Das Fräulein von Scuderi

Allgemeine Einführung:

Titel:

Im Titel erfahren wir den Namen der Hauptgestalt und durch die Anrede "Fräulein", dass sie unverheiratet ist.

Art:

Hoffmann nannte dieses Werk eine Erzählung. In der heutigen Zeit ordnen wir es eher der Novelle zu, genauer gesagt ist es eine Kriminal- und Künstlernovelle. Für die Novelle sprechen die außergewöhnlichen Handlungen, zum Beispiel Cardillacs Drang, seinen von ihm gefertigten Schmuck, nicht zu verkaufen.

3.Ort:

Paris;

Werkstadt von Cardillac;

Straße St. Honore;

Schloß Ludwigs XIV;

Gefängnis;

Haus von Scyderie.

4. Zeit:

Diese Novelle spielt zur Zeit Kaiser Ludwigs XIV.

5. Entstehung:

Die Handlung dieses Werks ist nicht historisch, sie ist frei von Hoffmann erfunden.

Cardillac ist der Name eines Gouverneurs, den auch Voltaire verwendete.

Hinter dem Fräulein von Scyderie steht eine historische Gestalt, die von 1607 bis 1701 lebte. Sie kam mit ihrem Bruder 1630 nach Paris, lebte zur Zeit Kaiser Ludwigs XIV. und war Dichterin. Durch ihre Romane "Clelie" und "Cyrus" wurde sie sehr berühmt. Sie war die erste, die den von der Akademie gestifteten Preis für Beredsamkeit erhielt.

Das Werk entstand 1818 und wurde in die Sammlung "Serapions Brüder" aufgenommen.

Historischer Hintergrund:

Zu dieser Zeit herrschte Kaiser Ludwig XIV. absolut in Frankreich.

Inhaltliches:

Inhalt:

Die reichen Edelleute haben Angst, weil in letzter Zeit sehr viele Morde geschehen. Trotz der Fahndungen bleiben die Täter unentdeckt. Ludwig XIV. fragt das Fräulein von Scyderie um ihre Meinung. Sie antwortet mit dem Vers: "Ein Liebhaber, der sich vor Spitzbuben fürchtet, ist der Liebe nicht wert."

Am folgenden Abend kommt ein Mann zu ihr, doch ihre Kammerzofe lässt ihn nicht herein. Sie nimmt ein Kästchen entgegen und bringt es dem Fräulein. Sie öffnet es und findet darin Schmuck und einen Zettel mit ihrem Vers. Sie erschrickt sehr und bringt das Kästchen zu der Geliebten von Ludwig. Diese erkennt den Schmuck als einen von Cardillac und so wird dieser herbeigerufen. Cardillac ist froh, seinen Schmuck zu sehen, weil er ihm gestohlen worden ist. Er will ihn aber nicht zurücknehmen, sondern das Fräulein von Scyderie soll ihn als Geschenk annehmen.

Auf einer Spazierfahrt wird sie von einem Mann überrumpelt, der ihr ein Schreiben gibt, das beinhaltet, dass sie den Schmuck von Cardillac ihm innerhalb der nächsten beiden Tagen zurückgeben soll. Sie tut es nicht sofort, und als sie ihn überbringen wollte, war Cardillac schon tot.

Alle glauben, dass es sein Geselle Olivier Brusson, der Geliebte seiner Tochter, gewesen ist, und wird ins Gefängnis gebracht. Olivier will mit der Scyderie reden und erzählt ihr alles. Sie erfährt von ihm, dass sie seine Ziehmutter ist und wie er zu Cardillac gekommen ist. Er berichtet ihr auch, dass Cardillac ihn unter dem Vorwand, weil er die Tochter liebt, hinausgeworfen hat. Eines Nachts sah er Cardillac, wie er aus einer heimlichen Tür in einer Mauer herauskam und jemanden tötete. Cardillac nahm ihn wieder auf, weil er wußte, dass Olivier wußte, dass er der Mörder ist. Später sagte er ihm den Grund seiner Mordtaten: Er kann sich von seinen Juwelen nicht lösen. Er sieht sie als seine Kinder.

Olivier will ihn nicht als Mörder nennen, weil Madelon ihren Vater liebt und diese Nachricht könnte ihren Tod bedeuten.

Olivier will nicht, dass so viele Menschen getötet werden und folgt ihm eines Nachts und er sieht wie Cardillac von jemandem erstochen wird und nimmt ihn mit in das Haus. In der Früh kommt die Polizei und glaubt, dass er der Mörder ist.

Das Fräulein von Scyderie ist nun von seiner Unschuld überzeugt und will ihm helfen. Nach einiger Zeit geht das Fräulein zum Kaiser und erzählt ihm unter Tränen, dass Olivier unschuldig ist. Ludwig XIV. will Madelon sehen und erkennt in ihr eine frühere Geliebte und sein Herz schmilzt und er verzeiht ihm. Olivier und Madelon heiraten und gehen nach Genf. Der Schmuck wird an die Besitzer zurückgegeben.

