Faschismus in Rom

Definition: Politische Bewegung in Italien, die 1919 von Mussolini organisiert wurde. Der

Faschismus lehnte die Demokratie, den Parlamentarismus und die Freiheit der

Wirtschaft ab. Seine Gegnerschaft galt dem Kommunismus. Er verkndete die

Allmacht des Staates, die vollkommene Unterordnung des einzelnen unter die

Zwecke des Staates und unter den Willen eines Fhrer (ital.: duce). Als Sinnbild

w"hlte er das Beil mit den Rutenbndeln (ital.: fasces), das im alten Rom den

Konsulen vorangetragen wurde als Zeichen ihrer Gewalt ber Leben und Tod.

1922 bernahmen die Faschisten mit dem "Marsch auf Rom" (etwa 40 000 Teil-

nehmer) die Regierungsgewalt in Italien, die sie durch Terror und rcksichtslosen

Machtgebrauch allm"hlich festigten. Die anderen Parteien wurden ausgeschaltet,

Presse-, Meinungs,- und Versammlungsfreiheit aufgehoben. Im Bndnis mit dem

deutschen Nationalsozialismus bernahm der Faschismus die judenfeindlich Ras-

senpolitik, wenn auch in mildere Form. 1940 fhrte das faschistische Regime Ita-

lien an der Seite Deutschlands in den 2. Weltkrieg. 1943 endete es durch einen

Staatsstreich.

Roma Fascista

"Entweder man vertraut uns die Regierungsgewalt an, oder wir werden sie uns nehmen, indem

wir nach Rom maschieren!". Diese tollkhne Drohung wurde auf dem Parteitag der ita-

lienischen Faschisten ausgestoáen, der gegen Ende 1922 in NEAPEL stattfand, und von den 40

000 Besuchern und Delegierten mit dem vielstimmigen Schrei "Roma! Roma! Roma!" beant-

wortet. Der Redner war Benito Mussolini, ein neunundzwanigj"hriger Ex-Sozialist, der aus

seiner Partei ausgestoáen worden war, weil er als Redakteur einer einfluáreichen soziali-

stischen Zeitung vehement fr ein Eingreifen Italiens in den Ersten Weltkrieg eingetreten war.

Er hatte nach dem Kriegseintritt Italiens in den Reihen der bersaglieri gek"mpft, war verwun-

det worden und danach zum Journalismus zurckgekehrt. Vom Februar 1918 an hatte er die

Einsetzung eines Diktators ber Italien gefordert, eines Mannes, "der rcksichtslos und tat-

kr"ftig genug ist, um klar Schiff zu machen". Drei Monate sp"ter deutete er in einer weithin

publizierten Rede, die er in Bologna hielt, an, daá er sich selbst fr f"hig hielt, diese Rolle zu

spielen.

Seine Anh"ngerschaft war ein seltsames Konglomerat aus abtrnnig gewordenen Sozialisten

und Syndikalisten, Republikanern und Anarchisten, revolution"ren Wirrk"pfen, konservativen

Monarchisten und aufmpfigen Soldaten, darunter viele ehemalige Angeh"rige der arditi, der

wagemutigen Sondereinheiten der italienischen Streitkr"fte, und schlieálich fanden sich unter

ihnen auch etliche polizeilich Gesuchte. Sie organisierten sich zu sogenannten fascii di

combattimenti, Kampfgruppen, die durch ebenso straffe Bande zusammengehalten wurden wie

die Bndel der Liktoren, die Symbole der altr"mischen Staatsmacht. An den Wahlurnen waren

die Faschisten anf"nglich erfolglos gewesen: 1919 hatten sie bei den Wahlen zur Abge-

ordnetenkammer nicht mehr als 4795 Stimmen bekommen, Aber als es in der Folge mehreren

einander abl"senden Regierungen nicht gelang, die zahlreichen wirtschaftlichen und sozialen

Probleme Italiens in den Griff zu bekommen, gab sie den Faschisten Gelegenheit, sich als Er-

retter ihres Landes darzustellen, als die einzige Kraft, die in der Lage war, den Bolschewismus

in Schach zu halten und niederzuk"mpfen. Getreu ihrer Parole, daá man gegen Gewalt nur mit

berlegener Gewalt etwas ausrichten k"nne, attackierten Gruppen bewaffneter Faschisten, so-

genannte squadristi, Repr"sentanten sozialistischer Gewerkschaften, Bros rivalisierender Par-

teien, Zeitungsredaktionen und alle m"glichen anderen Personen und Institutionen, die sie fr

