Zivilcourage

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!ZIVILCOURAGE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Was ist Zivilcourage?

Zivilcourage[zi'wi:lkura:sche](lat. - frz.):
Mut zur offenen Meinungsäußerung; Bereitschaft, trotz drohender Nachteile, zur eigenen Meinung zu stehen.
Die beiden wichtigsten Worte in dieser Definition sind meiner Meinung nach Mut und Bereitschaft. Mut, sich einzusetzen, wo andere schweigen und weggucken. Das ist der erste Schritt: den Mut zu haben, seine Meinung zu vertreten und öffentlich zu äußern, dem Gegner ins Gesicht zu sagen. Und in der Bereitschaft zu sein, dies in jeder Situation zu tun.

Ja, wir alle können es. Ich sehe, da geschieht Unrecht. Wie kann dieser Mann das kleine Mädchen auf diese Art und Weise belästigen? Was soll ich tun? Das einfachste wäre wegzusehen und meinen Mund zu halten. Dadurch gehöre ich zu einem Großteil der Menschen, die sich von sowas lieber fernhalten und dadurch solchen Menschen das Signal geben, sie hätten freie Bahn. Kein Widerstand = Zuspruch. Doch im inneren verabscheue ich das Verhalten des Mannes. Ein Widerspruch. Wieso sage ich nicht laut und deutlich: 'Halt, so geht das nicht. Lassen Sie das Mädchen in Ruhe!' Für mich sind dies Worte, für den Mann eine Warnung, für das Mädchen die Erlösung...

FÄLLE


Es sind für uns eigentlich ganz alltägliche Situationen. Es beginnt in der Schule: der schwächste Schüler in der Klasse ist der Prügelknabe, jeden Tag wird er gemobbt und ist machtlos. Was immer er versucht, es veranlasst seine Klassenkameraden zum Lachen. Einer fängt an den Schüler zu triezen, in der nächsten Sekunde sind es 4 oder 5 Schüler. Doch besteht eine Klasse aus 5 Schülern? Was ist mit den restlichen 20? Sie sitzen da, sehen zu, wissen wohl, dass dies Verhalten der Mitschüler unmöglich ist, doch aussprechen tut es keiner. Würde einer den Mut besitzen, seine Meinung zu sagen, würden sich andere anschließen und im Nu wären diese 4 oder 5 Schüler in der Minderheit und würden ganz schnell ihr Verhalten ändern. Sagt jedoch keiner ein Wort, fühlen sie sich nur bestätigt und der Prügelknabe trägt jahrelang die Lasten. Was wäre gewesen, wenn einer den Anfang gemacht und den Mut gehabt hätte, einfach mal "Halt! Jetzt ist Schluß!" zu sagen...

Nächstes Beispiel: eine Straße voll von Passanten. Zwischendrin ein paar Jugendliche, 15 - 17 Jahre alt, die einem kleinen Jungen sein Fahrrad wegnehmen wollen. 20 Menschen, darunter Männer, jeder stärker als diese paar Jugendlichen, gehen vorbei, ohne auch nur einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Der kleine Junge ist machtlos und nach ein paar Minuten des Kampfes hat er sein Fahrrad verloren, es wird verbogen und achtlos in den nächsten Graben geworfen. Hätte ein Mensch eingegriffen, wären die Jugendlichen getürmt und der Junge hätte sein Rad noch.

Oder, ein leider recht häufiger Fall: ein Mädchen wird sexuell belästigt, mehrere Menschen stehen drumherum, alle denken das selbe, Abscheu gegenüber so einer Tat, doch keiner spricht es aus, alle wenden den Blick ab. Das Mädchen ist alleine wehrlos und hat später mit den Folgen zu kämpfen. Grausame Gedanken, Gefühle, die sie ein Leben lang nicht loslassen.

Und noch ein Fall, der recht häufig auftritt: eine Gruppe Neonazis verprügelt einen Ausländer, dessen einziger Fehler es war, alleine durch eine Stadt zu laufen. In der Nähe sind so viele Menschen, dass sie es gemeinsam schaffen könnten, den Kampf zu stoppen und dem Ausländer einen Krankenhausaufenthalt oder sogar eine lebenslange Verletzung zu ersparen. Doch alle gehen in großem Bogen um die Gruppe herum und weiter ihres Wegs.

Die S - Bahn ist ziemlich voll. Jeder ist deswegen angenervt. Die Stimmung ist gereizt. In einer Ecke des Waggons werden Stimmen laut und aggressiv. Schnelle Bewegungen kommen auf, und einer wird massiv angemacht.
"Jetzt müsste ich unbedingt etwas tun!" - Diesen oder einen ähnlichen Gedanken kennen wahrscheinlich viele von uns in solchen Situationen. Doch was können wir tun, und wie können wir uns beim nächsten Mal anders verhalten, dass das schlechte Gefühl nicht auftritt, weil wir nichts gemacht haben?

