Arbeitsmarkt

Gliederung

I. Einleitung

II. Hauptteil

II.1 Was ist ein Markt? Wie ist ein Markt aufgebaut?

II.2 Der Arbeitsmarkt und seine Besonderheiten

III. Fazit

IV. Quellenverzeichnis

I. Einleitung

Die heutige, westliche Gesellschaft ist von vielen Märkten durchdrungen und lässt sich als Marktwirtschaft verstehen. Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen werden auf mehr oder weniger regulierten Märkten angeboten, die Marktkräfte waren und werden auch weiterhin Gegenstand der Forschung bleiben. So ist eine Unterscheidung nach dem Prinzip der Marktregulierung mit der Einteilung in verschiedene Klassen möglich; Beispiele dafür sind die liberalen Märkte wie sie in den Vereinigten Staaten von Amerika existieren oder die soziale Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Allen gemeinsam ist jedoch die besondere Rolle, die der Arbeitsmarkt im Marktgeschehen spielt. Im Wesentlichem herrschen dort nämlich nicht die gleichen Voraussetzungen wie auf den Waren- und Kapitalmärkten. Dieser Sachverhalt wird allerdings oft nicht wahrgenommen oder sogar absichtlich ignoriert, so dass politische Debatten (z.B. zur Arbeitsmarktpolitik) in erwünschte Richtungen gesteuert werden können unter Zuhilfenahme von Marktgesetzmäßigkeiten.

Ich möchte in dieser Arbeit nun aufzeigen, weshalb der Arbeitsmarkt eben nicht ein Markt wie jeder andere ist, sondern eine Sonderrolle im Marktgeschehen einnimmt. Dafür lege ich kurz die idealen Bedingungen eines offenen /freien Marktes dar und zeige dann die Unterschiede auf, die den Arbeitsmarkt davon unterscheiden.

II. Hauptteil

II.1 Was ist ein Markt? Wie ist ein Markt aufgebaut?

Ein Markt ist eigentlich nicht mehr als ein Forum, auf dem Güter oder Dienstleistungen frei oder auch nur eingeschränkt angeboten werden und an dem auch die passenden Abnehmer vorhanden sind. Der Anbieter bietet seine Ware zu einem bestimmten Kurs an und ist daran interessiert, diese zu diesem Kurs auch loszuwerden. Der Abnehmer hat dagegen das Interesse am Besitz oder Verbrauch dieser Ware und hat seinerseits gewisse Kursvorstellungen. Dieser Kurs ist heute in Geld als allgemeines Tauschmittel festgelegt, im Gegensatz zur Naturalwirtschaft oder dem Ableisten einer gewissen Tätigkeit. Werden sich also Anbieter und Abnehmer handelseinig, so wechselt die Ware und das Tauschmittel zu beiderseitigen Zufriedenheit den Besitzer. Als Richtschnur jedes Handelns gilt im Prinzip die angestrebte Gewinnmaximierung eines jeden Beteiligten. Idealer Weise haben beide Handelspartner bei einem Handelsakt einen Vorteil erhalten, jedoch muss es nicht immer eine derartige win-win-Lösung geben. Gerade eine Monopolstellung oder die Situation auf dem Arbeitsmarkt kann zu einer sogenannten win-lose-Lösung führen, was bedeutet dass nur ein Akteur einen wirklichen Vorteil hat.

Der Preis, also der Kurs, zu dem der Handel stattfindet, richtet sich dabei nach dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Ein polypolischer Markt, also einer mit mehreren Anbietern und dadurch mit vollständiger Konkurrenz sowie heterogenen Gütern, legt eine Preissteigerung bei einer hohen Nachfrage und /oder einem niedrigen Angebot nahe. Symmetrisch dazu sinkt der Preis bei einer fehlenden Nachfrage oder einem Überangebot. In einem monopolischem Markt beherrscht ein Anbieter das Marktgeschehen und kann seine dominante Stellung zur Preishebung und somit zu seiner Bereicherung ausnutzen. Doch sollte man entscheiden, wie man ein Monopol in einem Markt definiert. Wenn z.B. ein Hersteller ein Monopolist für den Sportwagenmarkt ist, so führt das nicht zu einer Monopolstellung auf dem Automobilmarkt insgesamt. Bei der Monopolausnutzung wird entweder das Angebot verknappt oder der Preis künstlich hoch gehalten. Eine Besonderheit bei homogenen, also gleichen Gütern, ist die Bildung eines Quasi-Monopols. Wenn alle Anbieter die selbe Ware anbieten, so werden sich die Preise nicht sehr voneinander unterscheiden und in der Regel im unterem Bereich liegen. Es käme in diesen Fall darauf an, seinem Produkt z.B. über Werbung mit einem Zusatznutzen oder sonstigem Mehrwert auszustatten, so dass bei nahezu gleichen Produktionskosten eine höherer Preis im Markt erzielt werden kann.

Den Gewinn eines Anbieters im Markt lässt sich wie folgt berechnen:

Gewinn = Ertrag - Kosten

Dem Erlös seiner Handelsbemühungen, dem Ertrag, werden die Kosten zur Herstellung des Gutes abgezogen, das Ergebnis gibt seinen Gewinn wieder. Dabei ist ein negativer Gewinn ein Verlust, also wird in der Regel ein derartiger Handel unter gleichberechtigten Partnern nicht häufig sein. Praktisch ist ein Ertrag unterhalb der Produktionskosten z.B. bei Werbeangeboten oder Preiskämpfen zwischen mehreren Anbietern zu beobachten, jedoch nie langfristig. Ein Sonderfall wäre eine Subvention z.B. von staatlicher Seite, häufig in der Landwirtschaft zu finden, jedoch kann man dann schon nicht mehr von einem freien und offenen Markt sprechen. Ebenso sorgt das Abschotten eines Marktes gegen Einflüsse und Importe von außerhalb für eine Verzerrung des Marktgeschehens. Der ideale Markt ist börsenförmig strukturiert, also derart dass Nachfrage und Angebot direkt zueinander finden und handelseinig werden können.

Die folgende Abbildung zeigt eine graphische Darstellung der Preisbildung durch das Verhältnis der Nachfrage zum Angebot. So ist der Gütermarkt der Markt, an dem Haushalte und Unternehmen mit Waren und Gütern handeln, die Unternehmen bieten also Güter an. Der Faktormarkt entspricht hier einem Arbeitsmarkt: Die Haushalte bieten Arbeitskraft an, die die Unternehmen nachfragen. Zu dem speziellen Verhältnis im Arbeitsmarkt komme ich noch später.

Abb. 1 Angebot und Nachfrage in einem Markt, hier Güter- und Faktormarkt. Der Preis auf dem jeweiligem Markt richtet sich nach dem Verhältnis zwischen Angebot und der Nachfrage.

Eine etwas andere Betrachtungsweise wäre die nach dem Sayschen Gesetz. Dieses besagt, dass sich jedes Angebot seine Nachfrage selber schafft. Im Wesentlichen funktioniert dieses Gesetz jedoch auch nach den Regeln, die oben dargelegt wurden. Ein überteuertes Angebot wird sich nämlich auch seine Nachfrage schaffen, jedoch wird diese nicht sehr hoch sein. Ebenso wird ein Angebot das preislich weit unter den Herstellungskosten liegt eine enorme Nachfrage erlangen. Doch praktisch sind diese Extreme nicht existent, denn natürlich gehorcht der Markt insgesamt den ökonomischen Grundregeln. So ist ein Marktpreis unterhalb der Produktionskosten eigentlich nur Theorie, auch wenn es nach dem Angebot-Nachfrage-Modell möglich wäre.

Gesamtökonomisch betrachtet lässt sich die Marktwirtschaft in drei Sphären teilen. Eine funktionierende Wirtschaft bildet idealer Weise einen Kreislauf zwischen den Eckpunkten des Einkommens und der Ausgaben. Im Kreislauf müssen diese Größen gleich groß sein. Alle Wege in den Markt, die das Einkommen nimmt, bezeichnet man als Versickerung. Symmetrisch dazu bezeichnet man den Rücklauf zu den Ausgaben als Einfluß oder Einfließendes. Das unten stehende Schaubild zeigt den Wirtschaftskreislauf innert einer Ökonomie.

