Liliom

Franz Molnar

LILIOM

Budapest zu Anfang des 20 Jahrhunderts : Andreas Zavoczki, von Allen nur "Liliom" genannt, arbeitet als
als Ausrufer und Werkelmann bei einem Ringelspiel in dem mit dem Wiener Wurstelprater vergleichbaren
Budapester Stadtwäldchen. Die Leute lieben seine Scherze und vor allem die Dienstmädchen besuchen
das Ringespiel nur seinetwegen. Liliom hat kaum Geld, keinen Beruf gelernt und eine sehr rauhe Schale .
Eigentümerin des Ringelspiels ist Frau Muskat, die eine geheime Zuneigung zu Liliom empfindet, aber
trotzdem meistens mit ihm streitet. Sie weiß, was er für Ihr Geschäft bedeutet, dass er mit seinen
Bärenkräften auch jeden unliebsamen Gast hinausbefördern kann und die Dienstmädchen magisch
anzieht .
Eines Tages jagt Frau Muskat die junge Julie und deren Freundin Marie, zwei Dienstmädchen im Hause
Kolics, aus dem Ringespiel, weil Sie gesehen haben will, dass Julie und Liliom sich unzüchtig verhalten
hätten. Liliom soll seinen Arm um Julies Taille gelegt haben, und Julie soll dies zugelassen haben .
Julie und Marie laufen davon, Frau Muskat hinterher. Der Streit weitet sich aus und Frau Muskat
verbietet Julie, jemals wieder Ihr Ringelspiel zu besuchen. Plötzlich stößt Liliom dazu und der Streit
eskaliert. Da Liliom zu den jungen Mädchen hält und Frau Muskat in seiner ihm eigenen, derben Art
beschimpft, wird er von Frau Muskat entlassen. Sie verlässt die Szene und Liliom bittet Julie und Marie ,
auf Ihn zu warten, während er sein Gewand vom Ringelspiel abholt .

Während seiner Abwesenheit unterhalten sich Julie und Marie über Soldaten und die Liebe. Marie ist erst
vom Land nach Budapest gekommen und noch recht unerfahren. Also erklärt Ihr Julie, woran man einen
Soldaten erkennt und von anderen Berufsgruppen unterscheiden kann. Marie gibt zu, bereits jemanden
kennengelernt zu haben, von dem Sie glaubt, er sei Soldat. Sein Name ist Wolf. Julie macht Ihr
deutlich, dass es sich bei Wolf um einen Dienstmann handelt. Man erkennt dies an der Dienstkleidung .
Marie wiederum glaubt erkannt zu haben, dass Liliom sich für Julie interessiert .

Als Liliom zurückkommt, will er, dass eine der beiden gehen soll. Marie meint, dass Julie hinausgeworfen
wird, wenn Sie nicht nach Hause geht, da sie nur bis 7 Uhr Ausgang hat. Trotzdem bleibt Julie allein
mit Liliom zurück, beide sind jetzt "Hinausgeworfene". Sie setzen sich auf eine Bank und reden. Liliom
bezeichnet Julie plötzlich als "Hergelaufene", weil sie auf sein erstes Wort hin gleich dageblieben ist. Er
nennt sie Lügnerin, weil sie sagt, noch niemals einen Geliebten gehabt zu haben. Julie erwidert, dass sie
nur geblieben ist, weil er so gut zu ihr gewesen sei und im Streit mit Frau Muskat zu ihr gehalten hat und
damit er nicht allein bleiben muss. Daraufhin meint Liliom ,es fehle ihm nicht an Weibern, wenn er eine
braucht. Plötzlich tauchen Polizisten auf, eine Razzia findet statt. Die Polizisten sprechen mit Liliom und
Julie und versuchen Julie zu erklären, dass Liliom ein nichtsnütziger, amtsbekannter Kerl sei, der so
armen Dienstmädchen wie Ihr bloß das Geld abknüpft. Liliom sei ein Dienstbotenverführer und
Galgenstrick, der die Heirat verspricht und die Dienstmädchen dann um ihr Geld prellt. Die Polizisten
bieten Julie an, Sie nach Hause zu bringen, doch sie bleibt bei Liliom. Dieser meint, auch aus einem
Hendelfanger und nichtsnutzigen Kerl kann auch noch ein Mensch werden und macht ihr indirekt einen
Heiratsantrag .