Anh"nger des Bolschewismus hielten; sie gingen dabei mit einer Systematik und einer Bruta-

lit"t vor, die geeignet schien, das Land in einen Brgerkrieg zu strzen. Mit patriotischen Pa-

rolen und nationalistischen Liedern und mit ihren schwarzen Hemden, die ursprnglich die Ar-

beiter der Marche und der Emilia zur Tracht der anarchistischen Bewegung erkoren hatten, er-

oberten sich die squadristi eine groáer Anh"ngerschaft, da offenbar Zehntausende von Ita-

lienern bereit waren, ihre gewaltt"tigen Methoden - beispielsweise ihre gern gebte Praxis, po-

litische Gegner zu berfallen und ihnen Rizinus"l einzufl"áen - gutzuheiáen, in der

šberzeugung, daá nur mit solchen Mitteln der Bolschewismus ausgemerzt und die Ordnung

wiederhergestellt werden k"nnte. Im Laufe des Jahres 1922 ergriffen die Faschisten die Macht

in RAVENNE, FERRARA und BOLOGNA; zusammen mit der Erfahrung, daá manche Regierungs-

stellen insgeheim mit ihnen kooperierten, daá die Polizei ihnen sogar h"ufig Untersttzung ge-

w"hrte, gab dies ihnen Mut, den Marsch nach Rom und den Griff nach der Staatsmacht zu wa-

gen, um so mehr, als sie die begrndete Hoffnung hatten, das Haus Savoy, dem Mussolini zu-

gesichert hatte, es k"nne weiterhin eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Nation zu

spielen, werde sich neutral verhalten.

In vier Kolonnen aufgeteilt, marschieren 26 000 Faschisten sternf"rmig auf ROM zu und er-

reichten die Stadt am 28. Oktober. Die Regierung wollte das Kriegsrecht verh"ngen, doch der

K"nig weigerte sich, die Verordnung zu unterzeichnen. Als sich herumsprach, daá er bereit

war, Mussolini zu akzeptieren, legten Polizei und Armee die H"nde in den Schoá und lieáen

die Schwarzhemden, die mit Zgen, Bussen und teilweise auch zu Fuá in die Stadt str"mten,

gew"hren. Mussolini selbst, ein Opportunist ersten Ranges, blieb vorerst in Mailand und be-

t"tigte sich aus der Ferne als Agitator. Er war bereits mit der Bildung einer Regierung beauf-

tragt worden, so daá der Marsch auf ROM eigentlich unn"tig gewesen w"re. Fr die faschisti-

sche Legendenbildung war der Marsch aber ntzlich. ebenso wie die fiktiven 3000 M"rtyrer,

die angeblich bei dem Aufstand, der Mussolini an die Macht brachte, ihr Leben gelassen hatten.

Der neue Regierungschef traf am Morgen des 30. Oktober 1922 mit dem Zug in ROM ein.

Nachdem er sein Amt angetreten hatte - als jngster Premierminister in der Geschichte Ita-

liens -, entpuppte er sich als h"chst geschickter Politiker. Obwohl er von Anfang an entschlos-

sen war, sich zum Diktator aufzuschwingen und, sobald er sich des Polizeiapparats sicher

wuáte, alle seine ernstzunehmenden politischen Widersacher festsetzen zu lassen, pr"sentierte

er dem K"nig eine Kabinettsliste, die demonstrieren sollte, daá er sich nicht als Parteimann,

sondern als national denkender Fhrer verstand. Und das war er auch, was die Italiener zu ak-

zeptieren bereit waren, ja wnschten: eine nationale Fhrerfigur. Sie waren der Streiks und Un-

ruhen berdrssig und fanden Gefallen an dem bombastischen und mittelalterlichen Auftreten

der Faschisten. So ist es zu erkl"ren, daá es im Anschluá an den Marsch nach ROM zu

spontanen Beifallsbekundungen fr den Faschismus kam und daá die immense Popularit"t

Mussolinis sowohl die vereinzelten unsch"nen Gewalttaten berlebte, zu denen es in der Nacht

nach dem triumphalen Einzug der Faschisten kam, als auch die zweifellos manipulierte Wahl

von 1924 und den aufsehenerregenden Mord an dem aufrechten und begabten

Sozialistenfhrer Giacomo Matteotti, zu dessen Drahtziehern nach šberzeugung vieler auch

Mussolini geh"rte.

