Die Jahrhundertflut

Inhaltsangabe:
    Einleitung 02 Chronologische Entwicklung der Überschwemmungen 02 Fehler, die zu den Jahrhundertfluten führten 09

3.1 Hat die Veränderung des globalen Klimas zu den Überschwemmungen beigetragen? 09

3.2 Beiträge des Menschen zu den Ursachen der Überschwemmungen: 10

3.2.1 Verminderung der Aufnahmefähigkeit des Bodens für Regenwasser 10
3.2.2 Regulierung der fließenden Gewässer 10
3.2.3 Vernachlässigung der Pflege der Staumauern 10
3.2.4 Verbauung von Gebieten, dir durch Hochwasser bedroht sind 11
3.2.5 Die Einwohner und die Betriebe wurden zu spät gewarnt 11
3.2.6 Zivilschutz, Militär und Polizei waren nicht vorbereitet 11
3.2.7 Verhalten der Menschen während der Überschwemmung 11

3.3 Die Ökonomie der Hochwasserschutzmaßnahmen 11

    Hilfemaßnahmen 12
4.1 Allgemeine Hilfsaktionen 12
4.2 Hilfe durch die Regierung 12
4.3 Privatinitiativen 12
4.4 Spenden aus dem Ausland 12
4.5 An den Aufräumarbeiten beteiligte Personen 13
4.6 Schweigeminute zu Ehren der Hochwasseropfer 13
4.7 Benefizkonzert 13
5. Wirtschaftliche und politische Folgen 14
5.1 Beschlüsse des Kabinetts 14
5.2 Wirtschaftlicher Nutzen 15
5.3 Lehre aus den Überschwemmungen 15
6. Das Ausmaß der Schäden 15
6.1 Schäden in der Landwirtschaft 15
6.2 Schäden der Infrastruktur 15
6.3 Offizielle Schadensbilanz 15
7. Bibliographie 16