Abb. 2 Wirtschaftskreislauf

Anmerkung: Einkommen und Ausgaben sind gleich groß, die Versickerung entspricht und bildet auch den Einfluß. So entsteht schlußendlich ein Kreislauf.

Das Einkommen wird zum Teil versteuert. Diese Steuereinnahmen fließen in den Kreislauf als staatliche Ausgaben zurück. Ebenso wird ein anderer Teil des Einkommens angespart, dieses Ersparte fließt als Investition wiederum zurück in den Kreislauf. Der dritte Teil des Einkommens wird z.B. für Importe aus dem Kreislauf hinausgeführt. Jedoch tritt dieser Einkommensteil in Form von Exporterlösen auch wieder in den Kreislauf ein. Eine Schieflage in der Import-Export-Bilanz ist nicht immer eine ungefährliche Entwicklung, denn es führt zu einem Kapitalabfluß ins Äußere und damit zu einer Verschuldung. Dadurch kann dieser Wirtschaftskreislauf durchbrochen werden.

II.2 Der Arbeitsmarkt und seine Besonderheiten

Die Unterteilung Arbeitnehmer - Arbeitgeber ist sprachlich nicht logisch. Der Arbeitgeber fragt Arbeitskraft nach und ist also ein "Arbeitnehmer", er müsste folglich Arbeitsplatzgeber heißen. Analog dazu ist ein Arbeitnehmer ein Arbeitsplatznehmer, sprachlich betrachtet gibt er seine Arbeit (und wäre so ein Arbeitgeber). Ich verwende die Begriffe aber im allgemein bekannten Kontext.

Der Arbeitsmarkt funktioniert ein wenig nach dem Prinzip der Marktwirtschaft, jedoch ist ein ganz bedeutender Unterschied zu bemerken: Ein Arbeitgeber legt im Wesentlichen die Lohnhöhe fest, nicht der Arbeitnehmer. In der Lohnfestlegung ist die Angebot-Nachfrage-Kopplung nicht unbedingt gültig. Ein anderer, soziologischer Betrachtungspunkt ist die Betrachtung des Arbeitsmarktes als eine "Instanz zur Zuteilung von sozialen Positionen, Entfaltungsmöglichkeiten und gesellschaftlichem Status" (Schmidt 1987; S.47).

Die Beschäftigung des Einzelnen definiert also auch seinen Status. Das alte Klassenschema vom Arbeiter und Kapitalisten ist ein Ausdruck dafür, es wirkt aber auch heute noch fort. Der Arbeitsmarkt ist somit ein Mittel zur Gesellschaftsbildung, denn die bestehende Gesellschaft orientiert sich an der Erwerbstätigkeit. Hoch qualifizierte Manager z.B. haben eine gänzlich andere soziale Position als geringverdienende Schuhputzer, die Erwerbsarbeit ist ein zentrales Definitionsmerkmal des Menschen. In der moderenen Gesellschaft wird Arbeit heute nur noch als bezahlte, marktorientierte, produktiv-aktive Tätigkeit klassifiziert (vgl. Schmidt: S. 62). Haushaltstätigkeiten im eigenem Haushalt oder Erziehungsarbeit an den eigenen Kindern wird hingegen nicht als Arbeit betrachtet, obwohl diese Tätigkeiten durchaus Arbeit sind und auch der Gesamtökonomie zuträglich sind. So ist das Aufziehen von Kindern eine Aufgabe, auf die ein Gemeinwesen nicht verzichten kann.

Als besondere Charakteristika des Arbeitsmarktes gelten aber (nach Altmann 1995) folgende Punkte:

1. Existentielle Abhängigkeit vom Arbeitsmarktes

2. Externe Lohnfestsetzung

3. Preisbildung und Mindestlöhne

Ein Arbeitnehmer ist normalerweise darauf angewiesen, seine Arbeitskraft anzubieten. Ein Verzicht darauf kann ohne Rücklagen nicht lange durchgehalten werden, ohne eine ökonomische Existenzbedrohung abzuwenden. Ebenso bedeutet eine Arbeitslosigkeit oft eine seelische Bedrohung für das Wohlergehen sowie mittel- und langfristig eine soziale Degradierung. Denn ohne ein Einkommen durch Beschäftigung (über den Arbeitsmarkt) fehlen dem Betroffenen die Mittel zum Lebensunterhalt. Dieses zeigt sich auch an der vom vorherigem Lohn abhängigen Leistung der Arbeitslosenversicherung.

So ist es dann auch möglich, dass Arbeitslose minderbezahlte Tätigkeiten annehmen, für die sie vielleicht auch überqualifiziert sind, aber der Lebensunterhalt muss bestritten werden.

Arbeitsrechtlich unterscheidet man zwischen Lohn für Arbeiter und Gehalt für Angestellte; ich trenne die Begriffe in meiner Arbeit nicht so scharf, denn die Unterschiede sind hier nicht von Belang. Auf dem Arbeitsmarkt wird die Entlohnung für eine Tätigkeit allerdings nicht vom Arbeitnehmer bestimmt, er hat weitgehend keinen Einfluß auf die Lohngestaltung. Vielmehr wird je nach System der Lohn extern festgelegt, in eher sozialdemokratisch geprägten Strukturen über Tarifverhandlungen oder in sehr liberalen Strukturen direkt vom Arbeitgeber. So ergibt sich die Situation, dass ein Arbeitnehmer nicht auf die Tätigkeit verzichten kann, obwohl er mit der Entlohnung keinesfalls zufrieden ist. Andererseits ist der vereinbarte Tariflohn (vereinbart zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften) der legale Mindestlohn innert einer Gesellschaft. In der Schattenwirtschaft wird dieser allerdings durchaus unterschritten, es bildet sich das weite Feld der illegalen Beschäftigung, der Schwarzarbeit. Für die Entstehung von Schwarzarbeit gibt es mehrere Gründe: zum einem den Ausschluß aus dem offiziellen Arbeitsmarkt für z.B. illegale Einwanderer oder aber die fehlende Bereitschaft der Arbeitgeber, offizielle Arbeitsstellen zu schaffen. Dabei spielen durchaus auch Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle, sei es der Kündigungsschutz oder zeitliche Einschränkungen der Arbeit. Der Arbeitsmarkt ist also auch Gegenstand staatlicher Regulierungspolitik, die Stärke dieser Politik ist aber je nach Land sehr unterschiedlich. Davon unabhängig ist zu beobachten, dass die Mindestlöhne angesichts einer hohen Arbeitslosigkeit geringer werden.

Die Preisbildung auf dem Arbeitsmarkt unterliegt nicht im selben Maße wie auf einem Gütermarkt den Schwankungen des Angebots und der Nachfrage. Eine Übernachfrage nach Arbeitskräften führt in Aufschwungphasen in der Regel zu Preissteigerungen, hingegen führt abnehmende Arbeitskraftnachfrage in Abschwungphasen nicht zu Lohnsenkungen. Tendenziell führt eine hohe Arbeitslosigkeit zwar zu niedrigen Lohnsteigerungen, aber die tariflich vereinbarten Mindestlöhne wurden noch nie (zumindest in der BRD) nach unten unterschritten. Allerdings sollte man unterscheiden können zwischen dem Nominallohn und dem Reallohn. Der Reallohn berücksichtigt nämlich auch externe Faktoren, so z.B. die Lohnentwertung durch Inflation. So gab es in der BRD durchaus Reallohnabsenkungen, jedoch keine Nominallohnsenkung.

Der Preis für Arbeit auf dem Arbeitsmarkt wird bestimmt aus den Lohnkosten. Während der Arbeitnehmer nur den Nettolohn enthält, muss der Arbeitgeber den Bruttolohn in seine Berechnung der Produktionskosten einrechnen. Diese Differenz wird oft als Lohnnebenkosten bezeichnet, jedoch ist sie eigentlich Bestandteil des Lohnes. Die damit geleisteten Abgaben an die Sozialversicherungen unterstützen nämlich praktisch den Arbeitnehmer, so dass dieser nicht noch seinen Teil des Lohnes dafür aufwenden braucht.

Bei der tariflichen Lohnfestsetzung spielt der Kaufkraftaspekt eine wichtige Rolle. Die Gewerkschaften argumentieren gesamtökonomiebezogen, dass eine Steigerung des Einkommen auch trotz Versickerung eine Steigerung der Ausgaben bedeutet, was schlußendlich auch den Arbeitgebern wieder zu Gute kommt. Die Arbeitgeber argumentieren eher mit der Lohn-Preis-Spirale, so dass eine Lohnerhöhung über die Inflation auch die Preise erhöht, also schlußendlich niemandem zu Gute kommt. Tarifverhandlungen sind so als Kaufkraftverlustvermeidung der Gewerkschaften zu betrachten, über eine Reallohnerhöhung soll außerdem eine Verteilungskomponente eingebaut werden. Arbeitgeber sind bestrebt, die Kosten für Arbeit gering zu halten und somit die Produktionskosten, denn so lässt sich der Gewinn maximieren.

Der Arbeitsmarkt ist im Wesentlichen interessant für Arbeitssuchende. Arbeitslose im engeren Sinne, denn manche beneidenswerte Gestalten benötigen keinerlei Lohnarbeit zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes. Diese Gruppe ist demnach auch nicht arbeitslos gemeldet. Lohnbeschäftigte haben bereits ihr Auskommen, sie brauchen sich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stellen, Arbeitslose hingegen aus den oben genannten (existenziellen) Gründen schon.

Dabei kann man die Gründe für Arbeitslosigkeit, wiederum nach Altmann, in fünf Kategorien unterteilen:

1. Strukturelle Arbeitslosigkeit

2. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit

3. Saisonale Arbeitslosigkeit

4. Friktionelle Arbeitslosigkeit

5. "Wohlstandsarbeitslosigkeit"

Die strukturelle Arbeitslosigkeit lässt sich unterteilen in a) sektoraler und b) regionaler Hinsicht. Dieses bedeutet eine Arbeitslosigkeit aufgrund technologischen Fortschritt (gesteigerte Produktivität spart Arbeitskräfte ein) oder einer fehlenden technischen Entwicklung in einem umgrenzten Gebiet. Zusammen mit der konjunkturellen Arbeitslosigkeit ist die strukturelle Arbeitslosigkeit die wichtigste Ursache von Arbeitslosigkeit. Durch Konjunkturschwankungen verursachter Rückgang von volkswirtschaftlicher Nachfrage führt mittelfristig zu einem Beschäftigungsrückgang. Staatliche Konjunktur- und Infrastrukturpolitik versucht diese Umstände zu berücksichtigen und zielt auf möglichst geringe Arbeitslosenzahlen.

Die saisonale Arbeitslosigkeit ist jahreszeitlich bedingt und betrifft hauptsächlich die Landwirtschaft und das Handwerk, aber auch typische Saisonarbeitsplätze. Lenkende Einflüsse sind hier kaum möglich. Die friktionelle Arbeitslosigkeit bezeichnet die Zeit der Arbeitslosigkeit bei einem Berufswechsel, idealer Weise ist sie sehr kurz. Die sogenannte Wohlstandsarbeitslosigkeit bezeichnet den (oft überschätzten) Teil der Arbeitslosen, die aufgrund der relativ guten Absicherung ihres Status nicht erwerbstätig sind. Ferner sind in diese Kategorie der Arbeitslosigkeit die schwer oder gar nicht vermittelbaren Arbeitslose (z.B. wegen Minderqualifizierung) eingeschlossen.

Es ist in Anbetracht von einer zunehmenden strukturellen Arbeitslosigkeit kaum noch von einer Vollbeschäftigung auszugehen. Dieses führt dahin, dass das Konkurrenzverhalten auf dem Arbeitsmarkt sich weiterhin verschärft und die Mindestentlohnung tendenziell sinkt. Staatlicher Seite wird mit der Einführung eines zweiten Arbeitsmarktes versucht, dieser Entwicklung entgegen zu lenken. Zwar werden dort Arbeitslose höher qualifiziert (z.B. durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen), jedoch kann diese Entwicklung auch zu Verdrängung des ersten Arbeitsmarktes durch subventionierte Arbeit führen: Die Folge wäre eine noch höhere Arbeitslosigkeit.

