Radetzkymarsch

Biographie:

Joseph Roth wurde am 2.9.1894 in Brody / Galizien geboren, wo er mit der Mutter, einer Polin, und ohne den jüdischen Vater aufwuchs. Sein Vater hieß Nachum Roth, aber er lernte ihn niemals kennen, weil er von einer Geschäftsreise nie zurückkehrte. Heute weiß man, dass er auf einer Zugreise an einer geistigen Krankheit erkrankte und nicht wieder gesund wurde. Er lebte dann mit seiner Mutter bei seinem Großvater. Er litt darunter, dass er ohne Vater aufwuchs. Er suchte ihn und hat ihn als Dichter gefunden. Er fand ihn in seinem Vaterland Österreich-Ungarn und der lebendige Inbegriff war Kaiser Franz-Joseph I. Er log seine Freunde im Bezug auf seinen Vater an. Er sagte jedem etwas anderes. Auch seinen Geburtsort verschwieg er den meisten oder sagte einen ganz anderen. Einige Freunde beschrieben ihn als "schwermütig", andere als "leichtlebig" oder als "Sozialist" oder als "Monarchist". Niemand wusste wirklich über ihn Bescheid. Nach der Matura studierte er Germanistik und Philosophie in Lemberg und Wien. Er absolvierte seinen Kriegsdienst (1916 - 1918), wobei er in russische Gefangenschaft geriet. Er wurde aber zuerst für untauglich erklärt. Er war auch der Meinung, dass nur die Obrigkeit des Militärs für den Krieg verantwortlich sei. Er musste dann aber doch ins Militär, und er erzählte viele Legenden darüber. Vor dem Einzug veröffentlichte er die ersten Berichte und Feuilletons in Prager und Wiener Tageszeitungen. Im Dezember 1918 kehrte er nach Wien zurück. Er verzichtete auf ein Weiterstudium und suchte sich eine Arbeit. Er wurde Journalist.

Nach 4 Jahren heiratete er Friederike Reichler, die aber 1928 an Schizophrenie erkrankte. Schon 1919 verfasste er über 100 Beiträge für den linksliberalen "Neuen Tag", er arbeitete ab 1920 an der "Arbeiterzeitung" und bei vielen anderen Zeitungen z.B. "Berliner Börsenkurier", "Prager Tagesblatt" und "Frankfurter Zeitung". Doch nach der Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten und der damit verbundenen Niederlage der fortschrittlichrepublikanischen. Kräfte begann der politisch engagierte, linksliberale Journalist zu resignieren und die Grenzen seiner aufklärender Arbeit zu erkennen. Roth war der Gegenwart zugewandt und von der politischen Verantwortung des Schriftstellers überzeugt. In rascher Folge erschienen die Zeitromane "Flucht ohne Ende", "Zipper und sein Vater", "Der stumme Prophet" und "Die Geschichte eines Bürgers". Jedoch mit den Romanen "Hiob" (1930) und "Radetzkymarsch" (1932), die sich thematisch von der unmittelbaren Zeitgeschichte entfernen und sich dem mythisierten Entwurf der untergegangenen Welt der Habsburgischen Monarchie und der galizischen Juden zuwenden, gelang ihm ein später literarischer Durchbruch. Anfang 1933 ging Roth nach Paris ins Exil, da er enttäuscht war über die Sozialdemokratie. Er unterbrach sein Pariser Exil mit (langen) Auslandsreisen nach Wien, Amsterdam und Ostende, wobei er in der Verzweiflung über die politische Entwicklung und private Schicksalsschläge immer mehr dem Alkohol verfiel. Er zerstörte sich durch den Alkohol immer mehr selbst. Schon 1925 berichtete er jemandem, dass er eine "Trinkerleber" habe. Joseph Roth starb am 27.5.1939 in Paris. Roth wurde erst nach 1945 "wiederentdeckt".

Inhaltsangabe:

"Radetzkymarsch" wurde 1932 von Joseph Roth geschrieben und ist das bekannteste Buch von Joseph Roth. Er stellt darin den Zerfall des Habsburgerreiches am wechselvollen Zerfall der 4 Generationen einer Familie dar. In der Schlacht von Solferino (1859) rettet der Leutnant Joseph Trotta den Kaiser, indem er ihn rechtzeitig zu Boden wirft. Er selbst wird durch die dem Kaiser geltende Kugel verwundet. Trotta wird zum Hauptmann befördert, mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet und geadelt. Seine unerwartete Karriere entfremden ihn dem Vater, dem Repräsentanten der slowenischen bäuerlichen Vorfahren der Familie Trotta. Mit ihm beginnt ein neues Geschlecht. Als er eines Tages im Lesebuch seines Sohnes zufällig eine Geschichte findet, die seine Tat verkitscht wiedergibt, legt Trotta Beschwerde ein. Trotta will nicht, dass die Tat als Heldentat dargestellt wird. Doch die Behörden lehnen die Beschwerde ab.

