Das Oszilloskop

Oszilloskop

Das Oszilloskop ist ein Messgerät, das in erster Linie zur Darstellung der zeitlichen Verläufe von elektrischen Signalen verwendet wird, wenn anzeigende Messgeräte den zeitlichen Änderungen nicht folgen können. Das normale Oszilloskop zeigt den Signalverlauf nur synchron, d.h. während der betrachtete Vorgang selbst abläuft. Um ein "stehendes" Bild, am Bildschirm auswertbares Bild zu erhalten, muss ein periodisches Signal (mindestens mit mehreren Hertz) vorhanden sein.

Zur Darstellung von Signalen, die sich nicht periodisch und/oder mit ausreichender Frequenz wiederholen, muss eine Speicherung oder Registrierung des Signals erfolgen:

- Durch fotographische Registrierung, mit einer vor den Bildschirm montierten Kamera
- Oszilloskop mit Speicherröhre
- Speicheroszilloskope
- Oszillografen


Elektronenstrahlröhre

Das Oszilloskop verwendet die Elektronenstrahlröhre zur praktisch trägheitslosen Darstellung elekt. Signale. Die Röhre unterliegt einem gewissen Verschleiß unf kann durch Fehlbedienung beschädigt werden (Einbrennen). Auf ihre Wirkungsweise soll daher etwas nöher eingegangen werden.























Die Elektronenstrahlröhre nutzt die Lichterzeugung schneller Elektronen aus, die auf eine fluoreszierende Leuchtschicht treffen. Ein scharf gebündelter Elektronenstrahl, den eine Elektronenkanone in der Hochvakuumröhre erzeugt, wird von einem Ablenksystem so abge - lenkt, dass auf dem Leuchtschirm der Kurvenzug des darzustellenden Signals entsteht.

Die geheizte Kathode der Elektronenkanone sendet an ihrer Oberfläche Elektronen aus (therm - ische Emission), die dort eine Elektronenwolke bilden. Die Kathode befindet sich im Wehnelt - zylinder, der in Schirmrichtung eine Öffnung besitzt, durch die die Elektronen durch ein elekt. Feld abgesaugt werden können (Abb.1). Mit der negativen Spannung, die am Wehneltzylinder gegen Kathode liegt, wird der Strahlenstrom und damit die Leuchtintensität des Elektronen - strahls gesteuert. Die Elektronen werden durch die negative Spannung mehr oder weniger zur Kathode zurückgedrückt. Zur manuellen Einstellung dient ein Potentiometer. Im Betrieb sollte mit einer möglichst geringen Intensität gearbeitet werden, da dieses eine Schonung der Röhre bedeutet und außerdem eine scharfe Abbildung durch geringe Linienbreite erlaubt.

Die Beschleunigung der aus dem Wehneltzylinder austretenden Elektronen erfolgt durch eine hohe positive Spannung (1kV bis 2kV), die an einem System ringförmiger Elektroden gegen Kathode liegt. Auf dem Weg durch dieses Elektrodensystem erfolgt die Bündelung oder Fokussierung des Elektronenstrahls. Durch geeignete elekt. Felder werden die Elektronen, die nicht genau durch das Zentrum des Systems fliegen, zur Mitte hin abgelenkt. Mit dem Fokus stellt man die breite der Linie auf einen minimalen Wert ein, wiederum mit einem Poti.

Nach der Fokussierung wird der der Elektronenstrahl abgelenkt. Im Oszilloskop erfolgt die Ablenkung elektrostatisch, d.h. durch elektrische Felder. Die Elektronen fliegen zwischen zwei Ablenkplatten hindurch. Die für die Ablenkung erforderlichen Ablenkspannungen, die vom Ablenkverstärker erzeugt werden, liegen in der Größenordnung 10V pro 1cm Auslenkung auf dem Schirm. Die Ablenkplatten für die Horizantalablenkung sind hinter denen für die Vertikal - ablenkung angebracht (Abb.1). Da die elektrostatische Ablenkung nur geringe Ablenkwinkel zulässt, sind Elektronenstrahlröhren für Oszilloskope relativ lang, bezogen auf die Schirm - diagonale. Der wesentliche Unterschied zum Fernsehgerät besteht eben in der Art der Ablenk - ung (fernsehen elektromagnetisch).

