Niere

I. Allgemeines

Jeder Mensch hat zwei Nieren (lat.: ren). Diese liegen beiderseits der Wirbelsäule. Ihre oberen Anteile liegen in Höhe der untersten Rippen. Die linke steht etwas höher, da die rechte durch die Leber nach unten gedrängt wird.

II. Bau

Die Nieren haben eine bohnenförmige Gestalt. Eine Niere ist beim ausgewachsenen Menschen etwa 11 cm lang, 5 cm breit und 2,5 cm dick. Sie wiegt dabei durchschnittlich etwa 150g.

Der äußere Rand der Niere ist nach außen gebogen. Der innere Rand weist eine deutliche Einziehung, die Nierenpforte, auf. An dieser liegen Ein- bzw. Austrittsstellen der Nierenarterie, der Nierenvene, des Harnleiters (ureter) und der versorgenden Nerven.

Die Nieren sind von einer festen glatten Nierenkapsel überzogen, die wiederum von lockerem Fettgewebe umgeben ist. Die äußerste Hülle wird von der Nierenfascie gebildet.

III. Aufgabe und Funktion

Die Hauptaufgabe der Niere liegt in der Ausscheidung von Stoffwechselschlacken. Dabei sollen jedoch keine für den Körper wichtige Substanzen wie Blutzellen und Nährstoffe verloren gehen.

Diese Aufgabe wird durch Filtration des Blutes in Nierenkörperchen gelöst. Diese befinden sich in der Nierenrinde. Sie bestehen aus einem Gefäßknäuel und einer sog. Bowman'schen Kapsel. Zu jedem Gefäßknäuel zieht eine dünne Schlagader (Arteriole), die sich dann zu Haargefäßen (Kapillaren) verzweigt. Diese Kapillaren bilden das Gefäßknäuel, in dem der eigentliche Filtrationsvorgang erfolgt. Über dieses Kapillarknäuel stülpt sich die Bowman'sche Kapsel.

Die Kapillaren vereinigen sich dann wieder zu einem Schlagäderchen, das die Kapsel am sogenannten Gefäßpol direkt neben dem zuführenden Gefäß wieder verlässt.

Zwischen Kapsel und Gefäßknäuel befindet sich ein feiner Spaltraum, in den das Filtrat, auch Primärharn genannt, abgepreßt wird. Am Harnpol, der dem Gefäßpol gegenüberliegt, fließt der Harn über ein kleines Röhrchen ab. In dem nun folgenden Röhrensystem wird dem Primärharn der Großteil des Wassers entzogen.

Ein Gefäßknäuel mit dem dazugehörigen Röhrensystem bildet die kleinste Funktionseinheit der Niere, das Nephron. In einer Niere gibt es mehr als 1 Million Nephrone.

Pro Minute fließen etwa 1,3 l Blut durch die Nieren. Davon werden pro Minute etwa 0,12 l Flüssigkeit abfiltriert. Pro Tag fallen daher etwa 180 l Primärharn an. Diesen 180 l Primärharn wird so viel Flüssigkeit entzogen, dass nur etwa 1 l Endharn entsteht. Das Ausmaß der Harnkonzentration wird durch das Hormon Adiuretin geregelt. Dieses Hormon wird im Hinterlappen der Hirnanhangsdrüse gebildet. Bei Flüssigkeitsmangel wird Adiuretin vermehrt ausgeschüttet. Es bewirkt in der Niere die Entstehung geringerer Mengen hochkonzentrierten Endharns, da durch Adiuretin die Rückaufnahme (Rückresorption) von Wasser im Röhrensystem gefördert wird.

Gleichzeitig mit dem Wasserhaushalt wird in der Niere auch der Salzhaushalt geregelt. Die wichtigsten dieser Salze sind: Natrium, Kalium, Magnesium, Chlorid, Calcium und Phosphat. Die Regulation des Salzhaushaltes erfolgt ebenfalls über Hormone. Das wichtigste ist Aldosteron. Durch diese Regelmechanismen wird gewährleistet, dass der Flüssigkeits- und Salzgehalt des Körpers nur geringen Schwankungen unterworfen ist.

Die Niere spielt auch bei der Steuerung des Säure - Basehaushalts eine wichtige Rolle. Der Harn kann je nach Säureanfall aus Ernährung und Stoffwechsel mehr oder weniger angesäuert werden. Bei rein vegetarischer Ernährung entstehen nur sehr weniger saure Substanzen, der Harn wird dann leicht basisch (PH - Wert ca. 8). Bei sehr eiweißreicher Ernährung wird der Urin dagegen stark angesäuert (PH - Wert ca. 4,5).

Die Entgiftungsleistung der Niere beruht darauf, dass das Röhrensystem für die wichtigsten Endprodukte des Stoffwechsels und für körperfremde Stoffe (z. B. Medikamente) weitgehend undurchlässig ist. Einmal in den Harn abgegeben, werden diese Substanzen auch mit dem Urin ausgeschieden. Für den Körper wichtige Stoffe werden dagegen durch Pumpmechanismen unter Energieaufwand aus dem Harn wieder ins Blut aufgenommen.

Die Tatsache, dass viele Medikamente und Drogen über den Harn ausgeschieden werden, macht man sich z. B. beim Dopingnachweis zunutze.

Über spezialisierte Zellen des Röhrensystems und die zuführenden Arteriolen, dem sog. Juxtaglomerulären Apparat ist die Niere auch an der hormonellen Regulation des Blutdruckes beteiligt.

Ferner wird durch das in der Niere gebildete Hormon Erythropoelin, das auch zum Dopen verwendet wird, die Neubildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) geregelt.

Harn (Urin) ist eine klare, gelblich gefärbte Flüssigkeit, die beim Schütteln durch ihren minimalen Eiweißgehalt schäumt. Die Farbe ist stark abhängig von der Flüssigkeitszufuhr, sie kann zwischen blassgelb und dunkelgelb liegen. Die Farbe erhält der Urin durch Abbauprodukte der roten Blutkörperchen, die in der Leber zu Gallenfarbstoffen verarbeitet werden. Ein Teil dieser Farbstoffe wird auch über den Harn ausgeschieden.

IV. Nierenkrankheiten

Die Niere bietet eine große Anzahl an Erkrankungsmöglichkeiten, zwei davon seien hier aufgelistet:

1. Die Nierenentzündung ist eine der häufigsten Nierenkrankheiten. Symptome dieser meist in der Jugendzeit auftretenden Erscheinung sind z. B. Frösteln, Fieber, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Kurzatmigkeit. Meist sind die Aussichten auf Genesung gut, in Einzelfällen kann es jedoch zu einem völligen Versagen der Niere kommen. Dies führte zu einer "Vergiftung" des Blutes.

2. Ist die Calcium- oder Harnkonzentration im Blut zu hoch, so können sich Nierensteine bilden. Größere Exemplare müssen durch Schall zertrümmert oder operativ entfernt werden.

792 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet