Kognitive Persönlichkeitstheorien

Struktur zum Vortrag ‘Kognitive Persönlichkeitstheorien’, Vordiplom Differentielle Psychologie

I Einordnung des theoretischen Hintergrundes Kognitiver Persönlichkeitstheorien
II Skizze der Theorien von, a) Lewin, b) Kelly c) Rogers

zu I: Einordnung Kognitiver Persönlichkeitstheorien:
Organismisches Menschenbild (Mensch aktiv, konstruktiv); Betonung der Einzigartigkeit und interner, geistiger Prozesse; subjektive Wahrnehmung der Umwelt und Konstruktion der Wirklichkeit; Person - Umwelt - Interaktion und - wechselwirkung; molares, ganzheitliches Verständnis

zu II a: Lewin (1890 - 1947) Feldtheorie menschlichen Verhaltens
Verhalten ist Funktion des aktuellen, subjektiven Feldes (V=f[P,U]),
Ereignisse sind Interaktion zwischen min. zwei Bereichen nach Prinzip Bezogenheit, Konkretheit, Gegenwärtigkeit, verursacht durch Spannungsänderungen nach Lokomotion, kognitiven Prozessen oder durch eindringende Faktoren aus der physikalischen Umwelt; Einbeziehung der Gesamtsituation in die kausale Erklärung und Synthese wissenschaftlicher Konstrukte;
Struktur: Lebensraum (L=P,U);
Dynamik: Energie, Spannung (bedürfnißerzeugend oder - resultierend, angestrebt wird Rückkehr zum Gleichgeicht bzw. zur Grundspannung, möglich durch Lokomotion, Ersatzlokomotion, Phantasieslokomotion, Umstrukturierung der Umwelt),
Ziel: Entwicklung durch kognitive Umstrukturierung (Erreichung von Reife und Differenziertheit bzgl. Grad des Realismus und Zeitdimension, Grenzfestigung, Varietät, Organisation (Komplexität steigt); Integration, Extension, Interdependenz); Verhalten vorhersagbar bei Kenntnis von Valenz (Aufforderungscharakter), Bedürfniß (Mangel, Sättigung, Ãœbersättigung, Quasi, stattet Umweltobjekt mit Wert aus), Kraft die im Vektor dargestellt werden kann (Richtung, Stärke, Angriffspunkt); Lokomotion (‘Bewegung’ im Feld, Ab - /Zuwendung sozial, geistig, ...); Kommunikation (je nach Grenzstärke, Festigkeit und Nähe von gespannten Systemen); Personenmodell; Umweltmodell; Person und Umwelt sind wechselseitig abhängige Größen; Entwicklung als Progression, Regression (hin zu primitiven Verhaltensformen) und Retrogression (Wiederholung lebensgeschichtlich zurückliegender Verhaltensweisen);
Kritik:
positiv: Beachtung der Gesamtsituation, subjektiver Bezugsrahmen, ...;
negativ: Ableitung von Voraussagen aus mathematischem Verhaltensmodell, Vermengung mathematischer und physikalischer Begriffe, Verhalten nicht vorhersagbar


zu II b: George Kelly (1905 - 1966) Theorie der persönlichen Konstrukte
Verhalten ist eher bestimmt durch die kognitive Repräsentanz der Umwelt, als von der physikalischen Umgebung;
Struktur: angeborene Tendenz, persönliche Konstruktsysteme zu bilden (Konstrukt=Schablone von vergangenen Erfagrungen zur ‘Erkennung’/Antizi - pation der Zukunft, mit Fokus und Geltungsbereich);
Dynamik: Antizipation, der Mensch als ‘Wissenschaftler’ ist umweltgestaltend; Konstruktiver Alternativismus (Freiheit zur Bildung eigener Konstruktsysteme, die dann aber die Wahrnehmung und Interpretation der Phänomene determinieren);
Ziel: Bestimmung und Erweiterung des eigenen Konstruktsystems und Selbst; Basispostulat: Die Prozesse der Person werden psychologisch kanalisiert durch die Art, in der sie die Ereignisse antizipiert; Korollarien: Konstruktion, Individualität, Dichotomie, Bereich, Bruchstück, Kommunalität, Sozialität, ...; Störung: Gebrauch von Konstrukten, die sich als ‘falsch’ erwiesen haben; Therapie: ‘Mensch ist nur zu verstehen, wenn man seine persönlichen Konstrukte kennt’, der Psychologe ist Lernender; Selbstbeschreibung und Rollen - Konsturkt - Repertiore - Test (klinische Auswertung, anhand der Eigenschaften der Konstrukte erstellt Therapeut Hypothesen über Patient); Fixed Role Therapie, Rollenspiele (Kelly war Schauspiellehrer);
Kritik:
positiv: Symmetrie zwischen Klient und Therapeut, ...;
negativ: Klient wird (zu) hohe Kompetenz der Selbstbeurteilung zugesprochen, Äußerung aller Konstrukte fraglich u.a. wegen möglicher Verdrängung, Therapie nur bei leichten Störungen, ....


