Werner, der Gärtner

1. Autor

Wernher der Gärtner lebte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und war höchstwahrscheinlich ein Bayer. Auch ist nicht vollständig geklärt, ob er bäuerlicher Abstammung war, oder ob er zum fahrenden Volk gehörte. Einerseits weiß er so gut über das Leben und die Denkweise der Bauern bescheid wie es eben nur ein Bauer kann, andererseits hat er so eine vielfältige Bildung, wie sie für Spielleute nur allzu typisch ist. Dass er ein Schüler Wolframs von Eschenbach war ist allerdings sicher.

"Meier Helmbrecht" schrieb er etwa um 1270. Die Verserzählung ist für den Vortrag in Schlössern bestimmt und richtet sich an den Adel. Heute gilt "Meier Helmbrecht" als das wichtigste kulturgeschichtliche Dokument aus der Zeit des Raubrittertums.

2. Charakterisierung der Hauptfiguren

Meier Helmbrecht jun.: Er ist abenteuerlustig und glaubt, etwas besseres als ein Bauer zu sein. Erst als er schon alles verloren hat, merkt er, dass er den falschen Weg gegangen ist.

Meier Helmbrecht sen.: Er weiß sehr gut, was mit Raubrittern, die gefasst werden, passiert, und versucht darum seinen Sohn von seiner Entscheidung abzubringen. Erst, als dieser zum zweiten Mal fortgeht, kehrt er ihm den Rücken zu.

Gotelind: Helmbrechts Schwester hält sich auch für etwas besseres als eine Bäuerin. Sie bereut ihren Entschluss, Lämmerschlind geheiratet zu haben, aber gleich nach der Hochzeit.

3. Schauplatz der Handlung

Die Handlung findet der einen Handschrift nach im Innviertel, östlich der unteren Salzach statt, der anderen zufolge im Traungau. Welche der beiden Überlieferungen recht hat weiß man bis heute nicht.

4. Inhalt

Zur Zeit des Verfalls des Rittertums lebt im Innviertel ein Bauernsohn namens Meier Helmbrecht. Da er glaubt, nicht das Blut seines gleichnamigen Vaters in sich zu haben sondern das seines adeligen Taufpaten, will er kein Bauer werden, sondern Ritter. Von diesem Leben erhofft er sich reich zu werden ohne zu arbeiten. Seine Mutter und Schwester helfen ihm dabei, indem sie ihm kostbares Gewand stricken, oder Schwert und Schild schenken. Sein Vater hingegen versucht ihn durch gutes zureden auf den rechten Weg zurückzuführen, weil er genau weiß, dass aus den gerechten, von allen angesehenen Rittern seiner Zeit, nichts anderes als gut bewaffnete, brutale Diebe geworden sind, die, wenn sie erwischt werden, von Schergen grausam bestraft werden. Er hat sogar vier Träume, in denen seinem Sohn Hand und Fuß abgeschlagen werden und er geblendet und gehängt wird. Doch nichts kann seinen Sohn von seiner Entscheidung abbringen und so gibt ihm der Vater schließlich das Pferd, was das einzige war, das ihm zum Raubritter sein fehlte.

Nachdem er ein paar Jahre mit anderen Raubrittern Bauern ausgeraubt hat, kehrt er nach Hause zurück, wo er von allen herzlich aufgenommen wird. Dort bleibt er aber nur eine Woche, da ihn wieder die Abenteuerlust packt. Er nimmt auch seine Schwester Gotelind mit, die einen seiner Freunde heiraten will. Nach der Hochzeit kommt ein Scherge und schlägt Helmbrecht eine Hand und einen Fuß ab und sticht ihm die Augen aus. Niemand, nicht einmal sein Vater, will ihm helfen oder Spenden geben, weil er sich bei den Bauern ziemlich unbeliebt gemacht hat. Schließlich erfüllt sich auch der vierte Traum seines Vaters und er wird gehängt.

5. Intention des Autors

Wernher der Gärtner klagt in seiner Verserzählung "Meier Helmbrecht" den drastischen Sittenverfall bei den Rittern an.

Außerdem will er junge Bauern davor warnen wie Meier Helmbrecht zu versuchen, in eine höhere Gesellschaftsschicht überzugehen.

6. Ãœberlieferung des Textes

Nachdem "Meier Helmbrecht für lange Zeit in Vergessenheit geraten war, wurde das Gedicht in der Romantik wiedergefunden. Es existieren allerdings zwei verschiedene Handschriften, die dich teilweise ein wenig unterscheiden: Die Ambraser Handschrift in Wien und die Berliner Handschrift.

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