Herr Maier-Mannhart (vgl. SZ) sieht eine Problematik auch darin, dass sich die Ökonomie durch den Strukturwandel sehr verändert hat, die Lohnstruktur hingegen nicht. Arbeitnehmer mit nur geringer Qualifikation schöpfen einfach nicht genügend Wert, so dass es sich für die Arbeitgeber nicht lohnt, sie einzustellen. So vertritt der Verfasser des Zeitungsartikels im Wesentlichen eine liberale Politik und fordert als Lösung des Problems eine Flexibilisierung der Lohnstrukturen, was praktisch eine Mindestlohnsenkung bedeutet. Dabei ist das in der sozialen Marktwirtschaft bestehende System der sozialen Absicherung kontraproduktiv, denn Sozialhilfe in Deutschland bestraft durch Leistungsentzug Personen, die arbeiten. Ein anderer Weg wäre eine soziale Hilfe bzw. Unterstützung im Sinne des amerikanischen "earned income tax credit". Dieses System setzt eine Arbeitsstelle voraus und bei geringem Einkommen wird von staatlichen Stellen ein Zuschuß gewährt. Dieses System bietet Anreize zur Arbeitssuche, anders als das deutsche System. Ob damit jedoch das Problem von struktureller Arbeitslosigkeit gelöst werden kann, darf ruhig bezweifelt werden. Denn wenn keine Arbeitskräfte benötigt werden, so werden auch bei geringeren Arbeitspreisen keine (überflüssige) Arbeitskräfte eingestellt. Praktisch bedeutet das amerikanische System eine staatliche Subventionierung der Unternehmen, die so einen Teil der Lohnkosten einsparen.

Die Betrachtung des Arbeitsmarktes beinhaltet auch eine Betrachtung der Arbeitslosigkeit, denn (fast) nur die Arbeitslosen stehen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Wer in einem Beschäftigungsverhältnis steht, braucht seine Arbeitskraft nicht auf dem Markt anzubieten. Die Arbeitgeber brauchen auch nur Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, wenn es nötig für sie scheint. Eine soziale Verpflichtung zur Arbeitsplatzvergabe gibt es nicht, schon gar kein Recht auf Arbeit.

III. Fazit

Der Arbeitsmarkt unterscheidet sich also schon von einem idealen Markt. Die externe, nicht durch Angebot und Nachfrage bestimmte Lohnfestlegung in dem Arbeitsmarkt wäre nur ein Punkt. Der zweite Aspekt ist die soziale Komponente des Arbeitsmarktes beziehungsweise des Beschäftigungswesens. Kein anderer Markt, egal ob Finanz- oder Gütermarkt, gibt den Menschen eine Definition seiner sozialen Rolle und Position. Eventuell ist auch eine Betrachtung nach wirtschaftlichen Kriterien auf einem nicht-wirtschaftlichen Bereich nicht passend, man sollte hier andere Konstrukte, z.B. der Soziologie oder einer anderen Sozialwissenschaft, benutzen, auch disziplinenübergreifend.

Die Ware "Arbeitskraft" ist eine andere als irgendwelche Güter. Die Produktionskosten der Arbeitnehmer sind mindestens ihre Lebenshaltungskosten sowie Konsum oder Versickerung in Form von Sparen. Diese sind bei einer Berechnung der Lohnhöhe zu berücksichtigen, denn andernfalls könnte sich der Arbeitnehmer nicht ernähren und also materielle Not leiden. Niemand würde also eine Anstellung zu einem derartig niedrigen Lohn annehmen. Parallel dazu ist allerdings auf dem Gütermarkt ein Verkauf einer Ware zu einem Preis unter dem Produktionspreis selten anzutreffen. In Deutschland ist eine derartig niedrige Entlohnung noch nicht die Regel, sie wird aber angestrebt von gewissen gesellschaftlichen Kräften. Als (negatives) Vorbild dienen hier vielleicht die "working poor" aus den Vereinigten Staaten Amerikas, also Arbeitnehmer die trotz (oder wegen) ihrer Beschäftigung unterhalb der Armutsgrenze überleben müssen.

