Zusammenbruch der Sowjetunion

Inhaltsverzeichnis

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Einleitung 3

1.Wirtschaft
1.1 Allgemeine Schwierigkeiten der zentralen Planwirtschaft 3
1.2 Landwirtschaft 3 - 4
1.3 Rüstung, Raumfahrt, Militär 4
1.4 Planwirtschaftliche Probleme 4 - 5

2. Schwächen und Folgen des politischen Systems
2.1 Klassenunterschied zwischen Funktionären und Arbeitern 5
2.2 Streik als Zeichen wachsenden Unmuts 5 - 6
2.3 Wahrnehmungsverzerrer 6
2.4 Politisches System und Reformierbarkeit 6 - 7

3. Perestroika und Glasnost
3.1 Reformvorhaben 7
3.2 Gründe für das Scheitern der Reformen 8 - 9

4. Aufbruch in die Nationalitäten
4.1 Gründe für die Hinwendung zur Nation 9 - 11
4.2 Die Loslösung von Moskaus 11

5.Schlussfolgerung 11

6.Literaturliste 12

Zusammenbruch der Sowjetunion


Der Zusammenbruch der Sowjetunion bedeutete auch den Ende des Kommunismus. Der gegebene Rahmen wird nicht ausreichen um jedes einzelne Detail zu erläutern. Es wird daher nur eine Auflistung der Probleme möglich sein, die diesen Zusammenbruch eines riesigen Reiches verursachten.

1.Wirtschaft:
Im ersten Teil möchte ich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der ehem. UdSSR zeigen. Besonders gut zeigen lässt sich dies in den Bespielen Landwirtschaft, Rüstung, Raumfahrt und Militär.

    Allgemeine Schwierigkeiten der zentralen Planwirtschaft:
Eigentlich sollte die zentralistische Planwirtschaft nach der marxistisch - lenistischen Ideologie folgende Vorteile haben. Wirtschaftliche und soziale Ausbeutung sollen unmöglich werden, die Entfremdung des Menschen von sich selbst und seiner Arbeit beseitigt und eine langfristige Planung der wirtschaftlichen Entwicklung ermöglicht werden. Tatsächlich ist die Sowjetunion hauptsächlich an ihrem politischem und wirtschaftlichem System zerbrochen.
Die gesamte Steuerung der Wirtschaft benötig eine große Verwaltung.
Aufgrund der fehlenden freien Preise (Preise, die sich auf dem Markt nach Angebot und Nachfrage richten) gibt es nichts das eine Knappheit anzeigt. Man ist kaum in der Lage auf veränderte Bedingungen schnell zu reagieren. Konsumentenwünsche werden einfach ignoriert. Außerdem hatte der fehlende Wettbewerb zur Folge, dass der technische Fortschritt viel langsamer voranging, als in westlichen Ländern.

    Landwirtschaft:
Im Gebiet der früheren UdSSR konnten 10% der Staatsfläche für Landwirtschaft genutzt werden. Um das riesige Land zu versorgen waren große Strecken zurückzulegen. Außerdem gab es wenig ganzjährig befahrbare Straßen. Auch regionale Unterschiede ergaben ein Problem: Die baltischen Staaten waren sehr gut versorgt, die zentralasiatischen Republiken sehr stark benachteiligt.
Neben diesen Problemen gab es größtenteils systembedingte Probleme. So gelangten bis zu einem viertel des Getreides und 30 - 40% des Obstes und Gemüse nie bis zum Verbraucher. Ähnlich war es bei Fleisch. Das liegt an den wenigen Lagermöglichkeiten. Ein Großteil der Ernte vergammelt einfach.
Auch der behördlicherseits festgesetzte Preis hatte Folgen. So ist es für die Bauern teilweise günstiger gewesen, ihr Vieh mit Brot und Kartoffeln zu füttern als mit rohen Getreide.
Um die Bevölkerung ausreichend zu ernähren waren große finanzielle Mittel nötig. 30 % der gesamten Investitionen waren für die Landwirtschaft. Doch dieses Geld wurde eher für Dämmebau und Entwässerung als für moderne Traktoren und Scheune verwendet. Trotz der hohen Ausgaben blieb die UdSSR bei Fleisch und Getreide importabhängig.

