Leid

Referat zu dem Thema:




LEID



Warum lässt Gott das zu ? Oder: Wenn Menschen Böses wiederfährt.










Gliederung:

    Einleitung Gibt es Gott ? Gott als Alibi Leid ! Wie gehe ich damit um ?










Von Sebastian Böttcher 12 TU We
    Einleitung


Leid! Was ist das?
Wenn nach der Ansicht eines Menschen ihm oder anderen etwas Ungerechtes wiederfährt, dann bezeichnet er das als Leid.
Ich möchte in meiner Darstellung versuchen, auf eine Form des Leides und dem Umgang mit diesem Leid genauer einzugehen.
Ich werde nicht über das Leid der Menschen in der Dritten - Welt sprechen, ein Leid, das einen Menschen in Deutschland nicht persönlich angeht oder betrifft, da es sich nicht um Familienangehörige oder Freunde handelt, und an das man nur durch die Medien mehr oder minder in unregelmäßigen Abständen erinnert wird.
Ich möchte das Leid derer beschreiben, die direkt davon betroffen sind, so wie man selbst, wenn man durch einen Autounfall oder durch Krankheit einen lieben Menschen verliert, und wie diese mit ihrem Leid umzugehen versuchen. Doch auch hierbei muss man unterscheiden zwischen dem persönlichen Leid, das durch andere Personen oder durch einen selbst verschuldet wird, und dem Leid, das man erfahren muss, ohne dass es von einem selbst oder anderen verschuldet wurde.




    Frage nach Gott


Ich persönlich habe mir die Frage gestellt, ob es nötig ist, bevor man über ein solches Thema spricht, einen Gottesbeweis zu führen. Ich bin schließlich zu dem Schluß gekommen, dass es nicht nötig ist, denn stellt jemand die Frage, "warum lässt Gott dieses Leid zu, " so ist er wohl von der Existenz Gottes überzeugt. Wäre er es nicht, so müsste die Frage lauten: " Wie konnte es passieren ? " Und eine solche Frage, so meine ich, muss im Religionsunterricht nicht primär beantwortet werden.
Viel eher stellt sich das Problem auf, vor dem gerade religiöse Menschen stehen:
Wie kann man trotz schwerem Leid weiterhin an Gott glauben, ohne Zweifel an ihm zu hegen oder Haß zu empfinden ?




    Gott als Alibi


Bevor man sich intensiver mit der zuletzt gestellten Frage befassen kann, ist es nötig, eine Sache klarzustellen. Gott kann und darf nicht für jedes Unglück oder Leid auf der Welt verantwortlich gemacht werden. Sieht man zurück in der Geschichte bis zu dem Punkt, an dem alles begann, so erkennt man, dass Gott die Menschen mit gleichen Voraussetzungen ausgestattet hat. Er erschuf die Erde, Mann und Frau als auch alle Tiere. Die Menschheit startete am Punkte NULL. Gott erschuf nicht die Atombombe oder Chemiewaffen, die in wenigen Augenblicken tausende Lebewesen dahin raffen können.
Der Mensch ist derjenige, der Tiere ausrottet, die Natur verschmutzt oder andere Menschen tötet. Gott darf nicht von uns für Leiden angeklagt werden, die wir Menschen mit eigener Hand vorsätzlich oder unabsichtlich verschulden oder verschuldet haben. Man darf Gott nicht als Alibi für seine eigenen Fehler mißbrauchen.
Der Mensch muss die Fähigkeit entwickeln, eigene Fehler zuzugeben.



Ein konkretes Beispiel:

Ein Motorradfahrer verunglückt, er liegt schwer blutend auf der Autobahn. Mehrere Autos fahren über den Sterbenden hinweg. Keiner hält an oder leistet gar Erste Hilfe. Lange nachdem der Unfall passierte, ruft jemand anonym die Polizei an und verlässt den Unfallort ohne auf den Rettungswagen oder die Polizei zu warten. Für den Motorradfahrer kommt jede Hilfe zu spät.
Diese menschliche Grausamkeit darf man doch nicht Gott anlasten. Sie ist ein Produkt des menschlichen Egoismus. An dieser Stelle stellt sich nicht die Frage nach Gott, sondern nach dem Guten im Menschen.

