Götz von Berlichingen

Götz von Berlichingen


Autor


Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt am Main geboren. Er begann 1768 das Jurastudium in Leipzig, das er wegen einer schweren Krankheit unterbrach und 1771 in Straßburg fortsetzte. 1782 wurde er geadelt und zog nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete. Goethe starb am 22. März 1832 im Alter von 82 Jahren in Weimar.
Er war schon in jungen Jahren vielseitig interessiert. So schwankte er lange, ob er Maler oder doch lieber Dichter werden sollte. Auch mit den Naturwissenschaften beschäftigte er sich.
Er schuf die wichtigsten Werke der Literaturperiode "Sturm und Drang". Seine berühmtesten Werke sind "Die Leiden des jungen Werthers, Faust I und II und zahlreiche Gedichte.
Mit dem Werk "Götz von Berlichingen" wurde der junge Goethe auf einen Schlag berühmt. Es ist ein Schauspiel in fünf Akten und 1773 im Selbstverlag von Goethe und Merck erschienen. Götz von Berlichingen spielt in Deutschland Anfang des 16. Jahrhunderts.

Inhalt


Personen


Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Er ist ein dem Kaiser treu ergebener, freiheitsliebender Ritter. Seinen Beinamen "mit der eisernen Hand" verdankt er einer Handprothese. Götz genießt wegen seiner Tapferkeit, Treue und Rechtschaffenheit großen Respekt bei seinen Untergebenen wie bei seinen Feinden. Er ist der Held und das Genie dieses Dramas, ein freier Ritter, der nach dem Faustrecht lebt.

Elisabeth, seine Frau

Maria, seine Schwester

Karl, sein Sohn

Georg, sein Reiterbub

Kaiser Maximilian: Der Kaiser sympathisiert mit Götz.

Bischof von Bamberg: Er liegt mit Götz von Berlichingen in Fehde.

Adelbert von Weislingen: Ein Jugendfreund von Götz, der sich gegen ihn wendet.

Adelheid von Walldorf: Eine bildhübsche, intrigante Witwe die alle Männer in ihren Bann zieht.

Hans von Selbitz: Ein Verbündeter Ritter von Götz.

Franz von Sickingen: Götz‘ Schwager


Götz, der mit dem Bamberger Bischof in Fehde liegt, rächt sich mit Waffengewalt für die Gefangennahme eines seiner Reiterbuben und kann Weislingen gefangennehmen. Die beiden waren, ehe Weislingen den Verführungen des Hofes erlegen ist, Jugendfreunde. Götz und Weislingen söhnen sich aus und schließen Frieden. Weislingen verliebt sich in Maria, Götz‘ Schwester, und verlobt sich mit ihr. Er geht noch nach Bamberg zurück, um dem Bischof Lebewohl zu sagen. Dort erliegt er, wie sein Diener Franz, den Reizen der schönen Adelheid von Walldorf und verliebt sich in sie. Adelheid verleitet ihn zum Treuebruch an Götz und Maria. Sein doppelter Treuebruch zwingt ihn von nun an, Götz mit tödlicher Feindschaft zu begegnen. Nach Weislingens Treuebruch hält Sickingen um Marias Hand an und heiratet sie. Weislingen heiratet schließlich Adelheid. Er hetzt den Kaiser gegen Selbitz, Götz und Sickingen und überredet ihn Götz zu ächten. Ein Exekutionsheer wird gegen ihn entsendet. Selbitz hilft Götz in der Schlacht und wird verwundet. Trotzdem können Götz und Georg siegen und die Reiter verjagen. Als die Verstärkung der Reichstruppen eintrifft wird seine Burg in Jagsthausen belagert. Er stellt sich freiwillig dem Gericht um seine gefangenen Getreuen zu retten, doch durch Verrat wird er schließlich festgenommen.

Leseprobe S. 81/82

Götz wird gezwungen einen Eid abzulegen, keine Fehde mehr zu führen und auf Rache zu verzichten, er schwört die sogenannte Urfehde. Er wird von seinem Schwager, der mit seinen Reitern zu Hilfe eilt, befreit. Obwohl Götz den Urfehdeschwur abgelegt hat, lässt er sich von den aufständischen Bauern zum Führer wählen, damit er die Dörfer vor ihren Raubzügen schützen kann. Sie verweigern ihm jedoch den Gehorsam, als er ihren wüsten Ausschreitungen ein Ende zu machen versucht. Die Aufständischen töten Georg, der für Götz wie ein Sohn ist, als er sie zu besänftigen versucht. Im Kampf gegen Weislingens Reiter, die den Aufstand niederwerfen sollen, wird Götz verletzt und gefangengenommen. Adelheid lässt Weislingen von Franz, seinen Diener und Vertrauten, vergiften. Franz nimmt sich das Leben als er seinen Herrn sterben sieht und seine Tat begreift. Weislingen begnadigt in seiner eigenen Todesstunde auf Drängen von Maria, Götz. Adelheid wird von einem Freigericht, dem heimlichen Gericht, wegen Ehebruch und Mord zum Tode verurteilt. Götz stirbt an seinen Verletzungen

Leseprobe: S. 110/111

Interpretation

I. Real -, Sachbezug


Dieses Drama handelt nicht vom Kampf um Gut und Böse, sondern es geht um die Konfrontation verschiedener Charaktere. Götz und Weislingen sind zwei gänzlich unterschiedliche Persönlichkeiten. Götz liebt die Freiheit, er ist ehrlich und natürlich. Weislingens Leid ist die Unfreiheit und Beeinflußbarkeit und seine Unfähigkeit zur Treue. Doch er ist eigentlich nicht böse, erst seine Verbindung mit Adelheid von Walldorf macht ihn zum Gegner seines alten Freundes.