Die auf die Leuchtschicht treffenden Elektronen, die die floureszierenden Atomee durch ihre Bewegungsenergie zum Leuchten anregen, fließen über eine sehr dünne aufgedampte elektrisch leitende Schicht wieder zum Hochspannungsnetzgerät zurück. Diese Schicht ist mit der Gra - phitschicht leitend verbunden, mit der die Innenseite der Röhre im vorderen Teil versehen ist, um äußere elektrische Felder abzuschirmen.

Viele Oszilloskope mit hoher Grenzfrequenz arbeiten mit Nachbeschleunigung. Die Elektronen werden nach dem Verlassen des Ablenksystems nochmals beschleunigt, um eine höhere Hell - igkeit bei schneller Ablenkung zu erhalten. Die Nachbeschleunigungsspannung (ca. 1kV) liegt meist an der Graphitschicht, mit der die Innenseite der Röhre im vorderen Teil beschichtet ist.

Damit das Ablenksystem mit den Ablenkverstärkern ein Bezugspotential von 0 Volt erhält, liegen Kathode und Wehneltzylinder auf negativen Potential. Bei Geräten mit Nachbeschleu - nigung liegen die Graphit - und die Leuchtschicht auf positivem Hochspannungspotential. Die gesamte Beschleunigungsspannung tritt somit nicht gegen Masse auf.

Das für die Ablesung erforderliche Raster wird durch eine vor die Bildröhre montierte Raster - scheibe eingeblendet.

Bei vielen Oszilloskopen befindet sich hinter einer mit TR (trace rotate) bezeichneten Öffnung in der Frontplatte ein Trimmpotentiometer zum Einstellen der Strahldrehung. Aufgrund erdma - gnetischer Felder kann es, trotz magnetischer Abschirmung der Röhre, zu einer Drehung des Strahls aus der Horizontalrichtung kommen. Diese Drehung ist von Aufstellungsort und Ausrichtung des Gerätes abhängig. Mit dem bezeichneten Trimmer ist eine Korrektur um wenige Winkelgrade möglich.


Einkanalbetrieb












Vertikalablenkteil
Normale Oszilloskope besitzen einen unsymetrischen Signaleingang, d.h. die Messspannung muss auf Masse bezogen sein (Differenzmessung). Es sollte über eine abgeschirmte Leitung (Koaxialleitung) der sog. BNC - Buchse zugeführt werden. Die Abschirmung bildet das Bezugs - oder Massepotential. Bei Geräten mit Metallgehäuse ist das Gehäuse mit dem Signal - Bezugs - punkt leitend verbunden und außerdem über den Schutzkontakt mit dem PE - Leiter der Netz - Stromversorgung.

Das Signal gelangt von der Eingangsbuchse von Kanal 1 (CH.I) bzw Kanal 2 (CH.II) zuerst auf den AC/DC Umschalter der die Art der Signalankopplung eingestellt wird:

GD Der Eingang des Eingangsteiler wird mit Masse (Ground) verbunden. Der Signalein -
gang ist offen. Hiermit kann, ohne den Eingang mit Masse verbinden zu müssen, die Ruhe - oder Bezugslage der Nulllinie kontrolliert bzw. korrigiert werden.
DC Das auf den Eingang gegebene Signal wird direkt, d.h. gleichspannungsmäßig
eingekoppelt.Mit DC - Signalankopplungen können Gleichspannungen und Mischspan - nugen gemessen werden.
AC Das auf den Eingang gegebene Signal wird wechselspannungsmäßig eingekoppelt. Ein
eventuell vorhandener Gleichspannungsanteil wird durch einen Kondensator ausgekop - pelt. In dieser Stellung lassen sich daher Wechselspannungen denen ein hohe Gleich - spannungsanteile überlagert sind genauer betrachten.