Nur der Kaiser begreift die Empörung, fügt sich aber dem Zwang der politischen Mythenbildung. Trotta bittet ihn um die Entlassung aus der Armee und übersiedelt auf das Gut seines Schwiegervaters, um zur bäuerlichen Lebensform zurückzukehren. Seinem Sohn, Baron Franz von Trotta und Sipolje, befielt er Beamter zu werden, auf gar keinen Fall Soldat. Er wird dann Bezirkshauptmann in der Provinz. Er ist ein typischer Vertreter des wiederholt porträtierten pflichtbewußten Beamten. Er verkennt die Hinfälligkeit der Monarchie. Der Enkel Carl Joseph, Offizier wie sein Großvater, spürt dagegen bald das bevorstehende Ende des Staatsgebildes. Er steht unter dem Bann des Großvaters, dem er es seiner Überzeugung nach nie gleichmachen wird können. Der Großvater hat dem Kaiser das Leben gerettet, der Enkel konnte nur ein Bild des Kaisers aus einem Bordell retten. Als 15jährigen Kadetten verführt ihn die Frau des Wachtmeisters Slama. Als er erfährt, dass sie an einer Geburt stirbt, macht er sich große Vorwürfe, und die verstärken sich, als sein einziger Freund, der Regimentsarzt Dr. Demant, wegen eines "blöden" Ehrenkodex stirbt. Nach dem Tod seines Freundes lässt sich Carl Joseph an eine Stadt nahe der russischen Grenze versetzen. Mit der Zeit ahnt schließlich auch der Bezirkshauptmann, dass die Monarchie nicht mehr lange bestehen wird. Unfähig sich von seinen Schuldgefühlen und Todesahnungen zu befreien, wird Carl Joseph vom Alkohol abhängig und verstrickt sich in Schulden. Es ist nur selten, dass seine andauernde Schwermut unterbrochen wird. Kurz nach der Nachricht von der Ermordung des Thronfolgerpaares eintrifft, reicht Carl Joseph seinen Abschied ein und versucht Wie sein Großvater innere Ruhe als Bauer zu finden. Er kehrt aber bei Kriegsbeginn zur Armee zurück. Er kommt im Geschoßhagel ums Leben, als er für die Soldaten seines Zuges Wasser holen will. Für den Bezirkshauptmann bricht mit der

Nachricht von dem Tod seines Sohnes eine Welt zusammen. Der "Epilog" schildert die beiden letzten Lebensjahre des Bezirkshauptmanns.

Historischer Hintergrund:

Roth entnahm seine Stoffe dem österreichischen Offiziersleben, den Geschichten der hilflosen und schwachen am Rande der modernen Zivilisation, der Welt des Ostens und des Judentums. Die meisten seiner Bücher haben mit dem Ersten Weltkrieg zu tun oder mit dem Zerfall der österreich-ungarischen Monarchie oder den galizischen Juden.

Leben und Werk des Schriftstellers

Roths Romane sind beeinflußt vom psychologischen Realismus der französischen und russischen Erzählkunst. "Mein stärkstes Erlebnis war der Krieg und der Untergang meines Vaterlandes, des einzigen, das ich je besessen habe, der österreich-ungarischen Monarchie. Er klagte radikal den

Krieg und die, die den Krieg machten an. Er schrieb sehr präzise, aber er vereinfachte vieles durch seine Emotionen. Zuletzt schrieb er nur noch als verzweifelter Mann und in einer monarchistischen Denkweise. Es fiel ihm schwer Phantasie und Wirklichkeit zu trennen, nicht nur wenn es um seine eigene Person ging. Er sah sein Leben zeitweise als Märchen. In seinen Werken befinden sich Fabulierlust und scharf beobachtete Intelligenz, Schwermut und Lebenssinnlichkeit, Melancholie und Ironie, das Kriegsgefühl der Heimatlosigkeit mit dem Umkreisen der verlorenen österreichischen Welt des Jahrhundertbeginns. Auch sein Heimatland Galizien hatte ihn geprägt. In seinen Beschreibungen finden sich Schwermut und Sehnsucht, Liebe und Trauer, aber auch der erfahrene Haß und vor allem aber Phantasie. Er war sein Leben lang auf der Flucht, wie in seinem Roman "Flucht ohne Ende" Und doch war er immer auf der Suche.

Persönliche Meinung

In meinem Buch und anderen Romanen verarbeitet er sein eigenes Leben. Sein Leben mit dem Krieg und dem Zerfall der österr.-ungar. Monarchie, aber auch seine vielen privaten Schicksalsschläge (z.B. die Krankheit seiner Frau in "Hiob"). In "Radetzkymarsch" bildet er einige ihm bekannte Menschen nach, die er vom Militär her kannte, und auch einige Freunde. Mir

persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Man merkt, dass Roth irgendwie an dem Zerfall des Habsburgerreiches gelitten hat (z.B. als der Freund von Carl Joseph gestorben ist, hat man länger getrauert als später, wo die Menschen als Masse gesehen wurden und nicht als Persönlichkeit).

Wenn man seinen Lebenslauf ansieht, weiß man schon, wieso er dem Alkohol verfallen ist. Er wächst ohne Vater auf, seine Frau erkrankt an Schizophrenie, einer seiner Freunde bringt sich um. Ich glaube, dass er in einigen seiner Bücher sein Wunschleben und das eigene Leben einbringen wollte. Er konnte es wahrscheinlich gar nicht glauben, wenn wieder etwas passiert ist. Er glaubte ja teilweise, er lebe in einem Märchen. Ich glaube auch, dass das Schreiben ein Mittel war, um mit seinem Leben fertig zu werden. Als Jude fürchtete er sich vor jeder Veränderung. Es war für ihn darum auch nicht leicht als die österreich-ungarische Monarchie zusammenbrach. Wenn man das Buch liest, denkt man, dass es sehr hart war, aber stellenweise sieht man auch die Vorteile der Monarchie. (Soldaten waren wie die Kinder des Kaisers).

Stellenweise war es schwierig zu lesen, aber auch sehr interessant. Er brachte kritische und politische Aspekte in seine Bücher ein.

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