Die Stellung der Frau im 19. Jahrhundert

I n h a l t s v e r z e i c h n i s




    Schule und Ausbildung...........................................S 3

    MĂ€dchenerziehung in den Volksschulen................S 3

    Schulische Fortbildung nach der Volksschule........S 4

    Private MĂ€dchenschulen.........................................S 4

    Höhere MÀdchenschulen.........................................S 4

    Weitere Fortbildung - Berufsziel Lehrerin...............S 5



    Haushalt..............................................................................S 6

    Das bĂŒrgerliche Leben.......................................................S 6

    In Frankfurt............................................................S 6 In Bremen...............................................................S 7

    Das proletarische Leben.....................................................S 7


Das Gesinde.........................................................................S 8

Stellung der Frau im 19.Jahrhundert

    Schule und Ausbildung

Im 19.Jahrhundert formulierten die Frauen, insbesondere die damalige "Frauenbewegung" den Wunsch nach mehr Bildung fĂŒr die MĂ€dchen.
Argument dafĂŒr war, dass die Töchter des BĂŒrgertums kaum Erwerbsmöglichkeiten hatten.

Tatsache war, dass in weniger wohlhabenden Familien unverdienende weibliche Familienmitglieder eine große finanzielle Last fĂŒr die ganze Familie waren.
Ein weiterer Grund war wohl der Einfluß der AufklĂ€rung, von wo der Gedanke der Gleichheit der Menschen hereinwirkte.[1]

Die Töchter des BĂŒrgertumshatten schon frĂŒher die Möglichkeit sich zu bilden, da fĂŒr sie - meist auf private Initiative - "höhere Töchterschulen"eingerichtet wurden.[2]
Sowohl MĂ€dchen als auch Burschen der Mittel - und Unterschichten besuchten Elementar - bzw. Volksschulen.
Trotzdem hatten diese Volksschulen keinen niedrigen Charakter, da sie ja auch von Kindern der Mittelschicht besucht wurden.[3]

Als weitere Ausbildung die MĂ€dchen auf eine höhere Töchterschule zu schicken, kam fĂŒr viele Familien nicht in Frage, da die Ausbildung der Söhne an erster Stelle stand und in Folge kein Geld mehr fĂŒr die Weiterbildung der MĂ€dchen zur VerfĂŒgung stand.4


    MĂ€dchenerziehung in den Volksschulen
In den untere Klassen der Volksschulen wurden MĂ€dchen und Burschen gemischt, in den oberen Klassen getrennt unterrichtet.
Die PrĂŒgelstrafe wurde an beiderlei Geschlechtern angewandt.
Die UnterrichtsfÀcher waren weitgehendgleich und bestanden unter anderem aus folgenden FÀchern: Religionslehre, biblische Geschichte, Lesen, Schönschreiben, Rechnen, VaterlÀndische Geschichte, u.a...

Der große Unterschied bestand darin, dass Burschen den Turnunterricht zu besuche hatten, was MĂ€dchen ausschließlich verboten war.
Diese jedoch bekamen Unterricht in "weiblichen Handarbeiten", was nach einigen Jahren um "Strick - und NĂ€hunterricht erweitert wurde.
6 Stunden kamen die MĂ€dchen wöchentlich in den Genuß dieser Handarbeitsstunden.
Das Mateial dafĂŒr war selbst mitzubringen, fĂŒr ganz BedĂŒrftige gab es "Communalfonds" oder sie wurden von den Zinsen edler Damen unterstĂŒtzt.
Im Jahr 1872nwurde die Anzahl der Handarbeitsstunden auf lediglich 2 pro Woche reduziert.[4]

Dieses Fach trug gewiß dazu bei, die gesellschaftlichen Rollenzuweisungen zu intensivieren, nach denen der Aufgabenbereich der Frau der Haushalt, das "hĂ€usliche", war, der Bereich des Mannes lag außer Haus.
Der Zweck des Handarbeitsunterrichtes lag darin, die Sinne zu schulen, besonders den Ordnungssinn zu srÀrken und Erziehung zu Freude an der Sorgfalt und Genauigkeit zu sein.