    Rüstung, Raumfahrt, Militär:
Die UdSSR war zwar kaum in der Lage ihre Bevölkerung ausreichend zu ernähren, jedoch in Rüstung und Raumfahrt hatte sie eine Weltherrschaft. Am sowjetischen Raumfahrtprogramm waren 800.000 Menschen beteiligt. Auch der Rüstungssektor wurde systematisch ausgebaut. Ein Hintergrund war natürlich der kalte Krieg. Die begabtesten Hochschulabsolventen wurden in die Rüstungsindustrie aufgenommen. 90% aller sowjetischer Werften bauen Kriegsschiffe, der Grossteil der Handelsflotte wird aus dem "feindlichen" Ausland importiert. Bis heute leidet ein grossteil der Bevölkerung an Armut, während die Rüstung in Russland immer noch ausgebaut wird.

    Planwirtschaftliche Probleme:
Einen Grossteil der Schuld das die Sowjetunion nicht wirtschaftlich gearbeitet hat können ist die zentrale Planwirtschaft.
Es bedurfte allein 3 Million Aufseher für die Bauern. Anstatt den Bauern zu überlassen, was und wie auf den Feldern angebaut werden soll, gab man Planungsvorgaben. Durch diese Vorgaben stellte sich bei den Bauern der folgende Leitsatz ein: "Privatinitiative ist ein Verbrechen an der Gesellschaft". Fehlentwicklungen wurden dadurch erst sehr spät erkannt und bedeuteten einen großen wirtschaftlichen Verlust. Besser wäre daher ein Mitsprache - und Mitwirkungsrecht gewesen, das es aber in der UdSSR nie gegeben hat.
Eine große Bürokratie ist auch sehr anfällig gegenüber großen aber letztlich wenig hilfreichen Projekten. Das betrifft gigantische Bewässerungvorhaben, die Eisenbahnstrecke BAM und die "Energija" - Raketen, nach deren Fertigstellung die Planer feststellten, dass sie dafür gar keine Verwendung hätten.
Aber auch die rasante Austrocknung des Aralsees zu einer überdimensionalen Bewässerung in den Wüstenregionen Usbekistans und Kasachstans. Dies sollte den wirtschaftlich rückständigen Republiken im Süden helfen. Dieses Unglück bahnte sich schon sehr früh an und wurde mit dem Plan beantwortet, die sibirischen Ströme nach Mittelasien umzuleiten.
Dieses planwirtschaftliche System leidete aber auch unter mangelhafter Flexibilität. Es gab keine genauen lokalen Kenntnisse und bei so früher Aufstellung eines Planes für die kommenden Jahre konnte man sich nur mehr wenig an moderne Produkltionsabläufe und Verteilungsverfahren anpassen.
Je mehr der Industriealisierungprozeß voranschritt desto mehr versagte dieses Wirtschaftssystem. Die Wirtschaftsstruktur wurde immer komplexer und die Planungsaufgaben immer schwieriger zu lösen.
Diese Systemmängel hatten zur Folge das aufgrund des innerstaatlich fehlenden Wettbewerbs, die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt, die wichtige Devisen einbringen hätte können gering blieb.
Diese wirtschaftlichen Probleme verursachten wahrscheinlich die hohe Armutsrate von 20%. Die wirtschaftliche Misere des Einzelnen mag auch zu dem nicht produktionsfördernden hohen Alkoholkonsum geführt haben.
15% aller Konsumausgaben entfielen nämlich auf den Alkohol.


2. Schwächen und Folgen des politischen Systems:
Im zweiten Teil gehe ich auf die Schwächen des politischen Systems ein. Es gibt allerdings keine exakte Trennlinie zwischen dem ersten Kapitel, da das wirtschaftliche und politische System eng zusammenhängen.
In der UdSSR versuchte man die einzelnen Teilrepubliken voneinander abhängig zu machen. So kam es, dass die Bevölkerung Usbekistans Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte nicht aus dem Umland, sondern aus Kasachstan erhielt, oder rohstoffabhängige Industrien in Lettland errichtet wurden, wo selbst keinerlei entsprechende Rohstoffe vorhanden waren.