Die Nullinie sollte stets so gelegt werden, dass eine optimale Ausnutzung der verfügbaren Schirmhöhe durch das Signal möglich ist. Wie bei jedem anderen Analogmessgerät ist auch beim Oszilloskop die relative Genauigkeit eines Messwerts umso höher, je weiter der Messbe - reich ausgesteurt wird.

Bevor das auf den Eingang gegebene Signal dem Eingangsverstärker zugeführt wird, gelangt es auf den Eingangsteiler oder Abschwächer. Mit diesem geeichten, mehrstufig einstellbaren Spannungsteiler muss die Eingangsempfindlichkeit so weit verringert werden, dass der Elek - tronenstrahl im Rasterbereich des Schirms bleibt. Es kann daher nur eine gewisse maximale Spannung abgebildet werden. Für Messungen höherer Spannungen ist daher ein Tastkopf mit eingebautem Spannungsteiler notwendig.

Um die Eingangsempfindlichkeit über die volle Bandbreite, d.h. von Gleichspannung bis zur Grenzfrequenz des Gerätes, innerhalb der Toleranz zu halten, ist eine Frequenzkompensation erforderlich. Die Widerstände des Eingangsteiler sind mit kleinen Kapazitäten beschalten. Dies führt zur Erhöhung der Eingangskapazität (ca 20pF). Soll der Eingansteiler frequenzunabhänig bleiben, so muss gelten RECE = R1C1 = R2C2 .... Der Eingasteiler hat meist einen ohmschen Widerstand von 1MΩ (RE).

Tast - und Teilerkopf
Das Messsignal wird dem Oszilloskop meist über einen speziellen Tastkopf mit einer abgsch - irmten Leitung zugeführt. Dieser ist so ausgeführt, dass Kurzschlüße am Messobjekt vermie - den werden und das Signal auch an schwer zugänglichen Stellen abgegriffen werden kann. Die Signalmasse kann dem Tastkopf über eine Krokodilklemme oder dem Oszilloskop direkt über die Massebuchse zugeführt werden. Bei der Messung hochfrequenter und/oder impulsförmiger Dignale sollte die Masse dem Tastkopf zugeführt werden, um Verfälschungen zu vermeiden.

Der Tastkopf ist meist ein umschaltbarer Tast - /Teilerkopf. In Stellung x10 wird das Signal um den Faktor 10 verringert. Daher muss der eingstellte Ablenkfaktor mit 10 multipliziert werden. Reicht die geringere Ablenkempfindlichkeit für die Messung aus, bietet der Betrieb als 10/1 Teilerkopf folgende Vorteile:
1.) Die Belastung des Messobjekts wird durch die höhere Eingangsimpendanz um den
Faktor 10 verringert. Bei hochohmigen Messobjekten und bei höheren Frequenzen führt dies zu geringeren Messwerverfälschungen.
2.) Es können größere Spannunghübe gemessen werden.

Die Teilung im Teilerkopf wird durch einen 9MΩ Widerstand erreicht, der mit dem 1MΩ Eingangswiderstand des Oszis einen Spannungsteiler 1/10 erzeugt. Da auch Eingangs - und Leitungskapazität berücksichtigt werden müssen, wird im Teilerkopf eine Frequenzkompen - sation vorgenommen, da der Teilerkopf sonst ein Tiefpass Verhalten haben würde (⇒ Herab - setzung der Grenzferquenz;Phasendrehungen und Verzerrungen bei nichtsinusförmigen Sign - alen). Die Frequnezkompensation wird an einem Trimmkondensator vorgenommen, der in den Teilerkopf eingebaut ist und dem 9MΩ Widerstand parallel geschaltet ist. Da sie Eingangskap - azitäten der Oszilloskope unterschiedlich sein können, ist bei Inbetriebnahme stets ein neuer Abgleich, mit Hilfe eines Rechtecksignals vorzunehmen, da das Rechtecksignal sehr viele höherfrequente Oberwellen besitzt, und Kurvenformverzerrungen sofort anzeigt. Das erforder - liche Rechtecksignal liefert das Oszilloskop über die CAL. Klemme.