Hauptgedanken:

Ideen:

nicht nach dem Äußeren einen Menschen beurteilen;

kritisch denken;

für andere eintreten;

innere Werte zählen;

Teilungsbereitschaft;

eigene Stellung für andere nutzen;

nicht vorschnell urteilen;

Gericht soll sich um Objektivität bemühen;

Verantwortung übernehmen;

sich selbst in der Hand haben;

nicht auf äußere Einflüsse hinaus reden ( habe ich geerbt );

eigene Meinung bilden;

öffentlichem Gerede nicht zu viel glauben schenken;

für die Wahrheit eintreten;

man wird viel mehr durch Nichts tun schuldig, als wenn wir was tun;

Fehler anderer nicht unterstützen;

eigene Fehler eingestehen;

keinem Aberglauben nachlaufen;

manchmal auf das Gefühl hören;

auf die innere Stimme hören;

auf sein Gewissen achten;

nicht vom Schein täuschen lassen;

für andere eintreten;

Vernunft gebrauchen;

Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen;

Folgen der Handlung bedenken;

was man gelernt hat, kann einem keiner wegnehmen.

Problem:

Cardillac ist ein Künstler und will seine von ihm geschaffenen Kunstwerke nicht hergeben. Er sieht sie als sein Eigentum und hat eine sehr innige Beziehung zu ihnen; es ist sein Gedankengut.

Konflikte:

Innere Konflikte:

Cardillac: Er ist gedrängt, sich seine Kunstwerke zurückzuholen Konflikt zwischen Pflicht und Neigung.

Olivier: Er müsste eigentlich den Mörder nennen. Er tut es aber nicht, weil er seine Geliebte schützen will.

Äußere Konflikte:

zwischen Cardillac und seinen Kunden;

zwischen Cardillac und Olivier.

Motive:

Cardillac: Er bringt seine Kunden um, weil er unbedingt seine Kunstwerke zurückhaben will; er ist von einem Dämon getrieben.

Olivier: Er nennt den Mörder nicht, um seine Geliebte zu schützen.

Scyderie: Sie hilft Olivier, weil sie von seiner Unschuld überzeugt ist.

Thema:

Die Beziehung des Künstlers zu seinem Kunstwerk.

Werte:

Liebe, Treue, Vertrauen, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, Mut, Standhaftigkeit, Höflichkeit, Achtung.

Personen:

Charakteristik der Hauptgestalten:

Cardillac:

Cardillac ist Goldschmied, hat eine Tochter namens Madelon und einen Lehrling namens Olivier.

Er ist der geschickteste Goldarbeiter in Paris und einer der kunstreichsten und sonderbarsten Menschen seiner Zeit. Sein kleiner aber muskulöser Körperbau lässt ihn trotz seiner fünfzig Jahren die Kraft eines Jünglings besitzen. Er hat krauses, dickes rötliches Haar und grün funkelnde Augen.

Von seinem Charakter her müssen wir Cardillac von zwei Seiten betrachten, weil er eine gespaltene Persönlichkeit besitzt.

Am Tag ist er ein sehr ehrenwerter, hilfsbereiter, offener und uneigennütziger Mensch. Wenn es aber um seine Leidenschaft nach seinem Schmuck geht und Nacht wird, lernen wir seine Kehrseite kennen. Dämonische Mächte treiben ihm zur Perfektion des Künstlerischen und drängen ihn auch dazu seine Kunstwerke zurück zu bekommen. Wenn diese Mächte in ihm sind, ist er hinterlistig, gierig, ergiebig und zweifelt an sich selbst.

Cardillac macht immer zwischen Tag und Nacht eine Wandlung durch.

Er steht für viele Künstler.

Fräulein von Scyderie:

Sie ist eine 73 jährige, geachtete Dichterin und lebt in Paris. Sie ist sehr wohlhabend, angesehen und redegewandt. Durch ihr gutes Verhältnis zu Ludwig hat sie sehr viel Einfluß, den sie aber nicht ausnützt. Ihre gute Menschenkenntnis und die Bildung ihrer eigenen Meinung überzeugen sie von der Unschuld Oliviers. Sie ist außerdem sehr klug, ehrlich, zielstrebig, hilfsbereit und schlagfertig. Mit dem Fräulein kann man sehr gut reden, denn sie hört zu, ist offen und feinfühlig.

2. Charakteristik der Nebengestalten:

Olivier:

Gehilfe von Cardillac, jung, großartiger Goldschmied, verliebt in Madelon, weiß von Cardillacs Morden, tüchtig, zielstrebig, zeigt seine Gefühle, leidenschaftlich, ehrlich, ergiebig, hat Achtung vor älteren Personen, bleibt standhaft bis zur Freisprechung, geschickt, klug, rücksichtsvoll, aufbrausend, verschwiegen und verläßlich, treu, liebt wirklich.

