Die Verwandlung

Gregor ist Reisender und erhält mit seinem Lohn seine Eltern und seine Schwester. Er rechnet damit, das jeden Moment ein Beauftragter seiner Firma auftauchen könnte. Seine Eltern klopfen an seine Tür und wollen sich nach ihm erkundigen, doch Gregor bringt nur noch tierisch verzerrte Laute heraus, was er selber aber noch nicht merkt. Der Prokurist der Firma trifft ein und droht Gregor ihn zu entlassen, wenn dieser nicht Augenblicklich aus seinem Zimmer herauskäme. Gregor gelingt es durch heftiges schaukeln aus dem Bett zu fallen und auf die Tür zu zu kriechen. Durch seine klebrigen Ballen gelingt es ihm, sich an der Tür aufzurichten und mit seinem Kiefer den Schlüssel umzudrehen.

Der Prokurist erblickt Gregor zuerst. Kurz aufschreiend wendet er sein Gesicht ab und flüchtet Richtung Haustür. Gregor versteht das alles nicht. Er verspricht dem Prokuristen sich sofort anzuziehen und den nächsten Zug zu nehmen. Doch der Prokurist, der die Haustür bereits erreicht hat, starrt ihn nur fassungslos an und läuft schließlich auf die Straße hinaus. Gregors Mutter weicht entsetzt in die Küche aus und der Vater versucht Gregor mit einem Stock in sein Zimmer zu treiben. Doch Gregor hat noch keine Übung im Rückwärtsgehen, also versucht er sich umzudrehen. Der Vater dirigiert Gregors Drehbewegung mit seinem Stock und als Gregor endlich bei seiner Zimmertür angelangt ist, gibt ihm der Vater einen Tritt, sodass er durch die Tür in sein Zimmer fliegt.

Die Zimmertüre wird von außen verschlossen und Gregor verkriecht sich leicht verletzt unter dem Kanapee, wo er auch die Nacht verbringt. Am nächsten Morgen betritt seine Schwester als Erste sein Zimmer. Ohne Gregor anzusehen, der fast völlig von dem Kanapee verdeckt wird, bringt sie ihm verschiedene Speisen herein. Altes, halbverfaultes Gemüse, Knochen vom Nachtmahl her, ein Paar Rosinen und Mandeln, einen Käse, den Gregor vor zwei Tagen für ungenießbar erklärt hat und ein paar Brote. Als seine Schwester aus dem Zimmer ist krabbelt er sofort zu dem Käse und beginnt gierig daran zu saugen. Auch das Gemüse schmeckt ihm. Die frischen Speisen dagegen rührt er nicht an. Nach der ausgiebigen Mahlzeit liegt er faul am Boden herum, doch als er die Schritte seiner Schwester hört, krabbelt er schnell unter das Kanapee. Seine Schwester kehrt mit einem Besen alle Speisereste zusammen und wirft sie in einen Kübel. So bekommt Gregor nun jeden Tag zweimal sein Essen.

Nach einigen Tagen, das ewige liegen nicht mehr ertragend, nimmt Gregor zur Zerstreuung die Gewohnheit an, kreuz und quer über Wände und Plafond zu kriechen. Die Schwester bemerkt sofort die neue Unterhaltung, die Gregor für sich gefunden hat. Sie schlägt ihrer Mutter vor, die Möbel aus Gregors Zimmer zu schaffen, damit er mehr Platz zum Kriechen hat. Am nächsten Tag machen sie sich daran den großen Kasten aus dem Zimmer zu tragen. Gregor liegt wieder unter dem Kanapee und sieht der Umsiedlung seiner Möbel zu. Doch mehr als den Kasten will er nicht aus dem Zimmer haben. Er will nicht das alles menschliche aus seinem Zimmer getragen wird, denn er hat noch immer Hoffnung sich wieder Rückzuverwandeln.