2.1 Klassenunterschied zwischen Funktionären und Arbeitern:
Der sowjetische "Totalitarismus" basiert auf dem Prinzip der alleserfassenden Leitung. Die daraus entstehenden Probleme wurden bereits erörtert. Es gab keine Kontrolle der Elite des Landes. Die Korruption stieg stark an. Es entwickelten sich zwei Schichten: Die armen Arbeiter und die durch Bestechung reich gewordenen Funktionäre.
Diese Funktionäre hatten außerdem noch zahlreiche Privilegien: eigene Geschäfte, bessere Versorgung, Plätze in Ferienheimen, Eliteschulen, Erlaubnis zu Auslandsreisen, etc. Die materiellen Interessen der Bürokratie werden damit zur wichtigsten Triebfeder der Planerfüllung. Alle müssen den Interessen der Bürokratie dienen.

2.2 Streik als Zeichen wachsenden Unmuts:
Mit zunehmender Zeit der Katastrophe wurde der Unmut immer größer und das zeigt sich in großflächigen Streiks. 1989 begannen die Arbeitsniederlegungen im westsibirischen Prokopjewski. Die Bergarbeiter mussten mit vollkommen veralteten und teilweise defekten Geräten Kohle aus den Gruben befördern. Täglich waren fünf bis sechs Unfälle pro Schicht zu beklagen. Die seit Jahrzehnten renovierungsbedürftigen Wohnungen waren für die Familien meist viel zu klein. In manchen Sommern gab es nicht genügend Wasser, die Kanalisation fehlte ganz und die medizinische Versorgung war völlig unzureichend. Die Bergarbeiter fühlten sich mit ihren Problemen im Stich gelassen. Der Zorn gegenüber den Verantwortlichen im fernen Osten wuchs.
Mit Beginn der Streike änderte sich auch schnell das Verhalten der Arbeiter. Sehr bald war die Bewegung derart mächtig, dass sich kein Gebietsverantwortlicher mehr mit ihnen anzulegen wagte. Dadurch entstand ein starkes Selbstbewusstsein der Arbeiter. Es formierten sich "Gebietsstreikkomitees", in denen die weitere politische Linie und Strategie ausgehandelt wurde, sich gegen den Partei - und Verwaltungsapparat zu wehren. Ziel war die eigene Verwaltung der Kohlegruben.
Die Verwaltung der Kohlegruben funktionierte tatsächlich nicht. Tonnen Von Kohle wurden zwar abgebaut aber nicht mehr abtransportiert. Für die Bergarbeiter aber war es schwer möglich genug Kohle für den Winter zu bekommen.

2.3 Wahrnehmungsverzerrer:
Eine sehr große Wirkung auf die Menschen in diesem politischen System zeigte das sie die Lehre eingetrichtert bekamen die ihnen in Fleisch und Blut über ging.
Ähnlich, wie Liebe blind macht, wirkt sich auch dieses bedingungslose Annehmen dieses System aus. So war z.B. für die Schwächen der sowjetischen Wirtschaft laut damaligen KGB - Chefs Krjutschkow die Intrigen ausländischer Investoren und fremde Geheimdienste verantwortlich. Anstatt das marode System zu überdenken und Verbesserungen zu finden, vergrößerte man einfach den Geheimdienst.
Auch die Reaktion des Vorgängers von Gorbatschow Andropow: "Unser System funktioniert. Es ist nur an manchen Stellen reperaturbedürftig. Missstände, Missernten, Lebensmittelknappheit und schlechte Konsumgüter gibt es vor allem deshalb, weil die Normen Lenins nicht exakt eingehalten werden."
Der tiefe Glauben daran, dass man die Wahrheit vertritt und der Sozialismus in dieser Form der einzige Weg zum Ziel ist, verhinderte eine rechtzeitige Korrektur. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenem politischem System war kaum möglich. Es gab keine Fähigkeit zur Konfliktregelung. Erst zu Zeiten Gorbatschows gab es diese Konfliktregelung, dann wurde das System gesprengt.

