Anatol Größenwahn

Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien geboren, wo er Medizin studierte. Bis 1894 praktizierte er als Arzt und publizierte einige Fachaufsätze. Bereits während dieser Zeit betätigte sich Schnitzler als Schriftsteller, wobei sich seine Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds und mit Suggestions - bzw. Hypnosephänomenen in verschiedenen Werken niederschlug - so in dem Einakter über den "leichtsinnigen Melancholiker" Anatol (1893, mit einem Prolog Hofmannsthals). Sein literarisches Debüt gab Schnitzler mit Liebeslied der Ballerine (1880). Ab 1886 veröffentlichte Schnitzler in regelmäßigen Abständen Lyrik, Aphorismen und Prosatexte. Schnitzler starb am 21. Oktober 1931 in Wien.


ANDERE WERKE DES AUTORS:

1899 Der grüne Kakadu
1900 Lieutenant Gustl
1895 Liebelei
1909 Reigen
1903 Geschlecht und Charakter
1908 Der Weg ins Freie
1928 Chronik eines Frauenlebens
1918 Casanovas Heimfahrt
1894 Sterben
1903 Der einsame Weg
1924 Fräulein Else
GATTUNG UND FABEL:

Anatols Größenwahn ist ein impressionistisch - psychologisches Bühnenstück, das sich um einen Abschnitt im Leben des "leichtsinnigen Melancholikers" Anatol dreht. Das Thema ist der Prozeß des Alterns, dem auch Anatol nicht entgehen kann. Darüber philosophiert er mit einem Freund, während die Beiden im Gastgarten eines Restaurants sitzen.

CHARAKTERISIERUNG:

ANATOL:
Anatol kann die Tatsache nicht verkraften, dass er alt
ist. Er trauert alten Jugendlieben nach, während er
mit seinem Freund über viele eher unwichtige Ereignisse
in seinem Leben plaudert. Als er dann eine frühere
Freundin trifft, ist er aber zuerst ziemlich schüchtern
und verschlossen. Dann erinnert er sich an frühere Zeiten und verhält so, als hätte sich überhaupt nichts verändert. Insgesamt scheint Anatol eher labil und naiv. Sobald sich aber ein Mensch etwas mehr mit ihm abgibt, öffnet er sich und erzählt ziemlich alles, was die Person von ihm wissen will, egal wie persönlich es
eigentlich ist.

MAX:
Max ist Anatols Freund, hat aber einen ganz anderen
Charakter. Die Beiden ergänzen sich nahezu wie Tag
und Nacht. Er macht einen standfesten und gefestigten
Eindruck und er lässt sich nicht so schnell von etwas
beeindrucken. Max mischt sich gern unter die Leute
und unterhält sich lieber als Anatol.

ANNETTE:
Annette gibt sich zuerst als liebende Freundin von
Baron Diebl. Dann konzentriert sie sich aber auf Anatol,
der sie irgendwie fasziniert, vielleicht, weil er alt ist
und viel mehr Erfahrungen gesammelt hat. Sie tauschen
alte Geschichten und Weisheiten aus, und dabei bemerkt
Anatol, dass Annette gar nicht so ist, wie sie vorgibt, zu
sein. In Wirklichkeit ist sie hinterlistig, falsch und
untreu, denn sie gaukelt Baron Diebl vor, sie habe ja
ihn und deshalb brauche sie keinen anderen, in Wirklichkeit
seit sie mit ihm aber nicht besonders zufrieden.

SCHAUPLäTZE:

Der einzige Schauplatz ist das Restaurant und einige seiner
einzelnen Räume.

STILISTISCHE MITTEL:

Der kontinuierliche Ablauf wird unterbrochen durch zahlreiche Rückblenden, sonst sind keine besonderen Mittel verwendet, da
es sich um ein Theaterstück handelt und deshalb nur direkte Reden vorkommen.

Der Erzähler kommt nur am Beginn des Stückes vor, um den Ort und einige Umstände näher zu definieren. Was das anbelangt, ist der
Erzähler allwissend.

EIGENE MEINUNG:

"Anatols Größenwahn" kann ich persönlich nicht empfehlen,
da eigentlich keine Handlung im Stück ist, außer depressiv
angehauchte Unterhaltungen. Man muss meiner Meinung nach
entweder ein depressiver Mensch, ein großer Schnitzler - Fan oder so literaturinteressiert sein, dass man auch solche Stücke liest, die einem "normal sterblichen" nichts zu sagen vermögen.

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