Horizontalablenkteil und Zeitbasis
Die häufigste Anwendung des Oszilloskops ist die Darstellung von Spannungs - Zeit Diagram - men u = f(t), wobei das Signal auf der Vertikal - oder Y - Achse und die Zeit auf der Horizontal - oder X - Achse abgebildet werden. Man spricht daher auch von der Y - t - Darstellung.

Die Zeitablenkung erfolgt durch eine Sägezahnspannung, die dem Horizontal Ablenkverstärker zugeführt wird. Während des Vorlaufs wird der Elektronenstrahl mit konstanter Geschwin - digkeit vom linken zum rechten Bildrand abgelenkt. Die Ablenkgeschwindigkeit wird mit dem Timebase Schalter über den Zeitablenkfaktor eingestellt. Den Strahlrücklauf bewirkt die steil abfallende Flanke der Sägezahnspannung. Danach wird die Ablenkspannung auf einen definier - ten Wert gebracht. Es folgt eine Zeit in der die Triggerung überprüft, wann mit dem nächsten Durchlauf begonnen werden darf (siehe Triggerung). Der Elektronenstrahl wird nur während des Vorlaufs hell getastet (positiver Impuls am Wehneltzylinder).

Triggerung
Erfolgt gleichzeitig zur Zeitablenkung eine Vertikalablenkung durch ein Wechselspannungs - signal, muss die Zeitbasis mit dem Signal synchronisiert werden, um ein stehendes Bild zu er - halten. Um dabei die geeichte Ablenkgeschwindigkeit beizubehalten, wartet man mit der neuen Horizontalablenkung des Elektronenstrahls solange, bis das Signal wieder den gleichen Augen - blickswert aus der gleichen Richtung erreicht hat. Dieses Verfahren zur Synchronisation der Zeitbasis wird Triggerung genannt.

Die Signalspannung wird zur Triggerung einem Komparator oder einem Schmitt - Trigger zuge - führt. Erst wenn das Signal im Gerät den Schwellwert überschreitet, wird der Ablenkgenerator zur Abgabe einer neuen Sägezahnperiode aufgefordert, indem man über einen RC - Hochpass Impulse erzeugt, die diesen ansprechen.

AC Es wird nur der Wechselspannungsanteil des Signals auf den Trigger gegeben. Der
Gleichspannungsanteil wird durch einen Kondensator abgeblockt.
DC Die gleichspannungsmäßige Ankopplung eines Signals ist z.B. bei sehr kleinen Signal -
frequenzen oder Mischspannungen sinnvoll, wenn auf einen bestimmten Signalpegel ge - triggert werden soll.
HF Das Signal wird über einen Hochpass zugeführt (nur bei hochfrequenten Signalen über
1MHz sinnvoll).
LF Das Signal wird über einen Tiefpass zugeführt. Höhere Frequenzen (größer als 800Hz)
werden herausgefiltert. Wenn Signale mit hochfrequenten Störimpulsen behaftet sind, kann auf diese Weise manchmal eine ruhigere Triggerung erreicht werden.
Line Das Triggersignal wird aus dem Netzteil des Oszilloskops gewonnen, d.h. es wird auf
Netzfrequenz getriggert. Dies ist nur sinnvoll an Schaltungen, deren Signale synchron mit der Netzfrequenz ablaufen.
TV Dabei wird auf die Zeilenfrequenz des fernsehen von 15625Hz getriggert.
freilaufender Betrieb Die Zeitbasis wird hiebei unabhänig von der Eingangsspannung
gestartet

Signalanalysen


Zweikanalbetrieb
Für Messaufgaben, bei denen ein Bezug zwischen zwei oder mehreren synchron ablaufenden Signalen hergestellt werden muss, ist das Zweikanaloszilloskop besonders geeignet. Die quasi gleichzeitige Darstellung zweier Signale wird im Zweikanaloszilloskop durch schnelles Um - schalten des Vertikalablenkteils zwischen zwei Signaleingängen erreicht. Das Zweikanaloszil - loskop darf nicht mit dem weitaus aufwendigeren Zweistrahloszilloskop verwechselt werden, wo die Elektronenstrahlröhre zwei Elektronenkanonen mit getrennten Vertikalablenkplatten besitzt und zwei Vertikalablenkverstärker vorhanden sind.

