Marcus Tullius Cicero

Marcus Tullius Cicero, der Philosoph (106 - 43 v. Chr.)


Cicero studierte Philosophie zuerst als Hilfswissenschaft für Rhetorik. Er war zwar schon früh an Philosophie interessiert, widmete ihr sich aber erst im Exil (während des zweiten Bürgerkrieges unter Caesars Herrschaft).
Die Philosophischen Schriften. Ciceros philosophische Werke haben viele bedeutende Persönlichkeiten beeinflußt, wie z.B. Augustinus, Friedrich der Große, Thomas von Aquin und Voltaire. "De re publica" war bis auf das sechste Buch, "Somnium Scipionis", seit der Spätantike verschwunden. Erst 1820 entdeckte der Kardinal Angelo Mai einen großen Teil des Werkes in der Vatikanischen Bibliothek. Es war ein codex rescriptus (ein Buch, dessen Seiten ausradiert und noch einmal beschrieben wurden, etwa ¼ des Werkes erhalten) und ähnelte vom Aufbau Platons "Staat". Scipio definiert die "res publica" als "res populi" und stellt die Systeme Demokratie, Aristokratie und Monarchie nach Aristoteles dar. Im 2. Buch weist Cicero an der Verfassungsgeschichte Roms nach, dass eine gemischte Staatsform die Beste ist. Das 3. Buch handelt vom Wesen der Gerechtigkeit. Von Buch 4 und 5 ist nicht viel vorhanden. Das 6. Buch "Somnium Scipionis" handelt von der Vision, dass, wenn man sich auf der Erde um den Staat bemüht hat, wird man im ewigen Leben als Fixstern in der Himmelsphäre aufgenommen. Cicero folgte mit seinem Werk ganz Platon, bei dem nach "Staat" die "Gesetze" folgen. Die Fortsetzung von "De re publica" ist daher "De legibus". Dieses Werk handelt von einem fingiertem Gespräch zwischen Cicero und seinem Bruder Quintus über die besten Gesetze. "De finibus bonorum et malorum" und "Tusculanae disputationes" handeln von der Frage nach dem höchsten Gut und Übel. Diese Werke sind Gespräche Ciceros mit Freunden, in denen er zum Schluß kommt, dass wahre Glückseligkeit aus der "virtus" entsteht. "De natura deorum" ist, wie die zwei vorher genannten Werke, Brutus, dem Caesarmörder, gewidmet. Es zeigt, dass die gebildeten Schichten des Altertums nicht an die Religion geglaubt haben und die staatlichen Bräuche und Kulte nur aufgrund der Tradition ausgeübt haben. Das Wesen der Götter wird aus epikureischer, stoischer und skeptischer Sicht behandelt. "De officiis" ist eine Mahnschrift an Ciceros Sohn Marcus, der in Athen studiert, und stützt sich auf Panaitios Werk "Von der Pflicht", das mit der Meinung Ciceros über das Verhältnis von "utile" und "honestum" übereinstimmt.
Viele Wissenschaftler, die sich mit Cicero beschäftigen, werfen ihm einen schlechten Eklektizismus (von eligere = auswählen) vor. Cicero wählte nämlich Philosophien aus und suchte Gemeinsames, das er dann übernahm. Er selbst bevorzugte die Skepsis, wobei er stoische Gedanken aber auch nicht ablehnte. Den Epikureismus aber schätzte er wenig.
Nachwirkung. Die bedeutendste Leistung aber, die Cicero vollbracht hat, ist die Übersetzung der philosophischen Terminologie. Da die griechische Sprache reich an Zusammensetzungen war und bessere Ausdrucksmöglichkeiten als Latein hatte, musste Cicero lateinische Vokabel mit neuen Bedeutungen versehen oder Zusätze an diese hängen.

Quellen:
Krefeld "Res Romanae", Hirschberger "Geschichte der Philosophie", Cicero "Gespräche in Tusculum" (Übersetzung von Olof Gigon)

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