Madelon:

Jung, hübsch, Tochter von Cardillac, verliebt in Olivier, hält auch in schlechten Zeiten zu ihm, vertraut ihm, sie ist überzeugt von seiner Unschuld, treu, fromm, leidet unter der Verhaftung Oliviers, ehrlich, wird leicht ohnmächtig, gefühlvoll, hat eine Ähnlichkeit mit der Geliebten von Ludwig XIV., dankbar, tapfer, stark, liebreizend.

Sie verkörpert das Bild der Klassik sie hält Böses nicht für möglich.

La Rene:

Ist ein Penatiker will den Mörder so schnell wie möglich fangen.

Ludwig XIV. :

König, lässt sich nicht schnell beeinflussen, bildet sich seine eigene Meinung, hält sehr viel vom Fräulein von Scyderie.

Form:

Aufbau der Handlung:

Dieses Werk hat eine sehr kunstvolle Handlungsgestaltung.

Folgende Handlungsabschnitte lassen sich erkennen:

Man kann diese Dichtung in drei Teile teilen.

Die Handlung beginnt in der Nacht. Eine dunkle Gestalt will das Fräulein von Scyderie sprechen, wird aber von ihrer Dienerin nicht hineingelassen. Er gibt ihr ein Kästchen, das sie der Scyderie überreichen soll ( Durch das Kästchen wird Spannung aufgebaut.).

Im zweiten Teil wird von den Zuständen, die in Paris herrschen, berichtet.

Der dritte Teil ist die Fortsetzung der Nacht. Man kann ihn untergliedern.

Scyderie erfährt von dem Kästchen, öffnet es und entdeckt einen Brief und einen Schmuck.

Sie erhält einen Brief, der besagt, dass sie den Schmuck innerhalb der nächsten zwei Tage zurückgeben soll.

Mord von Cardillac, Madelon kommt zu ihr und bittet sie um Hilfe, Olivier, der als Mörder gilt, wird in der Nacht zu ihr gebracht.

Scyderie erfährt die Wahrheit über die Morde.

Sie sucht einen Anwalt und geht zu Ludwig XIV.. Dadurch erreicht sie, dass Olivier freigesprochen wird und Madelon heiraten darf. Die gehen nach Genf. Ein Jahr später wird der Schmuck an die Besitzer zurückgegeben.

Der dritte Handlungsabschnitt ist sehr lang und steht daher im Gegensatz zur Klassik. Er hat ebenfalls keinen klaren Aufbau und enthält verschlungene, retardierende Elemente.

Es gibt eine synthetische Handlung, die locker gebaut ist.

Stil:

Werkstil:

Das Werk zählt zur Romantik.

Es gibt lyrische Stellen, nämlich das Gedicht vom Fräulein.

Sprachstil:

Diese Dichtung ist in gehobener, klarere Prosasprache geschrieben.

Es gibt viel Beifügungen, Beschreibungen und indirekte Reden.

Merkstellen:

Rene Cardillac war damals der geschickteste Goldarbeiter in Paris, einer der kunstreichsten und zugleich sonderbarsten Menschen seiner Zeit. Eher klein als groß, aber breitschultrig und von starkem, muskulösem Körperbau, hatte Cardillac, hoch in die fünfziger Jahre vorgerückt, noch die Kraft und die Beweglichkeit des Jünglings. Von dieser Kraft, die ungewöhnlich zu nennen ist, zeugte auch das dicke, krause, rötliche Haupthaar und das gedrungene gleißende Antlitz. Wäre Cardillac nicht in ganz Paris als der rechtlichste Ehrenmann, uneigennützig, offen, ohne Hinterhalt, stets zu helfen bereit, bekannt gewesen, sein ganz besonderer Blick aus kleinen, tief liegenden, grün funkelnden Augen hätte ihn in den Verdacht heimlicher Tücke und Bosheit bringen können.

Seite 19/20

Ich habe diese Stelle gewählt, weil sie eine treffende Charakteristik von Cardillac gibt.

Besonderheiten:

Es gibt Personen, die wirklich gelebt haben ( Fräulein von Scyderie ).

Die Handlung ist sehr kunstvoll aufgebaut, verschlungen und sehr spannend.

Es gibt viele französische Fremdwörter, weil das Stück in Paris spielt.

Stellungnahme:

Ich habe das Werk gelesen, weil es als Schullektüre vorgesehen ist. Mir hat das Stück sehr gut gefallen, weil es sehr spannend und leicht verständlich ist. Auch die verschlungenen Handlungen haben mich sehr angesprochen.

Außerdem habe ich sehr viele wertvolle Ideen von diesem Werk gewinnen können.

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