Erster Weltkrieg

Ausbruch des Krieges

Der eigentliche Anlass, der zum Ausbruch des 1. Weltkrieges führte, war die Ermordung des österreich-ungarischen Thronfolgers, Erzherzog Franz Ferdi-nand, und seiner Frau in Sarajewo. Durchgeführt wurde das Attentat durch Mit-glieder einer großserbischen Geheimorganisation am 28.6.1914.

Diese Schüsse brachten die durch den 1. und 2. Balkankrieg aufgestauten Span-nungen zur plötzlichen Entladung. Die Kriegserklärung musste jedoch nicht au-tomatisch folgen. Es war klar, dass Österreich-Ungarn ein Recht auf angemesse-ne Forderungen gegenüber Serbien hatte. Der Druck zum Krieg ging hauptsäch-lich von der bürgerlichen deutschsprachigen Presse aus. Außerdem sahen es ei-nige Mitglieder der Regierung diese Attentat als guten Anlass für einen Präven-tivkrieg gegen die aufsteigende südslawische Nationalbewegung, da man sich in der Position des Provozierten befand. Der Entschluß zum Krieg war aber davon abhängig ob das Deutsche Reich die Bündnisverträge erfüllt und Österreich-Ungarn beisteht, um einen Angriff Rußlands zu verhindern.

Am 5.7.1914 sagte Wilhelm II., dass Deutschland Österreich-Ungarn auch beim Eingreifen Rußlands unterstützen werde.

Kriegsbeginn

Nach dem Ultimatum an Serbien am 23.Juli 1914, dass dessen Souveränitäts-rechte (unabhängige Herrschafts- und Entscheidungsgewalt) in Frage stellte, kam es am 28.Juli zur Kriegserklärung. Einen Tag später fielen die ersten Schüsse. Serbiens Schutzmacht Rußland, das sich vorher die Unterstützung Frankreichs zugesichert hatte, reagierte mit einer Teilmobilmachung und einer Gesamtmobilmachung am 30.Juli. Daraufhin erklärte Deutschland Rußland den Krieg, weil es dessen Forderung nach einer Rücknahme der Mobilmachung nicht erfüllten.

England trat am 5.8.1914 in den Krieg ein. Zur Unterstützung Frankreichs. Itali-en erklärte sich, aufgrund der Geheimverträge, neutral. Die Mittelstaaten (Deut-sches Reich, Österreich-Ungarn) besaßen zu Kriegsbeginn 3,7 Millionen Solda-ten. Das Heer der Entente (Frankreich, Rußland,England) umfaßte 5,8 Millionen Soldaten. Allerdings hatten die Mittelmächte den Vorteil der zentralen Lage. Durch das gut ausgebaute Eisenbahnnetz in Deutschland konnten die Truppen schnell verschoben werden.

Die Westfront

Nach dem Schlieffenplan wollte Deutschland zuerst Frankreich in einem schnellen Feldzug besiegen und sich dann gegen Rußland wenden

In den ersten Wochen, nach Vordringen ins Innere Frankreichs, konnte man noch an ein Gelingen des Planes glauben, bis es zur Marneschlacht bei Paris kam. Sie wurde vom 5. bis zum 12. September 1914 geschlagen. Da der deut-sche Generalstab einen Durchbruch der Alliierten befürchtete, zog er seine Truppen zurück. Damit war der Schlieffenplan gescheitert. Die Marneschlacht wurde als Schicksalsschlacht des 1. Weltkrieges gesehen. Die Franzosen feierten sie als Entscheidungsschlacht über die Eroberer. Nach furchtbaren Kämpfen in Flandern (Langemarck) endete im November 1914 der Bewegungskrieg an der gesamten Westfront und es kam zum Stellungskrieg. Er war gekennzeichnet durch Grabensysteme und Unterstände. Es entwickelte sich eine Zermürbungs- und Materialschlacht. Ein Beispiel für die Grausamkeit und Sinnlosigkeit ist die von Februar bis Dezember 1916 andauernden Kämpfe vor der französischen Fe-stung in Verdun. Auf engstem Raum standen sich 1,5 Millionen Soldaten ge-genüber. Hunderttausend ließen auf beiden Seiten ihr Leben bevor der Kampf ohne Sieger endete. Die Offensiven und Gegenoffensiven an der Westfront wur-den als "Schlächtereien mit immer wirksameren Mitteln der Massenvernich-tung" bezeichnet (Golo Mann). Nach Verdun kam es noch an der Somme von Juni bis Dezember 1916 zu einer riesigen Materialschlacht. Doch die Durch-bruchversuche der Franzosen und Briten endeten erfolglos, wie alle anderen bis zum Frühjahr 1918 unternommenen auch, abgesehen von geringfügigen Gelän-degewinnen.