    Einleitung
Im Juli 1997 erreichten die Überschwemmungen den NO der Tschechische Republik, den NW der Slowakei und das öster - reichische Donaugebiet. Im Gebiet der Flüsse Oder, Opava, Ostravice und March kam es zu Überschwemmungen wie einmal in hundert, nach manchen Schätzungen sogar einmal in fünfhundert Jahren. Nach Schätzungen erreichten die ökonomischen Schäden über einhundert Milliarden K‡. Die Überschwemmungen und deren Umfang wurden durch die Ignoranz der Menschen gegenüber der Natur verursacht. Man hat am Hochwasserschutz zuviel und zulange gespart. Die Überschwemmungen sind zwar ein Naturereignis, aber man kann ihre Folgen durchaus beeinflußten.
    Chronologische Entwicklung der Überschwemmungen
• 7. Juli. 1997
Starke lang andauernde Regenfälle in Nord - bzw. Südmähren und Ostböhmen haben Überschwemmungen verursacht, mancherorts sprach man sogar von einem Jahrhunderthochwasser. Auch der Bus - und Eisenbahnverkehr in den betroffenen Gebieten einen Kollaps.
Die Situation wurde auch durch einen teilweisen Zusammenbruch des digitalen Telefonbetriebes verkompliziert, etwa 2 7OO Telefonstationen in der Umgebung der Städte Brunt'l, Olomouc und Frúdek - MÒstek waren von der Außenwelt abgeschnitten. In der südmährischen Stadt Zlín trat in der Nacht zum 7. Juli das normalerweise ruhig fließende Flüßchen Déevnice über seine Ufer, überschwemmte Dutzende Hauskeller bzw. Straßen und verwandelte Zlín in eine aus mehreren inselähnlichen Teilen bestehende Stadt.
Kritisch war die Situation z.B. auch an dem Fluss Morava/ March, dessen Wasserstand sich dem 5. Juli verdreifacht hat.
    8. Juli. 1997
Die Rettungsarbeiten, an denen die Feuerwehr, die Polizei der Tschechischen Republik, Hunderte von Soldaten, darunter auch Angehörige einer schnellen Einsatzbrigade und der Zivilverteidigung wie auch unzählige Freiwillige beteiligt waren, liefen ununterbrochen, wurden aber durch die andauernden Regenfälle und immer reißender werdenden Wasserströme kompliziert.
Mancherorts kam es bereits zum Einsturz von unterspülten Gebäuden, viele Ortschaften hatten kein Trinkwasser und keinen Strom mehr, es mangelte bereits an Lebensmitteln.
    9. Juli. 1997
Es gab bereits mehrere Tote, außerdem galten über zehn Personen als vermißt gemeldet. Tausende von Menschen mussten evakuiert werden, viele mussten viele Stunden auf den Dächern ihrer Häuser verbringen, um sich vor den steigenden Fluten zu retten. Die Versorgung der Menschen war allerdings sehr schwierig, da das Trinkwasser vielerorts ungenießbar geworden war. Aus dem zu Anfang am schwersten betroffenen Gebiet um Bruntal trafen zwar inzwischen Meldungen ein, dass der Wasserstand langsam falle, dafür aber wälzten sich die Wassermassen unaufhaltsam nach Süden.
Am Mittwoch vormittag wurde gemeldet, dass sich das Wasser des Flusses Morava/March bereits in die historische Altstadt von Olomouc/Olmütz zu ergießen begann. Eine mächtige Flutwelle hat in den Vormittagsstunden auch die Gegend um KromÆéÍû/Kremsier erreicht, eine zweite solche Welle wurde in KromÆéÍû um etwa 14 Uhr erwartet. Aber auch in Ostböhmen verschlimmerte sich die Situation. In der Metropole Hradec Králové/Königgrätz drang seit Mittwoch morgen Wasser aus der Orlice/Adler in die Vorstädte, weil die Sanddämme, die seit Anfang des Jahrhunderts ihre Aufgabe zuverlässig erfüllt haben, gebrochen waren.
Auf ihrer regelmäßigen Sitzung hatte am Mittwoch vormittag die tschechische Regierung die Bereitstellung von mehreren hundert Millionen Kronen zur Hilfeleistung angekündigt. Umweltminister Jirí Skalicky äußerte sich allerdings dahingehend, dass die Sachschäden keinesfalls weniger als 10 Milliarden Kronen betragen würden.
Von den Überschwemmungen waren auch zahlreiche Bahnverbindungen in Ostböhmen und Mähren betroffen. Auch der Intercity Silesia nach Warschau fuhr nicht mehr. Ebenso wurden zahlreiche Grenzübergänge in Nordmähren geschlossen.
    10. Juli. 1997
Rund ein Drittel der gesamten Fläche der Tschechischen Republik war an diesem Tage mittlerweile von dem Jahrhunderthochwasser betroffen. Während im Norden die Flüsse und Bäche zu sinken begannen und sich die Situation langsam zu beruhigen begann, erwarteten die Bewohner Südmährens und Mittelböhmens die Flutwelle erst. Am Mittwoch wurde das mittelmährische KromÆéÍû/Kremsier überschwemmt.
Während der normale Wasserstand der Morava/March in der Denkmal geschützten Stadt bei 1 Meter 50 liegt, erreichte er am Donnerstag Morgen 7 Meter 19. Unter Wasser stand zudem die 100.000 Einwohner Stadt Olomouc/Olmütz, in der die Stromversorgung zusammenbrach. Im ostmährischen Ostrava/Ostrau sperrte der örtliche Krisenstab zwei Stadtteile, weil der Einsturz unterspülter Gebäudekomplexe droht. Auch das ostböhmische Hradec Kralové - Königgrätz wurde überflutet, nachdem der Hochwasser führende Fluss Orlice einen Schutzdamm durchbrach. Sämtliche Bahnverbindungen nach und in Nordmähren wurden eingestellt, internationale Schnellzüge nach Polen und die Slowakei wurden durch Südmähren umgeleitet, doch auch hier drohte beim Grenzübergang Lanzhot die Überflutung der Eisenbahnbrücke.
Seit Montag waren rund 12.000 Feuerwehrmänner und knapp 2.000 Soldaten im Einsatz, die von Innenministerium und Armee bereitgestellten Hubschrauber konnten bisher in den Krisengebieten 1050 Personen retten, die auf den Dächern ihrer überschwemmten Häuser auf Hilfe aus der Luft warteten. Insgesamt wurden einige Tausend Bewohner aus gefährdeten Gebieten evakuiert.
    11. Juli. 1997
Die Wasseroberfläche in Nordmähren und im nördlichen Ostböhmen ist sank zwar schon leicht ab, - auch floß das Wasser bereits weniger reißend als noch vor 24 Stunden, in Hradec Králové/Königgrätz war der äußere Autobahnring wieder befahrbar, - aber der Schwerpunkt der Katastrophe hatte sich lediglich verlagert. Während über die Denkmal geschützte Stadt Kromeriz/Kremsier in Mittelmähren bereits die zweite Flutwelle der Morava/March hereingebrochen war, hatte der angeschwollene Fluß südmährische Städte erreicht. Am schlimmsten war die Situation in Uherské Hradiste am Unterlauf der Morava, etwa 40 km südlich von Kromeriz und der dazwischen gelegenen Stadt Otrokovice. In Uherské Hradiste musste die Nationalstraße zur slowakischen Grenze geschlossen werden, weil die Morava über die Ufer getreten ist.
In einer Siedlung der Stadt Otrokovice bei Zlin mussten 7.000 Personen evakuiert werden. Hier mussten auch drei Stromumspannwerke abgestellt werden. Im südmährischen Straznice dagegen, wo die Flutwelle gegen Mitternacht erwartet wurde, war der Wasserstand am Freitag morgen erst um einen Zentimeter gestiegen .
