Edgar Allan Poe

E. A. Poe


Um Edgar Allan Poes Erzählungen beurteilen zu können, ist es sehr wichtig, sein gesamtes Leben zu kennen.

Lebenslauf:
+ Poe führte ein Leben voller Extreme. Kurze Zeit seines Lebens ist er bei den reichen Allans untergebracht, später stirbt er bei seiner Tante fast am Hungertod.
+ Der Schriftsteller wurde am 19. Januar 1809 als Sohn eines zu den Komödianten entlaufenen Generalssohnes und einer jungen Schauspielerin, die in verarmten Verhältnissen lebten, in Boston geboren. Er hatte drei Geschwister.
+ 1811 wurde er von Mrs Frances Allan in Richmond, der wohlhabenden Frau eines Tabakexporteurs, nach dem Tod seiner Eltern adoptiert. Dort lernte er erstmals elterliche Liebe und finanzielle Sicherheit kennen.
+ Die Familie Allan ermöglichte Poe eine gründliche klassische Schulausbildung in England.
+ Nachdem Poe während des Studiums seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte und sein Stiefvater nicht dafür aufkommen wollte, musste er die Universität verlassen.
+ Nach der abgebrochenen Ausbildung ging Poe zum Militär, wo er aber aufgrund seiner unseriösen Lebensführung bald entlassen wurde. Nach dieser gründlich mißratenen Jugend veröffentlichte Edgar Allan Poe 1827 erstmals ein dünnes Bändchen mit Gedichten.
+ Mit seinem Stiefvater konnte er sich trotz Vermittlungsversuchen der Adoptivmutter nie wieder versöhnen.
+ Es folgten Veröffentlichungen weiterer kleiner Bücher.
+ Anschließend lebte Poe vier Jahre lang in großer Armut in Baltimore bei seiner Tante Mrs Clemm und deren Tochter Virginia.
+ Einige Kurzgeschichten Poes wurden in mehreren Zeitschriften veröffentlicht.
+ 1833 gewann seine Erzählung "Manuskriptfund in einer Flasche" den ersten Preis bei einem Wettbewerb des Baltimore Saturday Visiter, worauf er eine Redakteurstelle beim Southern Literary Messenger bekam.
+ Dort machte sich Poe einen großen Namen als Literaturkritiker, aber auch einige Feinde.
+ 1836 heiratete der junge Redakteur im Alter von 27 Jahren seine 13jährige Cousine Virginia.
+ 1837 zog er mit seiner Frau nach New York.
+ In den nächsten Jahren stellte Poe mehrere neue Erzählugen und Kurzgeschichten vor.
+ 1841 wurde er als Chefredakteur beim Graham's Magazine in New York angestellt. Ein Jahr später verlor er die Stelle wieder, da er seinen Pflichten nur sehr unvollkommen nachkam.
+ 1845 wurde Poe mit dem Gedicht "Der Rabe" über Nacht in Amerika und England berühmt. Finanziell brachte ihm dieser Erfolg jedoch nichts. Der berühmte Erzähler lebte noch immer an der Armutsgrenze.
+ 1845 und 1846 arbeitete er bei verschiedenen Magazinen, nebenher veröffentlichte er auch einige Bücher.
+ 1846 zog er mit seiner Familie um nach Fordham.
+ Die an Tuberkulose erkrankte Virginia starb 1847. Poe, der seine Frau sehr liebte, musste während dieser Zeit Furchtbares durchmachen.
+ In den Jahren nach dem Tod seiner Frau suchte Poe Anlehnung bei mehreren Freundinnen und Geliebten.
Trotzdem hatte er oft Anfälle von Depressionen, er beging sogar Selbstmordversuche. 1848 verlobte sich Poe mit Mrs Sarah Whitman, mit der er jedoch sofort wieder brach. Poe hatte große Probleme mit sich selbst, er konnte sein inneres Gleichgewicht nicht finden.
+ 1849 verlobte sich der Autor mit seiner Jugendliebe, der Witwe Sarah Elmira Shelton. Auf der Heimreise von Richmond nach Fordham verschlimmerte sich Poes gesundheitlicher Zustand zusehnds, bis er kurz nach der Ankunft in Fordham am 7. Oktober 1849 starb.
+ Die Beisetzung erfolgte in Baltimore auf dem Presbyterian Church Cemetry.
Der große Erzähler wurde also nur vierzig Jahre alt.
Während seines gesamten Lebens war Poe bekannt als Trunkenbold. Er akzeptierte Alkohol und Opium als Fluchtmöglichkeit vor unerträglichem psychischen Druck. Durch seine Trunksucht geriet er auch ständig in berufliche Schwierigkeiten. Nach dem Tod seiner Frau verfiel Poe mehr denn je dem Alkoholismus.
Trotz seiner literarisschen Erfolge lebte der Schriftsteller die meiste Zeit seines Lebens in bitterster Armut, sieht man einmal von den wenigen Jahren bei den Stiefeltern ab.
Poe arbeitete für unzählige Zeitschrifen und Magazine als freier Mitarbeiter oder Redakteur; doch seinen Traum eines eigenen kritischen Journals konnte er nie verwirklichen.
Was man jedoch nie vergessen darf: Poe war der Erfinder der Kriminalgeschichte!
Edgar Allan Poe wird heute oft als theoretischer wie auch praktischer Erfinder der Kurzgeschichte bezeichnet.
Er hat sich viele Freundschaften durch seine üblen Charaktereigenschaften, sein Vagabundentum, seine dem Alkoholismus verfallene Natur etc. verscherzt. So hatte Poe nur wenige Freunde aber unzählige Feinde. Diese Feinde stempelten auch das meistgeprägte Bild von Poe als Trunkenbold, der seinen Ruin sich selbst zuzuschreiben hatte, während sie seine literarischen Leistungen ignorierten. Erst spät versuchten Poes Freunde, die Wahrheit über sein abenteuerliches Leben zu verbreiten.
Daraufhin errichtete die Stadt Baltimore 1875 das Poe - Denkmal.
Hervorgehoben werden in jeder Biographie Poes korrekte und schöne Handschrift sowie andere pedantische Eigenschaften.
Man muss Poe jedoch den Vorwurf machen, mit seinem Leben geradezu fahrlässig umgegeangen zu sein. Ohne seine Alkohol - und Rauschmittelsucht sowie andere schlechte Angewohnheiten hätte er noch viel mehr aus seinem Leben machen können, als er es getan hat.