Das Stück spielt am Anfang des 16. Jahrhunderts, in einer Zeit des Umbruchs, neuer politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen, am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Der Kaiser verliert an Macht, die Reichsfürsten bauen ihre Gebiete zu zentralverwalteten, absolutistischen Teilstaaten aus. Der Ritterstand verarmt, viele werden zu Raubrittern. Große Teile des Reiches werden durch blutige Bauernkriege erschüttert.

Mit Götz stirbt symbolisch ein ganzes Zeitalter. Der fürstliche Absolutismus und dessen bürokratische Herrschaft ist nicht mehr aufzuhalten. Die Zeit der freien Ritter, die nach dem Faustrecht leben, geht unter. Es stehen sich zwei Rechtssysteme gegenüber. Das Lehensrecht der alten Zeit, das auf wechselseitiger Treueverpflichtung aufgebaut ist, wird von Götz repräsentiert. Das neue römische Recht, ein Untertanenrecht, das auf Befehl und Gehorsam aufgebaut ist, ist das Rechtssystem der Territorialfürsten.

Die Wirkung des Dramas war sensationell, es machte den jungen Autor mit einem Schlag berühmt. Kritik und Zustimmung waren gleich heftig. Die alte Generation, die Generation der Aufklärer empörte sich über Goethes Schauspiel und dessen Formlosigkeit. Friedrich II bezeichnete das Stück als eine "abscheuliche Nachahmung jener schlechten englischen Stücke", womit er Shakespeares Werke meinte. Die junge Dichtergeneration war begeistert und das Werk wurde zum Ausgangspunkt des Sturm und Drang. Deutschland wurde von einer Flut historischer Dramen überschwemmt.

II Sprachbezug


Das revolutionäre an dieser Tragödie ist die freie Form. Die Gesetze des klassischen französischen Dramas werden von Goethe ignoriert. Auf die Einheit von Zeit, Ort und Handlung verzichtet er. Der Text ist in mehr als 50 Einzelszenen gegliedert, die Schauplätze liegen hunderte von Kilometern auseinander. Die Zeitdauer ist völlig unbestimmt. Goethe bezieht alle Stände und Schichten, den Kaiser ebenso wie Hofleute, Bischöfe, Ratsherren, Offiziere, Bauern, Zigeuner mit ein in die Handlung und beschränkt sich nicht auf eine Gesellschaftsschicht.
Das jeweilige Sprachverhalten wurde auf den Stand und Charakter der Personen zugeschnitten. Götz‘ Redeweise und die des Personenkreises um ihn ist volkstümlich, unkompliziert und mundartlich. Martin Luthers Einfluß auf den jungen Goethe ist unverkennbar. Immer wieder kommen biblische Wendungen und altertümliche Formen vor. Weislingen, Adelheid und der Bischof hingegen sprechen reines Hochdeutsch.

III. Autorbezug


Den Plan, die 1731 gedruckt Lebensbeschreibung Herrn Goezens von Berlichingen zu einem Drama zu verarbeiten, fasste Goethe schon früh. Der Stoff sagte seiner von der Verehrung Shakespeares entfachten Begeisterung für große Charaktere und seinem von Herder geförderten Interesse an der älteren deutschen Geschichte zu. Goethes Quelle bildet die Autobiographie Lebensbeschreibung des Herrn Goezens von Berlichingen, zugenannt mit der eisernen Hand (geboren in Jagsthausen 1480, gestorben 1562). Dieser Ritter führte ein wildbewegtes Raubritterleben und beteiligte sich an den Bauernkriegen. Seine Geschichte wurde von Goethe mit großer dichterischer Freiheit dramatisiert. Der historische Götz hat mit Goethes Götz nur wenig Ähnlichkeiten. Den frühesten Text, den sogenannten "Urgötz" schrieb er 1771 in sechs Wochen nieder. Herders Kritik und seine eigene Unzufriedenheit veranlassten ihn, das Werk neu zu fassen.

IV. Leserbezug


Für mich war es sehr interessant dieses Werk über die frühe Neuzeit in Deutschland zu lesen. Es zeigt wie leicht Fürsten und sogar ein Kaiser mit Weiblichkeit und Intrigen zu beeinflussen sind und dass es einfach ist, unangenehme Personen aus dem Weg zu räumen. Dieses Problematik ist heute genauso aktuell wie damals.

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