    14. Juli. 1997
Die verheerenden Überschwemmungen im östlichen Teil der Tschechischen Republik verlagerten sich in Laufe dieses Tages nach Südmähren. Die gesamte Gegend um den Fluß Morava/March mit all seinen Zuflüssen wurde zu einem einzigen riesigen See. Die Stadt Uherske Hradiste lag seit 3 Tagen unter Wasser. Insgesamt wurden inzwischen 150.000 Hektar Ackerboden überschwemmt.
Wie der Vorsitzende des Hochwasserkrisenstabes Miloslav Barchánek erläuterte, könne nicht mehr von einer klassischen Überschwemmung gesprochen werden, denn es handelte sich nicht nur um das Hochwasser, das die Morava mit sich führte. Eine riesige Wassermasse wälzte sich durch die Ebene Südmährens, - gespeist durch sämtliche Zuflüsse, sich in verschiedenen Richtungen ausbreitend, - von der niemand voraussagen konnte, wie sie sich weiter verhalten würde.
Insgesamt mussten in Tschechien wegen des Hochwassers bereits grob gerechnet 50.000 Menschen ihre Häuser verlassen. In Nordmähren, wo das Wasser gesunken war, konnten viele Leute schon in ihr Zuhause zurückkehren, aber diese Bezeichnung ist wohl nicht mehr am Platze. Alles war dick mit Schlamm bedeckt, Möbel, Kleidungsstücke, Geräte wurden unbrauchbar, ganz zu schweigen von Werkstätten, Fabriken, Bibliotheken, Krankenhäusern. An manchen Orten hatte das Wasser eine Meter hohe Wand aus Sand und Geröll zurückgelassen, zum Teil regnete es.
Verendete Tiere bildeten ein Gesundheitsrisiko, wegen Seuchengefahr durfte nur abgepacktes Wasser getrunken werden. Am schlimmsten betroffen waren nach den momentanen Erkenntnissen die Ortschaften Otrokovice bei Zlín und Troubky - allein dort gab es 8 Tote. Die Gesamtzahl der Todesopfer erhöhte sich mittlerweile auf mindestens 28, manche Berichte sprachen sogar schon von 32 Opfern.
    15. Juli. 1997
Die Wassermassen des Flusses Morava/March wälzten sich, nachdem sie am Wochenende die Stadt Uherské Hradiste überschwemmt hatten, unaufhaltsam weiter nach Süden. Das südmährische Hodonín, aus dem bereits am Sonntag 10 Tausend Menschen evakuiert worden waren, blieb bislang von einer Katastrophe verschont, - dank der teilweise gelungenen Umleitung der Flutwelle in Nebenflüßchen und Kanäle. Mittlerweile verbreitete sich auch die Morava in die Wälder um Luzice. Im Norden Mährens und im östlichen Böhmen dagegen wurde bereits aufgeräumt, die Schäden wurden bilanziert und Finanzierungsprogramme aufgestellt.
    17. Juli. 1997
Die Hochwasserkatastrophe ging, zumindest was die Tschechische Republik betrifft, ihrem Ende entgegen. Im südmährischen Hodonín hatte es eine Entwarnung gegeben und somit konnten die Menschen wieder in ihre Häuser zurückkehren.
    18. Juli. 1997
Die Meteorologen warnten von einer neuen Katastrophe. Nach der Wettervorhersage sollte es nämlich am Freitag ein starker Regen beginnen, der bis zum Dienstag andauern sollte. Die Regenschauern sollten sich auf das ganze Gebiet der Tschechischen Republik ausbreiten, die stärksten Niederfälle wurden jedoch wieder in den Gebieten erwartet, die schon in den vergangenen zwei Wochen mit dem Wasser zu kämpfen hatten. Es fielen über 50, auf einigen Stellen sogar 100 Milimeter Wasser, d.h. 100 Liter pro Quadratmeter.
Wie die Wasserwirtschafter schätzten, so stiegen die Flüsse in den schon früher betroffenen Regionen praktisch sofort, weil der Boden durchnäßt waren und somit kein Wasser mehr einsaugen konnten, zudem lagen einige Gebiete noch unter Wasser.
Die Behörden forderten dort die Bewohner auf, sich Vorräte an Wasser und Lebensmitteln für mindestens drei Tage zu besorgen, weil sie mehrere Tage ohne Verbindung mit der Umwelt bleiben könnten. Das Wasser wurde aber auch an böhmischen Stauseen abgelassen, an der Moldau griffen die Wasserwirtschafter nach dieser Maßnahme bei den Talsperren Lipno, Rímov und Husinec. Der Umweltminister und Regierungsbevollmächtige für die Beseitigung der Hochwasserschäden, Jiri Skalicky, sah in der Wettervorhersage keinen Grund zur Hysterie und Angst vor weiteren Überschwemmungen. Auf einer Pressekonferenz am Freitag erklärte er wörtlich: "Wir müssen unbedingt bereit sein, und ich halte dazu alle zuständigen Hochwasserorgane an, aber es gibt keinen Grund zur Hysterie. Es gibt keinen Grund dafür, die Leute wiederholt zur Evakuierung und zum Einkauf der Vorräte von Essen und Trinkwasser aufzufordern."
    21. Juli. 1997
Die heftigen Regenfälle, die in der Nacht zum Freitag einsetzten, hatten an diesem Wochenende auch Gebiete bedroht, die in den davor liegenden Wochen noch nicht betroffen waren. In der Unesco - Denkmalstadt Cesky Krumlov/Böhmisch Krumau in Südböhmen wurden am Freitag abend Keller überschwemmt und die Moldau leckte gefährlich nahe an die historischen Bauten am Ufer. Hier aber hörte es bereits am Samstag zu regnen auf, und somit konnten auch die Bewohner Prags sicher sein, dass sie von einem Moldau - Hochwasser verschont bleiben würden. Besonders schlimm war die Situation am Wochenende im Krkonoze, dem Riesengebirge, wo der Quellfluß der Elbe bereits in den höheren Lagen zu einem unberechenbaren Element geworden war. In der Nähe des Ferienortes Spinderluv Mlyn/Spindlermühl riß das Wasser eine Brücke mit, und die Verbindungsstraße nach Vrchlabí/Hohenelb musste gesperrt werden. Vrchlabí wurde von der Wasserversorgung abgeschnitten. Auch das Flüsschen Jizera/Iser, das im Norden des Landes im Isergebirge entspringt, wurde an diesem Wochenende zur Bedrohung. In der nur 60 km von Prag gelegenen Skoda - Stadt Mladá Boleslav/ Jungbunzlau musste deswegen die höchste Alarmstufe ausgerufen werden.
In Mähren wiederholte sich für viele Menschen das Schreckensszenarium der vergangenen zwei Wochen. In Ostrava/ Mährisch Ostrau wurde am Sonntag morgen Alarmbereitschaft ausgerufen und erneute Evakuierungen angeordnet, die aber dann glücklicherweise nicht durchgeführt werden mussten. In der kleinen Gemeinde Troubky am Flüsschen Becva, die in den vergangenen Wochen am schlimmsten betroffen gewesen war, kamen am Sonntag einige Dutzend Einwohner zu einem Gottesdienst zusammen, am Nachmittag bereits mussten sie sich aber erneut zur Evakuierung bereitmachen.
    22. Juli. 1997