2.4 Politisches System und Reformierbarkeit:
Die Strukturen dieses politischen Systems waren so ungeeignet das man sie erfolgreich reformieren hätte können. Gorbatschow sprach sich für eine politische Reform aus bei der dem Parteimonopol die Legislative, Exekutive und Gerichtsbarkeit entzogen werden sollte.
Aber diese Reform hätte nie durchgeführt werden können. Die Partei verfügte über einen gewaltigen Machtapparat, beherrschte und leitete alle und alles. Es gab keine Kraft die ihr entgegenwirken konnte. Tatsächlich waren KGB, Massenmedien, Gewerkschaften und Verbände dafür da der Partei Beistand zu leisten und sie in ihrem tun zu unterstützen, nicht um Missstände aufzudecken oder Diskussionen anzufangen.

Wenn die Partei also einen einmal eingeschlagenen Weg genau umdreht, so verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Die gesamte Basis würde zusammenstürzen. Daher wird die Basis solange wie möglich aufrecht erhalten und stürzt dann umso mehr ab wenn dieser Richtungswechsel zwingend erforderlich ist. Außerdem ist klar das sich die Herrschenden den zahlreichen Privilegien nicht entziehen wollten und daher von sich aus keine Änderung vornehmen wollten. Sie hatten Angst um ihr Geld und ihren Arbeitsplatz.


3.Perestroika und Glasnost:
In diesem Teil widme ich mich den Reformprojekten Gorbatschows. Einige Behauptungen der Schwierigkeit des Reformierens werden hier noch konkreter dargestellt. Ich werde darauf eingehen, wie sich die Lage zuspitzte, wie sich Glasnost auf die Menschen auswirkte und weitere Gründe für das Scheitern der Reformvorhaben.

3.1 Reformvorhaben:
Nach viel zu langer Zeit muss dann der Führung doch endlich aufgefallen sein, dass ihr System einer dringenden Korrektur bedurfte. Tatsächlich gelang es Gorbatschow zunächst, einschneidende Reformen zu machen. Der Umbau der Wirtschaft (Perestroika) und größere Freiheit in Entscheidungen der Presse (Glasnost) waren die Eckpfeiler des vorgesehenen Umbaus.
Mitte der 80er Jahre hatte die Schattenwirtschaft bereits einen beängstigend großen Raum eingenommen. lediglich sie ermöglichte über weite Teile noch die Verteilung der Produkte.
Immer offensichtlicher wurde, dass ein radikaler Umbau stattfinden musste um einem Zusammenbruch zu entgehen. Es entstanden vage Pläne für Partei, Staat, Ökonomie, Politik und Gesellschaft.
Gorbatschow betonte bereits 1986 die Notwendigkeit der Selbstverwaltung in den Betrieben und die direkte Demokratie des politischen Systems.
Es wurde allmählich mit einer Umstrukturierung der Wirtschaftsführung, einer Reform der Preisbildung und eine nicht staatliche Entscheidung bei den Wirtschaftsbetrieben begonnen. Deutlich wurde, dass Wirtschaftsreformen der Perestroika nur mit politischen Reformen erfolgreich sein konnten. Betriebe sollten sich nach und nach zu Unternehmen verwandeln. Sie und Bürger sollten stärker vor behördlichen Eingriffen geschützt werden. Es gab Bestrebungen zur Einführung parlamentarischer Elemente, Wahlverfahren sollten wie in der Demokratie realisiert werden. Höchstes Organ wurde der Kongress der Volksdeputierten, der sich wiederum zu Zweidrittel aus über Wahlkreise Gewählten zusammensetzte. Eine Mitbestimmung durch die Belegschaften war ebenso Bestandteil der Reformen wie die vorsichtige Einführung an Produktionsmitteln.
Trotzdem waren diese Reformen zu wenig um den Zusammenbruch zu verhindern.