Es wurde jedoch Wert darauf gelegt, alltĂ€gliche Dinge wie Stopfen, NĂ€hen oder SrĂŒmpfe stricken zu lehren und keine Luxusartikel herzustellen.[5]


Erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurde die Nachfrage nach Turnunterricht fĂŒr MĂ€dchen immer stĂ€rker.
Allerdings nicht etwa aus Sorge um die Gesundheit der MĂ€dchen.
Der Grund lag in der Wehrtauglichkeit junger Soldaten, die auf den schlechten Gesundheitszustand der MĂŒtter zurĂŒckgefĂŒhrt wurde.

Im Unterricht sollten den MĂ€dchen eine "gesunde" Körperhaltung, Laufen und Springen beigebracht werden, um diese Kenntnisse so auch in deren Familien einfließen zu lassen.
So sollte die körpeliche ErtĂŒchtigung des gesamten Volkes gefördert werden.

Da es keine speziell ausgebildeten Turnlehrerinnen gab, mussten "normale" Lehrerinnen Fortbildungskurse in MĂ€dchenturnen besuchen.
So lief der ganze Turnunterricht wie unter militÀrischem Drill ab.[6]

    Schulische Fortbildung nach der Volksschule

Nach Abschluß der Volksschule gab es fĂŒr die meisten MĂ€dchen nicht viele Möglichkeiten. Entweder die Familie konnte es sich leisten, dass die Tochter bei der Mutter zuhause blieb, dieser half und auf eine Heirat wartete, oder sie musste zum Unterhalt der Familie beitragen, entweder als DienstmĂ€dchen "in Stellung" oder als Fabriksarbeiterin.[7]


Weitere Fortbildungsmöglichkeiten, wie etwa Hauswirtschaftsschulen, oder den Zugang zu Knabenschulen sollte es erst in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts geben.[8]

    Private MĂ€dchenschulen
In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurdenerstmals private Schulen fĂŒr höhere Töchter errichtet, in denen die MĂ€dchen reichen Leute in Deutsch, Französisch, Rechnen, Geographie und Schönschreiben unterrichtet werden sollten.


Der Mittag war zum Handarbeiten besimmt, wobei ausschließlich Französisch gesprochen zu werden hatte.
Der französischen Sprache kam somit mehr Bedeutung zu als der restlichen Wissensvermittlung.[9]
Diese Schulen hielten sich allerdings nicht lange.

Ein wirklicher Fortschritt konnte erst Anfang des 20.Jahrhunderts verzeichnet werden.

    Höhere MÀdchenschulen
Hier erhielten die MĂ€dchen nur sehr geringe naturwissenschaftliche Ausbildung.
Die Lehrerinnen wurden nicht auf UniversitĂ€ten gebildet und besaßen deshalb oft nur eine Ausbildung zu "Erziehung zur Weiblichkeit".

Noch im 19.Jahrhundert war es Frauen nicht erlaubt, eine MaturaprĂŒfung abzulegen.
Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurde dieses Verbot aufgehoben.

Die Zulassung von frauen zum Studium war allerdings immer noch nicht erlaubt.
Das Unterrichtsangebot der höheren MĂ€dchenschulen, die in den 90er Jahren errichtet wurden, war annĂ€hernd gleich wie in den ihnen vorangegangenen privaten Schulen fĂŒr MĂ€dchen.

Allerdings konnte man, sobald man das schulpflichtige Alter erreicht hatte, eine solche MĂ€dchenschule besuchen, eine vorherige Volksschulausbildung war nicht notwendig.
Monatlich gab es Zwischenberichte ĂŒber den schulischen Leistungsstand der SchĂŒlerinnen, welche von den Eltern unterzeichnet werden mussten, und neben den Fachbeurteilungen auch Noten fĂŒr Orrdnungsliebe, hĂ€uslichen Fleiß und Aufmerksamkeit enthielten.

Das Lernklima muss fĂŒr die SchĂŒlerinnen in den MĂ€dchenschulen weitaus besser gewesen sein als in den Volksschulen, da die Klassen hier nur 20, in den Volksschulen jedoch bis zu 70 Kinder beherbergten.