Eine weiterer Unterschied des Arbeitsmarktes von einem idealen Markt ist seine Organisation. Die Börse ist das Ideal eines Marktes. Jedoch ist der Arbeitsmarkt weit von einer Börsenform entfernt. Arbeitsvermittlung durch das Arbeitsamt oder private Dienstleister ist neben dem eigenen Suchen der Arbeitslosen die Regel. Lohnkosten werden dabei im Voraus als Bedingungen des Arbeitsvertrages bestimmt und nicht wie in einer Börse, leicht veränderlich, festgelegt.

Je nach Betrachtungsweise kann man auch überlegen, in wie weit die Ware "Arbeit" eine homogene oder heterogene Arbeit ist. Das Ideal ist, wie oben schon beschrieben, ein Markt mit heterogenen Gütern. Der Arbeitsmarkt ist zwar unterteilt, es gibt spezielle Teilmärkte für Führungspositionen oder welche für bestimmte Berufsbilder, also ergibt sich der Anschein einer hohen Heterogenität der Ware Arbeitskraft. Diese Betrachtungsweise ist vielleicht aber nicht ganz richtig. Denn schlußendlich sind immer Menschen und ihre Dienste die Ware, also kann man, so betrachtet, von einer erstaunlich großen Homogenität sprechen. Alle Menschen haben einen gewissen Lebensstandard zum Überleben nötig, sie sind abhängig von einer gewissen Menge Nahrung, Wärme und Licht sowie sozialer Kontakte: Eine gemeinsame Untergrenze lässt sich also finden. Diese bildet dann auch eine Untergrenze auf dem Arbeitsmarkt. Manager oder sonstige hohen Positionen werden höher entlohnt auf dem Arbeitsmarkt, jedoch ist das Tätigkeitsprofil auch ein anderes als das eines "einfachen" Arbeiters. Als Menschen betrachtet ist der Arbeitsmarkt also homogen, tätigkeitsbezogen eher heterogen.

So kann man vielleicht auch die Unterscheidung in "positive Ökonomie" und "normative Ökonomie" mit einbringen. Die erstere bezeichnet eine objektiv nachprüfbare ökonomische Situation, während die normative Ökonomie sich auf moralische Werte bezieht und eher eine "Sollens"-Wirtschaftung erfordert. Es gibt auch gewisse Positionen, die eine normative Arbeitsmarktbetrachtung anheim stellen und im Hinblick auf eine eventuelle Gleichheit der Menschen eine gleiche Entlohnung fordern. Da jedoch das Tätigkeitsprofil vieler Beschäftigungen verschieden ist, so sollte vielleicht die Entlohnung ebenfalls entsprechend und angemessen sein.

Als Schlußsatz möchte ich also das Thema "Ist der Arbeitsmarkt ein Markt wie jeder andere?" aufgreifen und schließend beantworten: Der Arbeitsmarkt ist kein Markt wie jeder andere.

IV. Quellenverzeichnis

-Altmann, Jörn: Wirtschaftspolitik, 6. Auflage 1995, UTB 1317

-Baecker, Gerhard: Ökonomische Grundlagen, Einkommen, Arbeit und Arbeitsmarkt, Arbeit und Gesundheitsschutz; in: Baecker, Gerhard: Sozialpolitik und soziale Lage in Deutschland, 3. Auflage Wiesbaden 2000

-Schmidt, Hans-J.: Der Arbeitsmarkt -Eine Einführung; Frankfurt 1987

Zeitungsquelle:

-Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 27./28.01.2001: "Wenn der Anreiz zur Arbeit fehlt" von Helmut Maier-Mannhart

Internet:

-Homepage der Bundesanstalt für Arbeit: http://www.arbeitsamt.de

-Homepage des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung: http://www.bma.bund.de

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