Die letzte Welt

Leseprobe 1 (=1. Absatz, 1. Kapitel)

So beginnt C.R.'s Werk Die letzte Welt.

Zunächst die Personen:

Naso ist ein Dichter, der aus Rom nach Tomi verbannt wurde, weil er dem Imperator bei einer Rede nicht den nötigen Respekt zollte indem er es unterließ sich zu verbeugen.

Cotta ist der Protagonist und ein Freund der Dichtkunst Nasos. Er reist aufgrund eines Abschiedsbriefes von Naso nach Tomi, um eine Abschrift des von Naso bei seiner Abreise aus Rom verbrannten Werkes Metamorphoses (Verwandlungen) oder gar den Dichter selbst zu finden.

Pythagoras ist Nasos Diener in Tomi. Er ist griechischer Auswanderer und erkennt sein eigenes Schicksal in Nasos Gedichten. Deshalb macht er es sich zur Aufgabe, sämtliche Erzählungen Nasos auf kleine Stoffetzen zu schreiben und diese in den Ruinen rund um Nasos Behausung zu verteilen.

Echo ist Cottas Vertraute und seine Geliebte für eine Nacht. Ihr Antlitz wird durch einen ovalen Schuppenfleck verunstaltet, der wie ein Echo auf Umwelteinflüsse wie die Sonne reagiert.

Arachne ist eine taubstumme Weberin, die in einem verlassenen Leuchtturm lebt. Sie webt viele von Nasos Geschichten in ihre Teppiche ein.

Neben diesen wichtigsten Charakteren gibt es noch zahlreiche andere Bewohner von Tomi wie Lycaon den Seiler, der Cotta Obdach gewährt, Phineus den Brandweiner oder Tereus den Schlachter.

Die Städte Tomi und Rom tragen die Beinamen die eiserne Stadt und die ewige Stadt.

Die Handlung

Angekommen in Tomi findet Cotta zunächst nur Pythagoras' Stoffetzen, später jenen selbst, der ihm mitteilt, Naso wäre vor einiger Zeit in die Berge gegangen und seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Pythagoras zeigt Cotta jedoch einen geheimen Garten des Dichters, in dem dieser einen Vers, der vermeintlich aus den Metamorphoses stammt, in riesige Steinblöcke gehauen hatte. Jener ist auch auf Seite 2 meines Handouts zu finden und lautet wie folgt: (Vorlesen). Später lernt Cotta Echo kennen, die im erzählt, Naso hätte aus den Steinen und aus der erlöschenden Glut erzählt. Sie selbst würde seine Erzählungen ein Buch der Steine nennen, da jede von Nasos Geschichten mit einer Versteinerung geendet hätte. Nur einmal hätte der Dichter ein anderes Ende gefunden, als nach einer Sindflut aus Steinen neue Menschen heranwuchsen. Ein paar Wochen später geht Echo in die umliegenden Berge und wird von da an nie wieder gesehen. Auch von Arachne erfährt Cotta einiges über Nasos Gedichte. Sie jedoch erzählt von Gedichten über den Himmel und die Vögel. Langsam kommt Cotta zu dem Schluß, dass die Metamorphoses eigentlich ein Buch der Natur hätten werden sollen, von den Steinen angefangen bis zu den unendlichen Weiten des Himmels. Während Cotta sich daran macht Pythagoras' Stoffetzen einzusammeln und zu archivieren, wird Tomi langsam von Pflanzen überwuchert. Plötzlich verwandeln sich in Cottas Augen alle Stadtbewohner in Steine, Vögel oder Wölfe.