Im mährischen Otrokovice, einer Stadt mit 20 Tausend Einwohnern in der Nähe von Zlín, mussten am Montag nachmittag erneut etwa 6.000 Einwohner evakuiert werden. Besonders im nördlichen Mähren hatten nämlich einige Flüsse nach anhaltendem Regen erneut begonnen, gefährlich anzusteigen. In der nordmährischen Industriemetropole Ostrava/mährisch Ostrau, die an der Oder liegt, ist die Alarmbereitschaft noch nicht aufgehoben worden. Am Dienstag vormittag normalisierte sich die Lage weitgehend, jedoch droht nun wiederum im südlichen Mähren Gefahr. Nach weiteren Regenfällen stieg wieder die Morava/March und versetzte die Bewohner von Olomouc/Olmütz und in Alarmbereitschaft. Sie müssten sich ebenso wie die Bewohner von Litovel auf eine Evakuierung gefaßt machen. In Olomouc wurde unaufhörlich der Damm verstärkt. Mehr könne man nicht mehr machen, sagte der Chef der örtlichen Hochwasserkommission. Auch die zerstörten Dämme im stark mitgenommenen Uherské Hradiz³ wurden fieberhaft geflickt, bevor die erwartete Hochwasserwelle der Morava herangespült kamt. Kritisch sieht es im südlichsten Mähren im Gebiet Breclav aus. Hier floß die ebenfalls angeschwollene Dyje/Thaya in die Morava, die sich hier deshalb gewaltig zurückstaut.
    23. Juli. 1997
Die höchste Warnstufe galt an diesem Tag weiterhin für einige an dem Fluß Morava/March liegende Gebiete in Mittel - bzw. Ostmähren, nämlich in den Städten Kromeriz, Spytihnev und Stráznice.
Es wurde zwar gemeldet, dass der Wasserpegel der March gesunken sei, doch es handelte sich hierbei nur um einen Zentimeter pro Stunde und insgesamt eigentlich nur um wenige Zentimeter. Dies trifft ebenfalls für den kritischsten Punkt am Oberlauf der Oder in dem Stadtviertel Nová Ves in der nordmährischen Industriestadt Ostrava zu. Trotzdem wurden die Zentimeterangaben in den Meldungen als Grund zu Optimismus gesehen.
    25. Juli. 1997
Wie der Vorsitzende der zentralen Hochwasserkomission, Umweltminister Jiri Skalicky, am Donnerstag erklärt hatte, wurden die Hochwasserkomissionen in den einzelnen Kreisen ab Freitag die Koordinierung der Schutzmassnahmen übernommen, und zwar mit Ausnahme der Kreise Breclav - Lundenburg, Hodonin - Göding, Uherske Hradiste - Ungarisch Hradisch in Südmähren und Zlín in Mittelmähren, wo die Lage von der Hochwasserkomission bei dem Fluß Morava - March und dessen Zuflüsse beobachtet wurde.
Die Zentralkomission löste auch ihren Krisenstab auf. Die dritte Warnstufe blieb in der Region von Breclav. Hochwasserallarm besteht auch weiterhin in der Region von Otrokovice - Otrokowitz, Uherske Hradiste und Hodonin, wo die Dämme durchzubrechen drohten. Weiter galt die dritte Warnstufe an der March in Straznice und am Fluss Svratka in Zidlochovice in Südmähren. Auch an der Oder, und zwar in Bartonovice, galt die Warnstufe drei. Aus dem Vergleich mit historischen Aufzeichnungen ging hervor, dass es sich eindeutig um das verheerendste Hochwasser in Mähren und in Schlesien in diesem Jahrhundert handelt, und zwar sowohl, was das Ausmaß und die zeitliche Dauer als auch die Größe des heimgesuchten Gebiets anbelangt. Bisher wurden keine außerordentlichen epidemiologischen Vorkommnisse in den betroffenen Gebieten verzeichnet. Was die Erneuerung des Eisenbahnverkehrs betrifft, so fuhren ab Samstag, dem 26. Juli, Züge, die aus Prag nach Mähren, und bislang ihre Endstation in Zabreh na Morave hatten, bis nach Olomouc - Olmütz.
    28. Juli. 1997
Die Morava/March sanl seit Freitag morgen überall um mindestens einen halben Meter, in Olomouc um über 80 cm und andern Orts noch mehr. Bedroht war immer noch das Gebiet um Hodonín und Bêeclav im südlichsten Mähren, weil dort nach wie vor die Gefahr von Deichbrüchen bestand. Immerhin galt aber auch dort nur noch Hochwasseralarmstufe 2.
    29. Juli. 1997
Der einzige Landkreis Tschechiens, in dem an diesem Tag noch immer Hochwasseralarm der Stufe 3 bestand, war Breclav, wo die Morava/March wegen des niedrigen Gefälles der Landschaft immer noch weite Flächen überflutete. Andern Orts wurde der Hochwasseralarm zum größten Teil völlig aufgehoben. Selbst die Oder, zu diesem Zeitpunkt Synonym des Schreckens an der polnisch - deutschen Grenze, wurrde an ihrem Oberlauf wieder zahm. In der nordostmährischen Industriemetropole Ostrava wurde der Alarm aufgehoben, gesperrt blieb allerdings noch der Stadtbezirk Nová Ves.
    4. August. 1997
Die Lage in den von dem katastrophalen Hochwasser betroffenen Regionen in Mähren und Nordböhmen entspannte sich auch weiterhin langsam. Die Pegel der Wasserläufe sanken, immer weniger Gebiete und Gemeinden standen unter Wasser. Doch dort, wo das Wasser verschwand, tauchten neue Probleme auf: zum einen kam erst zu diesem Zeitpunkt das gesamte Ausmaß der Schäden zum Vorschein. Viele Häuser, die den Wassermassen zwar standhielten, mussten trotzdem abgerissen werden. Allein im mährischen Olomouc waren dies zum Beispiel 185 Häuser, da deren Fundamente aufgeweicht waren.
    5. August. 1997
Nach den Aussagen von Umweltminister Skalicky waren die von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete aus dem Gröbsten heraus. Die Trinkwasserversorgung wurde wieder hergestellt, ebenso die Gas - und Elektrizitätslieferungen. Die Arbeiten am Telefonnetz und den Verkehrswegen gingen zügig vonstatten, sagte Skalicky am Montag, musste aber auch eingestehen, dass die Lage in einigen Gebieten nicht so rosig aussieht. Z.B. in den Bezirken Prerov oder Bruntál, wo das Wasser, das nun wieder aus den Wasserhähnen floß, noch nicht zum Trinken geeignet war.
    6. August. 1997
Die in der Nähe von Zlín direkt am Fluss Morava/March gelegene Stadt Otrokovice war von den Überschwemmungen besonders schlimm betroffen. Industrie - und Handelsminister Kühnl besuchte hier am Dienstag die Aktiengesellschaft Toma Otrokovice und das Reifenwerk Barum Continental. Nach seinen Worten hat, was sein Ressort betrifft, die Priorität bei der Schadensbeseitigung bei den Energiewerken gelegen. An zweiter Stelle seien nun die Betriebe an der Reihe, deren Funktionieren lebenswichtig sei, wie z.B. der Bereich Gesundheitswesen.
    7. August. 1997
Eine ernsthafte Bedrohung stellte für die Menschen, die mit den Hochwasserfolgen kämpften, eine Infektionserkrankung dar, der seit 5. August zwei Menschen erlagen. Im Krankenhaus von Ostrava starben zwei Männer an einer Leptospirose - Infektion. Die beiden hatten sich bei Räumungsarbeiten in überschwemmten Häusern angesteckt. Wie Cestmir Benes, Epidemiologe im Staatlichen Gesundheitsinstitut, gegenüber der Tageszeitung Mladá fronta Dnes erklärte, war diese Art der Leptospirose, die sich durch den Urin von Wanderratten im Wasser verbreitet, so ziemlich das schlimmste, woran sich die Menschen anstecken können.
    Fehler, die zu den Jahrhundertfluten führten

