Merkantilismus

Merkantilismus

[lat.-frz.], die Wirtschaftspolitik der absolutist. Staaten zw. dem 16. und 18. Jh.; charakteristisch war die Verbindung von wirtschaftl. Nationalismus und staatl. Dirigismus, Hauptantrieb der steigende staatl. Geldbedarf, dazu wurden in erster Linie Exportförderung, Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten, Beseitigung der Binnenzölle und eine aktive Bevölkerungspolitik vorangetrieben. In Frankreich konzentrierte sich der M. als Colbertismus (Colbert) mehr auf die staatl. gelenkte Entwicklung des Gewerbes, in England v. a. auf die Hebung der Nachfrage nach den Produkten der einheimischen Wollindustrie und auf die Kolonialpolitik, in Deutschland als Kameralismus auf die Erhöhung der Bevölkerungszahl und die Sicherung der Staatsfinanzen.

(Quelle: Meyers Lexikon)

Ich möchte dies an dem Beispiel des König Ludwig XIV von Frankreich näher erläutern.

Merkantilismus ist eine Wirtschaftsform des Absolutismus (der Machthaber besitzt die totale Kontrolle über das Volk; 16. Bis 18 Jh.). Sie will den Reichtum und die Macht des Staates vergrößern, indem sie den Außenhandel und somit die Industrie fördert. Einer der wohl bedeutesten Vertreter dieser Wirtschaftsform war Jean Baptiste Colbert (1619-1683). Er war der Finanzminister unter " Sonnenkönig" Ludwig dnen XIV. (Regierungszeit 1643-1715).

Colbert ließ zum Beispiel durch seinen großen Einfluss beim König, sowie bei der Industrie die privilegierte Industrien einrichten. Dies ist vergleichbar mit dem heutigen Monopolrecht. Diese Marktform, bei der nur ein Anbieter beziehungsweise Nachfrager eines Marktes auf nur einen Nachfrager beziehungsweise Anbieter

auftritt, war beim damaligen Bürgertum sehr beliebt. Gleichzeitig förderte er auch die Wirtschaftsentwicklung, um eine aktive Handelsbilanz zu erreichen.

Er wollte auf jeden Fall die Produktivität der Wirtschaft und so die Lebensqualität des Volkes erhöhen. Als Colbert dann auch noch Marineminister wurde, die ihm natürlich noch mehr Einfluss beschaffte, ließ er die Handelsflotte (damit das Königreich noch mehr Waren exportieren konnte) und vor allem die Kriegsflotte des Königs sehr stark ausbauen.

Kurz darauf strich er die Binnenzölle, belegte den Import von Fertigwaren mit Schutzzöllen und erteilte ein Exportverbot für Landwirtschaftliche Produkte und Gebrauchsgüter, damit die eigenen Produkte billiger blieben. Er baute die gesamte Infrastruktur des Landes aus (Häfen, Kanäle und Straßen), um die Produktion im eigenen Lande günstiger werden zu lassen.

Nach diesen Schritten ließ er durch seinen immer weiter wachsenden Einfluss die Löhne heruntersetzen und sorgte dafür das Kolonien entstanden; mit dem Gedanken dass es billigere Rohstoffe gab. Colbert verfolgte strikt das Prinzip der Arbeitsteilung. Als dann auch noch von Jean Baptiste Colbert eine Kopfsteuer eingeführt wird

(die aussagt das jeder Lebendige zahlt), füllten sich die Staatskassen des König Ludwigs immer mehr und ließ auch einige darauf folgende Bauernaufstände (zum Beispiel in Cascogne) niederschlagen. Dennoch führten diese Aufstände nicht zum Ende des "Colbertismus", da das Bürgertum immer mehr und die Bauern immer weniger Einfluß hatten.

König Ludwig der einmal von sich selber behauptet hat: "L'ÈTAT C'ÉST MOI", das soviel bedeutet wie "Der Staat, der bin ich" stand komplett hinter Colbert (was wohl auch zu verstehen ist). Er war der totale Absolutist, da er die komplette Macht über sein Reich haben wollte. Treu nach dem Motto: "Die Macht liegt beim König" ließ er das Parlament, die Premierminister und die Generalstände abschaffen. Dann ließ er einen Großteil der Adligen entmachten (sie hatten ihm zuviel Macht); wobei dadurch das Bürgertum (das bessere Volk) an Einfluss gewann. Nach außen hin sollte sein Reich, die Macht und den Wohlstand über den es verfügte demonstrieren.