Da beim Zweikanaloszilloskop beide Signale das gleiche Ablenksystem und die gleiche Zeit - basis benutzen, liegen die Signale zeitgleich übereinander. Ein elektronischer Analogschalter schaltet den Vertikalverstärker abwechselnd auf die Eingangsteile von CH.I und CH.II, wenn der mit DUAL bezeichnete Schalter gedrückt ist. Die Eingangsempfindlichkeit sowie Vertikal - position können für beide Signale unabhängig gewählt werden. Mit einem Schalter kann die Quelle der internen Triggerung gewählt werden (entweder CH.I oder CH.II als Quelle). Der elektronische Kanalumschalter kann zwischen zwei Betriebsarten umschalten:

ALT (Normalstellung) Der Kanalumschalter schaltet nach jedem Durchlauf der Zeitbasis,
d.h. bei jeder neuen Triggerung, auf den anderen Kanal um. Die Signale werden also
abwechselnd geschrieben. Bei geringen Ablenkfrequenzen neigt das Bild durch die
Halbierung der Wiederholfrequenz zum Flackern. Für diesen Fall bietet sich die Be -
triebsart CHOP an.
CHOP Der Umschalter arbeitet unabhängig von der Zeitbasis mit einer hohen Umschalt -
frequenz (100kHz bis 500kHz). Während eines Strahldurchlaufes erfolgen bei klein -
eren Ablenkfrequenzen entsprechend viele Umschaltungen. Die Umschaltlücken sind
normalerweise nicht sichtbat, da sie abwechselnd überschrieben werden. Nachteil
dieser Betriebsart kann der Helligkeitsverlust sin, der durch die Umschaltzeiten ent -
steht.

Messung eines Phasenwinkels
Eine typische Anwendung des Zweikanalbetriebs bietet das Messen der Phasenverschiebung zweier Wechselspannungen. Das Bezugssignal U1 mit dem Phasenwinkel 0° wird z.B auf den Eingang CH.I gelegt und dient als Triggerquelle. Das phasenverschobene Signal U2 wird auf den Eingang CH.II gelegt. Danach bietet sich folgende Vorgehensweise an:

1. Im Zweikanalbetrieb (DUAL gedrückt) werden zunächst beide Nullinien auf der
mittleren Rasterlnie zur Deckung gebracht (Eingangsschalter auf GD).
2. Das Bezugssignal U1 wird abgebildet, und so weit gedehnt, dass nur eine Halbwelle auf
dem Schirm erscheint. Falls erforderlich, wird mir dem Feineinsteller die Zeitbasis so verändert, dass auch der rechte Nulldurchgang genau am Rasterende liegt.
3. Das Ausgangssignal U2 wird zugeschalten. Beim Umschalten der Vertikalempfindlich -
keit darf sich keine Verschiebung des Nulldurchgangs ergeben andernfalls ist ent -
weder ein Gleichspannungsoffset vorhanden, oder die Nullinie ist verschoben.
4. Der Phasenwinkel wird berechnet, indem die Verschiebungsstrecke des zweiten Signals
(z.B. 3,5 Dekaden) auf die Gesamtdekadenbreite des Schirmes (meist 10 Dekaden) be -
zogen wird. Der Phasenwinkel berechnet sich dann in unserem Beispiel:

α = 3,5 Dekaden * (180°/ 10 Dekaden) = 63°


Differenzmessung
Mit den meisten Zweikanaloszilloskopen können auch Differenzsignale im Einkanalbetrieb ge - messen werden. Damit ist es möglich, die Spannung an einem Bauelement darzustellen, das selbst keine Masse Vaerbindung hat.