Außerdem kam hier die PrĂŒgelstrafe kaum zur Anwendung.

Positiv fiel außerdem auf, dass in diesen Schulen nicht nur die Ausbildung zur Gattin und Ehefrau im Vordergrund stand, sondern auch ein gewisses RĂŒstzeug fĂŒr eine berufliche SebstĂ€ndigkeit mitgegeben wurde.

Auch in diesen Schulen stammten die SchĂŒlerinnen durchwegs aus bĂŒrgelichen Kreisen, was unter anderem an den Berufen der VĂ€ter zu erkennen ist: Ingeieure, Fabriksbesitzer, KaufmĂ€nner, Lehrer; Architekten,.....[10]

    Weitere Fortbildung - Berufsziel Lehrerin
Wollte ein MĂ€dchen noch weiter schulische Ausbildung genießen, blieb nur die Ausbildung zur Lehrerin.
Weitere Möglichkeiten, qualifizierte Berufe zu erlernen gab es fĂŒr ein MĂ€dchen kaum.[11]

Seit 1880 war e offiziell verboten, vorher war es nicht ĂŒblich gewesen, dass Lehrerinnen heirateten.
Bei Annahme einer Stelle war eine Lehrerin selten Àlter als 20 Jahre.
Wollte sie im Laufe ihres Lebens einmal heiraten, musste sie ihren Beruf aufgeben.
Erst 1919 wurde das Verbot - wenn auch nur zögernd - aufgehoben.
In diesem Verbot setzte sich wahrscheinlichdas Leitbild der Nonnen fort, die schon lÀnger in Lehrerinnenpositionen tÀtig waren.
Außerdem brauchte eine verheiratete Frau kein Geld zu verdienen, da si ja durch den Mann verorgt war.[12]

LehrĂ€mter in höheren MĂ€dchenschulen durften nicht ĂŒbernommen werden, wenn die Lehrkraft in den Fremdsprachen versagte. Dann durfte man nur in den Volksschulen unterrichten.

War man einmal Lehrerin, konnte man auch die SchulvorsteherinnenprĂŒfung ablegen, was zwar viele taten, doch nur wenigen zu Leitungsfunktionen vehalf.
An vielen höheren MÀdchenschulen wurden Lehrerinnen nur in den Unterstufen eingesetzt, in den Oberstufen unterrichteten ihre mÀnnlichen Kollegen.[13]

Zum Berufseintritt in einer Volksschule wurde hĂ€ufig ein Examen fĂŒr eine höhere Schule verlangt, fĂŒr das Unterrichten in solch einer höheren Schule musste man mehrjĂ€hrige Berufspraxis in einer Volksschule vorweisen können.[14]

Verglichen mit der "Fortbildung" in einer Koch - und NÀhschule, die allein auf ein Hausfrauendasein der eher unteren gesellschaftlichen Schichten - meist one Aufstiegsmöglichkeiten - vorbereitete, ermöglichte die Lehrerinnenausbildung einen existenzsichernden und durchaus angesehenen Beruf.

Im Vergleich zu den Möglichkeiten, die MÀnnern im Staatsdienst, beim MilitÀr,etc.. offenstanden, waren die Ausbildungs -, arbeits - und Einkommensbedingungen allerdings mehr als bescheiden. Frauen des 19. Jahrhunderts durch eine höhere Bildung anstrebten, lag eine weitere Motivation darin, in familiÀr - gesellschaftlichen ZusammenhÀngen auch mitreden zu wollen und zu können.
Auch erhöhte eine gewisse Bildung die Heiratschanchen, da eine gebildete Frau weit mehr gefragt war, als eine ungebildete.[15]

    Haushalt
Viele Haushalte waren mit Landwirtschaften und privaten Gewerbebetrieben verbunden, sodass viel in Eigenproduktion hergestellt wurde.
All dies war Sache der Frauen.

