Psychologie der Motivation

Das Verhalten und seine motivationspsychologische Klärung:

Die Psychologie der Motivation versucht vor allem, die Frage nach Gründen zu klären. Es geht den Motivationspsychologen dabei um die Erforschung jener Bedingungen, die Verhalten in Gang setzen. Damit liegt sein Untersuchungsgegenstand jenseits des Beobachtbaren. Dies führt zu Schwierigkeiten, z.B. bei der Frage, welche Merkmale des Verhaltens durch die Motivationsforschung geklärt werden sollen. Dennoch geht es häufig um drei Merkmale:

-Zielgerichtetheit:

Verhaltensweisen sind meist zielgerichtet, z.B geht man zum Kühlschrank, in der Absicht, sich ein Getränk herauszuholen, das den Durst löschen soll. Zwar lassen sich die Ziele oft aus dem Verhalten eines Menschen erschließen. Sigmund Freud wies jedoch auf die Möglichkeit hin, dass ein Mensch unbewußt ein Ziel verfolgt. Die vor einigen Jahrzehnten übliche Auffassung von der Passivität von Tier und Mensch führte dazu, dass man sich nur auf Verhaltensweisen konzentrierte, die der Beseitigung physiologischer Mangelzustände dienten. Anfang der 50er Jahre setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass Tier und Mensch aktive Wesen sind und dass die Gewinnung neuer Reizeindrücke ein wesentliches Ziel sein kann. (Versuchspersonen in reizarmer Umgebung). Die Ziele können insgesamt sehr verschieden sein. Sie reichen von der Beseitigung körperlicher Mangelzustände und Schmerzerlebnissen über sexuelle Kontakte bis zur Auseinandersetzung mit der Umwelt, um neue Reizeindrücke zu gewinnen.

-Beständigkeit:

Nicht alle Ziele sind in kürzester Zeit mit geringem Aufwand zu erreichen, häufig treten Schwierigkeiten auf. Solange ein Mensch jedoch aus allen Verhaltensweisen die auswählt, die ihn einem bestimmten Ziel näherbringt, ist seine Aktivität durch Beständigkeit gekennzeichnet. Dabei kann das zielstrebige Verhalten mehr oder weniger Beständigkeit aufweisen.

-Intensität: Die Intensität bezieht sich auf die aufgewendete Energie, die hinter einer zielgerichteten und beständigen Verhaltensweise steht. (Ratte/Federgewicht). Dabei kann sich die Intensität auch in der Herabsetzung der Wahrnehmungsschwelle für bestimmte Reizgegebenheiten offenbaren.

Bei der Erklärung zielgerichteten Verhaltens läuft man leicht Gefahr, zu Scheinerklärungen durch Zirkelschluß zu greifen, d.h. man gelangt zu Aussagen wie "Der Mensch ist aggressiv, weil einen Aggressionsinstinkt besitzt" und erklärt Unklarheiten der Aussagen, z.B. die Frage, wann sich der Aggressionsinstinkt zeigt, wieder mit dem zu erklärendem Verhalten, z.B. "Der Aggressionstrieb zeigt sich, wenn jemand Aggressionen zeigt." Ein Schritt zur Überwindung dieser Scheinerklärungen war die Erforschung der Bedingungen, unter denen eine zielgerichtete Verhaltensweise auftritt. Dabei konzentrierte man sich aber nur auf Tierversuche, wobei typisch menschliche Verhaltensziele unberücksichtigt blieben. Es blieb dabei auch unbeachtet, dass der menschliche Motivierungsprozeß auch von Erkenntnis und Bewertungsfunktionen abhängt. Der Instinktbegriff wird heute kaum noch verwendet. Theorien die zur Vorhersage zukünftiger Verhaltensweisen herangezogen werden können, sollten daher eher Bedingungen benennen, unter denen ein Motiv ein zielgerichtetes Verhalten bewirkt.

Eine Theorie des menschlichen Eßverhaltens:

Da von vielen Menschen mehr Nahrung aufgenommen wird als der Körper benötigt und da ein Zusammenhang zwischen Übergewichtigkeit und Krankheitsanfälligkeit besteht, wäre eine Theorie, die das Eßverhalten erklärt außerordentlich nützlich.