Bei der Differenzmessung werden beide Signaleingänge CH.I und CH.II mit den Messpunkten der Schaltung verbunden, zwischen denen das abzubildende Signal liegt.

1. Im Zweikanalbetrieb (DUAL gedrückt) wird zuerst auf CH.I das Signal des Bezugs -
punktes
für das Differenzsignal und auf CH.II daas des anderen Messpunktes abge - bildet.
2. Beide Signale werden möglichst groß mit gleicher Empfindlichkeit abgebildet.
3. Das auf CH.I abgebildete Signal wird durch drücken des INVERT.I Schalters invertiert
dargestellt.
4. Durch Umschalten auf einkanalige Darstellung (DUAL nicht gedrückt) wird zunächst
nur das invertierte Dignal von CH.I dargestellt.
5. Durch drücken des ALT/CHOP Schalters werden die vorher (Punkt 3) auf dem Schirm
sichtbaren Signale addiert. Der ALT/CHOP Schalter hat beim Einkanalbetrieb eine
andere Funktion als im Zweikanalbetrieb, nämlich die Addition der Signale beider Ka - näle. Auf dem Schirm erscheint nur das Differenzsignal, da das Signal von CH.I vorher invertiert wurde:
u = - uI + uII
6. Die Nullinie des Differenzsignals kann nach Umschalten beider Signaleingänge auf GD
mit beiden Y - POS Stellern in die gewünschte Lage gebracht werden.

Die Ablenkempfindlichkeit ist bei Differenzmessungen gleich den auf beiden Abschwächern eingestellten gleichen Ablenkfaktoren.

Eine Anwendung der Differenzmessung stellt die Darstellung und Messung des Stroms in einer Leiterung dar, die keine direkte Verbindung mit der Masse der Schaltung und des Oszilloskops hat. In der Leitung muss sich jedoch ein ohmscher Widerstand als Stromfühler befinden, dessen Spannungsabfall als Differenzsignal abgebildet wird. Der Stromablenkfaktor ist dann der Span - nungsablenkfaktor durch des Stromfühlerwiderstand.

X - Y Darstellung
Außer Spannungs - Zeit Diagrammen (Y - t Darstellung) können mit einem Zweikanaloszilloskop auf bequeme Weise auch z.B. Kennlinien und Übertragungsfunktionen un X - Y Darstellung ab - gebildet werden.

Der Eingang CH.II wird bi externer Horizontalablenkung (HOR.EXT. gedrückt) zum Hor - izontaleingang (HOR.INP.). Die Zeitbasis, einschließlich der Triggerung, sind bei externer Horizontalablenkung außer Betrieb. Das Gerät muss bei externer Horizontalablenkung auf Ein - kanalbetrieb stehen (DUAL und ALT/CHOP nicht gedrückt). Für beide Ablenkeinrichtungen stehen bei der X - Y Darstellung die gleichen geeichten Ablenkfaktoren zur Verfügung.

Beispiel 1:
Es soll die Kennlinie einer Diode auf dem Oszilloskop abgebildet werden. Abb.2 zeigt die Messschaltung. Der Strombegrenzungswiderstand Rv fungiert gleichzeitig als Stromfühler. Damit die Spannung am Widerstand Rv allein abbgebildet werden kann, muss das Bezugspot - ential (Masse) auf den Verbindungspunkt gelegt werden. Die Speisespannung Us muss daher massefrei sein (z.B sinusförmige Wechselspannung aus einem Netztrafo). Da der Diodenstrom üblicherweise in vertikaler Richtung abbgebildet wird, muss der Eingang CH.I mit dem Wider - stand verbunden werden, die Diodenspannung mit dem Horizontaleingang (CH.II = HOR. INP.) verbunden.