3.1 Hat die Veränderung des globalen Klimas zu den Überschwemmungen

beigetragen?

Der Mensch hat eine Veränderung des globalen Klimas verursacht. Große Überschwemmungen sind auch in der Vergangenheit vorgekommen, aber die große Zunahme von großen Überschwemmungen in der Welt in den letzten 20 Jahren zeigt, dass der Mensch daran einen großen Anteil hat.
Westeuropa wurde im 20. Jahrhundert schon von sechs großen Überschwemmungen heimgesucht, davon 3 in den letzten 15 Jahren und zwei große in den letzten fünf Jahren.
An der Veränderung des Weltklimas hat die Abholzung der großen Wälder einen bedeutenden Anteil. Als Beispiel kann die Entwicklung des Großmährischen Reiches im 10 Jahrhundert dienen. Man dachte, dass die Siedlungen im Großmährischen Reich durch Feinde eingeäschert wurden. Die archäologischen Ausgrabungen der letzten Zeit haben aber gezeigt, dass die Siedlungen durch große Überschwemmungen zerstört wurden, die die Folge von großen Abholzungen im 10. Jahrhundert im Gebiete der March waren.
Man kann also durchaus sagen, dass folgende zwei Ursachen wesentlich zu der Überschwemmung geführt haben:
    Die Erwärmung des Klimas durch die Liquidierung der Regenwälder, durch den Einsatz von Freon und dadurch die Liquidierung des Ozons. Die verschiedenen lokalen Eingriffe in die Natur, wie die Regulierung von Flußläufen ohne Rücksicht auf den natürlichen Lauf der Flüsse.

Zur Veranschaulichung der letzteren Ursache einen kurzen Auszug aus der Geschichte der Regulierung von den Flüssen March und Thaya

Bereits im Jahre 1653 hat man im Wiener Kongress über die Regulierung der March gesprochen, die Regulierung der Thaya wurde im Jahre 1712 diskutiert. Schon damals waren solche Vorhaben nur sehr schwer durchsetzbar, obwohl man diese Maßnahmen für nützlich gehalten hat. Als Folge der großen Überschwemmungen des Jahres 1890 wurde im Jahre 1901 ein Gesetz über die Regulierung der Flüsse und den Bau von Kanälen beschlossen. In der Folge wurden die Flüsse Thaya, und March reguliert.
Zwischen den Jahren 1968 und 1989 wurden die Regulierung von March und Thaya weitergeführt und es wurden mehrere Teiche in der Gegend zwischen Mikulov und Breclav gebaut.