DIe Zeit vergeht. Julie und Liliom hausen in einer kleinen Holzhütte im Hof eines Schnellfotografens .
Liliom hat keine Arbeit, alle Angebote lehnt er ab. Der "Hollinger" arbeitet jetzt für Madam Muskat. Das
Geld ist knapp und oft bleibt Liliom über Nacht fort oder prügelt sich herum .
Marie besucht Julie in der Hütte und erzählt ihr, dass Wolf sie heiraten wird. Marie erfährt von Julie, dass
Liliom sie geschlagen hat. Es war aber nicht so schlimm und es hat auch nicht weh getan, sagt sie. Und
manchmal ist Liliom eh zahm .



Die alte Frau Hollunder erscheint und teilt Julie mit, dass der Drechsler da war. Der Drechsler möchte
Julie von hier wegnehmen und sie heiraten. Er hat zwei Kinder und Geld, doch Julie sagt, sie braucht
den Drechsler nicht. Marie versteht das nicht, da Liliom sie doch schlägt und ein arbeitsscheuer, wilder ,
raufhendel suchender Nichtsnutz sei. Julie meint, es müsse auch solche geben und manchmal sei er
richtig zahm, wie damals auf der Bank. Besonders, wenn er das Werkel vom Ringelspiel hört .
Frau Muskat erscheint, um Liliom wieder seine Arbeit zurückzugeben. Als Liliom noch Hause kommt ,
bietet sie ihm an, wieder für sie zu arbeiten und erzählt ihm vom neuen Ringelspiel und dem neuen
Werkel und dass die Dienstmädchen alle nach ihm fragen. Aber es würde halt nicht gut aussehen ,wenn
er nach der Arbeit das Geld nach Hause zur Frau tragen würde. Frau Muskat bemüht sich, Liliom die
Arbeit bei ihr wieder schmackhaft zu machen und sagt, dass sich außer ihr eh keiner um ihn kümmere .
Da tritt Julie auf und drängt Liliom auf ein Gespräch unter vier Augen, in dem sie ihm mitteilt, dass sie
ein Kind erwartet. Sofort schickt Liliom Frau Muskat nach Hause, ohne die Arbeit anzunehmen .
Stattdessen wendet er sich an seinen Freund Ficsur, eine äußerst zwielichtige Erscheinung. Da Liliom
kaum Geld hat und ohne Ausbildung kaum Aussicht auf eine ordentlichen Arbeit, lässt er sich von Ficsur
überreden, bei einem Raubüberfall mitzumachen. Mit dem erbeuteten Geld hofft er, mit Julie und dem
Kind in Amerika neu beginnen zu können. Er bespricht mit Ficsur den Plan und lässt ein Küchenmesser
aus der Holzhütte mitgehen, dessen Verschwinden natürlich Frau Hollunder auffällt .

Ficsur plant, Herrn Linzmann, einen Juden zu überfallen und, wenn es sein muss, auch zu töten. Dieser
Linzmann soll 16000 Kronen an Lohn für die Fabriksarbeiter bei sich haben, wenn sie ihn überfallen .
Julie hat ein Ahnung, und als die beiden aufbrechen wollen, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen ,
versucht Julie verzweifelt, Liliom zum daheimbleiben zu bewegen, doch er geht mit Ficsur .

Als Liliom und Ficsur die Stelle des Ãœberfalls erreichen, verbleibt noch etwas Zeit, die sie mit
Kartenspielen verbringen. Dabei nutzt der hintertriebene Ficsur die Gelegenheit, um Liliom beim Spiel
zu betrügen und Liliom verliert seinen Anteil an der wahrscheinlichen Beute. Dann taucht endlich
Linzmann auf und Liliom und Ficsur setzen ihren Plan in die Tat um. Doch Linzmann, der die Gelder
bereits abgeliefert hat, kann Ficsur, der ihn von hinten erstechen wollte, überwältigen, einen Revolver
ziehen und damit auch Liliom in Schach halten. Als die Polizei erscheint, versucht Liliom zu flüchten ,
doch Linzmann bedroht ihn mit dem Revolver. Liliom greift zum Küchenmesser. Er bricht in lautes
Schluchzen aus und ruft plötzlich : "Julie. .. mein kleines Mädel... mein Käfer.. .du. .. ". Er wendet sich
zur Seite und sticht sich selbst in die Brust .