Unfaßbar, aber wahr: eine junge Frau wird in einer Hamburger S - Bahn vergewaltigt und keiner der Fahrgäste hilft. Schweigend wird die Mißhandlung ignoriert.
Die hohen S - Bahn - Sitzlehnen versperren die Sicht auf Täter und Opfer. Augenkontakt besteht nicht. Das scheint zu reichen, das scheint Gewissensberuhigung genug zu ermöglichen, um nicht eingreifen zu müssen. "Misch Dich nicht ein", "Das geht Dich nichts an" spukte es durch die Köpfe der passiven Reisenden.

Das sollte sich ändern, denn Hilfe wäre bei dieser jungen Frau so einfach gewesen: Am nächsten Bahnhof die Notbremse ziehen, andere Fahrgäste direkt ansprechen und laut um Hilfe und Unterstützung bitten - vor allem: Sich nicht bei der ersten Abfuhr bei der Suche nach Hilfe entmutigen oder gar frustrieren lassen, sondern denken: "Ich engagiere mich für eine gute Sache! Ich versuche zu helfen! So bin ich! Das ist meine Identität!".

Vor den Augen vieler Menschen wurde ein Frau in der S - Bahn belästigt und angegriffen. Alle, die sich dort in diesem Abteil befanden zogen es vor, nicht hinzuschauen und nichts zu sagen. Könnte es doch sein, dass man selbst zum Ziel des Angriffes werden könnte. Ist das die neue Moral unserer Gesellschaft? Weggucken? Welch purer Egoismus ... nein, welch schädlicher Egoismus! Wären alle, die dort gesessen haben, aufgestanden und hätten den Angreifern zugerufen "Hört auf!", dann wäre dem Opfer nichts geschehen. Denn ein Angriff erfolgt nur dort, wo es ein wehrloses Opfer gibt. Und wenn wir zeigen, dass wir nicht alles wehrlos hinnehmen, dann werden den Tätern die Grundlage für ihre Aktion genommen. Zwei Worte kollektiv gesprochen "Hört auf!" bedeuten schon Mut in einfachster Form. Zivilcourage heißt nicht immer, mit körperlichen Einsatz große Heldentaten zu vollbringen. Kleine Taten sind oftmals ausreichend! Wenn wir selbst in solch eine Lage geraten, wünschen wir uns doch auch, dass uns jemand hilft. Was wir für uns erwarten, müssen wir auch bereit sein, anderen zu geben.
Daher sollte das Motto lauten "Nicht Weggucken - Hinschauen!", mit offenen Augen durch die Welt gehen, für Grundsätze einstehen und handeln. Zeigt, dass wir nicht wehrlos und gleichgültig sind!


Es gibt noch unzählige weitere Beispiele, wie Gewalt mit Taten oder Worten gegenüber Behinderten, Frauen, jeglicher Art von Minderheiten, Schwächeren oder sonstigen, was jeder kennt und vermutlich schon einmal miterlebt hat. Und was alle diese Fälle gemeinsam haben, ist, dass im Regelfall kein Mensch eingreift, um zu helfen. Warum nicht? Ist es aus Angst vor dem Gegner? Teilweise nachvollziehbar. Doch ist es nicht so, dass wenn einer den Anfang macht, sich andere anschließen? Würde sich nicht immer eine Gruppe finden, die gemeinsam gegen derartige Taten vorgehen könnte? Warum tun sie es nicht? Weil sie es nicht betrifft und sie nichts angeht? Könnte nicht jeder von uns der nächste sein und sich in so einer Situation befinden? Und ist es nicht auch in unserem Interesse ein Leben in Frieden zu führen? In den meisten Fällen würde ein Wort eines Menschen reichen, um eine Gegenseite zu der Gewalt mit Wort und Tat entstehen zu lassen. Und dieses eine Wort, diese eine Tat, kann anderen Menschen eine Menge Leid ersparen. Was ist ein Handgriff, ein Wort im Vergleich zu der Gesundheit eines anderen Menschen? Man muss nicht unbedingt seine eigene Gesundheit gefährden, auch ein Anruf bei der Polizei ist schon eine Hilfe. Darum überlegt das nächste mal, wenn Ihr Zeuge solch eines Ereignisses werdet, wie Ihr Euch verhalten könnt.
Denn: Wer nichts tut, macht mit!

Wer nichts tut, macht mit soll nichts anderes heißen, als dass diejenigen, die bei einer Gewalttat oder verbalen Angriffen nur ihren Blick abwenden, bzw. die Worte einfach überhören, mitschuldig sind. Und das kann man vermeiden..

Zivilcourage kann man lernen


Du willst helfen? Weißt aber nicht wie? Keine Panik, so schwer ist es nicht. In der Öffentlichkeit reicht es schon seine Meinung zu sagen und dem vermeintlichen Gegner zu zeigen, dass er damit nicht durchkommen kann. Mache einfach Deinen Standpunkt klar. Hast Du einmal Deine Meinung geäußert oder begonnen, den Gegner durch Taten zu bezwingen, wirst Du sehen, dass sich Dir sicher der einer oder andere anschließt. Kannst Du alleine nichts ausrichten (bei Schlägereiern etc.), organisiere ein paar andere Leute, die Dich unterstützen und wenn Du zur nächsten Telefonzelle läufst und die 110 wählst. Alles ist besser als wegzugucken. Aber der erste Schritt ist immer die Überwindung, da kann man noch so viele Wörter, Appelle und Ratschläge auf Websites setzen, die Überwindung muss jeder selbst aufbringen

Immer wieder wird in den Medien über Straftaten berichtet, bei deren Ausführung Menschen tatenlos zusehen...!
Die unzureichende aktive Hilfe in Notsituationen, aber auch die sinkende Bereitschaft der Bürger, sich der Polizei als Zeuge zur Verfügung zu stellen, lassen Straftäter immer selbstsicherer und dreister auftreten.