3.2 Beiträge des Menschen zu den Ursachen der Überschwemmungen

3.2.1 Verminderung der Aufnahmefähigkeit des Bodens für Regenwasser
Zerstörung von hunderttausenden Hektar von Uferbepflanzung, antierosiven Flurhecken, Verdichtung des Ackerbodens durch landwirtschaftliche Mechanisierung, Entwässerung des landwirtschaftlichen Bodens, vor allem Entwässerung der nassen Wiesen, und Verringerung des Waldbestandes. Weiters wurden ca. 3 % der Fläche der CR zu betoniert und asphaltiert. In diesen verbauten Boden kann das Wasser nicht einsickern. Das verschlimmert die Folgen der Überschwemmungen vor allem in den urbanen Gebieten. Zu großen Schäden kam es deswegen in großen Städten wie z.B. Olmütz, Ostrava usw.
3.2.2 Regulierung der fließenden Gewässer
Durch künstliche Uferbegradigung fließt das Wasser schneller ab und kann weniger in den Boden einsickern. Die natürliche Meandrierung verlangsamt die Fließgeschwindigkeit und ermöglicht dem Wasser sich über eine größere Fläche zu verbreiten und in den Boden zu versickern.
Entgegen den Erwartungen ist der Nutzen für die Verhinderung von Hochwasser durch künstlich angelegte Stauseen nicht beträchtlich. Diese Stauseen sind normalerweise zu ca. 90 % gefüllt und können daher in der Hochwassersituation nicht als ausgleichender Speicher genützt werden. Nur bei den regelmäßigen und daher vorhersehbaren Überschwemmungen die durch die Eisschmelze im Frühjahr verursacht werden, lassen sich Stauseen zum Hochwasserschutz verwenden. Das große Hochwasser im Sommer 1997 kam unvorhersehbar schnell, daher war nicht genug Zeit, um die Stauseen zu entleeren. Man hatte dabei Glück, da zwei große Stauseen (Slezska Harfa und Vir) zum Zeitpunkt der Überschwemmung fast leer waren.
Effektiver als Stauseen sind trockene Reservoirs, die nur als Stauräume für den Überschwemmungsfall erbaut wurden.
3.2.3 Vernachlässigung der Pflege der Staumauern
Der Bruch von Staudämmen führte zu großen Überschwemmungen bei Hradec Kralove, Uhreske Radiste und bei vielen Dörfern. Die Städte und Dörfer an der March wurden hauptsächlich durch die Folge von Dammbrüchen überschwemmt. Oft brachen bei Teichen die Dämmen und dadurch wurden ganze Gebiete durch Schlamm verwüstet.
3.2.4 Verbauung von Gebieten, dir durch Hochwasser bedroht sind
In Uherske Hradiste wurde im Innudationsgebiet eine ganze Siedlung gebaut, die bei den Überschwemmungen komplett zerstört wurde.
3.2.5 Die Einwohner und die Betriebe wurden zu spät gewarnt
Die staatliche Wettervorhersage hat zwar schon für den 4. Juli größere Regenfälle und kleinere Überschwemmungen vorhergesagt, aber die Betriebe haben darauf nicht reagiert. Dadurch sind ca. 300.000 Stück Rind ertrunken.
3.2.6 Zivilschutz, Militär und Polizei waren nicht vorbereitet
Nach dem Ausbruch der Überschwemmungen kam es zu einem großen Chaos. Es wurde auch bei so wichtigen Dingen wie Evakuierungsplänen improvisiert.
Die einzigen Organisationen, die ihre Aufgaben hundertprozentig erfüllt haben waren die Feuerwehren und das Rote Kreuz.
3.2.7 Verhalten der Menschen während der Überschwemmung
war im großen und ganzen in Ordnung. Nur in einzelnen Fällen kam es zu Plünderungen von verlassenen Häusern und Geschäften. Manche haben versucht, die Situation für Geschäfte auszunützen, so wurde Brot zu überhöhten Preisen angeboten, manche haben die Tragödie gefilmt und verkauft.
Ca. 100 Polizisten haben das AKW Temelin bewacht. Das AKW wurde nicht abgeschaltet.
Die tschechische Bahn (CD) hat versucht, die Situation zur Stillegung von 14 nichtrentablen Nebenstrecken auszunützen.