zu II c: Karl Rogers (1902 - 1978) Selbsttheorie der Persönlichkeit (Selbstkonzept und Persönlichkeitswandel)
Verhalten: bestimmt durch die subjektive Realität und ist auf Selbsterhaltung und - erhöhung ausgerichtet.
Struktur: Organismus (Ort aller Erfahrung und Erlebens, davon bewußtes ist symbolisierter Teil des Erlebens) und Selbst (Teil des phänomenalen Feldes, prozeßcharakter, Ich - /Mich - /Meinwahrnehmung, wertbesetzte Aspekte, entwickelt in der Interaktion mit der sozialen Umwelt);
Dynamik: angeborene Aktualisierungstendenz (Selbstverwirklichung psychisch/physisch/sozial, dazu häufig in Widerspruch stehen gelernte Bedürfnisse der positiven Beachtung/sozialen Achtung/Selbstakzeptanz) und Expansion (Reifung); Ursache für Spannungen auch: restriktives Milieu, Abwertung und Verhinderung der Bedüfnisbefriedigung;
Lebensziel: Kongruenz zwischen Selbst und Organismus, zwischen subjektiver und äußerer Realität, zwischen Selbst und Idealselbst durch Erfahrung von Annahme, positiver Bewertung und Reintegration -> Freisein von innerer Spannung, Maximum an realistisch orientierter Anpassung und flexibles Wertesystem (dadurch konkrete Verhaltensvorhersage unmöglich); Humanistische Theorie (Mensch von Natur aus gut, Probleme können von ihm selbst bzw. mit Hilfe gelöst werden); phänomenologische Theorienbildung (phänomenales Feld ist Erfahrungstotalität, subjektive Realität, überprüfte Hypothesen über die objektive Realität); Hauptpostulat über interpersonelle Beziegungen ...je größer Kongruenz, desto mehr gegenseitiges Verständnis (widerlegt); Neurose: Aufgabe der Selbstverantwortlichkeit, aktive Distanzierung vom realen Selbst, Angriff gegen das eigene Selbst - neurotische Konfliktlösung; Gesprächspsychotherapie: Thesen zur Ãœberwindung der Kluft, bei Inkongruenz, Erleben muss symbolisiert/verbalisiert werden; Selbstwahrnehmung symbolisiert im Idealfall das Erleben des Organismus; unbedingte Wertschätzung, Empathie, Authentizität des Therapeuten; Subzeption (Verdrängung selbstbedrohender Wahrnehmung ins Unbewußte, viszerale Reaktionen mit Angsterleben) -> Perzeption (Annahme des ‘ganzen’ Selbst).
Kritik:
positiv: ‘Dritte Kraft’ der Psychologie; GT leicht zu lernen (?); ...
negativ: unbedingter Zuspruch allein nicht ausreichend bei Verdrängungen - hier Analyse notwendig; Widersprüche (Keine Entwicklung eines Wertesystems bei bedingungsloser Annahme -> totale Kongruenz möglich, sinnvoll? Keine Sozialisierung mehr?); Stützung auf Selbstberichte, Problem dabei sind mangelnde Zuverlässigkeit, Abwehr; Q - Daten (Karten - Legetechnik zur Ermittlung der Vorstellung eines Menschen über sich selbst), Problem dabei ist soziale Erwünschtheit ...

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