So wurden so genannte Präsentationsbauten (große neue Gebäude die man eigentliche nicht brauchte) immer öfters gebaut.

Sehr viel Geld wurde auch mit der aufwendigen Hofhaltung (zum Beispiel sehr viele Bedienstete) verschwendet.

Trotzdem wollte er eine Straffung der Verwaltung und Verstärkung des Beamtenapparates. Seine einzigen Berater waren die Minister aus dem Großbürgertum.

Doch auch diese ließ er durch Stichproben kontrollieren. Parlamenten (Gerichtshöfe) wurde das Recht, gegen Gesetze und Erlässe Einspruch zu erheben aberkannt.

Obwohl ihm die Meinung der Bauern egal sein konnte schickte er regelmäßig Intendanten

(königliche Beamten aus dem Großbürgertum) in die Provinzen um Steuerfragen zu klären.

Durch die hohen Einnahmen aus den Steuern und aus der Industrie konnte König Ludwig XIV. die königliche Kriegsflotte (unter der Aufsicht von Colbert) zu einer der mächtigsten Seemächte ausbauen lassen. Die dann immer mehr Land und Schätze für den König erobern konnten. Der Absolutismus in Verbindung mit dem Merkantilismus hatte sich für den König und das Großbürgertum voll ausgezahlt.

Die Reichen wurden immer reicher und die Armen immer ärmer. Mittlerweile konnte man den Merkantilismus als Verbindung von wirtschaftlichem Nationalismus und staatlichem Dirigismus sehen. Obwohl es dem Staat immer besser ging machte Colbert und der König immer weiter mit ihrer Verwirklichung des totalen Absolutismus. König Ludwig XIV. liebt die Weite und haßt die Stadt, vor allem Paris.

So lässt er sich in Versailles (Baubeginn 1662) ein Prunkschloß für etwa 300 Millionen Livres bauen, da er sich in seinem "alten" Schloß Namens "Louvre" wie ein

Gefangener fühlt. Er wählt Versailles als neuen Regierungssitz und bringt den Staat damit fast an den Rand des Ruins.

Das Schloß des König Ludwig XIV. in Versailles

Alleine für das Mobiliar beliefen sich die Kosten auf fünfzig bis sechzig Millionen

Livres.

Zum Glück erholte sich die Staatskasse relativ schnell von dieser wahnsinniger Investition. Für König Ludwig war Versailles die große Passion seines Lebens, sein Schicksal.

Da König Ludwig XIV. (dank Colbert) nun eine riesige königliche Flotte sein eigen nennen konnte, beginnt er mit den ersten Eroberungskriege gegen die Spanischen Niederlanden unter Berufung fragwürdiger Erbansprüche.

1659 hatte König Ludwig XIV. die älteste Tochter des König Philips IV. von Spanien geheiratet (jedoch ohne Erbrecht !). Dieses "Erbe" wollte er sich wohl jetzt schon holen. Um den Eroberungskrieg Ludwigs VIX. zu begegnen, schließen sich Holland und England

(trotz ihres Seekrieges) mit Schweden zur Tripelallianz (Dreierbündnis) zusammen, die

der französische Außenminister Lionne allerdings durch Verunsichern des regierenden holländischen Ratspensionärs Johan de Witt auseinanderzubringen versteht.

Nun kann Frankreich dem alleingelassenen

Spanien im " Frieden von Aachen " zwölf flandrische Grenzstädte abnehmen, darunter

Lille. Mit der Zeit brach aber die Industrie im eigenen Land aufgrund der totalen Diktatur des Staates zusammen. Die Bauern und das einfache Volk protestieren immer mehr gegen die totale Herrschaft des Königs. Ein Aufstand folgt dem nächsten.

1715 stirbt König Ludwig XIV., nach 72 Regierungsjahren, er hinterlässt ein hochverschuldetes und politisch isoliertes Land mit verelendeten Bauern und einer ruinierten Wirtschaft. Da Sohn und Enkel vor ihm gestorben sind, wurde sein Urenkel Ludwig XV. König von Frankreich.

Das hat man davon wenn das Volk und die Wirtschaft keinen Einfluß auf den

Staat hat. So etwas kann nur in einem merkantilistischem/absolutistischen regierten Land passieren. Wir wollen hoffen das so etwas der Welt in Zukunft erspart bleibt.

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