Die Polizei liefert Liliom auf einer Bahre in der Holzhütte bei Julie ab, weil er den Transport ins
Krankenhaus nicht überstehen würde. Liliom erwacht und erklärt Julie, sie nur geschlagen zu haben ,
weil er nicht zusehen kann, wenn eine weint. Ins Ringelspiel ist er nicht zurückgegangen, weil er die
Mädel nicht mehr abtasten wollte. Und die Witze, die der Hollinger jetzt dort macht, sind die seinen. Er
sagt Julie, dass sie nie etwas von ihm gehabt hat, keine Wohnung, kein Brot. Und dass er nicht um
Verzeihung bittet. Sie soll es dem Kind erzählen, wie sie es will. Liliom sinkt zurück und stirbt .
Alle Anwesenden meinen, dass es für Julie so besser ist und schimpfen mehr oder weniger auf Liliom .
Nur Frau Muskat nicht. Sie will sich mit Julie aussöhnen, doch Julie lehnt kalt ab und sagt und zu Frau
Muskat, auch sie halte Liliom für einen schlechten Menschen und dass sie nicht zu ihm gehört und daher
auch nicht die 2 Kronen nimmt, die Frau Muskat Liliom noch schuldet. Als Frau Muskat meint, sie habe
Liliom mehr geliebt als sie, antwortet Julie mit einem einfachen "ja" .

Nachdem auch Frau Muskat den Raum verlassen hat, beugt sich Julie über den toten Liliom : " auch dir
sag ich nicht, was ich jetzt spür.. ." Der Drechsler erscheint und holt sich bei Julie eine letzte, endgültige
Abfuhr. Julie verlasst den Raum. Nur der der tote Liliom liegt noch auf seiner Bahre .

Da erscheinen zwei Polizisten. Einer berührt Liliom und befiehlt ihm, aufzustehen. " Wir sind Gottes
Polizei ". Liliom erhebt sich. Einer der beiden Polizisten sagt, das die Sache noch nicht zu Ende ist ,
solange sich jemand an einen erinnert .



Im Jenseits :
Liliom und zwei weitere Selbstmörder sitzen in einer weißen Amtsstube. Liliom wird von einem
Konzipisten befragt ,wie er heiße, was er auf der Erde Gutes getan hätte und ob er nochmal zurück
will, um noch etwas erledigen zu können. Doch Liliom ist starsinnig und sagt, er bereut nichts, auch
nicht, dass er Frau und Kind mittellos zurückgelassen hat, oder dass er seine Frau geschlagen hat. Jetzt
ist einmal fort, also was geht ihn das Alles noch an ? Der Konzipist hält ihm vor, ein schlechter Gatte und
Vater gewesen zu sein, sich zu schämen, seine Frau geliebt zu haben .

Ein weiterer Mann wird vorgeführt. Stephan Kadar, der nach 13 - jähriger feuriger Läuterung auf die
Erde zurückkehren durfte, um etwas Schönes zu vollbringen. Stephan Kadar ist das gelungen, er hat die
Prüfung bestanden und darf nun durch das Tor zum ewigen Licht. Der Konzipist erklärt Liliom ,dass
Kadar genauso war wie er jetzt und dass er, Liliom, nun 16 Jahre im rosenfarbigen Feuer bleiben muss ,
bis sein Kind groß geworden ist. Dann darf er für einen Tag auf die Erde hinabsteigen, um zu zeigen ,
wie weit die Reinigung seiner Seele fortgeschritten ist und seiner Tochter etwas Schöner, Herrliches zu
erweisen .