Früher ging man davon aus, dass Hunger ausschließlich physiologisch bedingt sei. Ein ausschließlicher Zusammenhang zwischen dem Magen und Hungergefühl konnte jedoch widerlegt werden (Cannon, 1912, Gummiball). Experimente wiesen auch darauf hin, dass chemische Veränderungen des Blutes etwas mit der Steuerung des Hungers zu tun haben. Hierbei spielen der Blutzuckerspiegel und der Fettgehalt des Blutes eine Rolle. Als Organ, das für die Auslösung des Hungers wesentlich war, fand man den Hypothalamus, in dessen Bereich es zwei verschiedene Stellen gibt, die wie Schalter wirken, ein "Hungerauslöse-" und ein "Sättigungszentrum". Neben körperlichen Prozessen spielen aber auch Anreize der Umwelt eine Rolle. Zwischen äußeren Anreizbedingungen und Hypothalamus besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang über die Höhe der Wahrnehmungsschwelle.

Es muss bei der Theorie des Eßverhaltens auch auf eine unterschiedliche Steuerung des Eßverhaltens von normalgewichtigen und fettleibigen Personen hingewiesen werden. Eine einfache Erklärung für unterschiedliches Eßverhalten könnte auf eine unterschiedlich große Zahl von Fettzellen beim Menschen, die ständig nach Auffüllung drängen zurückgreifen. Dazu muss jedoch geklärt werden, was die Anzahl der Fettzellen bestimmt und ob sie auf Häufigkeit und Stärke des Hungers Einfluß nimmt. Fettleibigkeit, die bei engeren Verwandten gehäuft vorkommt, lässt darauf schließen, dass Vererbung die Anzahl der Fettzellen beeinflußt. Diese hängt aber auch noch vom Eßverhalten in der frühen Kindheit ab. Schachter machte jedoch die Beobachtung, dass auf einer Reise in eine andere Zeitzone besonders gut mit der Verschiebung der Mahlzeit zurechtkamen. Ein anderes Experiment führte zu der Annahme, dass normalgewichtige Personen besser als fettleibige in der Lage sind, an inneren Reizen abzulesen, ob es Zeit zum Essen ist. Fettleibige Menschen reagieren daher verstärkt auf äußere Hinweisreize. Dies weist auf voraussichtlichen Erfolg von Abmagerungskuren hin, bei denen man fettleibige Personen von allen Reizen fernhält, die sie normalerweise zum Essen verführen.

Man muss also bei der Erklärung Eßverhaltens insbesondere die Wechselwirkungen zwischen inneren physiologischen Prozessen und äußeren Reizmerkmalen berücksichtigen. Außerdem muss man dabei noch den Einfluß der Erkenntnis- und Bewertungsfunktionen beachten.

Aggressives Verhalten:

Als Aggression kann man solche Verhaltensweisen bezeichnen, die absichtlich darauf gerichtet sind, anderen Menschen zu schaden, wobei die Tatsache, dass die Verhaltensweise absichtlich auf eine Beleidigung oder Verletzung anderer gerichtet ist, entscheidend ist. Problematisch ist dabei, dass es nicht immer möglich ist, diese Absicht festzustellen. Die Aggressivität ist auch nicht auf bestimmte Verhaltensweisen beschränkt, da es unerheblich ist, in welcher Form man andere Menschen "verletzt". Die hier beschriebene feindliche Aggression unterscheidet sich von der instrumentellen Aggression, die als Nebenergebnis auftritt, und deren Hauptziel nicht die absichtliche Verletzung um ihrer selbst Willen ist, denn sie soll nur ein Mittel zur Erreichung eines anderen Zieles sein.

Es stellt sich nun die Frage ob die Aggression eine dem Menschen angeborene Bestimmung ist. Sigmund Freud war als Begründer der Psychoanalyse der Auffassung, dass aggressives Verhalten Ausdruck eines "Todestriebes" sei, den alle Lebewesen besäßen, der sich auch nach innen richten kann. Freud hielt es demnach für unmöglich, der Aggressivität des Menschen wirkungsvoll entgegenzutreten. Er sah nur noch die Möglichkeit, die Aggressivität zu kanalisieren. Im Gegensatz zu Freud wies der Verhaltensforscher Konrad Lorenz insbesondere auf die Vorteile des Aggressionstriebes hin, der der Arterhaltung diene. Wichtig war für ihn dabei die Existenz sog. Hemm-Mechanismen, deren Funktion aber durch moderne Waffen fast aufgehoben wird. Lorenz spricht auch von aggressiven Energien, die sich im Organismus aufstauen und die rechtzeitig abgeleitet werden müssen. Lernpsychologen erklären die weite Verbreitung aggressiver Verhaltensweisen jedoch damit, dass diese bei dem Bemühen, eigene Ziele zu erreichen, häufig Erfolge nach sich ziehen. Der Lorenz-Schüler Eibl-Eibesfeld versucht daher, besonders das Zusammenwirken angeborener Voraussetzungen mit Erlerntem zu erforschen.