Auch in den Haushalten der Ratsherren und Akademiker wurde produziert.
Dort wurde gesponnen, gestrickt, geschlachtet, Brot gebacken,uvm.....
Auch wenn fĂŒr gewisse Arbeiten WĂ€scherinnen, Flickerinnen, BĂŒglerinnnen, MĂ€gde und anderes Personal zustĂ€ndig war, ein großer Teil der Arbeit blieb an der Hausfrau hĂ€ngen.
Sowohl in wohlhabenden, als auch in Familien, die sich nur eine Magd leisten konnten, mussten alle Familienmitglieder, wie ledige Kinder, unverheiratete Geschwister,... im Haushalt mithelfen.[16]

2.1) Das bĂŒrgerliche Leben
2.1.1) In Frankfurt
Ein großer Unterschied zwischen proletarischen und bĂŒrgerlichen Frauen bestand darin, dass der BĂŒrgerin wachsender kulturellerFreiraum und Freizeit zuteil wurde.[17]

Als Beispiel sei das Leben der Frau Rat Goethe in Frankfurt angefĂŒhrt:
"Sie spielte Klavier, sie sang, sie lernte italienisch, und trieb französische Studien, als die französische Besetzung im Hause war.
An dem geistigen Leben ihres Mannes, ihrer Kinder und ihrer Freunde nahm sie reichen Anteil.
Es herrschte im Hause Goethe eine rege Geselligkeit.
Einladungen zu den Mahlzeiten und Logierbesuch waren hÀufig.
Mit verschiedenen Familien fanden regelmĂ€ĂŸig freundschaftliche ZusammenkĂŒnfte statt.
Frau Rat hielt ihr monatlices KrÀnzchen und hatte mit jungen MÀdchen, ihren "SamstagsmÀdeln", fröhliche Nachmittage.
Auch die hÀuslichen Feste, Geburts - und Namenstage wurden mit Geschenken und Einladungen gefeiert.
Beim Schweineschlachten pflegte man die Bekannten zur Wurstsuppe einzuladen.
Man ging zu den Sensationen der Stadt, Konzert - und TheaterauffĂŒhrungen, SchĂŒtzenfesten und karnevalistischen Veranstaltungen.
AusflĂŒge wurden mit dem gemieteten Wagen in die Umgebung gemacht, nach Wiesbaden, Worms und Heidelberg, mit dem Schiff bis nach RĂŒdesheim.
Dazwischen gab es in manchen Jahren eine Badereise nach Wiesbaden oder Langenschwalbach.
Spazierritte und Schlittenfahrten vergnĂŒgten die Familienmitglieder. Das Leben dieser Frau erscheint zwar als recht luuriös - was es auch ist -, trotzdem fĂ€llt auf, dass der grĂ¶ĂŸte Teil ihrer Freizeit fĂŒr ReprĂ€sentationsaufgaben ihres Mannes und fĂŒr Bildungs - und Erziehungsaufgaben ihrer Kinder aufgeht.

Die reprĂ€sentativen Veranstaltungen liefen zu einem großen Teil nach dem Vorbild frĂ€nzösischer Galanterie ab.[18]

2.1.2) In Bremen
Solch ein großzĂŒgiges Leben ließ sich allerdings nur in reichen HandelsstĂ€dten und kulturell entwickelten StĂ€dten wie Frankfurt fĂŒhren.
Viel weniger aufwendig war etwa der Lebensstil in Bremen, wo die Handelsbeziehungen noch zu jung waren, um einen internationalen Geist zu entwickeln.

Das Familienleben lief folgendermaßen ab:
"Bis ĂŒber die Mitte des 18.Jahrhunderts hinaus gab es in Bremen noch keine Formen öffentlicher Geselligkeit, wie Vereine, BĂ€lle, Theater, Konzerte und Ă€hnliche Veranstaltungen, ja es existierte kaum die bĂŒrgerliche Kleinfamilie, die sie als Keimzelle hĂ€tten voraussetzen mĂŒssen.
Allenfalls die akademischen Schichten machten davon eine Ausnahme.

In der Kaufmannschaft war es dagegen ĂŒblich, dassdie Familie des Handelsherrn mit Angestellten und Gesinde eine Lebens - und Tischgemeinschaft unterhielt.
Die AbhĂ€ngigkeiten waren mit strenger PatriarchalitĂ€t geregelt; Ton und Inhalt der GesprĂ€che stimmten mit dieser sozialen Situation ĂŒberein.

