Mit Gott und dem Führer

Die Kollaboration zwischen Kirche und Nationalsozialisten


Ende Januar, unmittelbar vor den Feierlichkeiten zum 50.Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, legte die Deutsche Bischofskonferenz eine Erklärung vor, in der sie den fehlenden Widerstand der Katholiken gegen den Nationalsozialismus bedauerte. Im Gegensatz zu den sonstigen Verlautbarungen des obersten katholischen Funktionärsgremiums ist dieses Bischofswort ein interessantes Dokument. Nicht deshalb, weil den Bischöfen nach nur fünfzig Jahren gedämmert ist, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen dem jahrhundertelang gepflegten kirchlichen Antijudaismus und dem nazistischen Antisemitismus. Sondern weil davon die Rede ist, "dass es nur zu Einzelinitiativen für verfolgte Juden gekommen ist und dass es selbst bei den Pogromen vom November 1938 keine öffentlichen und ausdrücklichen Proteste gegeben hat". Denn anders als die evangelische Kirche, die aufgrund der engen Verflechtung der Deutschen Christen mit dem Nationalsozialismus offensichtlich belastet war (1), galt die katholische Kirche sofort nach Kriegsende als Hort des Widerstandes. Diesem Bild entsprechend war in deren offiziellen Stellungnahmen direkt nach Kriegsende von einer Schuld der Kirche als Organisation nicht die Rede; "auch" in kirchlichen Kreisen habe es Menschen gegeben, die sich vom Nationalsozialismus hätten "betören" lassen (2). Die jetzige Erklärung weicht nun erstmals von der Lesart, dass vor allem das Kirchenvolk sich schuldig gemacht habe, während hingegen seine Funktionäre im sogenannten Kirchenkampf der Gewaltherrschaft widerstanden hätten, ab und gesteht Versäumnisse auch der Kirchenleitung ein. Von den historischen Tatsachen ist sie damit freilich immer noch weit entfernt.

Tatsächlich war der katholische Klerus ziemlich geschlossen gegen Hitler; allerdings nur vor dem 30.Januar 1933. Nachdem Hitler Reichskanzler war, vollzog sich hingegen schnell die Annährerung an das neue Regime. Im Juni bestätigte dem "Führer" denn auch schon ein Hirtenbrief den "Abglanz der göttlichen Herrschaft" und beteuerten die Bischöfe, keinen auch nur "versteckte(n) Vorbehalt dem neuen Staat gegenüber" zu hegen (3). Entscheidend beigetragen zu diesem Sinneswandel des deutschen Episkopats hatte die Politik seiner vorgesetzten Dienststelle, des Vatikan. Denn Papst Pius XI. waren die ideologischen Differenzen mit dem Faschismus weniger wichtig als konkrete politische Interessen. Und die Nazis zerschlugen nicht nur die Organisationen der dem Papst verhaßten sozialistischen Arbeiterbewegung, sie erfüllten auch seinen Wunsch nach einem Konkordat. Diese "feierliche Übereinkunft" in der Form eines Staatsvertrages wurde am 20.Juli 1933 unterzeichnet und sicherte der katholischen Kirche eine Reihe von Privilegien, vor allem im Bildungsbereich. Für das "Dritte Reich" bedeutete das Abkommen das Ende der außenpolitischen Isolation, ein enormer Prestigegewinn. Über die Ziele der Nationalsozialisten konnte schon damals keine Unklarheit mehr herrschen, die Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Bereiche hatte längst begonnen, tausende von Oppositionellen waren bereits verhaftet. Durch den Abschluß des Reichskonkordates signalisierte der Vatikan seine Bereitschaft, die Abschaffung von Demokratie und Menschenrechten zu akzeptieren, sofern dies zur Verwirklichung seiner strategischen Interessen notwendig erschien. Das Objekt der päpstlichen Begierde lag in der Sowjetunion: die russisch - orthodoxe Kirche unter den Einfluß Roms zu bringen, war ein alter Wunsch der katholischen Oberhirten. Dazu musste freilich vorher das "gottlose" bolschewistische Regime beseitigt werden; darin trafen sich das katholische Interesse und die nazistischen Pläne einer Ostexpansion, die der Verhandlungsführer des Vatikans, Eugenio Pacelli, der über zehn Jahre als päpstlicher Nuntius in Deutschland gewirkt hatte, bestens kannte. Und da absehbar war, dass dies nicht so ohne weiteres mit friedlichen Mitteln zu erreichen sein würde, waren in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Reichskonkordat Regelungen über den Status der Geistlichen für den Fall der Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht und der Mobilmachung angefügt (4).

