Er lasst die Hand küssen

Allgemeine Einführung:

Titel:

Der Titel ist eine stehende Einleitung die Redewendung ( Floskel ) eines Dieners, welcher sich nichts dabei denkt.

Art:

Da dieses Werk keine außergewöhnliche Begebenheit, keinen strengen Aufbau und keine offene Handlung aufweist, können wir von einer Erzählung sprechen.

Ort:

Rahmenhandlung:

Zimmer des Grafen.

Kernhandlung:

Gut der Großmutter,

Schloß,

Garten,

Feldwege,

freie Landschaft,

bei Mischkas Haus.

Zeit:

18/19 Jahrhundert; die Handlung dauert ungefähr ein halbes Jahr vom Frühling bis zum Herbst.

Entstehung:

Dadurch, dass diese Erzählung in die Erzählsammlung "Neue Dorf- und Schloßgeschichten", die 1883 veröffentlicht wurde, aufgenommen worden ist, wurde sie berühmt.

Inhaltliches:

Inhalt:

Aus dem Anlass heraus, dass sich die Gräfin über einen Diener, nämlich Mischkas Sohn, beschwert, erzählt ihr der Graf eine Geschichte:

Mischka ist ein Diener der Großmutter des Grafen und arbeitet am Feld. Als sie erfährt, dass er ein außergewöhnlicher Mensch ist, beschließt sie, ihn als Gärtner anzustellen. Nachdem sie ihn einige Zeit beobachtet hat, bemerkt sie, dass er nicht wie die anderen Branntwein trinkt, sondern aus einem eigenen Krug, der mit Wasser gefüllt ist. Sie erschrickt darüber sehr, lässt allen Arbeitern Branntwein geben und zwingt auch Mischka ihn zu trinken. Die Arbeiter gießen so lange Wein in ihn hinein, bis er ohnmächtig umfällt. Als er am nächsten Tag aufwacht, will er sofort wieder Wein trinken.

Eines Tages sieht die Gräfin Mischka mit einer Frau und einem Kind, die sie für seine Geschwister hält, in der Wiese liegen. Als sie veranlassen will, dass die Frau eine gute Arbeitsstelle in der Küche bekommt, erfährt sie, dass es nicht seine Geschwister sind sondern seine Freundin und sein Kind. Sie ist so empört darüber, dass sie einen Diener zu ihm schickt, der ihm ausrichten soll, dass er seine Freundin sofort verlassen soll. Sie schickt das Mädchen zwei Tagesmärsche von ihm weg. Er folgt ihr, um ihr das Gepäck zu tragen. Sein Vater holt sie ein und schlägt das Mädchen zu Boden. Kurz darauf sterben das Mädchen und das Kind. Mischka ist so wütend, dass er seinen Vater ermordet.

Als die Gräfin das erfährt, will sie Mischka ermorden lassen. Als eine alte Frau kommt und ihr die Situation Michkas erklärt, ändert die Gräfin ihre Meinung und will Mischka Gnade gewähren, doch leider ist es schon zu spät.

Die Gräfin macht sich nicht viel daraus und widmet sich ihrem Schäferspiel.

Ideen:

Vorsicht mit Alkohol und Drogen;

niemanden zum Alkoholkonsum zwingen;

nicht oberflächlich handeln;

nicht vorschnell handeln;

nicht dem Gerede anderer glauben;

sich seine eigene Meinung bilden;

niemanden zu seinem Glück zwingen;

nicht über das Leben anderer bestimmen;

in die Lage anderer versetzen;

seine Macht nicht ausnutzen;

nicht über ein Leben hinwegsetzen;

jeden Menschen achten;

versuchen gerecht zu handeln.

Problem:

Ist das vierte Gebot "Du sollst Vater und Mutter ehren" immer zu beachten ?

Motive:

Graf:

Er erzählt der Gräfin eine Geschichte, weil sie ein Problem mit einem Diener hat und er hofft, dass sie aus dieser Geschichte etwas lernt.

Großmutter:

Sie lässt Mischka zu sich als Gärtner holen, weil sie glaubt, dass er ein außergewöhnlicher Mensch ist, und sie glaubt, ihn verändern zu können.

Sie lässt Mischka töten, weil er seinen Vater ermördet hat.

Michka:

Er geht seiner Freundin nach, um ihr zu helfen.

Konflikte:

Äußere Konflikte:

zwischen Mischka und seinem Vater;

zwischen Mischkas Freundin und seinem Vater;

zwischen Misckas Vater und seiner Mutter.

Innere Konflikte:

Mischka:

Wieso darf ich nicht mit der Frau, die ich liebe, und meinem Kind zusammen sein ?

Seine Mutter:

Wie kann ich Mischka helfen ?

Thema:

Das Schicksal der Arbeiter im 18 / 19 Jahrhundert.

Werte:

Liebe;

Treue;

Wahrheit;

Menschenkenntnis;

Verantwortung;

Selbstsicherheit;

Vertrauen;

Gerechtigkeit;

Hilfsbereitschaft.

III. Personen:

Charakteristik der Hauptgestalten:

Mischka:

Mischka ist ein zwanzigjähriger, gutherziger, verantwortungsbewußter und fleißiger Mann und stammt aus einer armen Familie. Sein Vater ist Alkoholiker und schlägt ihn und seine Mutter, die ihn liebt, regelmäßig.

Von seiner äußeren Erscheinung wissen wir nur, dass er dunkelbraune Locken hat.

Mischka gilt als außergewöhnlicher Mensch. Er lässt sich nicht in die Gesellschaft einordnen sondern führt sein eigenes Leben, zu dem er auch steht. Zum Beispiel weigert er sich, Alkohol zu trinken. Ich glaube, dass macht er deshalb, weil er sieht, was Alkohol anrichten kann.

Er ist auch sehr einsichtig, denkt über vieles nach und lernt von seinen Fehlern.

Großmutter:

Die Großmutter ist eine verwitwete und alte Dame, die von ihrer Lebenseinstellung völlig überzeugt ist. Für sie sind Sitte und Moral sehr wichtig und sie will, dass alle Menschen nach ihren Vorstellungen leben. Durch ihr vorschnelles Handeln macht sie sehr viele Fehler. Sie ist auch sehr mit Vorurteilen beladen.

In ihre Arbeiter kann sie sich überhaupt nicht versetzen und lernt auch so nicht die wahre Situation von ihnen kennen.

Charakteristik der Nebengestalten:

Graf:

Stammt aus einer wohlhabenden Familie, weißen Bart, verehrt die Gräfin, erzählt gerne abenteuerliche Geschichten, lernt aus seinen Fehlern, guter Menschenkenner, verständnisvoll, listig und geschickt.

Der Graf ist der Erzähler der Geschichte.

Gräfin:

Stammt aus einer adeligen Familie, ungefähr 50 Jahre alt, nachtschwarze, schöne Augen, aufbrausend, denkt über die Situation der Arbeiter nicht nach.

Mischkas Vater:

Armer Häuslermann, dem Alkohol verfallen, arbeitslos, mißhandelt seine Frau und seinen Sohn, nützt seinen Sohn aus, machtsüchtig und achtet andere nicht.

Mischkas Mutter:

Lebt in ärmlichen Verhältnissen, wird von ihrem Mann geschlagen, wehrt sich nicht, liebt ihren Sohn, versucht in der Öffentlichkeit fröhlich zu wirken, sanftes Gemüt, geduldig, gehorsam, setzt sich für andere ein und hat eine große Selbstachtung.

Gruppierung der Gestalten:

Arme Menschen: Reiche Menschen:

Mischka; Graf;

seien Mutter; Gräfin;

sein Vater; Großmutter.

seine Freundin;

sein Kind.

IV. Form:

Aufbau der Handlung:

Graf erzählt eine Geschichte;

Mischkas Schicksal;

Erklärung, warum der Graf die Geschichte erzählt hat.

Form:

kein strenger Aufbau, weil es immer wieder Einschaltungen der Gräfin gibt Spannung wird aufgebaut;

Rahmenhandlung Handlung um den Graf und die Gräfin;

Kernhandlung Erzählung von Mischka;

beide Handlungen sind abgeschlossen.

V. Stil:

Werkstil:

Diese Erzählung lässt sich in den Realismus und Naturalismus einordnen.

Sprachstil:

viele Naturbeschreibungen;

einfache, klare Worte;

Fremdwörter aus dem Lateinischen Advokat, Rabulist,...;

juristische Begriffe jus gladii;

einige Ausrufsätze;

öfters veraltete Satzstellungen.

VI. Besonderheiten des Werkes:

Unterbrechungen der Erzählung durch die Gräfin;

Obwohl Ebner-Eschenbach eine Adelige ist, schreibt sie kritisch über die adelige Gesellschaft sie verfällt aber nicht in eine schwarz-weiß Malerei.

VII. Würdigung des Werkes:

Ebner-Eschenbach versucht die Gegensätze von Adel und Arbeiterschaft aufzuzeigen. Sie bemüht sich um Menschlichkeit und Objektivität.

Im Mittelpunkt stehen meistens sittliche Grundsätze.

Sie kann mit wenig Text sehr viel ausdrücken.

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