3.2 Gründe für das Scheitern der Reformen:
Die Reformen scheiterten zum großen Teil aufgrund der Machtpositionen der Planer die diese nicht abgeben wollten. Ebenfalls ein Problem waren die fehlenden Bedingungen für einen größeren Handlungsspielraum der Unternehmen. Es gab kaum Kredite für Unternehmen. Das Kreditwesen war komplett unterentwickelt.
Das Gelingen einer derart großen Reform hätte viel Zeit in Anspruch genommen.
Im Winter 1990/91 standen die Reformer vor einem noch größeren Problem: "Die Versorgungsprobleme der Bevölkerung waren seit dem Sommer nicht geringer geworden, sondern im Gegenteil sie wurden noch größer. Die Unionsregierung hat ein riesiges Haushaltsdefizit auflaufen lassen und sieht keinen anderen Weg, als die Gewinnentnahmen bei den staatlichen Betrieben zu erhöhen sowie die Subventionen für Grundnahrungsmittel zu kürzen. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung wächst ständig, auch die der Betriebsleiter."
Die Bevölkerung wurde immer ärmer und konnte sich dadurch auch nichts mehr kaufen. Sämtliche Betriebe wurden geschlossen. Die Arbeitslosigkeit stieg sprunghaft an. Löhne konnten nur noch ausgezahlt werden, indem verstärkt neue Noten gedruckt wurden. Das Verhältnis von Warenangebot und Geldmenge stimmte nicht mehr, eine Inflation war die Folge.
Ein weiteres Problem war die Preispolitik. Einerseits waren zum Teil enorme Preiserhöhungen notwendig, um eine bessere und umfangreichere Produktion zu schaffen. Andererseits wäre dann kaum einer in der Lage gewesen sich diese Waren zu kaufen. Jahrzehnte lang ausgeübte Systeme lassen sich nicht so einfach von einem auf den anderen Tag wechseln.
1990 war ein Rückschritt dieser Reformen. Einige Reformorientierte traten aus (wie z.B. Schewardnadse), da ihnen die Reformen nicht schnell genug voran gingen bzw. nicht radikal genug erschienen. Der Taktierer Gorbatschow war um das Fortbestehen der Union und der KPdSU besorgt und deshalb gezwungen, den vielen Reformgegnern in der Partei Zugeständnissen zu machen. Er wollte eine Angriff gegen ihn und seine Reformen verhindern.
Glasnost auf der anderen Seite führte den Menschen die unangenehmen Wahrheiten vor Augen. Volle Supermarktregale in der westlichen Welt ließen den Neid wachsen und das eigene System als nicht richtig erscheinen.
Berichte über die weit verbreitete Kriminalität, den Alkoholismus, die Intervention in Afghanistan, Privilegien der Funktionäre oder aber auch über die Umweltkatastrophen in Mittelasien, das Reaktorunglück in Tschernobyl und der Verseuchung des Baikal - Sees stießen auf zunehmende Kritik der Bevölkerung.
Auch das Geschichtsbewusstsein stieg stark an und damit das Interesse an den Greueltaten Stalins an der Bevölkerung. Man bemühte sich um die Richtigstellung bzw. Aufdeckung geschichtlicher Abläufe.
In der neueren Zeit wurde den Menschen bewusst das sie mit den Mitteln der Zensur und der Propaganda in den Glauben versetzt worden waren mit dem einzig vernünftigen System zu leben. Mit der Erkenntnis nicht im einzig vernünftigen System bzw. zu erkennen das es bessere gab, zerbrach für viele ein Weltbild. Man fühlte sich um sein Leben betrogen. Es entstand Zorn gegenüber der Regierung.
Es wurde nun erstmals möglich Meinungsverschiedenheiten öffentlich auszutragen. Der unkritische, leicht handhabbare sowjetische Mensch wandelte sich in genau das Gegenteil.
Die neue Möglichkeit seine schlechte Lage öffentlich zu diskutieren verstärkte die Unzufriedenheit und führte wiederum zu Streiks. Man hatte das Vertrauen in die Politik und in die Politiker verloren und wollte noch größere Veränderungen als es die Politiker vorgeschlagen hatten. Später hielt es Gorbatschow für einen Fehler, die Stabilität des Volkes und den Rückhalt während der ersten Etappe der Perestroika nicht genutzt zu haben, um die Wirtschaft voranzutreiben.
Die Kraft Gorbatschows wurde immer geringer und die Forderungen nach großen Veränderungen wurden immer größer. Gorbatschow wollte keine Antworten auf Fragen geben die er selbst gestellt hatte. Die Geschwindigkeit der Reformen konnte mit der Geschwindigkeit der Menschen nicht mehr mithalten. Bei der Parteireform wurde eigentlich genau das Gegenteil gemacht was die gesellschaftliche Entwicklung sich wünschte. Die Partei fiel längst hinter die Entwicklungsfähigkeit der Gesellschaft zurück.