Der Krieg im Osten

Im Osten erfüllten sich die Hoffnungen der Entente, die Mittelmächte durch die russischen Massenheere zu Kriegsbeginn in entscheidende Bedrängnis zu brin-gen, nicht. Zwei in Ostpreußen eingedrungene russische Armeen wurden trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit im August 1914 bei Tannenberg und im September bei den Masurischen Seen unter Leitung des Infanteriegenerals Paul von Hindenburg, späterer Reichspräsident der Weimarer Republik, und seines Stabschefs Erich Luddendorf, Leiter der Kriegsführung im Osten, besiegt. Je-doch mussten Teile Galiziens noch 1914 den Russen überlassen werden.

Doch weiter vorzudringen als im Jahre 1914 konnte den Russen im gesamtem Krieg nicht gelingen. Sie mussten sich 1915 nicht nur aus Galizien zurückziehen, sondern auch Litauen, Kurland und Polen räumen. Danach erstarrte der Kampf, wie schon im Winter 1914/15, wieder im Stellungskrieg.

Außerdem gelang es der deutschen Armee und österreichischen Armee mit Hilfe der Bulgaren, die am 14.101915 in den Krieg eintraten, Serbien zu erobern. Da-mit war die direkte Verbindung mit der ebenfalls verbündeten Türkei hergestellt.

Doch gelang es den Alliierten mit Resten der serbischen Armee eine Balkan-front in Mazedonien aufzubauen. 1915 gab auch Italien seine Neutralität auf, da die Entente ihm einige Gebiete (Südtirol, Dalmatien, Istrien und Triest) als Kriegsgewinn anboten. Die italienischen Truppen schafften es jedoch nicht die Abwehrfront am Isonzo zu durchbrechen. Unter dem Druck Rußlands trat Ru-mänien im August 1916, auf der Seite der Alliierten, in den Krieg ein. Durch die Brussilowoffensive war Rußland noch einmal zu militärischen Erfolgen gelangt, die aber nach drei erfolglosen Offensiven Brussilows, ab 1917 Oberbefehlshaber des Heeres, wieder beendet wurden.

Kriegseintritt der USA

In Deutschland übernahmen Hindenburg und Ludendorff am 29.8.1916 die oberste Heeresleitung (OHL). Sie beschlossen das Rumänische Heer sofort zu besiegen. Dieses gelang ihnen noch im selben Jahr. Bis auf Griechenland war jetzt ganz Süd-Ost-Europa im Besitz der Mittelmächte.

Im Februar 1915 hatten die Deutschen die Gewässer um England, als Reaktion auf die englische Seeblockade, zum Sperrgebiet erklärt. Deutsche U-Boote ver-senkten aufgespürte Schiffe, zur eigenen Sicherheit, ohne Vorwarnung. Das em-pörte die neutralen Staaten. Die Seeschlacht im Skaggerrak blieb jedoch noch eine Ausnahme. Sie endete nach zwei Tagen ohne Sieger. Am 12.12.1916 kam es zur Friedensdeklaration des Deutschen Reiches, das sich in einer Hungersnot befand. Sie wurde jedoch von den Ententemächten abgelehnt. Am 1.2.1917 wurde der unbeschränkte der deutsche U-Boot-Krieg, in einer Note an die USA,

angekündigt. Die Mehrung amerikanischer Opfer, durch den Abschuß neutraler Schiffe, nahm die Regierung zum Anlass des Kriegseintritts. Die Kriegserklä-rung folgte am 6. April 1917. Ein weiterer programmatischer Punkt war der Kampf gegen autokratische Herrschaftssysteme und die Durchsetzung der De-mokratie in der Welt.