Gregor kriecht unter dem Kanapee hervor und die Wand bis zu einem Bild hoch. Dieses umklammert er. Als seine Mutter und seine Schwester wieder das Zimmer betreten, sehen sie Gregor an der Wand hängen. Die Mutter wird auf der Stelle ohnmächtig und die Schwester beginnt mit Gregor zu schimpfen. Die Schwester bringt die Mutter in die Küche wo sie mit Riechsalz versucht die Mutter wieder aufzuwecken. Auch Gregor hat sein Zimmer verlassen um seiner Schwester zu helfen, doch er kann nur hilflos zusehen. Plötzlich kommt sein Vater bei der Haustüre herein und als er bemerkt was passiert ist beginnt er Gregor durch das Wohnzimmer zu jagen. Obst nach Gregor werfend läuft er im Zimmer herum. Einige Äpfel streifen Gregors Rücken, doch einer dringt dagegen förmlich in Gregors Rücken ein und er verliert sein Bewusstsein.

An der Verletzung leidet Gregor über einen Monat, da ihm niemand den Apfel entfernt und dieser als Andenken im Fleisch sitzen bleibt. Gregor wird immer schwächer da er keine Nahrung mehr zu sich nimmt und kann sich am Ende kaum noch auf den Beinchen halten. Für seine Familie wird Gregor zu einem immer größeren Problem, da es durch ihn nicht möglich ist Untermieter aufzunehmen. Sie überlegen sich wie sie ihn loswerden könnten. Doch eines Morgens findet die Haushälterin Gregor tot im Zimmer. Mit den Worten "Seht nur, es ist krepiert; da liegt er, ganz und gar krepiert" teilt sie der Familie Gregors Tot mit. Nachdem sie den Leichnam aus dem Haus transportiert haben machen sie einen Ausflug ins Grüne und planen ihre Zukunft neu.

Interpretation

Die Verwandlung ist das Resultat einer Krise, die Arbeit an dem mit großen Hoffnungen begonnenen Roman schritt nicht mehr voran, der Konflikt mit der Familie hatte sich zugespitzt. Auch dieser Text ist ein Versuch, sich zur Wehr zu setzen, ein Versuch, der wesentlich aggressiver ausfällt als alle vorangegangenen. Wenige Tage bevor er mit der Arbeit an der Geschichte begann, berichtete Kafka Felice über sein Verhältnis zu seiner Familie: er nennt seine jüngste Schwester, Ottla, seine "beste Prager Freundin", erwähnt auch die beiden anderen Schwestern als "teilnehmend und gut", um dann mit der Bemerkung zu schließen: "Nur der Vater und ich, wir hassen uns tapfer".

Etwas von diesem "Hass" ist in der Erzählung spürbar. Die Andersartigkeit des Sohnes ist über Nacht deutlich zu tage getreten: er hat sich in ein ungeheures Ungeziefer, in einen Parasiten verwandelt. Gregor Samsa liegt zur Untätigkeit verdammt in seinem Zimmer. Seine Rolle ist die eines Beobachters. Er prüft die Familie, prüft, ob sie es dazu bringen, ihn in seiner Andersartigkeit zu tolerieren und zu akzeptieren.

Kafka hat für die Niederschrift dieser Geschichte ein eigenes Heft benutzt, in das er auch später keine anderen Texte mehr eintrug. Die Erzählung hat den Charakter einer Anklageschrift. Der schreibende Sohn, den der Vater in die Rolle eines erfolgreichen Geschäftsmanns drängen will, bekennt sich dazu, dass er einen anderen Sinn im Leben sieht.

Die Familie ist nicht dazu bereit, den Parasiten Gregor zu dulden. Der Vater benimmt sich von allem Anfang an feindselig, fügt dem Sohn schließlich sogar eine lebensgefährliche Verletzung zu. Die Mutter setzt Gregor immer wieder den Angriffen des Vaters aus. Die Schwester, auf die Gregor die größten Hoffnungen setzt, versucht ihm zunächst zu helfen, lässt ihn aber im Stich, als ihre eigene Existenz durch ihn bedroht wird. Sie ist es sogar, die am Ende die Initiative ergreift und beschließt, dass jenes ekelhafte "es" endlich "weg muss", sie spricht also den Urteilsspruch aus.

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