Den Solidaritätserklärungen der Bischöfe folgten bald Taten; auf allen Ebenen unterstützten der höhere katholische Klerus und die Mehrzahl der katholischen Verbandsfunktionäre die nationalsozialistische Politik der Gleichschaltung. Der politische Arm der Katholizismus, die Zentrumspartei, löste sich Anfang Juli selbst auf. Für die "Reichstagswahl" am 12.November, die mit der Volksabstimmung über den Austritt aus dem Völkerbund verknüpft war, forderte die Kirche auf, mit "Ja" zu stimmen (5). Als die Nazis 1935 mit dem Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht die Remilitarisierung Deutschlands forcierten, erhob sich längst keine kritische Stimme mehr in den Reihe der kirchlichen Würdenträger. Die Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes ein Jahr später wurde vom Kölner Kardinal Schulte "mit ergriffener Seele" begrüßt (6). Der "Anschluß" Österreichs 1938 ebenso mit Glockengeläut gefeiert wie die Okkupation des Sudetenlandes (7). Als Hitlers und seine Generäle den Zweiten
Weltkrieg begannen, ermahnten die Bischöfe die katholischen Soldaten, ihre Pflicht zu tun und "bereit zu sein, ihre ganze Person
zu opfern" (8). Bei jedem Sieg der faschistischen Truppen wurden die Glocken geläutet, der Überfall auf die Sowjetunion wurde zum "Kreuzzug" stilisiert (9). Und als ab 1942 das Gebimmel seltener ertönte, lag das nicht zuletzt daran, dass viele Pfarreien mit der ausdrücklichen Zustimmung Kardinal Faulhabers ihre Glocken "für Zwecke der Kriegswirtschaft" abgeliefert hatten (10). Wenn dann einmal protestiert wurde, ging es (abgesehen von den vereinzelten Stimmen gegen das Euthanasieprogramm) stets um katholische Belange. Die Kirche schwieg, als die demokratischen Rechte abgeschafft wurden;
sie schwieg zur Verhaftung und Ermordung von Liberalen, Sozialdemokraten und Kommunisten; sie schwieg zur Diskriminierung, Drangsalierung und schließlich Vernichtung der jüdischen Mitmenschen. Als hingegen die Kruzifixe aus den Klassenzimmern entfernt werden sollten, entfachte sie fast einen Volksaufstand.

Wer gegen die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten Widerstand leistete, konnte - selbst wenn er im kirchlichen Dienst stand - hingegen nicht auf ihre Unterstützung rechnen. "Wir lehnen jede staatsfeindliche Handlung oder Haltung von Mitgliedern strengstens ab" hieß es in einer Denkschrift der Bischofskonferenz von 1935; wer "regierungsfeindliche Strömungen" in die katholischen Vereine leiten wolle, müsse "unnachsichtlich" aus diesen entfernt werden (11). Der Generalvikar des Militärbischofs, Georg Werthmann, konkretisierte, was dies etwa für katholische Kriegsdienstverweigerer heißen sollte:
"ausgemerzt und um einen Kopf kürzer gemacht"(12), lautete seine Forderung, der die nationalsozialistische Justiz nur allzu gerne nachkam. Als der Diözesanpriester Max Josef Metzger wegen eines (nie veröffentlichten) Manifestes für ein neues Deutschland vor dem Volksgerichtshof wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" angeklagt wurde, setzte sich der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber keineswegs für ihn ein, sondern teilte Roland Freisler unterwürfig sein Bedauern über Metzgers "Verbrechen" mit (13).