Wenn ĂŒberhaupt jemand das Wort fĂŒhrte, so der Hausherr; und was zur Sprache kam, bezog sich mit Ausnahme des Tischgebees, eines frommen Liedes und einiger handfester Lebensweisheiten ausschließlich auf Haus, Hof und GeschĂ€ft."
Durch diese kulturelle Abgeschlossenheit, die begrenzte Weltsicht und den politischen Patriotismus war die Entfaltug moderner geistiger Entwicklungen aufs schwerste gehemmt.[19]

Die Frau hatte nur wenig Möglichkeiten zum ausleben ihres individuellen Lebens.
Sie war zwar Ökonomin, Organisatorin, Hausmutter und Herrin ĂŒber das gesamte hĂ€usliche Personal und trug zum Zeichen dieser bedeutsamen Position den SchlĂŒsselhaken mit allerlei SchlĂŒsseln von SchrĂ€nken, Vorratskammern und anderen RĂ€umlichkeiten.

Trotzdem wurde die Familie unter strengem Patriarchat gefĂŒhrt.
Der Mann bracht der Frau zwar eine gewisse WertschĂ€tzung entgegen, es blieb jedoch deutlich, dass er der "Herr im Haus" war, der bestimmte, was im Haus zu geschehen hatte, der ein Recht auf eine wohlschmeckende, warme Mahlzeit - egal woher und wieviel Geld gerade zur VerfĂŒgung stand - hatte.[20]

2.2) Das proletarische Leben
Als Beispiel fĂŒr das Leben einer proletarischen Hausfrau sei die Frau eines SĂ€belschmiedes aus Solingen (D) genannt:
Sie musste im Betrieb ihres Mannes mitarbeiten.
Dabei musste sie tĂ€glich - gemeinsam mit den beiden Töchtern - die Bestandteile der SĂ€bel vom Fabrikanten abholen und nach getaner Arbeit ihres Mannes wieder zurĂŒckbringen.
Dies war Schwerstarbeit, denn das Gewicht einer solchen Ladung betrug ĂŒber 200 Kilo.
Diese TĂ€tigkeit war als Haupterwerb zu sehen, die FĂŒhrung des Hausshalts als sekundĂ€re TĂ€tigkeit.
Dabei oblag den Frauen die Bestellung des Gartens, des Feldes (falls vorhanden) und die Haltung der Kleintiere.
Die WohnstÀtte der armen Bevölkerung bestand meist aus nur einem Raum, den die ganze Familie bewohnte, und welcher meist auch zugleich die Werkstatt des Mannes darstellte.
Weitere Einrichtung dieses Raumes war der Herd an dem die kargen Mahlzeiten gekocht wurden und der Waschtrog in dem die Mutter die wenigen Lumpen, die die Familie besaß auswusch.[21]

3) Das Gesinde
Ab den 20er 1ahren des 19.Jahrhunderts ließ sich eine deutliche Zunahme des weiblichen Gesindes feststellen. Auf 3 mĂ€nnliche Dienstboten kamen 10 weibliche.
Insbesondere in der Stadt war die Anzahl weiblichen Personals besonders hoch, da viele bĂŒrgerliche Frauen Gehilfinnen angestellt hatten.

Am Land waren eher sie mÀnnlichen Dienstleute gefragt, da die Arbeit dort hÀrter war.
Besonders bis sich die öffentlichen Verkehrsmittel durchgesetzt hatten, pflegten die Landbewohner Pferde als Fortbewegungsmittel zu gebrauchen und benötigten dafĂŒr einen Kutscher.

Der Ausdruch "Gesinde" ist sehr weitlĂ€ufig zu verstehen, da er als Bezeichnung fĂŒr die verschiedensten "Berufssparten" diente.
Sowohl Kammer - und StubenmÀdchen, als auch Köchinnen, WÀrterinnen. Ammen und etliche andere wurden als "weibliches Gesinde" bezeichnet.