Dabei ist helfen nicht immer so gefährlich, wie vielfach angenommen wird! Gefragt ist nicht falsches Heldentum, sondern aktives Eintreten für andere. Zum Beispiel als Zeuge!
Helfen ist vor allem eine Einstellungssache, das Gegenteil von Bequemlichkeit, von Gleichgültigkeit und von Egoismus.

Die Bürgerinnen und Bürger sollen erkennen, dass sie einen aktiven Anteil an der Verbrechensbekämpfung leisten können. Hauptziel ist es, das Zeugen - Helfer - Verhalten zu fördern und in diesem Zusammenhang die Menschen in den unterschiedlichsten Situationen daran zu erinnern, dass sie helfen können, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen!
Gleichzeitig soll das gesteigerte Maß an Zivilcourage und Solidarität potentielle Täter verunsichern und von ihrem Tun abbringen.


Und weiter: "Beobachten - Merken - Melden", "Hinsehen - Hinhören - Handeln!"
Zivilcourage schafft Selbstvertrauen
Tatsache ist: Die Fähigkeit zur Zivilcourage schafft Selbstvertrauen. Man frißt eben nicht alles in sich hinein Zivilisation ist auf Zivilcourage und Anteilnahme angewiesen. Denn Opfer wird man meist allein, nicht in der Clique! Zivilcourage bedeutet, sich bewußt und laut ins Leben im positiven Sinne einzumischen. Es bedeutet, den nächsten Bus oder Intercity zu verpassen, zu spät zur Arbeit zu kommen, eventuell vor Gericht als Zeuge zu erscheinen, kurz Unruhe und Extraaufwand. Und auf den Dank der Umwelt sollte man nicht setzen. "Selbst Schuld" lautet der Kommentar gegenüber einem Helfer, der ein blaues Auge davontrug. Zivilcourage scheint uneigennützig. Man hat vordergründig nichts davon -

Resümee:: Menschen mit Zivilcourage beschreiben sich selbst als selbstbewußt und durchsetzungsstark und nutzen diese Eigenschaften dann auch positiv in Privatleben und Beruf. Das Beste daran ist: Zivilcourage kann man lernen. Und das macht doch Hoffnung!

Zivilcourage fördert seelische Gesundheit
    Offenheit gepaart mit Hilfsbereitschaft und Zivilcourage führt automatisch zu positiven sozialen Kontakten. Diese schaffen Aufmerksamkeit für die Probleme anderer und führen zu einem Echo, das einem selbst irgendwann zugute kommt.
Zivilcourage = Mut im täglichen Leben

Viele Menschen fühlen sich hilflos oder sind unsicher, wenn sie Zeugen eines Gewaltverbrechens oder eines Autounfalls werden. Schließlich könnte man ja etwas verkehrt machen oder sein Leben in Gefahr bringen.
Zivilcourage zu zeigen soll sicherlich nicht bedeuten, sich unbesonnen in eine gefährliche Situation zu stürzen. Denn manchmal reichen schon Kleinigkeiten aus, mit denen man Hilfe leisten kann!

Wer Zivilcourage erwerben will, kann mit kleinen Schritten sein persönliches Maß finden. Er kann in vielen kleinen Situationen erkennen lassen, wie er persönlich denkt und wovon er überzeugt ist. Er muss jedoch die damit verbundene Angst vor der Zivilcourage wahrnehmen, akzeptieren und damit umgehen lernen.

Schritte zur Zivilcourage

    Die eigene Meinung - auch gegenüber Vorgesetzten ausdrücken; dies nicht nur privat, sondern auch öffentlich; das eigene Handeln nach moralischen Maßstäben stärker bewerten als opportunistische Anpassung; moralisches Handeln mit dem Erwerb von Sachkompetenz verbinden; mit diesem Handeln verbundene persönliche Nachteile bewußt riskieren, bzw. in Kauf nehmen; die eigene Angst nicht verdrängen, sondern mit dieser Angst handeln Nicht schweigen

• Nicht weghören

    Nicht wegsehen Ich fordere Anwohner und Passanten zur Mithilfe an Ich informiere Polizei Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung Zivilcourage kann ansteckend sein

Gratismut
Gratismut ist das Privileg der Demokratie, Zivilcourage die Voraussetzung für ihren Bestand. (...) Zivilcourage ist der Mut, die bürgerliche Gesellschaft zu verteidigen, die den Weg von der Barbarei zur Gesittung gegangen ist. Dazu gehört die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, etwas zu wagen, und das beharrlich und ausdauernd. Zivilcourage ist kein Abenteuer, sondern eine Geisteshaltung im Alltag -

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