Soziale Differenzierung

1. Allgemeines



Die Sozialforschung versucht, den Gesamtzustand der Gesellschaft zu beschreiben. Die moderne Industriegesellschaft befindet sich jedoch im ständigen Umbruch. Daher stellt sich die Aufgabe, typische Merkmale der Entwicklungstendenzen zu finden. Es existiert eine Vielzahl von Strukturmodellen, die teilweise einzelne Aspekte der Stratifikation stark unterschiedlich gewichten.

Eines dieser Modelle ist die Schichtungsgesellschaft, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll.


2. Die Schichtungsgesellschaft



In diesem Modell werden Gruppen mit ähnlichen sozialer Lage und Chancen in horizontal unterteilten Schichten zusammengefasst.

Die vertikale Stellung eines Individuums, gleichgültig ob innerhalb der Gesamtgesellschaft oder in einer ihrer Untergruppen - wie einer Gemeinde, einem Betrieb - bezeichnet der sogenannte soziale Status. Im engeren Sinne ist hierfür die subjektive Einschätzung durch sich selbst und durch andere entscheidend. Darüber hinaus greift man jedoch auf objektive - d. h. vom Denken der Mitmenschen nicht direkt abhängige - Kriterien wie Macht, Wohlstand/Einkommen und Bildung/Qualifikation zurück.

Klaffen zwischen den Einstufungen nach einzelnen Kriterien große Lücken (hohe Bildung/geringes Einkommen), spricht man von einer Statusinkonsistenz. Ein weiterer wichtiger Begriff für die Beschreibung einer Gesellschaft ist hier die sogenannte Mobilität. Vertikale Mobilität bezeichnet soziale Auf - oder Abstiege, unter horizontaler Mobilität versteht man Veränderungen zwischen Positionen auf einer sozialen Ebene.

Wird ein Status durch Eigenleistung jeglicher Art eingenommen, spricht man von erworbenem Status. Sind unbeeinflußbare Merkmale (Herkunft, Geschlecht) maßgeblich, wurde der Status zugeschrieben.





Grob erfolgt die Einteilung in Oberschicht (2%), Mittel - (77%) und Unterschicht (17%). Die Mittelschicht wird nochmals in einen oberen (5%), mittleren (14%) und unteren (30%) bzw. untersten (28%) Bereich differenziert. Ãœber der Oberschicht steht die sogenannte Machtelite, nur etwa 200 bis 300 Personen, welche die Spitze der unterschiedlichen Facetten des Staates bilden. Der unterste Rand wird hier dargestellt durch 4% sozial Verachtete.

Ein bekanntes Beispiel für diese Art Schichtenmodell ist die "Boltezwiebel", nach dem Soziologen Karl Martin Bolte. ( -> Folie)


3. Einordnung



Abschließend bleibt jedoch zu bemerken, dass in den letzten Jahren zunehmend bestritten wird, dass auf Grund der Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Gruppen verallgemeinernde Aussagen über Einzelpersonen gemacht werden können. Gruppen verlören zunehmend ihre Bestimmungskraft gegenüber Individuen. Während bisher der Einzelne durch seine Gruppe stark beeinflußt wurde - Stammestraditionen, Verhaltenskodizes, Zunftregeln, Klassenbewußtsein - sei spezifisches Gruppenverhalten heute immer seltener festzustellen.

Soziale Ungleichheiten bestehen zwar konstant, allerdings mangelt es diesen Unterscheidungen an Brisanz. Die fortschreitende Diversifizierung von Lebenslagen und - stilen unterläuft die Schichten - und Klassenmodelle, ein akzeptabler Lebensstandard bietet sich heute für nahezu alle Angehörige jeder Schicht.


4. Quellen



Gebauer, Kreis, Ludolph und Moisel - "Soziale Strukturen in der Bundesrepublik Deutschland", Bayerischer Schulbuchverlag, München, 1994.

Rainer Geißler - "Die Sozialstruktur Deutschlands", Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 1996.

Karl Martin Bolte, Stefan Hradil - "Soziale Ungleichheit in der Bundesrepublik Deutschland", Opladen, 1984.



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