Delgado wies in einem Experiment durch elektrische Reizung bestimmter Stellen des Hypothalamus deren Bedeutung bei aggressivem Verhalten nach. Dennoch wird dadurch nicht der Einfluß von Lernprozessen widerlegt. Es lässt sich feststellen, dass beim Menschen zwar die ererbte Voraussetzung gegeben ist, aggressive Verhaltensweisen zu zeigen, die jedoch von Wahrnehmungs- und Bewertungsprozessen abhängen. Es stellt sich daher die Frage, welche Bedingungen den Erwerb aggressiver Verhaltensweisen fördern können. Dazu muss man sagen, dass aggressive Verhaltensweisen einerseits verstärkt werden können, dadurch, dass ein Mensch z.B. erfährt, dass er seine Wünsche durch aggressives Verhalten besser durchsetzen kann, dass andererseits aber auch Beobachtungslernen eine große Rolle spielt, wie sich durch Experimente (Bandura - Film) bestätigen lässt. Weiterhin ist danach zu fragen, welche Auslöser und Bedingungen aggressiven Verhaltens es gibt. Dazu wurde die Hypothese aufgestellt, dass Frustrationen eine entscheidende Rolle bei der Auslösung von Aggressionen spielen. (Robert Sears) Nachfolgende Experimente (Buss) müssen aber zu einer erhebliche Einschränkung dieser Hypothese führen, so dass nur behauptet werden kann, dass Frustrationen aggressive Handlungen zwar auslösen können, aber nicht müssen. Insbesondere führen sogar starke Frustationen eher zu Angst und Niedergeschlagenheit. Andere Auslöser sind zum Beispiel Angriffe und Beleidigungen und häufig sind aggressive Verhaltensweisen auch das Ergebnis eines Prozesses, wobei z.B. eine eigentlich harmlose Bemerkung eine Kettenreaktion auslösen kann. Es gibt außerdem auch nachweislich Aggression auf Anordnung (Milgram - Elektroschock), wobei ein Teil der eigenen, sozialen Verantwortung auf eine "übergeordnete" Stelle oder Person geschoben wird. Dabei werden aggressive Handlungen auf Anordnung häufig auch gegen ernsthafte innere Widerstände durchgesetzt. Die soziale Verantwortung kann auch durch Anonymität vermindert werden, wobei die Bereitschaft zu aggressiver Handlung steigt. Anonymität kann auch erreicht werden, wenn man sich z.B. als Teil einer Masse sieht. So kann die Verantwortung auf viele verteilt werden und die Verfolgung wird erschwert. Auch Uniformen durch die Herstellung eines einheitlichen Aussehens zu gesteigerter Anonymität.

Welche Möglichkeiten gibt es nun, aggressive Verhaltensweisen abzubauen? Zunächst ist es sinnvoll, auf Bestrafungen zu verzichten, da sich mit diesen nur eine vorübergehende Unterdrückung einer aggressiven Verhaltensweise erreichen lässt, da mit ihr eine aggressive Vorbildwirkung verbunden ist und da sie als Angriff verstanden werden kann und damit wiederum aggressives Verhalten auslösen könnte. Eine andere Möglichkeit könnte darin bestehen, dass Gefühle sich ersatzweise abreagieren lassen, was jedoch bisher nicht belegt werden konnte und aus lernpsychologischer Sicht eher unwahrscheinlich ist. Hokanson ist der Ansicht, dass es nicht so sehr das Ziel einer aggressiven Handlung ist, emotionale Erregung zu vermindern. Wenn man sich allerdings durch direkte Gegenaggression abreagiert, so hängt eine Minderung der Erregung und ein Nachlassen der Aggressionsbereitschaft von dem Status des Verursachers ab, so dass z.B. eine Abreaktion an einem Schwächeren ein angenehmes Erlebnis sein kann, was jedoch wieder zu einer sicher unerwünschten Verstärkung führen kann. Die Möglichkeit der Opfer von Aggressionen, diese durch Leidensbekundungen zu verhindern, besteht scheinbar nur, wenn der Zorn oder die Verärgerung des Aggressors gering ist, andernfalls könnten solche Bekundungen die Aggressionsbereitschaft sogar fördern. Am wirkungsvollsten scheint es zu sein, wenn die Bedingungen abgebaut werden, die das Entstehen der Aggression fördern. Das heißt Anonymität ist zu verhindern, und die Bereitschaft zur Übernahme sozialer Verantwortung muss gefördert werden. Wünsche durch aggressivesetzen kann, dass andererseits aber auch Beobachtungslernen eine große Rolle spielt, wie sich durch Experten bestätigen lässt. Weiterhin ist danach zu fragen, welche Auslöser und Bedingungen aggressiven Verhaltens aufgestellt, dass Frustrationen eine entscheidende Rolle bei der Auslösung von Aggressionen spielt.

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