16 Jahre später : Julie und ihr Tochter Luise befinden sich in einem kleinen Garten vor einem baufälligem
Haus. Marie und Wolf sind zu Besuch, sie haben es mittlerweile zu etwas gebracht und besitzen nun ein
eigenes Cafe. Wolf hat Julie und Luise eine bessere Arbeit besorgt. Als Wolf und Marie den Garten
verlassen, erscheint Liliom, genauso gekleidet wie an seinem Sterbetag, bleich, aber nicht gealtert. Zwei
Polizisten Gottes begleiten ihn, gehen dann aber weiter .
Julie erkennt ihn nicht und hält ihn für einen Bettler, sie bietet ihm Suppe an. In der sich entwickelnden
Unterhaltung erklärt Julie Liliom ,dass ihr Mann nach Amerika gegangen und dort verstorben sei. Luise
sagt, dass ihr Vater ein schöner Mann gewesen sei. Im Verlaufe des Gesprächs beginnt Liliom Luise die
Wahrheit über Ihren Vater zu erzählen, dass er ein gefährlicher Raufbold war, ein Hallodri und
Spaßmacher im Stadtwäldchen, der seine Frau geschlagen hat. Julie bestreitet das energisch und weist
den vermeintlichen Bettler hinaus. Auch Luise bittet ihn, zu gehen, aber Liliom will ihr noch ein
Kartenkunststück zeigen. Luise weist ihm die Tür und streckt die rechte Hand aus. Da blickt Liliom sie
plötzlich an und schlägt ihr auf die Hand, sodass der Schall lau vernehmbar ist. Luise ruft Julie und
erzählt ihr, dass er ihre Hand ganz fest geschlagen habe, und doch hat sie nichts gespürt, als wenn
jemand nur leicht ihre Hand gestreichelt hätte. Julie schickt Luise ins Haus. Sie hält dem Bettler vor, ihre
Tochter geschlagen zu haben und fragt, wer er denn eigentlich ist. Liliom antwortet, er sein ein armer
Bettler, der ihre Tochter auf die Hand geschlagen hat. Er fragt Julie, ob sie bös auf ihn ist. Julie
entgegnet mit entsetztem Staunen, die Hand aufs Herz gepreßt : " O du mein Jesus.. Was ist das ?.. .
Gar nicht böse bin ich. .. gar nicht böse.. ."
Liliom geht zum Tor. Einer der Polizisten Gottes macht eine resignierende Handbewegung, als wollte er
sagen, dem Manne ist nicht mehr zu helfen. Luise fragt ihr Mutter, ob es ihr jemals passiert sein, dass sie
jemand geschlagen hätte und sie hat es nicht gespürt ? Das es gar nicht weh tut ? Und Julie antwortet
darauf : " Es ist möglich, mein Kind.. dass einen jemand schlägt.. und dass es doch gar nicht weh tut. .. "

Ein Leierkastenmann postiert sich beim Nachbarhaus und beginnt sein Werkel zu drehen. .. .














Franz Molnar :

Franz - eigentlich Ferenc - Molnar wurde am 12. Jänner 1878 als Sohn eines Arztes in Budapest geboren ,
sein fast unbekannter Geburtsname lautet Neumann. Er, der später der elegante Boulevardier zwischen
Paris und New York werden sollte, begann seine Laufbahn als Journalist. Aus dieser Tätigkeit heraus kam
es auch zu den typischen Charakteren seiner Stücke, wie eben den "Hutschenschleuderer" Liliom, der
auch seine bekannteste Figur werden sollte. Dieses erfolgreiche Stück wurde auch mehrmals verfilmt ,
unter anderem auch von dem berühmten Regisseur Fritz Lang. In New York wurde aus dem Stoff sogar
ein überaus erfolgreiches Musical mit dem Titel "Carousel" gemacht .
Eigentlich hätte Molnar Jura studieren sollen, doch er begann lieber zu schreiben, erst als Journalist ,
später als Dramatiker und Romancier. In seinen Werken versuchte er, den glatten Schein der damaligen
Gründerjahre zu entlarven und einen Blick hinter die Kulissen der Gesellschaft zu werfen. Die
Budapester Gründerjahre lagen ein wenig später hinter denen Wiens, zeichneten sich aber durch
besondere Üppigkeit aus. Alles sollte ein bißchen prächtiger sein als in Wien .