Revolution in Rußland

Kurz vor dem Kriegseintritt der USA kam es in Rußland zur Februarrevolution. Aufgrund des unterentwickelten Verkehrsnetzes und der schlecht produzieren-den Rüstungsindustrie, fehlten an der Front Waffen und in den Städten Nahrung, früher als in allen anderen Ländern. Durch den schlechten Kriegsverlauf, aus der Sicht Rußlands, entstanden Vertrauenskrisen in die zaristische Regierung. Im russischen Februar, nach unserer Zeitrechnung März, begannen Streiks und Un-ruhen. Vom 8. bis zum 15.März 1917 dauerte die Februarrevolution, an der Ar-beiter und meuternde Soldaten, aber auch Teile der Oberschicht, beteiligt waren. Am Ende der Revolution dankte Zar Nikolaus II. ab. Eine provisorische Regie-rung wurde eingesetzt. Danach bildete sich eine Doppelherrschaft zwischen der neuen Regierung und den von den Massen ,in großen Städten, eingesetzten Räte (Sowjets). Die Regierung führte jedoch den Krieg weiter. Lenin, der mit Hilfe der Mittelmächte, aus seinem Exil in der Schweiz zurückgekehrt war, führte das sich nach Frieden sehnende Volk in eine Revolution. Am 7. November 1917 kam es zur Oktoberrevolution. Die provisorische Regierung wurde abgesetzt und die Räterepublik entstand. Wie angekündigt, wurde schnell (am 15.12.1917) ein Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen und in die Friedensverhandlungen eingetreten. Rußland versuchte aber auf Zeit zu spielen, da es hoffte, dass die Revolution auch in Mitteleuropa einsetzt. Als die russischen Vertreter sich den harten Forderungen der Mittelmächte nicht beugen wollten, rückten deutsche Soldaten in Finnland und Estland ein, ohne auf Widerstand zu treffen. Außer-dem wurde Rußland gezwungen, die Ukraine zu räumen. Unter diesem Druck wurde der Friede von Brest-Litowsk am 3.3 1918 geschlossen (Zusatzvertrag am 27. August). Viele besetzte Gebiete wurden von Rußland abgespalten und Un-abhängig.

Das Ende des Krieges

Der Ausfall Rußlands als Kriegsgegner hätte den Krieg noch zur Seite der Mit-telmächte entscheiden können, doch mit dem Kriegseintritt der USA war die Entscheidung, zu Gunsten der Alliierten, gefallen. Vor der Landung amerikani-scher Soldaten folgte zwar noch eine groß angelegte Offensive im Westen. Fünf deutsche Offensiven, von März bis Juli 1918, blieben jedoch erfolglos, obwohl die Mittelmächte jetzt mehr Soldaten besaßen.. Nach anfänglichen Erfolgen er-starrte die Front wieder.

Bis zum Oktober 1918 landeten in Frankreich 1,8 Millionen amerikanische Sol-daten. Die Front wurde langsam zurückgedrängt und, mit der Hilfe hunderter amerikanischer Panzer, durchbrochen.

Österreich-Ungarn bot den Alliierten schon Mitte September Friedensverhand-lungen an. Ende September1918 schloß Bulgarien den Waffenstillstand. Auch die Oberste Heeresleitung drängte auf Friedensverhandlungen. Am 4. Oktober richtete der neue Reichskanzler Prinz Max von Baden ein Waffenstillstandsan-gebot an den amerikanischen Präsidenten Wilson. Die Basis der Verhandlungen bot dessen am 8.Januar 1918 verkündete "14 Punkte", das amerikanische Frie-densprogramm.

Österreich-Ungarn musste, nach seiner Kapitulation am 3.November, sein Terri-torium, für einen Angriff auf den Süden Deutschlands, freigeben.Am 9. Novem-ber wurde durch revolutionäre Ereignisse Kaiser Wilhelm II. gestürzt. Wenig später verkündet der MSPD-Politiker Scheidemann die Republik.

Der Waffenstillstand, unterzeichnet am 11.11.1918, kam jedoch einer Kapitula-tion gleich. Das zeichnete sich in den Verhandlungen der USA ab. Nicht nur die besetzten Gebiete mussten geräumt werden, sondern auch die linksrheinischen Gebiete und einige rechtsrheinische Brückenköpfe. Österreich-Ungarn löste sich in "Nachfolgestaaten" auf. Die Doppelmonarchie war schon im Oktober von innen heraus aufgelöst worden. Die Tschechen, Polen, Ruthen (Ukrainer), Ru-mänen und Südslawen trennten sich vom Reich. Die Türkei verpflichtete sich zur Räumung der besetzten Gebiete und Meerengen.

Fazit

Der Krieg führte zum Umsturz traditioneller Herrschaftsformen und zum Zu-sammenbruch des alten europäischen Staatensystems. Deutschland musste sich den Siegern beugen, Österreich-Ungarn löste sich in Kleinstaaten auf und Ruß-land verlor seine Randgebiete, die von nichtrussischen Völkern bewohnt waren. Die USA trat als künftige Weltmacht erstmals in Erscheinung und Rußland verlor diesen Status zunächst.

Im ersten Weltkrieg wurden zum ersten Mal hochtechnisierte und zerstörerische Waffen in großer Stückzahl eingesetzt, wie Panzer, U-Boote und Flugzeuge. Außerdem wurden giftige Gase zur chemischen Kriegsführung eingesetzt.

10 Millionen Menschen wurden getötet und 20 Millionen verwundet.

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