Brennendes Geheimnis

Brennendes Geheimnis

In der Erzählung "Brennendes Geheimnis" von Stefan Zweig geht es um den zwölfjährigen Edgar, der nach einer überstandenen Krankheit zur Erholung Ferien auf dem Semmering macht und dort anscheinend den interessantesten Freund seines Lebens trifft. Dieser Freund, eine Baron des Beamtenadels, ist ein Frauenheld, ein Spieler wie er es ausdrückt und nur an Edgars Mutter interessiert, an die er durch Edgar heranzukommen versucht. Er macht sich die jugendliche Naivität zunutze und heuchelt ihm Freundschaft vor, als der Junge allen anderen zur Last fällt und sie ihn wegschicken. Er verspricht dem Jungen einen Hund und erkundigt sich nebenbei immer wieder nach dessen Mutter und Vater. Im Speisesaal ist der Bub darauf erpicht den neuen Freund sofort der Mutter vorzustellen und erfüllt so den Plan des Barons. Als sich dieser dann in den Gesprächen immer mehr der Mutter zuwendet und Edgar schon fast vergißt, wird dieser eifersüchtig auf seine Mutter. Als sie ihn um neun Uhr ins Bett schickt, verflucht er seine Kindheit, sein Kleinsein und möchte auch zu den Erwachsenen gehören. Während er in Bett liegend über seinen Kummer nachdenkt, kommen sich seine Mutter und ihr Verehrer langsam näher. Sie ist geschmeichelt von den Komplimenten und der Zuwendung, die sie, in ihrem Alter noch, von einem fremden Mann bekommt. Als das Spiel jedoch zu erotisch und reizvoller wird, beschleicht sie die Angst und sie verabschiedet sich.
Als der Baron am nächsten Morgen wieder mit der Mutter allein sein will, lauert Edgar ihm auf und traktiert ihn mit Fragen. Der Baron, für den der Junge jetzt nicht mehr von Nutzen ist, versucht ihn loszuwerden und schickt ihn auf einen Botengang. In Edgar wächst die Eifersucht und beschließt, die beiden nicht mehr aus den Augen zu lassen. Als die Mutter dann eine Wagenfahrt nach Maria - Schutz vorschlägt und ihn gleich unter dem Vorwand des Lernens abzuschieben versucht, hilft ihr der Baron auch noch dabei. Edgar wird wütend und erwähnt dabei, dass sein Vater ausdrücklich gesagt hat, er solle sich hier erholen und nicht lernen. Bei der Erwähnung seines Vaters werden die Mutter und der Baron plötzlich still und benehmen sich in Edgars Augen, wie ein Dieb, den man bei der Tat ertappt hat. Da wird Edgar mißtrauisch und beschließt, ihnen keine einsame Minute mehr zu lassen, bis er hinter ihr Geheimnis gekommen ist.
So findet die Wagenfahrt zu dritt statt, und da Edgar sie mit finsteren Blicken beobachtet, will keine rechte Freude aufkommen. Der Baron hat schon Angst, seine fast sichere Beute wieder zu verlieren.
Als sie am Abend versuchen, den Buben mit einem frühen Abschied und einem verabredeten Wiedersehen zu täuschen, und der Baron sich aber mit einem Blick verrät, wächst die offene Feindschaft in Edgar heran. Dieses abendliche Treffen kann er nicht verhindern, aber schon am nächsten Tag bemerkt er wieder die Ausflüchte und Versuche ihn loszuwerden und lässt sich nicht abschüttlen. Er wird langsam zu einer Plage der beiden. Wieder beginnt ein Tag, an dem Edgar versucht bei seiner Mutter zu bleiben, doch diese schickt ihn mit Briefen zur Post. Er nimmt beiden das Versprechen ab, hier auf ihn zu warten, doch bald bemerkt er, dass ihre Versprechen nicht viel wert sind.
Als die beiden von ihrer Ausfahrt zurückkehren, stellt Edgar den Baron öffentlich zur Rede und bezeichnet ihn als Lügner. Als er nicht bereit ist, sich zu entschuldigen, muss er auf seinem Zimmer bleiben während die beiden essen.
Später am Abend hört er eine Frauenstimme unter seinem Fenster lachen und bemerkt zu seinem Erschrecken, dass es seine Mutter ist, die so verändert dort unten lacht. Sie geht mit dem Baron in dem Wald und Edgar folgt ihnen. Sie gehen eng umschlungen und sprechen leise. Edgar versteht diese Situation nicht, weiß aber, dass er dem Geheimnis auf der Spur ist.
Als die sich wieder auf den Rückweg machen, muss sich Edgar eilen, um vor den beiden auf seinem Zimmer zu sein, um noch zu sehen, dass der Baron die Mutter nicht zu ihrem Zimmer, sondern daran vorbei, zu seinem bringt, wo er sich über sie beugt. Edgar hört ein leises Stöhnen, ein "Nein" und dann wieder den keuchenden Atem seiner Mutter. Er sieht sie in Gefahr und will ihr helfen. Er stürmt aus dem Zimmer, schlägt den Baron, und dieser, nach einer kurzen Starre der Überraschung, zurück.
Nach diesem Vorfall ist die Mutter plötzlich kalt und hart, Edgar wieder ein Kind. Sie fordert einen Entschuldigungsbrief an den Baron, doch der Junge weigert sich. In einem Streit schlägt er sie und läuft dann Hals über Kopf weg, um sich mit dem letzten Rest seines Geldes eine Bahnkarte zu seiner Großmutter in Baden zu kaufen.
Dort angekommen traut er sich nicht in das Haus und geht zuerst einmal in den Park. Es ist schon dunkel geworden und er bemerkt, dass es anscheinend auch hier so ein Geheimnis gibt. Viele Männer und Frauen gehen genauso eng umschlungen wie seine Mutter und der Baron umher, setzen sich auf Bänke und drücken ihre Gesichter gegeneinander. Edgar will nur nach Hause. Er läuft zum Haus der Großmutter, wo auch schon seine Mutter eingetroffen ist, die ihn erleichtert, herzlich und warm begrüßt. Etwas später trifft der Vater ein, der ihn fragt, warum er so töricht war und weggelaufen ist. Hinter seinem Rücken zeigt die Mutter mit ängstlichem, flehendem Gesichtsausdruck eine Geste des Schweigens und Edgar schweigt. Er fühlt sich nun erwachsener als je zuvor, denn er hat jetzt auch ein Geheimnis.

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