Spätere Werke, die "Liliom" folgten, spielen in einem eleganteren Milieu, doch ist stets eine ironische
Skepsis vorhanden. 1907 wurde "Der Teufel" sein erster großer Bühnenerfolg, es folgte 1910 "Der
Leibgardist". Eines der Grundmotive Molnar's war das Spiel im Spiel, welches er virtuos handhabte .
So merkt etwa in "Der Leibgardist" ein Schauspieler, wie die Träume seiner Frau um einen Leibgardisten
kreisen. Also entschließt sich dieser Schauspieler, die Rolle seines Nebenbuhlers zu übernehmen und sich
seiner eigenen Frau in Uniform zu nähern. Sein Dilemma wird, dass er nicht weiß, ob er sich ob seiner
guten schauspielerischen Leistung freuen soll oder über die Wankelmütigkeit seiner Frau erbost sein soll .

Seine große Zeit hat Molnar in den 20 - er Jahren, in denen er zwischen Budapest und Wien pendelte und
seine Stücke den deutschen Spielplan beherrschten, aber auch sogar bis nach Paris, der Heimatstadt der
Boulevardkomödie, vordrangen .

Die in den 20 - er Jahren untergehende Donaumonarchie beschrieb er in Stücken wie "Der Schwan" oder
"Olympia" auf ironische Weise. Sein geistreichstes Werk jener Zeit war aber wohl "Spiel im Schloß" ,
wieder ein perfekt durchkonstruiertes Spiel im Spiel. In diesem Stück treffen ein Autor, ein Komponist
und dessen Verlobte, eine Diva, in einem Schloß aufeinander, um eine neue Operette zu schaffen. Als
der Autor und der Komponist ein verdächtiges Tete - a - Tete zwischen der Diva und einem ihrer
Bühnepartner belauschen, sieht der Autor sein neues Werk bereits einem Eifersuchtskonflikt zum Opfer
fallen. Also schreibt er schnell einen kleinen Sketch, in dem die belauschten Worte des Liebesdialoges
vorkommen, so dass das zufällig mitbekommene Geturtel wie eine improvisierte Probe erscheint. Der
verliebte Komponist glaubt dies gerne und die Diva wie deren Bühnenpartner sind nur zu gerne bereit ,
diesen Glauben zu nähren .

Ab ca. 1930 gab es fast jedes Jahr ein neues Molnar - Stück, doch begann sich bereits die Wirtschaftskrise
bemerkbar zu machen. Sein Pendeln zwischen Wien und Budapest fand ein jehes Ende, als Hitler beide
Städte seinem Einflußbereich einverleibte. Molnar ging nach New York, wo seine Stücke ebenfallls sehr
erfolgreich waren und er daher keinerlei materielle Sorgen hatte. Er bewohnte ein kleines Appartement im
8. Stock des Plaza - Hotels und verließ New York kaum, nicht einmal das Revier um das Plaza - Hotel hat er
gerne verlassen. Auch den Lockungen Hollywoods gegenüber blieb er standhaft, weil seine Stücke in den
Theatern wie auch in den Filmstudios reichlich Geld einbrachten .
Nach Europa zu reisen erwog er selbst dann nicht, als es bereits bequeme Flüge über den Ozean gab .
Fliegen, so sagte er, würde er erst dann, wenn es üblich sei, dem Piloten nach einem gelungenen Flug
ein Trinkgeld in die Hand zu drücken. Das war eine typische Aussage Molnar's, der ein berühmter
Anekdotenheld geworden war. Als etwas seine geschieden Frau versuchte, auf den Bühnen New Yorks
unter dem Namen Sari Fedak - Molnar Fuß zu fassen, ließ Molnar in den Zeitungen eine Richtigstellung
drucken, der zufolge diese ungarische Schauspielerin nicht seine Mutter sei .




Knapp vor Kriegsende schrieb Molnar ein letztes Werk. Es hieß "Panoptikum" und war eine seltsame
Komödie, die in ihrer ironischen Distanziertheit viel über seinen damaligen Seelenzustand verrät. Da
treten Aristokraten und Diplomaten auf - verwickelt in eine Spionageaffäre -, zu denen er in seiner New
Yorker Umgebung soviel Distanz gewonnen zu haben scheint, dass er sie nur als Gestalten aus einem
Panoptikum vorführt. Seine Zeit und die Welt der amourösen Komtessen scheint vorbei .

Molnar überlebte das Kriegsende um sieben Jahre. Er starb am 1. April 1952 in New York ,
als "Klassiker des Boulevards" .

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