Romeo und Julia auf dem Dorfe

Die Steine

Die Steine sind ein Symbol, das im ersten Teil, also bis zum Wendepunkt der Erzählung, als Sali aus Wut einen Stein an den Kopf von Marti wirft, sehr oft vorkommt. Diese Tat ist ein Wendepunkt, da für alle Personen eine Art "neues Leben" beginnt. Marti wird verrückt und landet in der Irrenanstalt. Manz und seine Frau haben jetzt Ruhe vor ihm und führen ein etwas besseres Leben als zuvor, doch nur deshalb, weil Manz sich den Dieben anschließt. Für Sali und Vrenchen beginnt etwas Neues, jedoch nicht auf der Erde, da sie keinen anderen Ausweg mehr finden und sich nach ihrem gemeinsamen Tag umbringen.
Das Motiv der Steine steht für Unfruchtbarkeit, Wildnis, Tod und die Zerstörung der Harmonie zwischen den beiden Familien.
Die Steine sind lästige Gegenstände in den Furchen der Bauern, die man in die Mitte auf den wilden Acker, wie zu Beginn beschrieben wird, wirft.
Als Manz den mittleren Acker erwirbt und ihn von all den Steinen "befreit", die auf ihm liegen, schüttet er sie auf das "streitige Dreieck", um es Marti heimzuzahlen. Die Steine versinnbildlichen auch die Trauer: "...und ihre Gemüter wurden so schwer wie Steine(S.42,Z.25)."


Die Puppe

Die Puppe von Vrenchen, die sie zu Beginn der Erzählung dabei hat, als Sali und sie ihren Vätern das Mittagsvesper bringen, tritt im Gegensatz zu den anderen Symbolen nur einmal auf. Sie spielt aber trotzdem eine wichtige Rolle, da sie mehrere Symbolfunktionen hat. Eine wichtige Funktion ist diese, als Sali das Püppchen mit einem Stein von der Distelstaude herunterwirft. Das weist auf die Stelle hin, als Sali Marti mit einem Stein an den Kopf wirft.

Eine andere bedeutsame Symbolfunktion: Anschließend wird die Puppe von den beiden Kindern nach und nach zerstückelt. Hier wird auf den allmählichen Auseinandergang der Familien hingewiesen.

Ein dritter Hinweis auf das, was noch geschehen wird, ist die lebendig begrabene Fliege in dem Puppenkopf, die die Kinder dort einschließen. Als Vrenchen ihren Vater ins Irrenhaus bringt, ist in der Novelle von einem "lebendigem Begräbnis (S.50, Z.11/12)" die Rede.


Der brachliegende Acker

Der brachliegende Acker, der eigentlich dem Geiger gehört und zwischen den Äckern von Manz und Marti liegt, ist eng mit dem Bild der Steine verknüpft, denn auf ihn werden die Steine, die die Furchen der Bauern behindern, geworfen. Dies geschieht ohne groß nachzudenken und schon ganz automatisch. Marti und Manz sehen ihn als etwas Störendes an.
Der "wilde" Acker, wie er auch genannt wird, ist ein Ort der Wildnis und der Grausamkeit, wie die grausamen Spiele der Kinder zeigen. Aber auch weil Marti durch den Steinschlag zuerst bewußtlos, dann verrückt wird. Er ist zugleich wilder Brachacker und Kindheitsparadies und zugleich Treffpunkt der Verliebten und Ort des Unheils.
Der eigentlich Grund des Beginns des Konfliktes der Bauern, ist der, dass es Manz stört, dass Marti eine Ecke seines jetzt ihm gehörenden Ackers weggepflügt hat.


Der schwarze Geiger

Der schwarze Geiger kommt das erste Mal ins Spiel, als Manz und Marti bei ihrer Mittagspause über ihn herziehen. Er ist der eigentliche Besitzer des wilden Ackers und eine Person der gesellschaftlichen Randgruppe, ein Außenseiter. Er steht in enger Verbindung mit den Symbolen des Steins und des Ackers.
Er ist das das Sinnbild für die Ungerechtigkeit und Schlechtigkeit von den Bauern Marti und Manz, denn er ist derjenige, dem die beiden das Unrecht zufügen.
Außerdem ist er ein Symbol des Todes, der Sali und Vrenchen ihr tragisches Ende voraussagt.
Als er das erste Mal auf Sali und Vrenchen trifft, werden sie "in einem seltsamen Bann" gezogen. Er wird als ein "dunkler Stern" beschrieben. Als er mit den beiden redet, springt er auf die "feuerrote Steinmasse". Man erkennt sehr deutlich, dass er die Züge einer Teufelsfigur hat.
Zum Schluß will er ihnen einen Ausweg anbieten, doch sie lehnen ab, weil die Bürgerlichkeit Teil von ihnen geworden ist.