Während des Krieges mahnten die Bischöfe ihre Schäfchen in Predigten und Hirtenbriefen immer wieder zu "treuer Pflichterfüllung" (14). Die Teilnahme am faschistischen Raubzug hieß "Pflicht vor Gott" (15), der Überfall auf Polen hatte den Zweck, "das Vaterland zu schirmen und unter Einsatz des Lebens einen Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit für unser Volk zu erkämpfen" (16). Erst spät, als die militärische Niederlage des faschistischen Deutschlands immer wahrscheinlicher wurde, nahmen die Beifallsbekundungen von der Kanzel ab, mischten sich kritische Töne in die Verlautbarungen (17). Nur wenige lehnten sich so weit aus dem Fenster wie Generalvikar Werthmann, der noch im Februar 1945 mit dem Ausruf "Vorwärts, christliche Soldaten, auf dem Weg zum Sieg!" junge Männer in den Tod hetzte (18). Nach Kriegsende wurde dann die Geschichte umgeschrieben: aus Kollaboration wurde Kirchenkampf, aus Lobeshymnen Protest, aus Bischöfen, die nie ein KZ oder Gefängnis von innen gesehen hatten, Widerstandskämpfer. "Umgeschrieben" durchaus im wörtlichen Sinne, denn die frühen Sammlungen kirchlicher Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus enthalten viele hitlerfreundliche Texte nicht, dafür aber eine ganze Reihe von "leicht korrigierten" Hirtenbriefen und Denkschriften (19). Im April 1946 initiierte Kardinal Faulhaber eine Umfrage, die den "starken und fast ausnahmslosen Widerstand der katholischen Geistlichen" belegen sollte (20).
Einer solchen Organisation konnte freilich die Mitwirkung beim Aufbau der Bundesrepublik nicht verwehrt werden. Das Reichskonkordat, bis heute das einzige noch gültige außenpolitische Abkommen aus der Nazizeit, bot dafür eine gute Grundlage. Die Begründung für die reibungslose Kehrtwende von Spießgesellen Hitlers zu aufrechten Demokraten hatte der Erzbischof von Breslau, Adolf Bertram, bereits 1933 gegeben: "Wiederum hat sich gezeigt, dass unsere Kirche an kein politisches System, an keine weltliche Regierungsform, an keine Parteienkonstellation gebunden ist. Die Kirche hat höhere Ziele..." (21). Diesem Motto entsprechend paßten sich die Kirchenfunktionäre schnell an die neuen Gegebenheiten an, standen wieder einmal auf der "richtigen Seite der Barrikade". Mit feinem Gespür nicht für die Wünsche der Bevölkerung, aber die langfristigen Ziele der Herrschenden forderte Joseph Frings, Kölner Erzbischof und CDU - Mitglied bereits auf dem Katholikentag 1950 die Wiederbewaffnung Deutschlands (22). Und als es dann soweit war und die frisch gegründete Bundeswehr einen Generalvikar brauchte, griff sie auf einen Mann mit Berufserfahrung zurück: Georg Werthmann.

An ein Schuldbekenntnis war nicht zu denken, kein Bischof trat wegen seiner Haltung zu Faschismus oder Krieg zurück. Es wurde auch keiner abberufen; denn im Vatikan residierte mittlerweile Pius XII., der mit bürgerlichem Namen Eugenio Pacelli hieß. Die katholische Kirche fühlte sich unschuldig, verpflichtet höchstens ihren Kameraden aus dem Kreuzzug gegen den Bolschewismus. Denen verhalf sie denn auch - im Gegensatz zu den Verfolgten der NS - Diktatur - zur Flucht. Mit von katholischen Organisationen ausgestellten falschen Pässen entkamen u.a. Adolf Eichmann und Josef Mengele, der Kommandant der Vernichtungslager Sobibor und Treblinka, Franz Stangl, und der Konstrukteur der Gaswagen, Walter Rauff, nach Südamerika (23).

Und so blieb es auch fünfzig Jahre danach bei dem einen, halbherzigen Versuch, sich der eigenen verbrecherischen
Vergangenheit zu stellen. Als der Jahrestag der Niederlage Deutschlands näherrückte, verlagerte sich der Schwerpunkt der katholischen Gedenkreden und Predigten auf ein anderes Thema: die Mär vom atheistischen Nationalsozialismus, der nur als gottlose Ideologie zu den von ihm verübten unvorstellbaren Verbrechen fähig gewesen sei. Wer an die klerikal - faschistischen Regimes in Kroatien, Frankreich und der Slowakei denkt oder an das Glaubensbekenntnis und die weltanschauliche Zusammensetzung der SS (24), wer sich den mystischen Anteil an der Nazi - Bewegung, die nahtlos an bestimmte religiöse Heilserwartungen anknüpfte, vor Augen führt, wird sich jedoch fragen, ob der "Mythus des 20.Jahrhunderts" in seinem Verhältnis zum Christentum wirklich eine gegnerische oder vielleicht doch eher eine konkurrierende Ideologie war. Im Bemühen, den Nationalsozialismus als "atheistisch" zu kennzeichnen, kann nur der hinterhältige Versuch gesehen werden, die eigene Verstrickung mit dem "Tausendjährigen Reich" dadurch vergessen zu machen, dass es als das ganz Andere, geradezu Gegensätzliche dargestellt wird. Aber mit dieser Form der Verdrängung, wahrscheinlich sogar bewußten Vertuschung von Schuld steht die Kirche wieder mitten in der "besseren Gesellschaft". Denn letztlich war ja niemand aus den herrschenden Eliten daran beteiligt, nicht am Aufstieg und der Herrschaftsübernahme der NSDAP, nicht am Funktionieren des Terrorsystems, nicht an der Durchführung des Vernichtungskriegs im Osten und der Ausrottung der europäischen Juden; nicht die Richter, die tausende von Todesurteilen verhängten (alles völlig korrekt, im Rahmen der geltenden nationalsozialistischen Gesetze), nicht die Reichswehroffiziere, die tausende von Zivilisten umbringen ließen (alles völlig korrekt, gehorsam den Befehlen ihres Führers), nicht die Industriekapitäne, in deren Betrieben Tausende von Zwangsarbeitern zu Tode geschunden wurden (alles völlig korrekt, zur Maximierung der Profite) und schon gar nicht die konservativen Steigbügelhalter, die nach 1945 sogar als Opfer des Faschismus firmieren konnten, weil sie nach 1933 nur zweite Geige oder Triangel spielen durften. Auch deshalb wurde die Kirche nach dem Zusammenbruch Großdeutschlands sofort gebraucht, die Weihrauchschwaden des Vergessens über das Gewesene auszubreiten, da blieb keine Zeit zur Reflexion. Aber was sind schon fünfzig Jahre für eine Institution, die dreieinhalb Jahrhunderte gebraucht hat, um zu erkennen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls ist.