Da Diodenspannung auf die Anode bezogen ist, würde die Abbildung die Quadranten in verti - kaler Richtung vertauschen (d.h. Der Sperrbereich wäre im 1. Quadranten und nicht im 3. Qua - dranten zu sehen). Die Lösung besteht darin das Signal mit dem INVERT.I Schalter zu invert - ieren. Den Spannungsmaßstab für die X - Richtung kann man auf dem AMPL.I Schalter ablesen, sofern kein Tastkopf verwendet wurde. Der Strommaßstab errechnet sich aus dem Wider - standswert von Rv und dem Ablenkfaktor auf dem AMPL.II Schalter.

Bei Bauteilen aus der Digitaltechnik ist die Übertragungskennlinie ein wichtiges Kriterium. Veränderungen des Übertragungsverhalten bei Belastungsänderung oder durch Temperatur - einfluß können mit dieser Kennlinie im Betrieb sichtbar gemacht werden.

Beispiel 2:
Als Beispiel soll die Übertragungsfunktion einer einfachen Transistorschaltung (Inverter) dienen. Das Ansteuersignal ist eine strtig von 0V bi uImax pulsierende positive Spannung. Es kann z.B. eine Dreiecksspannung mit überlagerter positiver Gleichspannung (Offsetspannung) sein oder einfach eine gleichgerichtete Wechselspannung. Mit der Ansteuerspannung UI wird über den Eingang CH.II = HOR.INP. die Horizontalablenkung vorgenommen. Die Vertikalab - lenkung erfolgt mit dem Ausgangssignal UQ über den Eingang CH.I. Der Koordinatennullpunkt wurde an den linken unteren Bildrand gelegt.

Aus der Kurve sind z.B. in horizontaler Richtung die Eingangsspannungen abzulesen, bei denen der Transistor zu leiten beginnt (Beginn des Abfalls) und bei der er den Sättigungsbe - reich erreicht hat (Ende des Abfalls). Außerdem sind in vertikaler Richtung die Ausgangsspan - nungen bei Low - und High - Pegel abzulesen.


Spezielle Zusatzfuntionen im Oszilloskop
Um die Untersuchung komplexer Signale zu erleichtern bzw. erst zu ermöglichen, werden Os - zilloskope mit speziellen Triggerfuntionen hergestellt. Einge dieser Zusatzfuntionen sollen kurz erklärt werden:

DELAY Mit der Ablenkverzögerung kann die Triggerung der Zeitablenkung um eine
einstellbare Zeit (z.B. 100ns bis 1s) gegenüber dem Zeitpunkt verzögert werden
in dem das Signal die Triggerschwelle schneidet. Damit kann von einem period - ischen Signal praktisch jeder beliebige Teilabschnitt gedehnt auf dem Schirm
dargestellt werden. Zur Triggerung kann, unabhängig vonm abgebildeten Kur - venabschnitt, eine geeignete, möglichst steile Signalflanke ausgesucht werden. Der Kurvenabschnitt kann fast beliebig aufgelöst (gedehnt) werden.
HOLD OFF Bei der Darstellung eines bestimmten, wiederkehrenden Kurvenabschnitts in
einem komplexen Signal, das nicht exakt periodisch verläuft, kann nach einem Durchlauf der Zeitbasis eine variable Triggerpause eingestellt werden. Erst nach Ablauf dieser HOLD OFF Zeit, wenn der interessierende Kurvenabschnitt sich wiederholt, erfolgt eine neue Triggerung.
SINGLE Dient der Einzelbilddarstellung von nichtperiodischen Signalen (Einschwing - ,
Prellvorgänge). Es erfolgt nur eine einmalige Triggerung, die durch die erste Triggerflanke ausgelöst wird, nachdem die SINGLE Funktion eingeschaltet wurde. Ist eine RESET Taste vorhanden, kann hiermit eine neue Triggerung freigegeben werden. Anwendung erfolgt bei Oszilloskopen mit Speicherblid - röhre oder wenn eine fotographische Aufnahme von dem Oszillogramm ge - macht werden soll.



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