3.3 Die Ökonomie der Hochwasserschutzmaßnahmen

Die Hochwasserschutzdämme haben für große Überschwemmungen nur eine begrenzte Wirksamkeit. Der Ausbau der Dämme bei allen großen Flüssen übersteigt auch die finanziellen Möglichkeiten von reicheren Staaten als der Tschechischen Republik.
Bei großen Überschwemmungen werden auch kleine Bäche zu großen Flüssen. Ein wirksamer Hochwasserschutz besteht in der Einhaltung des Bauverbotes in den Hochwasserschutzzonen.
Für die Zukunft sollten die Einrichtungen von Zivilschutz, Polizei und Militär besser auf Hochwasserkatastrophen vorbereitet sein.
    Hilfemaßnahmen Allgemeine Hilfsaktionen
Es kam neben einer Vermietung von Wohncontainern auch zur Einquartierung von Rentner, die ihre Wohnungen und Häuser verloren hatten, in Altersheimen.
In Prag wurde eine Stelle zur Nachforschung nach Vermißten eingerichtet.
Aber auch von Seiten der Kirche gab es Hilfe. So rief Kardinal Vlk die katholischen Christen auf, ihren Mitmenschen zu helfen, überall wo es notwendig sei, sowohl im materiellen als auch im seelischen Bereich.
    Hilfe durch die Regierung
Das Abegeordnetenhaus billigte einstimmig den Vorschlag der Regierung, 9OO Millionen Kronen aus den Finanzreserven des Staates für die der betroffenen Bevölkerung bestimmten Hilfeleistungen freizugeben. Weiters beschloß das Kabinett für die erste Phase der geplanten Hilfeleistungen unverzüglich jedem der insgesamt 24 von Überschwemmungen betroffenen Kreise Ostböhmens bzw. Nord -, Mittel - und Südmährens jeweils 13 Millionen Kronen zukommen zu lassen.
Ein Entwurf des Ministeriums sah drei Varianten für die Gewährung von Darlehen vor: ein zinsloses Darlehen bis zu einer Million Kronen, eine Subvention in der selben Höhe und eine Kombination der beiden vorhergehenden Möglichkeiten.
    Privatinitiativen
Das tschechische Rote Kreuz konnte auf seinem Sonderkonto 77 Millionen Kronen verzeichnen. Die Stiftung der verstorbenen ersten Frau des tschechischen Präsidenten, die Olga - Havlová - Stiftung/Ausschuß des guten Willens konnte auf 14 einhalb Millionen Kronen verweisen.
Der tschechische Gewerkschaftsdachverband stellte über das Rote Kreuz mehrere 100 Millionen Kronen zur Verfügung, außerdem stellte er seine Unterkünfte zur Nutzung für die Obdachlosgewordenen bereit. Gemeinsam mit der Regierung stellte der Verband weiters Informationen für Arbeitnehmer über arbeitsrechtliche Angelegenheiten zusammen, z.B. über Fehlen am Arbeitsplatz wegen des Hochwassers.
.Die Investiçní a poÊtovní banka wiederum lockerte ihre Geschäftsbedingungen: wer an seine fest angelegten Gelder herankommen wollte, konnte dies tun jegliche ohne Sanktionen befürchten zu müssen.
    Spenden aus dem Ausland
Die Tschechische Republik erhielt 700 000 Euro (19 Millionen Kronen) von der Europäischen Union zur Beseitigung der Hochwasserschäden.
Obwohl Václav Havel immer wieder betonte, dass die Tschechische Republik durchaus in der Lage sei, die Situation aus eigener Kraft zu meistern, ließen sich verschiedene internationale Hilfsorganisationen aber dennoch nicht davon abhalten, die gebotene Initiative zu ergreifen. Zu den Ersten zählten in dieser Hinsicht das Internationale Rote Kreuz, der Rote Halbmond, das Deutsche Rote Kreuz, die deutsche Johanniter - Unfall - Hilfe und nicht zuletzt der deutsche Pharma - Konzern BAYER. Andere ausländische Firmen spendeten auch - beispielsweise Wasseraufbereitungsanlagen oder Mittel zur Reinigung der nach dem Hochwasser kontaminierten Böden.
Der niederländischen Heilsarmee war es zu verdanken, dass zwei Militärmaschinen - vollbepackt mit Zelten und Feldküchen - aus den Niederlanden erwartet, den tschechischen Hilfsmannschaften zur Seite standen.
Auch viele Geldspenden aus dem Ausland wurden registriert. In Prag wurden Sammlungen durchgeführt in den diplomatischen Vertretungen Kanadas, Großbritanniens und Rußlands - um nur einige stellvertretend für viele zu nennen. Aus Taiwan kamen 20.000 Dollar, 10.000 D - Mark spendeten die Bamberger Sinfoniker. Die amerikanische Agentur für internationale Entwicklung übergab einen Scheck über 100.000 Dollar. Zuvor hatte die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright im Namen der US - Regierung ebenfalls 100.000 Dollar zugesagt.
    An den Aufräumarbeiten beteiligte Personen
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hatte die Naturkatastrophe über 2.354 Flugeinsätze notwendig gemacht. Insgesamt seien Armeeflugzeuge 686 Stunden im Einsatz gewesen, womit über 3.200 Personen gerettet und 413 Tonnen Militärmaterial und humanitäre Lieferungen in die Katastrophengebiete transportiert worden seien.
4.6 Schweigeminute zu Ehren der Hochwasseropfer
Insgesamt 4087 Haushalte waren ohne Dach über dem Kopf, und insgesamt 11.973 Personen mussten Notunterkünfte beziehen. 2 680 Häuser wurden total zerstört, 19.053 standen völlig oder teilweise unter Wasser. Insgesamt 536 Gemeinden wurden vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Es waren 48 Todesopfer zu beklagen.
Um all diesen Menschen, aber auch denjenigen, die noch immer mit den Folgen des Jahrhundertwassers zu kämpfen hatten, zu gedenken, ertönten zu Mittag am Donnerstag in der Tschechischen Republik die Sirenen, und die Glocken von rund 3000 Kirchen und Kapellen erklangen.
4.7Benefizkonzert
Zum Wohle der von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Menschen in Nord - und Südmähren hatten sich von Anfang an auch die tschechischen Künstler engagiert. So gaben sie auch eine Reihe von Benefizkonzerten, wie z.B. am 2. August im Berliner Dom (Kartenpreis: 25, - D - Mark). Ganze 195.000 Kronen konnten beim Benefizkonzert zugunsten der Hochwasseropfer gesammelt werden. Der Erlös kam einer deutschen, einer polnischen und einer tschechischen vom Hochwasser heimgesuchten Gemeinde zu Gute.
5. Wirtschaftliche und politische Folgen
5.1 Beschlüsse des Kabinetts
" Es ist klar, dass sich alle an der Behebung der Hochwasserfolgen werden beteiligen müssen", sagte Klaus wörtlich auf einer Pressekonferenz. In einem Interview für das Tschechische Fernsehen deutete er noch mehr an : Die Regierung erwäge die Einführung einer Art außerordentlicher Hochwassersteuer, er persönlich könne sich eine Steuererhöhung um einen Prozentpunkt "in einem oder dem anderen Bereich" vorstellen.
Die Kosten der Behebung der Hochwasserfolgen sollen zum Teil auch tschechische Bürger selbst mitfinanzieren, indem sie, wie sich das die Regierung erhofft, die vom Staat herausgegebenen Schuldscheine im Gesamtwert von 5 Milliarden Kronen kaufen. Weitere Geldmittel in Höhe von 3 - 5 Mrd Kronen werden aufgrund der jüngsten Regierungsbeschlüsse auch aus den Erträgen der sogenannten kleinen Privatisierung in die Hochwassergebiete fließen.
Pilip (Finanzminister) zufolge sollte sich der Staat vor allem an der Kostendeckung der Rettungsarbeiten sowie auch an der Erneuerung der Infrastuktur, sprich Straßen, Eisenbahnstrecken, Festigung von Schutzdämmen usw. beteiligen. Man müsse - so der Finanzminister - aber auch mit zusätzlichen Kosten rechnen, da eine Reihe von Unternehmen wegen der erzwungenen Produktionseinstellung geringere Gewinne erziele und dadurch auch weniger Steuergelder in die Staatskasse abgebe. Das Finanzministerium hat auch erste Schätzungen erarbeitet, wieviel die Staatskasse in Folge des Ausfalls bei der Einnahme von Steuern von den betroffenen Firmen und Betrieben verlieren wird. Finanzminister Ivan Pilip hat die Summe bisher nicht konkretisiert und sprach von mehreren Milliarden Kronen.
Die tschechische Nationalbank schlug vor, die Einkommenssteuern der Bürger für einige Zeit zu erhöhen, um so die Kosten für die Schadensbeseitigung der Hochwasserkatastrophe zu decken. Der Sprecher der Nationalbank, Martin Svehla, erklärte, dass man unter den gegebenen Umständen eine zeitweilige Steuererhöhung erwägen könne.
Erste Einnahmen verspricht sich die Regierung durch den Verkauf von staatlichen Obligationen, mit deren Druck bereits am vergangenen Wochenende begonnen wurde. Diese Schuldverschreibungen sind - in einem Umfang von 1 Milliarde Kronen - vom 1. August an im Nennwert von jeweils 1000 und 10.000 Kronen erhältlich. Ausgezahlt werden die Obligationen, die an der Prager Wertpapierbörse kotiert werden, in ihrem Nennwert am 1. August 2002.