Der Fluß

Der Fluß, der durch das Dorf Selwyl fließt, ist das erste Symbol, mit dem die Novelle beginnt. Er ist das Symbol des Todes, da die beiden Verliebten ihren Tod in seinen Fluten finden. Bereits auf Seite 17, Zeile 33 findet eine symbolische Vorwegnahme des tragischen Endes statt.
Er ist eine Art von "Spiegelbild", das die augenblickliche Stimmungen der Hauptpersonen zurückspiegelt. Zu Beginn, als die Familien noch nicht im Streit leben, ist er der schöne, ruhig fließende Fluß, der durch das Dörfchen fließt. Doch schon bald wird er zum tosend reißenden Fluß, als der Streit zwischen den Bauern auf der Brücke stattfindet. Die beiden müssen gegen ihn anschreien. Dort erreicht ihre Verfeindung ihren Höhepunkt (S. 30, Z. 15 - 19). Und schon am nächsten Tag, als Sali auf dem Acker auf Vrenchen wartet und er voller Glücksgefühle ist, glänzt er wieder in der Mittagssonne und fließt ruhig vor sich hin.
Er ist außerdem ein Symbol des Elends, da sich dort die verarmende Schicht versammelt, um zu fischen, eine Tätigkeit, die darauf hindeutet, dass diese Menschen an ihrem absoluten Tiefpunkt angekommen sind. Er wird hier als eine "Heiligengalerie" beschrieben.
Der Fluß ist das letzte Symbol mit dem die Erzählung schließt und hat somit das letzte Wort. Das wird auf Seite 87, Zeile 27 bis Seite 88, Zeile 5 schön deutlich.
Das mehrfach vorkommende "bald" und was dem Fluß alles begegnet, weisen ein langsames "Ausschleichen" der Geschehnisse und des Lebens der Verliebten auf.


Farbsymbolik der Natur

Die Natur ist, ähnlich wie der Fluß, ein "Spiegel" der Stimmung der Charaktere. Zu Beginn, als alles noch "in Ordnung" war, wird die Natur folgendermaßen beschrieben, wie in einem Bilderbuch:
    "eine fruchtbare, wohl bebaute Ebene" "ein schöner Fluß" "ein sonniger Septembermorgen" "ein Städtchen, das räucherig glänzend in seinem Bergen liegt."

Als Manz und Marti dann in Feindschaft leben bekommt die Natur eine ganz andere Beschreibung. Bevor es zu der Begegnung am Fluß kommt, wrden durch Naturerscheinungen schon "vorausgesagt", dass es gleich zu einer Streiterei kommen wird:
    "ein ziemlich tiefer und reißender Bach" "da der Himmel voll Gewitterwolken hing"
Beim Zusammentreffen, als sie sich anschreien und wütend auf sich losgehen:
    "rauschen die Wellen des Baches stärker" "fangen jetzt auch die Weiden am Bache gewaltig an zu rauschen im aufgehenden Wetterwind"

Doch als Sali mit Vrenchen in Berührung kommt, während sie versuchen ihre Väter auseinander zu bringen, erhellt plötzlich ein Wolkenriß das Gesicht des Mädchens (S. 32, Z. 28/29). Hier und noch an denjenigen Stellen, wo Sali und Vrenchen sich treffen, wird in der Landschaft die glückliche Stimmung der beiden wiedergespiegelt:
    "tiefblauer Himmel" "keine Wolke am reinen Himmel" "der Wald war grün, der Himmel blau" "die Wälder waren mit einem zarten Duftgewebe bekleidet" (è dies symbolisiert die saubere Kleidung der beiden an ihrem letzten Tag.)

Allein der Dorfname "Seldwyl ist ein von Keller erdachter Name, der übersetzt "Glücksdörfchen" bedeutet.
saelde = Glück, Wonne
wyl = Weiler (kl. Dorf)


è Grundsätzlich führen alle Symbole zu den Verfallserscheinungen hin.

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