Inhaltsangabe: Das verräterrische Herz
In der phantastischen Erzählung "Das verräterrische Herz" von Edgar Allan Poe ermordet der Ich - Erzähler einen alten Mann, da ihn dessen Blick quält.
Zu Beginn beschreibt der Ich - Erzähler die Reizbarkeit seiner Nerven, die Schärfe seiner Sinne. Obwohl er erklärt, er höre Dinge im Himmel, auf der Erde und in der Hölle, wehrt er sich gegen die Behauptung, verrückt zu sein und weist darauf hin, wie ruhig er die ganze Geschichte erzählen könne:
Der Ich - Erzähler erläutert, dass er den Entschluß, den alten Mann zu töten weder aus Leidenschaft, noch aus Rache, noch aus Habgier getroffen habe. Vielmehr sei das "blassblaue Auge mit einem Häutchen darüber" des alten Mannes, das aussieht wie das Auge eines Geiers, schuld daran, dass es den Ich - Erzähler jedesmal kalt überläuft, sooft der Blick des alten Mannes auf ihn fällt. Der Ich - Erzähler beschreibt in jeder Einzelheit, welche Vorsichtsmaßnahmen er ergreift, um nicht in Verdacht zu geraten. Eine ganze Woche lang beobachtet er den alten Mann nachts heimlich, tagsüber aber unterhält er sich mit ihm freundlicher denn je, ohne dass der Alte argwöhnisch wird. In der achten Nacht dann liegt der alte Mann mit geöffneten Augen wach. Der Ich - Erzähler steht in völliger Dunkelhiet im Zimmer. Der Alte kann den Mörder weder sehen noch hören, doch weiß er, dass er da ist. Er wird immer unruhiger und ängstlicher, sein Herz rast so laut, dass sogar der Mörder es hören kann. Nach einer langen Pause stürzt der Mörder sich plötzlich mit einem Schrei auf sein Opfer. Den in sechs Teile zerschnittenen Körper des Opfers versteckt er unter den Bohlenbrettern im Fußboden. Durch enorme Vorsichtsmaßnahmen hinterlässt der Täter keine Spuren. Als er seine Arbeit gerade beendet hat, läuten drei Polizeibeamte an der Haustüre und begehren Einlass. Liebenswürdig und bei bester Laune führt der Ich - Erzähler sie herum und zeigt ihnen alles - "denn was hatte er wohl zu fürchten?" Die Beamten entdecken nichts. Zum Schluß plaudern noch alle zusammen im Zimmer des Ermordeten, über dessen Leiche! Plötzlich hört der Ich - Erzähler ein regelmäßig pochendes Geräusch. Er erkennt es sofort. Das Geräusch wird immer lauter, doch die Beamten scheinen es nicht zu bemerken. Der Ich - Erzähler wird fast wahnsinnig, schreit herum, schlägt Stühle auf dem Boden zusammen, um das Geräusch zu übertönen. Doch das Herz des alten Mannes schlägt immer lauter. In der Gewißheit, dass die Beamten alles wissen, ihn nur noch quälen wollen, gesteht der Mörder alles.


