Tizian

Tizian (eigentl. Tizian),

1477 (?) in Pieve di Cadore geboren
1576 in Venedig an der Pest gestorben

Tizian, ein Schüler des berühmten Venezianischen Malers Bellini, war vor allem als Porträtist mit der Gabe einer überlegenen Menschencharakterisierung gesegnet und wurde deshalb zu einem der gesuchtesten Künstler des 16. Jahrhunderts. Er porträtierte u. a :Kaiser Karl V. und Papst Paul III.. Tizian war hinsichtlich seiner Palette, seines Farbausdrucks und seiner Gesamtkomposition bis ins 19. Jahrhundert hinein wegweisend
Merkmale: Seine Farben die ins besondere bei der Wiedergabe des Stofflichen (z.B. bei Glanz von Seide oder Glänzen von Metall) ihre volle Kraft entfalten sind immer einer Gesamttonigkeit des Bildes untergeordnet (im hohen Alter meist ein bräunlich - warmen Erdton)



Er gilt neben Tintoretto und Paolo Veronese als Hauptmeister der venezianischen Malerei des 16.Jhd. Als
Fortsetzer und Neuerer zugleich stellte er eine wichtige Verbindung zwischen Renaissance und Barock her,
wobei der Einfluß des zeitgenössischen Manierismus auf sein Werk geringblieb.

Phasen:
1) Um 1508 begann Tizians künstlerische Individualität festere Formen anzunehmen. Es wird von einer Zusammenarbeit von Tizian mit Giorgione am Fondaco die Tedschi erzählt, die zu Zerwürfnissen zwischen den beiden Malern führte.
Es war auch Giorgione, der Tizian in seiner frühen Schaffensphase beeinflusst hat. Viele seiner Werke aus dieser Zeit zeigen das Bestreben Tizians nach größtmöglicher Nähe zu Giorgione, so dass bei einigen nach wie vor Zweifel an der Urheberschafft bestehen. Teilweise malten sie sogar Bilder zusammen, bei denen meist Giorgione den Anfang machte, und dann Tizian sie beendete. Aus dieser Zeit stammt kein bekanntes Bild Tizians.

2) Den Übergang von der ersten zur zweiten Periode Tizians bildet ein sakrales Hauptwerk, das Hochaltarblatt von S.Maria Gloriosa die Frari mit der berühmten "Himmelfahrt Maria" (Assunta, 1516 - 18). Diese Periode dauert bis etwa 1530 und zeichnet sich durch eine Festigung des Stils aus. Ihre Bilder sind von einem stürmerischen Drang und großer Dramatik beherrscht. Ein weiteres wegweisendes Bild dieser Periode ist die "Presero - Madonna", in dem er mit einer alten Tradition brach und die Madonna nicht in das Bildzentrum setzt.

"Presero - Madonna":

Rechts oben thront erhöht die Madonna. Zu beiden Seiten knien in fast symmetrischer Anordnung die Familienmitglieder des Hauses Pesaro. In den Lüften zwischen zwei den Bikldraum durchstoßenden Monumentalsäulen schweben zwei Putten mit dem Kreuz als Hinweis für die Erlösung.

3) Um 1530 ist die 3. Periode anzusetzen, die sich durch eine neuerliche Ruhe mit besonderer Liebe fürs Detail auszeichnet. 1530 trifft Tizian auch das erste Mal mit Kaiser Karl V. in Bologna zusammen. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen Tizian und dem Kaíser, die bis zu seinem Tod andauert und ihm den endgültigen Durchbruch zum Porträtmaler brachte. In dieser Zeit entwickelt sich auch sein Ruf als überragender Kolorist. Wo zuvor noch farbliche Schwerpunkte und Kontraste das Thema beherrschte, waren nun in seiner Farbpalette auch fein abgestufte Farben zu finden. Vor allem seine Porträts gewannen an Individualität, Persönlichkeit und realistischem Wahrheitsgehalt. Tizians überlegene Stärke bei den Porträts lag in der Herausarbeitung der Charaktere in ihrer Größe und Tragik,wie sie sich besonders bei den Bildnissen Karl V. wiederspiegelt. Daneben entstanden auch zahlreiche religiöse Werke, wie "La Gloria" (1551/54), welches dem Allerheiligenbild Dürers verwandt ist.

4) In den fünfziger Jahren wandte sich Tizian hauptsächlich Aken und Mythologien zu, wie z.B.
"Venus mit Spiegel"
"Danae"

5) In seinem Altersstil, dessen Beginn Mitte der fünfziger liegt, treten die Elemente in den Hintergrund welche er am Anfang der fünfziger bei seinen Schöpfungen betonte (Rhythmus, Schönfarbigkeit, Kostbarkeit, Eleganz) zurück. In seinen Spätwerken verstärkte sich die Farbe zu einer Intensität, zu einer "geheimnissvollen" Substanz, die das Soffliche überwindet und überirdischen Charakter animmt. In dieser Phase entstanden viele seiner Hauptwerke, so z.B. auch die "Dornenkrönung".
Johann W von Goethe charakterisierte Tizians Altersstil folgendermaßen:

"Tizian malte im hohen Alter diejenigen Stoffe, die er früher so konkret nachzuahmen gewußt hatte, auch nur in abstracto "
→ zeichnerische Genauigkeit nur in Ansätzen vorhanden, er verlagert sich mehr auf freiere Darstellung seiner
Kunstobjekte

"Dornenkrönung" (nach 1570):

Da das Bild ist unvollendet ist, kann man Tizians Umgang mit der Farbe besonders gut erkennen. Vorbereitung und Ausführung sind bei Tizian nicht getrennt. Die Komposition wird bereits farbig aufskizziert. Der Malerei geht keine Umrißzeichnung voraus, sondern die Umrisse entstehen als Resultat des Farbauftrags. Änderungen der Komposition der Umrisse und Farben sind in jedem Stadium des Malprozesses möglich und in unserem Beispiel an vielen Stellen deutlich zu erkennen. Der vom rechten Bildrand überschnitteng Knabe im Vordergrund wurde am meisten umgeformt. Sein Gesicht wurde völlig neu gemalt, auch hält er seine Stäbe in eine gänzlich andere Richtung als ursprünglich. Am rechten Ärmel der durch Mütze, Streitaxt und Schwert ausgezeichneten Rückenfigur, des sogenannten "Heerführers", sind die Stäbe in ihrer ursprünglichen Haltung noch unübermalt zu erkennen. Auch sonst sind, z.B. am Schienbein des Knaben, nachträgliche Korrekturen leicht festzustellen. Da Ölfarbe nur langsam trocknet kann der Maler leicht korrigieren. Auch nach dem Trocknen kann die Farbe jederzeit abgekratzt und übermalt werden, und so besteht die Möglichkeit selbst während des Malvorgangs die Kompositionsidee zu verändern bzw. erst zu entwickeln.



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