Anmerkungen

(1)Ich beschränke mich im folgenden auf die Darstellung der Kollaboration der katholischen Kirche. Im Falle der evangelischen
Kirche wäre eine differenziertere Betrachtung notwendig. Zum einen gab es Bestrebungen, Nationalsozialismus und Christentum
vollständig zu synthetisieren und eine möglichst enge Verbindung von Kirche und Staat herzustellen; zum anderen aber gab es
mit der Bekennenden Kirche auch organisierten Protest. Zudem finden sich auf Seiten der Protestanten nach 1945 wenigstens
Ansätze, sich mit der eigenen Mitverantwortung auseinanderzusetzen.

(2) Hirtenbrief der deutschen [katholischen] Bischöfe vom 23.August 1945, abgedruckt in: Christen und Nationalsozialisten,
hrsg. von Georg Denzler und Volker Fabricius, Frankfurt 1993, S. 347.

(3) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 62.

(4) Der Text des Reichskonkordats einschließlich des Geheimen Zusatzprotokolls ist abgedruckt in: [auf Anfrage]

(5) Abbildung eines Wahlplakates in Karlheinz Deschner, Die Vertreter Gottes, München 1994, S. 61.

(6) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 72.

(7) Vgl. Karlheinz Deschner, Die Politik der Päpste im 20.Jahrhundert, Reinbek 1991, Bd. 1, S. 484 und Bd. 2, S. 27.

(8) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 76f.

(9) Vgl. Karlheinz Deschner, Die Politik der Päpste im 20.Jahrhundert, Reinbek 1991, Bd. 2, S. 142 - 150; die konkrete
Bezeichnung des Überfalls als "europäischer Kreuzzug", der "gegen die bolschewistische Barbarei" geführt werde, stammt von
Feldbischof Rarkowski.

(10) Vgl. Kanzelerklärung Faulhabers vom 10.Dezember 1941, abgedruckt in der Publik - Forum Materialmappe Dem Führer
gehorsam, hrsg. von Thomas Breuer, Oberursel o.J., S. 18.

(11) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 80f.

(12) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Opus Diaboli, Reinbek 1987, S. 83.

(13) Der Brief Gröbers ist eines der erschreckendsten Dokumente dafür, wie die katholische Kirche Laien und Priester, die
Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten, im Stich ließen; in voller Länge abgedruckt in Christen und
Nationalsozialisten, hrsg. von Georg Denzler und Volker Fabricius, Frankfurt 1993, S. 206.
Gnädigerweise schlug der Erzbischof in einem weiteren Schreiben dem Reichsjustizminister vor, Metzger doch nicht hinrichten
zu lassen, sondern ihm die Gelegenheit zu geben, sein "Verbrechen" durch den Tod an der Front zu sühnen.

(14) Gemeinsamer Hirtenbrief vom 26.6.1941, zitiert nach Dem Führer gehorsam, hrsg. von Thomas Breuer, Oberursel o.J., S.
17.

(15) Erzbischof Conrad Gröber im September 1939 in seinem Hirtenwort Arbeite als ein guter Kriegsmann Christi, zitiert nach
Dem Führer gehorsam, hrsg. von Thomas Breuer, Oberursel o.J., S. 15.

(16) Bischof von Galen im September 1939, zitiert nach Dem Führer gehorsam, hrsg. von Thomas Breuer, Oberursel o.J., S.
15.
Wegen seines Protestes gegen die Ermordung geistig Behinderter gilt Galen bis heute als "Widerstandskämpfer"; die Tatsache,
dass er die Ermordung von Millionen durch die Reichswehr gerechtfertigt und ideologisch abgestützt hat, wird dabei
geflissentlich übersehen.