4. Aufbruch in die Nationalitäten:
In diesem Teil geht es um Erklärungen warum es nur noch eine Konsequenz gab: Die Auflösung der Sowjetunion.
Die Sowjetunion umfasste 129 Ethnien. Davon bestanden 22 aus mehr als einer Million Menschen. 15 größere Nationen verfügen über "nationale Staatlichkeit" (Unionsrepubliken). Unter Stalin wurden ganze Völker zwangsweise umgesiedelt. Es gab kaum Gebietsgrenzen. Und wenn es welche gab dann waren sie umstritten. So ist es eigentlich ein Wunder das dieses Land überhaupt so lange zentral regiert werden konnte. Das Parteioberhaupt glaubte das Nationalitätenproblem längst gelöst zu haben, wurde dieses Problem und die dazugehörigen Schwierigkeiten tatsächlich nie richtig gelöst. Gorbatschow ahnte deshalb auch nicht, in welches Pulverfass er Glasnost brachte.
Die Reformen Gorbatschows, mit dem Ziel einer erneuerten, effizienteren Union trugen zu den Souveränitäts - und später Unabhängigkeitsbestrebungen der Republiken bei. Die Perestroika ließ den nationalen Faktor unberücksichtigt und konnte daher keine neue Kraft zum zusammenhalten der UdSSR entwickeln.

4.1 Gründe für die Hinwendung zur Nation:
Die Möglichkeit sich mit der Geschichte des Landes zu beschäftigen hatte Folgen. Überall wurde an die "Mankurt - Parabel" erinnert, wonach die Versklavung eines Volkes mit der Betäubung seines Erinnerungsvermögens beginnt. Im Baltikum wurde der Protest immer größer und die Forderungen einer Loslösung von der UdSSR immer lauter. Es gab immer wieder sogenannte Kalenderdemonstrationen. Zu historischen Gedenktagen wie zum Bespiel den Zwangsanschluss an die Sowjetunion. In Kasachstan und der Ukraine forderten Nationen unter Tito eine Aufklärung über die Zwangskollektivierung unter Stalin.
In Regionen, in denen nur ein Bruchteil der Ausbeute wertvoller Ressourcen zurückfloss spielten diese Motive eine große Rolle bei den Bestrebungen unabhängig zu werden.
Der Zorn der Unionsrepubliken wuchs auch durch die sogenannte Sprachpolitik. 1961 wurde von Chruschtschow das Russisch als zweite Mutersprache der Nichtrussen definiert. 1988 erhielten nur noch 39 Völker Unterricht in ihrer Sprache. Nichtrussen waren darauf angewiesen, russisch zu lernen, umgekehrt aber sprachen nur wenige Russen die Muttersprache ihres langjährigen Wohnortes (wenn der nicht gerade in Russland lag). Die einheitliche russische Sprache sollte das Hauptmittel der Integration der Völker sein. Das einheitliche Sowjetvolk sollte also einheitlich russisch sprechen können. Ende der 70er Jahre war es sogar das Ziel an den Hochschulen russisch als einzige Unterrichtssprache durchzusetzen. Dieses Vorhaben ging allerdings nach hinten los. Das angestrebte Ziel wurde mit Widerstand der Bevölkerung beantwortet. Sie sahen ihre nationale Sprache bedroht.
Diese Politik hatte Ende der 20er Jahre zwei Ziele verfolgt: die Ausbreitung russischer Regionen in der gesamten Union und die Vermischung der Völker. In der Zeit der Reformen nach 1985 wurde die russische Einwanderung in vielen Republiken zu einem der Hauptanstöße der nationalen Ausschreitungen. Diese Mischstrategie brachte genau das Gegenteil was erreicht werden sollte. Erreicht werden sollte eine konfliktbeseitigende Maßnahme, bewirkt wurde eine konfliktschaffende.
Auch der Umweltfaktor wurde zu einem wichtigen Faktor im Auflösungsprozess. In keinem anderen Industrieland sind so lange und so systematisch Land, Luft, Wasser und Menschen vergiftet worden.
Die Umweltkatastrophen waren teilweise so groß, dass sie von einigen Bewohnern als unmittelbare Bedrohung ihrer Existenz angesehen werden mussten. In einer Analyse von Mitarbeitern der ehemaligen Akademie der Wissenschaften wurden 1992 innerhalb der zerfallenen Union in 300 Regionen die Bevölkerung ausgewiesen, in denen akute Gefahren durch Umweltverschmutzung bestanden und bestehen.
Tschernobyl, Ostseeverschmutzung und Baumwollmonokulturen in Mittelasien und andere starke Umweltverschmutzungen, führten in den einzelnen Regionen zu Aktivitäten gegen diese Umweltausnutzung. Dazu kam noch der Kampf gegen den Bau von neuer Kernkraftwerke in der Ukraine und Litauen, gegen den erweiterten Abbau der Phosphoritvorkommen im Nordosten von Estland oder gegen die bedrohlichen Schadstoffemissionen in Jerewan. Die entstehenden regionalen Bewegungen verschmolzen sich mit der Nationalbewegung. Ein weit entferntes Zentrum, so nahm man an, wäre auch in Zukunft nicht in der Lage, Entscheidungen mit ausreichender Rücksicht auf die regionalen Gegebenheiten und die Bevölkerung zu treffen.