5.2 Wirtschaftlicher Nutzen
Einer der wenigen, der der in den böhmischen Ländern wütenden Naturkatsstrophe auch etwas Gutes abgewinnen konnte, war der Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts der Akademie der Wissenschaften, Jan Svejnar. Svejnar glaubte, dass Überschwemmungen, so schrecklich sie für die unmittelbar Betroffenen auch sein mögen, mittel - und langfristig positive Effekte bereithalten. Der Volkswirtschaftler jedenfalls erwartet in einem, spätestens jedoch in zwei oder drei Jahren eine mit den Überschwemmungen ursächlich zusammenhängende Wirtschaftskonjunktur. In hohem Masse hinge nun alles von der Schnelligkeit der Baufirmen ab.
5.3 Lehre aus den Überschwemmungen
Präsident Havel habe wies darauf hin, dass mit mehr Respekt gegenüber der Natur und ihren Kräften vorgegangen werden müsse und die Gefahren, die sie bringen könne, nicht ignoriert werden dürften. Umweltminister Skalicky arbeitete aus diesem Grund ein Programm zur Hochwasserprävention aus. Dies solle z.B. die Bebauung hochwassergefährdeter Grundstücke unterbinden und das Schadensausmaß bei möglichen zukünftigen Überschwemmungen eindämmen.
6. Das Ausmaß der Schäden
6.1 Schäden in der Landwirtschaft
Die Schäden in der Landwirtschaft beliefen sich nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums in einer Höhe von 12 Milliarden Kronen. Den höchsten Anteil an dieser Summe - etwa 10 Milliarden - hattenen die Verluste an Vorräten, Wirtschaftstieren, technologischen Einrichtungen, Maschinen, Gebäuden sowie die Zerstörung der Wasserwirtschaftsanlagen. Nach den Worten von Landwirtschaftsminister Josef Lux wurden 100 Tausend ha Boden vom Hochwasser betroffen, auf der Hälfte dieser Fläche wurde die Ernte etwa zur Hälfte zerstört.
6.2 Schäden der Infrastruktur
Die Schadensangaben im Verkehrsbereich: 5 Milliarden bei der Eisenbahn und den Schnell - und Landstraßen, weitere 2 Milliarden beim lokalen Straßennetz.
Die Telecom meldete nahezu 40.000 Telefonleitungen außer Betrieb.
6.3 Offizielle Schadensbilanz
Die Schäden am Eigentum bei den Überschwemmungen haben die Summe von 63 Milliarden Kronen überschritten, das sind 12 % von Staatsbudget 1997.
2.5 % der Fläche des Tschechische Staatsgebietes wurde überschwemmt, 50 Menschen sind dabei ums Leben gekommen.. Es wurden 2.152 Wohnungen und 18.526 Einfamilienhäuser zerstört.
Schäden, die in Folge von Produktionsstillegungen oder Erhöhung der Arbeitslosigkeit entstanden sind, erreichten die Höhe von 7 Milliarden Kronen.
7. Bibliographie
Ausstellungsunterlagen des Landwirtschaftlichen Museums im Valtice
Mitteilung der Tschechischen Botschaft in Wien
Offizielle Schadensbilanz des Umweltministeriums in Prag
Nachrichten von Radio Prag

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