(17) In einem Hirtenwort vom August 1943 werden "Massenmorde an unschuldigen Nichtkämpfern" beklagt, freilich ohne dass
die Täter benannt würden. Der Text ist auszugsweise abgedruckt in Dem Führer gehorsam, hrsg. von Thomas Breuer,
Oberursel o.J., S. 20.

(18) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Die Politik der Päpste im 20.Jahrhundert, Reinbek 1991, Bd. 2, S. 204.

(19) Vgl. Karlheinz Deschner, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 122.

(20) Im Begleitschreiben an die Ordinariate heißt es in aller Offenheit: "Da und dort wird zur Zeit im In - und Ausland auch die
Haltung kirchlicher Kreise gegenüber dem Nationalsozialismus in Frage gezogen, vereinzelt von Katholiken selbst
mitverantwortlich gemacht für die mißlichen Folgen, welche jetzt manche wegen ihrer Parteizugehörigkeit u.ä. zu tragen haben.
Um so notwendiger erscheint es darum im Interesse der Wahrheit, des Ansehens der hl. Kirche und der Ehre des Klerus, den
starken und fast ausnahmslosen Widerstand der katholischen Geistlichen gegen Weltanschauung, Kirchenpolitik,
Gewaltherrschaft, Menschenentrechtung u.ä. ein für allemal klar herauszustellen und mit Zahlen und Tatsachen zu belegen". Da
die Ergebnisse der Umfrage eigenartigerweise bis heute nur in geringen Teilen publiziert sind, erlaube ich mir, einige "Zahlen und
Tatsachen" anzuführen: von den etwa 25.000 deutschen Welt - und Ordensgeistlichen waren 261 im KZ (ca. 1%), in 3154
Fällen wurden Strafverfahren aus politischen Gründen eingeleitet (ca. 12%) - "fast ausnahmslos", oder? Zitiert nach Christen
und Nationalsozialisten, hrsg. von Georg Denzler und Volker Fabricius, Frankfurt 1993, S. 221.
Vgl. Karlheinz Deschner, Die Politik der Päpste im 20.Jahrhundert, Reinbek 1991, Bd. 1, S. 469f.

(21) Zitiert nach Karlheinz Deschner, Kirche und Faschismus, Rastatt 1993, S. 64.

(22) Vgl. Karlheinz Deschner, Die Politik der Päpste im 20.Jahrhundert, Reinbek 1991, Bd. 2, S. 372f.

(23) Vgl. die entsprechenden Kapitel in Ernst Klee, Persilscheine und falsche Pässe, Frankfurt 1991 und Rena Giefer/Thomas
Giefer: Die Rattenlinie. Fluchtwege der Nazis. Ene Dokumentation. Weinheim 1995.

(24) Vgl. John M. Steiner: Ãœber das Glaubensbekenntnis der SS. In: Nationalsozialistische Diktatur 1933 - 1945. Eine Bilanz.
Hrsg. von Karl Dietrich Bracher u.a. Bonn 1986. S. 206 - 223.
Die Selbstbezeichnung der SS für ihre weltanschauliche Orientierung war "gottgläubig". Nach den Angaben des Statistischen
Jahrbuches der SS von 1938 bekannten sich 51% der Mitglieder zur evangelischen Kirche, 23% zur katholischen und 26%
nannten sich "gottgläubig"; eine in den 1960ern durchgeführte sozialpsychologische Untersuchung bestätigte diese Ergebnisse
weitgehend (nicht einer der 228 Befragten bezeichnete sich als "Atheist").



Literatur:

Czermak, Gerhard: Christen gegen Juden. Geschichte einer Verfolgung. Nördlingen 1989.

Dem Führer gehorsam. Wie die deutschen Katholiken von ihrer Kirche zum Kriegsdienst verpflichtet wurden. Hrsg. von
Thomas Breuer. Oberursel o.J. (Publik - Forum Materialmappe)

Denzler, Georg und Volker Fabricius: Christen und Nationalsozialisten. Darstellung und Dokumente. Frankfurt 1993.

Deschner, Karlheinz: Kirche und Faschismus. Rastatt 1993.

Deschner, Karlheinz: Die Politik der Päpste im 20.Jahrhundert. Reinbek 1991.

Klee, Ernst: Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen. Frankfurt 1991.

Klee, Ernst: "Die SA Jesu Christi". Die Kirche im Banne Hitlers. Frankfurt 1989.


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