4.2 Die Loslösung von Moskau:
Ab 1988 begannen sich einzelne Widerstandsgruppen zu bilden. Zuerst in den baltischen Republiken und Moldawien sammelten sich sogenannte Volksfronten. Jede dieser Volksfronten hatte eigene Parteien und Programme. Im Zuge der Umwandlung in Demokratien kamen diese Parteien in die Regionalparlamente. Die Kommunisten verloren dadurch an Macht oder passten sich aus "Machtstreben" diesen einzelnen Parteien an. Die früher in der Republik verantwortlichen Politiker wurden teilweise zu Oppositionellen die den Fortbestand der Union garantierten.
Zu Beginn der Regionalbewegungen waren die Forderungen bzgl. der Unabhängigkeit noch vergleichsweise gering. Durch das massive Durchgreifen der Politiker und das Bestehen auf ein zentrales System wurden die Forderungen der Regionalbewegungen immer größer, diese Bewegungen wurden immer größer und beschleunigten den Zusammenbruch der Sowjetunion.
Die einzelnen Republiken setzten den Union Anhängern eine Machtstruktur entgegen. Es bildete sich beispielsweise der baltische Rat oder der Block zentralasiatischer Staaten. Die einzelnen Republiken führten Gespräche über zukünftige politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Die Regeln vom Zentrum aus, wurden allmählich ignoriert.


5. Schlussfolgerung:
Das sich der Zusammenbruch so schnell vollzog, täusch darüber hinweg, dass es in Wahrheit ein sehr langer Prozess gewesen war, der den Niedergang einleitete.
Gorbatschow hatte zwar erkannt, dass Reformen notwendig waren und diese auch, so gut es die Umstände ihm gestatteten, umgesetzt hat. Er unterlag allerdings einer Fehleinschätzung, was die Wirkung der Reformen betraf. Bereits vorhandene Missstände verursachten immer mehr Proteste. Die Menschen waren nicht mehr für kleine Reformen, sie wollten eine völlige Veränderung.
Die nie stattgefundene Eingliederung der zahlreichen Völker wurde zu einem Problem, welches die Auflösung beschleunigte.







6.Literaturliste:


Bücher:
Michail Gorbatschow Perestroika Knaur Verlag
Boris Jelzin Aufzeichnungen eines Unbequemen Knaur Verl.
Michail Gorbatschow Der Zerfall der Sowjetunion Knaur V.
Ulrich Druwe Das Ende der Sowjetunion Weinheim Verlag


Internet:
www.uni - potsdam.de
www.terminal.at

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