillers ist im allgemeinen weniger an der gedanklichen Entschlüsselung eines rätselhaften Verbrechens interessiert, als sie vielmehr gezwungen wird, ihr Ziel durch eigens, aktives Handeln zu erreichen. Die Bewältigung der Aufklärungsaufgabe gestaltet sich zu einer ständigen körperlichen, aber weniger zu einer geistlichen Anstrengung. Im Gegensatz zum konventionellen Kriminalroman, wo meist ein Mord aufzuklären ist, reicht die Palette der Verbrechen im Thriller von Mord über wirtschaftlichen oder politischen Komplott bis hin zum Massenmord. Das Verbrechen ist kein Rätsel, sondern eine Tat gegen die man sich wehren muss und auch kann. Häufig werden Elemente der Kriminalnovelle übernommen. Für den Leser faszinierend ist die ständige Abwehr gegen die drohende Gefahr, die selbstverständlich mit ausreichend Action gewürzt wird. Die Handlungsorte (meist Großstädte, romantische Gebirgs- und Meeresregionen,...) wechseln sehr aprupt und vorwarnungslos. Nicht selten laufen auch zwei oder mehrere Handlungen parallel ab, und verbinden sich erst zum Schluß erkennbar zu einem großen, dramatischen Finale.

Die bekanntesten Thriller-Autoren der Gegenwart sind:

Ÿ Eric AMBLER

Ÿ Desmond BAGLEY

Ÿ Gavin LYALL

Ÿ TREVANIAN

Ÿ Morris WEST

Der kriminalistische Abenteuerroman ist als eigenständiger Gattungsbegriff nur wenig gebräuchlich, doch ist seine besondere Mischung aus Kriminal- und Abenteuerroman es wert, hervorgehoben zu werden.

In der Unterhaltungsliteratur ist es schon seit langem ein Ziel, die verschiedenen Belletristik-Ausformungen bewußt und bunt miteinander zu kombinieren.

Im kriminalistischen Abenteuerroman spielen Kampf, Verfolgung, Flucht und ständige Auseinandersetzungen die Hauptrolle, nur wird deren Ablauf nach kriminalistischen Gesichtspunkten gesteuert und die Auflösung der spannenden Geschichte verläuft nach kriminalistischem Vorbild. Dabei ist der Detektiv in der Regel ein Laie, der unvorbereitet, und durch äußere Zwänge in die Rolle des Helden gedrängt wird, und diese überraschenderweise fast immer meisterhaft und genial ausübt.

Breitere Milieu- und Atmosphärenschilderungen sowie exotische, romantische und historische Schauplätze erlauben eine größere inhaltliche Spannbreite, in der psychologisch, philosophische oder gesellschaftspolitische Themen angesprochen werden können.

Wichtige Autoren von kriminalistischen Abenteuerromanen sind:

Ÿ James F. COOPER

Ÿ Alexandre DUMAS

Ÿ Jules VERNE

Ÿ Joseph CONRAD

Ÿ Edgar WALLACE

Ÿ Dick FRANCIS

Ÿ Lawrence SANDERS

Ÿ Willi HEINRICH

Ÿ Morris WEST

Ÿ Sidney SHELDON

Ÿ A. E. JOHANN

Ÿ James A. MICHENER

Ÿ Heinz G. KONSALIK

4.7 Spionage- und Politthriller

Der Spionage- und Politthriller stellt heute die am weitesten verbreitete Form des Thrillers dar. Durch die jahrzehntelange Ost-West-Konfrontation und den kalten Krieg wurden sowohl die Gemüter der Autoren als auch des Publikums derart erhitzt und mit Thiller-Fantasien versehen, dass dieses Genre davon maßgeblich beeinflußt wurde. Durch die Öffnung des ehemaligen Ostblocks und das Ende des kalten Krieges verlieren diese Romane bereits jetzt merkbar an Bedeutung und Umsatz.

Wie in allen Arten des Thrillers geht es nicht um die Suche nach dem Täter, sondern um das Finale, währenddessen er in einer sehr aktionsreichen Begegnung beseitigt wird.

Auch der Spionageroman geht von einer rätselhaften, mysteriösen Grundlage aus, und bewegt sich in politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnissen, die der durchschnittliche Leser nicht durchschauen kann.

Der Spionage- und Politthriller wird meist in der Ich-Form erzählt, was speziell im Umgang mit den diversen Geheimdiensten, Verrätern, Hintermännern und Gangstern besonders spannend auf den Leser wirkt.

Wichtige Spionage- und Politthriller wurden geschrieben von:

Ÿ Desmond BAGLEY

Ÿ Eric AMBLER

Ÿ Alistair MACLEAN

Ÿ John LeCARRE

Ÿ Frederik FORTSYTH

Ÿ Brian FREEMANTLE

Ÿ Ted ALLBEURY

Ÿ Robert LUDLUM

Ÿ Ian FLEMMING (James-Bond-Romane)

Ÿ John GARDNER (James-Bond-Romane)

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