Leseprobe 2 (=letzter Absatz, 15. Kapitel)

Zum Stil:

Durch das Werk zieht sich ein permanenter Anachronismus, der dadurch entsteht, dass in Kultur und Politik viel aus dem Antiken vorherrscht (Kaiser, Senat, etc.), andererseits aber auch die moderne Technik ihren Platz hat (Filmprojektoren, etc.). In "Die letzte Welt" kommen immer wieder Passagen aus Ovids Metamorphosen vor, so ist es nicht verwunderlich, dass fast jede der Figuren in Ransmayrs Roman eine aus Ovids Metamorphosen stammende zum Vorbild hat und auch ein ähnliches Schicksal wie diese erfährt. Während Ovid in seinen Metamorphosen den Anbeginn der Welt bis zu seinem Zeitalter schildert, zeichnet Ransmayr ein durch und durch apokalyptisches Weltbild. Besonders zeigt sich dies in dem Satz: "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.", im Buch ein Gedanke Nasos. Diese Thematik vom durch den Menschen herbeigeführten Weltuntergang beschäftigt die Menschheit schon seit dem Anbeginn ihrer Existenz und auch heute stellt sie noch eine Massenfaszination dar. Man denke nur an die Bibel, Filme wie "The Terminator" und "Akira", oder eben Ovids Metamorphosen. Was uns Ransmayr mit diesem Werk sagen möchte, ist, dass man zwar Künstler vernichten kann nicht aber ihre Kunst.

Aufbau

Das Buch ist in 15 Kapitel gegliedert. Die selbe Anzahl von Büchern hatten übrigens auch Ovids Metamorphosen. Jedem dieser Kapitel steht die römische Zahl mit einer kleinen Zeichnung voran (Zeigen). Weiters gibt es keinen Anführungszeichen, so sind direkte Reden nur durch Beistriche gekennzeichnet, dies dürfte jedoch am Verlag liegen und nicht am Autor (Begründung). Für Interessierte gibt es im Anhang noch ein Register, in dem die Figuren und deren Schicksale aus Ransmayrs Werk mit denen aus Ovids Metamorphosen verglichen werden, und eine Danksagung Ransmayrs die lautet wie folgt (vorlesen).

Historischer Hintergrund

Tatsächlich wurde Ovid aus dem Römischen Reich nach Tomi (nahe dem heutigen Constanza) verbannt. Die offizielle Begründung damals war die Schamlosigkeit von Ovids erotischer Poesie. Heute vermutet man, dass Ovid in einen Sittenskandal um die Enkelin des Imperators verwickelt, oder Mitwisser einer politischen Intrige war. Während Naso in Die letzte Welt seine Aufzeichnungen der Metamorphoses verbrannt hat, tat Ovid dies in Wirklichkeit nicht.

Autor

Christoph Ransmayr wurde am 20.3.1954 in Wels/Oberösterreich geboren. Von 1972 bis 1978 studierte er Philosophie und Ethnologie in Wien. Von da an arbeitete er bis 1982 für diverse Zeitschriften und wurde anschließend freier Schriftsteller. Seine bisherigen Romane sind: "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" (1984), "Die letzte Welt" (1988) und "Morbus Kitahara" (1995). Bis 1995 gewann er folgende Preise: den Literaturpreis des Bundesverbandes der deutschen Industrie, das Elias Canetti - Stipendium, den Anton Wildgans - Preis der Österreichischen Industrie, den Großen Literaturpreis der Bayrischen Akademie der schönen Künste und den Franz Kafka - Literaturpreis. Heute lebt Ransmayr in Irland und in Wien. Seine große Leidenschaft ist das Reisen.

Epilog Der Epilog ist auch im Ovid - Textbuch der Oberstufe (Braumüller Verlag) auf Seite 46 im lateinischen Original zu finden.

Handout

Christoph Ransmayr

Die letzte Welt

Die wichtigsten Personen:

Naso, Publius Ovidius: Verbannter Dichter aus Rom

Cotta: Protagonist; Freund der Dichtkunst Nasos

Pythagoras: Griechischer Auswanderer; Erkennt in den Gedichten Nasos sein eigenes Schicksal, wird dessen Diener und beginnt, Nasos Gedichte aufzuschreiben

Echo: Vertraute Cottas und seine Geliebte für eine Nacht

Arachne: Taubstumme Weberin; webt die Geschichten Nasos in ihre Teppiche ein

Die Handlung:

Cotta reist aufgrund eines Abschiedsbriefes von Naso nach Tomi (die eiserne Stadt), um eine Abschrift des von Naso bei seiner Abreise aus Rom (die ewige Stadt) verbrannten Werkes Metamorphoses (Verwandlungen) zurück nach Rom zu bringen, oder gar um den Dichter selbst zu finden. Was er vorfindet, ist jedoch nur Nasos Diener, der Cotta mitteilt, Naso wäre in die Berge gegangen und seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Eines Morgens lernt Cotta Echo kennen. Sie erzählt ihm viel über Nasos Geschichten, die sie insgeheim ein Buch der Steine nennt, da jede seiner Erzählungen mit einer Versteinerung geendet hätte. Auch Arachne berichtet ihm über die Geschichten des Dichters, sie jedoch weiß von Geschichten über den Himmel zu berichten. So kommt Cotta langsam zu dem Schluß, dass die Metamorphoses eigentlich als Buch der Natur gedacht waren. Eines Tages meint er, den Dichter selbst zu sehen, muss jedoch feststellen, dass es nur ein Stein war. In dem Glauben verrückt geworden zu sein, beginnt er Pythagoras' Aufzeichnungen, die jener in den Trümmern der Ruinen rund um seine Behausung in Form von Stoffetzen verteilt hatte, zu sammeln. Dann wird die Stadt von Unwettern heimgesucht und langsam vom Efeu und anderen Pflanzen erobert. In Cottas Augen verwandeln sich die Bewohner in Steine, Vögel oder Wölfe und schließlich begreift er, dass Naso in den Leuten von Tomi und in der Stadt selbst seine Metamorphoses Wirklichkeit und in gewisser Weise auch unauslöschbar werden ließ. Cotta erlebt sich von da an selbst als eine Figur aus Nasos Metamorphoses.

Stil:

Durch das Werk zieht sich ein permanenter Anachronismus, der dadurch entsteht, dass in Kultur und Politik viel aus dem Antiken vorherrscht (Kaiser, Senat, etc.), andererseits aber auch die moderne Technik ihren Platz hat (Filmprojektoren, etc.). Fast jede der Figuren in Ransmayrs Roman hat eine aus Ovids Metamorphosen stammende zum Vorbild und erfährt auch ein ähnliches Schicksal wie diese. Während Ovid in seinen Metamorphosen den Anbeginn der Welt bis zu seinem Zeitalter schildert, zeichnet Ransmayr ein durch und durch apokalyptisches Weltbild, so dass man unter Umständen sagen könnte, Ransmayer hätte die Metamorphosen fortgesetzt. Was uns Ransmayr mit diesem Werk sagen möchte, ist, dass man zwar Künstler vernichten kann, nicht aber ihre Kunst.

Historischer Hintergrund:

Tatsächlich wurde Ovid aus dem Römischen Reich nach Tomi (nahe dem heutigen Constanza) verbannt. Die offizielle Begründung damals war die Schamlosigkeit von Ovids erotischer Poesie. Heute vermutet man, dass Ovid in einen Sittenskandal um die Enkelin des Imperators verwickelt war, oder Mitwisser einer politischen Intrige war. Während Naso in Die letzte Welt seine Aufzeichnungen der Metamorphoses verbrannt hat, tat Ovid dies in Wirklichkeit nicht.

Autor:

Christoph Ransmayr wurde am 20.3.1954 in Wels/Oberösterreich geboren. 1972 bis 1978 studierte er Philosophie und Ethnologie in Wien. Von da an arbeitete er bis 1982 für diverse Zeitschriften und wurde anschließend freier Schriftsteller. Seine bisherigen Romane sind: "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" (1984), "Die letzte Welt" (1988) und "Morbus Kitahara" (1995). Heute lebt Ransmayr in Irland und in Wien.

Epilog der Metamorphosen (15,871 - 879)

Ich Habe ein Werk vollendet

das dem Feuer standhalten wird

und dem eisen

selbst dem Zorn Gottes und

der allesvernichtenden Zeit

Wann immer er will

mag nur der Tod

der nur über meinen Leib

Gewalt hat

mein Leben beenden

Aber durch dieses Werk

Werde ich fortdauern und mich

hoch über die Sterne emporschwingen

und mein Name

wird unzerstörbar sein

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