Es ist kurz vor Mitternacht am 14. April 1912. Ein 46329 Bruttoregistertonnen schweres Schiff namens Titanic rast auf der Jagd nach dem Blauen Band durch die eisigen Fluten des Meeres auf einen Eisberg zu. In den nächsten vier Stunden ertrinken fast 1600 Menschen, etwas mehr als 600 werden gerettet. Zwei Wochen später versucht der Seelsorger Wilhelm Veith in seiner Predigt die Frage zu beantworten: " Wo war der 'liebe Gott' beim Untergang der Titanic ? " Diese Frage beantwortet er nüchtern als auch für viele Menschen erschreckend zugleich. Nicht Gott gehört auf die Anklagebank, sondern der Mensch. Im Schöpfungsbericht steht: Gott sprach zu den Menschen: " Machet die Erde euch untertan und herrscht über sie. " Um zu dieser Herrschaft zu kommen, benötigt es zwar viele Jahrtausende, doch die Menschheit war bereit, im 20 Jahrhundert, den Kampf gegen die Weltmeere, mit einem Schiff wie der Titanic, aufzunehmen. Sie hatte sich bis zu dem Treffen mit dem Eisberg als würdig erwiesen. Doch sorgten Fehler und die Profitgier der Menschen dafür, dass es zu dem Unglück kommen konnte.
Der Kapitän lenkte das Schiff mit zu hoher Geschwindigkeit durch Eisberg gefährdetes Gebiet, um sechs Stunden Zeit zu sparen. Diese Zeitersparnis hätte wohl zum Rekord auf dieser Route geführt und wäre mit dem Erhalt höherer Geldsummen verbunden gewesen. Es kommt hinzu, dass an Bord der Titanic zu wenig Rettungsbote vorhanden waren. Schließlich und endlich führte die Tatsache, dass ein Schiff in der Nähe der Titanic seine Funkbrücke nicht besetzt hatte, dazu, dass dieses Schiff kein einziger Passagier aus den eisigen Fluten retten konnte. Menschliches Versagen kostete 1600 Menschen das Leben. Somit sollte sich an dieser Stelle nicht die Frage nach einem Versäumnis Gottes, sondern nach der Schuld der Menschen stellen.
" Seht, das ist unser lieber Gott, dieser Gott, der die Seelen rettet, wenn die Leiber untergehen müssen. Diesen lieben Gott hatten auch jene wackeren Musikanten der Titanic vor Augen, als sie [...] den Choral spielten :

Näher mein Gott zu dir,
Näher zu dir.
Amen. "




Mit diesen Worten schloß Veith am 28. April 1912 seine Predigt !
    Leid! Wie gehe ich damit um ?