Das "mÀnnliche Gesinde setzte sich unter anderem zusammen aus: Lakaien, GÀrtnern, Kutschern, Knechten,.....
Viele davon arbeiteten "verdeckt" im herrschaftlichen Gewerbe, das heißt, sie mussten im GeschĂ€ft ihrer Arbeitgeber mitarbeiten.

Dabei hatten es die MĂ€nner noch gut, da fĂŒr ihr Arbeitsgewand die Herrschaft aufkam; Frauen mussten fĂŒr ebendieses selbst aufkommen.
Ein Großteil der mĂ€nnlichen Gesindeaufgaben etablierten sich zu "echten" Berufen, was aus den oben genannten Bezeichnungen schon zu erkennen ist.
Ein weiterer solcher "emanzipierter" Beruf ware etwa jener des Hauslehrers, welcher als weibliches GegenstĂŒck die Gouvernante hatte.
Letztere war meist eine Verlegenheitslösung fĂŒr ĂŒberzĂ€hlige Frauen der oberen StĂ€nde, die ohren "Beruf" als Ehefrau und Mutter verfehlt hatten und denen diese Aufgabe weniger als Beruf, denn als Gnadenbrot ĂŒbertragen worden war.

Im Gegensatz zum mÀnnlichen Gesinde blieben die Aufgaben der Frauen hÀuslicher Natur und konnten such somit kaum etablieren.[22]

Viele DienstmĂ€dchen zogen aus der Provinz in die Großstadt um dort ihr GlĂŒck zu versuche.
Doch fĂŒr viele davon blieb diese "Pilgerfahrt" erfolglos; diese MĂ€dchen lebten dann meist verelendet auf der Straße, wenn der Notgroschen von daheim aufgebraucht war.
Falls eine doch in einem feinem Haus Arbeit gefunden hatte, war der Verdienst meist auch nicht besonders groß; der jĂ€hrliche Gehalt war in etwa so hoch wie der Preis fĂŒr ein paar Schuhe (die auch oft davon gekauft werden mussten).
In GroßstĂ€dten, wie etwa Berlin hatte das Gesinde jedoch den Vorteil, dass es bei der Herrschaft verköstigt wurde - allerdings bekam es oft nur die Reste, die hĂ€ufig schlecht und meist zuwenig waren.
Das Gesinde stand oft in engem Kontakt mit seinem Arbeitgeber, sodass es dessen Meinung und Konfessionen teilte/ teilen musste.Auf diese Weide wurde verhindert, dass sich das Gesinde zusammentun und sich solidarisieren konnte.[23]



Literaturverzeichnis:


Friese Marianne, Frauenarbeit und soziale Reproduktion (Eine Strukturuntersuchung zur Herausbildung des weiblichen Proletariats im Übergangsprozess zur bĂŒrgerlich - kapitalistischen Gesellschaft - dargestellt in der Region Bremen), UniversitĂ€t Bremen, 1991


Gerhard Ute, VerhÀltnisse und VerÀnderungen. Frauenarbeit, Familie und Rechte der Frauen im 19.Jahrhundert, Frankfurt, 1978


MĂŒnster - Schröer Erika, Frauen in der Kaiserzeit (Arbeit, Bildung, Vereinswesen, Politik und Konfession; eine sozialgeschichtliche Untersuchung am Beispiel einer rheinischen Kleinstadt), Bochum, 1992
[1] MĂŒnster - Schröer,1992, S 129
[2] ebd.,S 130
[3] ebd.,S 131
4 ebd.,S132
[4] MĂŒnster - Schröer, 1992, S133f
[5] ebd., S 135
[6] ebd., S 137f
[7] MĂŒnster - Schröer, 1992, S141
[8] ebd., S 142
[9] ebd., S 147
[10] MĂŒnster - Schröer, 1992, S 160ff
[11] ebd., S 168
[12] ebd., S 169
[13] ebd, S 170
[14] MĂŒnster - Schröer, 1992, S 174
[15] ebd., S 175
[16] Friese, 1991, S 81
[17] ebd., S 81
[18] Friese, 1991, S 82
[19] Friese, 1991, S 83
[20] ebd.,S 86
[21] Gerhard, 1978, S 70
[22] Gerhard, 1978, S 51
[23] ebd., S 58

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