- Textstelle vorlesen -


Beurteilung der Geschichte:
Ich halte diese Erzählung nicht für besonders gelungen. Die gesamte Geschichte ist langweilig für mich. Poe bemüht sich zwar, Spannung hineinzubringen indem er den Ich - Erzähler ewig warten lässt, bevor er den alten Mann umbringt, doch mißlingt dieser Versuch. Durch solche Passagen wird die Erzählung nur noch langatmiger. Nicht einmal die genaue Beschreibung der Umstände und der Gefühle kann einen fesseln. Außerdem wird die Geschichte zusätzlich langweilig durch die Wiederholung dessen, was Poe schon am Anfang ausführlich erläutert hat: Dass der Ich - Erzähler nicht verrückt ist, denn Verrückte sind Wirrköpfe, vielmehr ist er hochintelligent und vergißt keine Vorsichtsmaßnahme. Diese Story ist schon zu abgegriffen, als dass man sich dafür noch interessieren könnte. Sie kommt in jedem Kriminalfilm bzw. - roman vor und man kennt sie schon zur Genüge. Die Veränderung kleiner Dinge wie z.B. das Auge als Mordgrund ändert daran auch nichts mehr. Das einzige, was ganz anders ausgefallen ist als bei der Mehrheit solcher Geschichten ist der phantastische Schluß. Als besonders originell empfinde ich ihn aber trotzdem nicht. Vielleicht war diese Erzählung früher spannend und aufregend, heute jedoch gibt es eine solche Masse an diesen Erzählungen, dass sie einen schon gar nicht mehr interessieren. Um einen vermeintlichen Widerspruch zwischen "Erfinder solcher Geschichten" und der Meinung, diese Geschichte sei schon zu abgegriffen auszuräumen, möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass man da nicht lange fragt, ob Poe diese Art von Erzählung erfunden hat und die bisher Gekannten nur die "Nachgemachten" sind. Eine Geschichte, die man fast alltäglich liest, ist einfach nicht mehr spannend.
Ich bin der Ansicht, dass es viele andere Erzählungen von Edgar Allan Poe gibt, die um ein Vielfaches spannender und interessanter sind als "Das verräterische Herz."


Allgemeines:
Von den heutigen Kritikern wird Edgar Allan Poe mit Lob überhäuft:
Er wird als
Einer der größten amerikanischen Erzähler, als
Wegbereiter der amerikanischen Literatur, oder als
Singuläre Erscheinung zwischen Romantik und Moderne gefeiert.
Einige behaupten sogar, mit ihm habe erst "die geistige Regsamkeit in Amerika" begonnen.



























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