Eine völlig andere Situation ergibt sich, wenn guten Menschen ohne ihr eigenes oder durch das Zutun anderer Leid zugefügt wird.
Ein 19 - jähriges Mädchen, Studentin im ersten Semester bricht auf dem Weg zu ihrem Hörsaal zusammen. Laut Meinung der Ärzte ist ein Blutgefäß im Gehirn geplatzt. Das Mädchen stirbt ohne eigene Schuld oder die anderer. Wie werden Menschen mit ihrem Schmerz in einer solchen Situation fertig ? Es kristallisieren sich drei hauptsächliche Verhaltensarten heraus.
Die einen geben Gott voll und ganz die Schuld an dem Geschehenen. Sie degradieren Gott zum Lückenbüßer und Sündenbock in einer Situation, in der sie nicht mehr weiter wissen. Sie stempeln Gott als böse und grausam ab und wenden sich von ihm.
Eine andere Gruppe, oft sehr religiöse Menschen interpretieren ihr Leiden auf eine ganz andere Art. Sie geben nicht Gott, sondern sich allein die Schuld am Geschehenen, so wie im Fall der Studentin. Die Eltern glauben, dass jeder von Gott erhält, was er auch verdient. Bekommt man Leid zugefügt, so geschieht dies aufgrund eines begangenen Fehlers. Die Eltern des Mädchens glauben, Gott bestrafe sie, weil sie vergaßen im Yom Kippur zu fasten; eine jüdische Tradition.
Dieses Verhalten verursacht lediglich ständig steigende Schuldgefühle, die zu einer Haßentwicklung gegenüber Gott und einer daraus folgenden Abwendung vom Glauben führen. Sind dies die richtigen Wege, um sich über sein Leid hinweg zu helfen? NEIN!!
" Gott legt einem Menschen nur die Last auf, die er auch zu tragen vermag. "
Ein solcher Satz mag zwar nicht über die Leiden hinweg trösten, doch leitet er den richtigen Weg ein, um mit dem Geschehenen fertig zu werden. Man fängt an nachzudenken. Hierbei ist ein Schritt entscheidend. Es geht nicht um das " Warum ", sondern man muss beginnen zu fragen " Wozu ".
Wozu geschieht es mit mir oder anderen ? Viele Menschen führt erst das " Leid " zu Gott. Diese Menschen lagen zum Beispiel viele Wochen im Krankenhaus und stellten sich wieder und wieder dir Fragen: Warum ich ? Warum geschieht es mit mir ? Wozu ?
Nach einiger Zeit erkennen die Menschen die Antwort. Das Nachdenken über das Geschehene sorgte dafür, dass ich beginne mich mit Gott zu beschäftigen. Mein Leid hat mich zu Gott geführt.
Wer bis jetzt noch nicht sicher ist, wie er im Falle eines Unglücks mit seinem persönlichen Leiden umgehen soll, dem kann man noch zwei Sachen mit auf den Weg geben.

" Ein Teppich namens Leben :"
Dieses Beispiel stammt von der niederländischen Evangelistin Corrie ten Boom: Das Leben ist wie ein Teppich, an dem immer gearbeitet wird. Es werden Fäden und Farben zu einem Muster zusammen gefügt. Allerdings betrachten wir den Teppich nur von der häßlichen Rückseite. Die Farben stimmen nicht und es hängen Fäden, mal kurze mal lange heraus. Bis an die Schwelle unseres Todes, sehen wir den Teppich nur von der Rückseite. " Dann aber, im Lichte der Ewigkeit, wird er umgekehrt sichtbar. Und plötzlich fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Es ist ein farbenprächtiges, herrliches und sinnvolles Muster ." Man erkennt das sinnvolle Ganze, trotz der Verwirrung durch die häßliche Rückseite. Wir werden am Ende unseres Lebens feststellen, dass selbst Trauer, Tränen, Leid und Not nur Umwege zu Gottes herrlichem Ziel waren. Am Ende des Lebens entwirren sich alle Fäden und es wird klar, dass alles Geschehenes in gewisser Weise einen Sinn gehabt hat.

Auch eine andere Betrachtungsweise erscheint durchaus logisch. Wenn wir persönliches Leid ertragen müssen, sind wir Gott am nächsten. Denn er schickte seinen Sohn Jesu Christi auf die Erde, der für das Wohl der Menschen am Kreuze starb. Gott hat also auch persönliches Leid ertragen müssen.

Bei allen Erklärungsversuchen muss man begreifen, dass Gottes Grenzen in den Naturgesetzen, der Entwicklung der menschlichen Natur und der menschlichen Freiheit liegen.

Auch jedes Leid hat einmal ein Ende. Es gibt Licht am Ende des Tunnels !





























Quellen:

    " Leid Warum lässt Gott das zu ? " von Peter Hahne erschienen im HÄNSSLER - Verlag " Wenn guten Menschen Böses wiederfährt. " von Harold Kushner erschienen im Tomus - Verlag " Wo war der 'liebe Gott' beim Untergang der Titanic ? " von Willy Veith ( 1912 ) abgedruckt in Schönberger Hefte 2/98

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