Mussolini ging mit groáer Begeisterung und Entschlossenheit ans Werk. Er stand frh auf,

absolvierte eine Reihe intensiver gymnastischer šbungen, nahm dann ein Frhstck ein, das

wegen eines Magengeschwrs ebenso m"áig wie frugal sein muáte wie seine brigen Mahl-

zeiten auch, ging dann mit erstaunlicher Geschwindigkeit mehrere italienische und ausl"ndische

Zeitungen durch und fand sich schlieálich um acht Uhr in seinem Amtszimmer ein. Er sagte

sich, er kenne keine Vergngungen auáer seiner Arbeit; zwar sollten noch Zeiten kommen, in

denen er wenig bis gar nicht arbeitete, aber in diesen ersten Jahren nach seiner Machtber-

nahme entsprach seine Selbstdarstellung wohl weitgehend der Wahrheit.

ROM wurde allm"hlich umgestaltet, unter der pers"nlichen Leitung des Duce, der hin und

wieder den Fortgang der Arbeiten von seinem Balkon begutachtete.

"In fnf Jahren", teilte er dem Stadtrat mit, "muá Rom so aussehen, daá die ganze Welt es als Wunderwerk

preist - kolossal, ordentlich und m"chtig, wie es unter dem ersten Kaiserreich des Augustus war. Die Durch-

blicke zum Theater des Marcelles, zum Campidoglio und zum Pantheon mssen von allem, was in den Jahr-

hunderten des Niedergangs dort hochgewachsen ist, freiger"umt werden. In fnf Jahren muá eine von der

Piazza Colonna herkommende Prachtstraáe einen ungehinderten Durchblick auf den Pantheonhgel gew"h-

ren... Das dritte ROM wird sich ber weitere Hgel ausbreiten, die Ufer des heiligen Flusses entlang, bis zu den

Ksten des Tyrrhenischen Meers."

Ihm schwebte eine Megalopolis vor, eine sowohl fl"chenm"áig als auch der Einwohnerzahl

nach wesentlich gr"áere Stadt, gekr"nt von jenen Hochbauten und Wolkenkratzern, die ihn so

faszinierten. šber dem Forum sollte ein riesiger Palast des Faschismus aufragen; es sollte eines

der gr"áten und eindrucksvollsten Bauwerke auf der Welt werden. Diesem neuen ROM, das

vor allem Platz brauchte, sollte alles "Schmutzige und Pittoreske" weichen mssen, alles was

nach Mittelalter roch und nicht groá und erhaben war.

Zu dem drohenden v"lligen Verschwinden des mittelalterlichen ROM kam es aber nicht, aber

ein guter Teil der Abriápl"ne wurde verwirklicht. So wurden beispielsweise fnfzehn antike

Kirchen beseitigt; an ihrer Stelle wuchsen Bauten der faschistischen Monumentalarchitektur

empor, der es in vielen, wenn auch in keineswegs in allen F"llen mehr um Zurschaustellung

bloáer Gr"áe und Wucht zu gehen schien als um hohe knstlerische und geschmackliche An-

sprche. Allein, zum Glck fr Italien setzten die Faschisten sowohl in ROM, als auch anders-

wo im Lande nur einen Teil dessen in die Tat um, was sie in ihren bombastischen Proklama-

tionen ankndigten. Daá diverse Trockenlegungs- und Kultivierungsprojekte von Erfolg ge-

kr"nt waren, l"át sich nicht leugnen; die Entw"sserung groáer Teile der Pontinischen Smpfe,

die teilweise erreichte Ausrottung der Malaria in diesen Gebieten, der Bau von Kan"len, neuen

Straáen, St"dten und Wasserkraftwerken waren positive Leistungen, die Tausenden von Men-

schen aus ganz Italien zu Grund und Boden, einer Heimat, zu Arbeitspl"tzen und Aufstiegs-

chancen verhalfen. Zugleich verbesserten sich unter dem faschistischen Regime die Arbeitsbe-

dingungen und die rechtliche Lage der Arbeiter. Die Statistiker Mussolinis verkndeten stolz,

daá zwischen 1922 und 1942 zu keiner Zeit mehr als 100.000 Arbeitskr"fte bei staatlichen

Groáprojekten im Einsatz gewesen seien und daá die Regierung in diesem Zeitraum nicht we-

niger als 33.634 Millionen Lire fr diese Projekte ausgegeben habe. Die tats"chlichen Lei-

stungen, die sich hinter diesen Zahl verbargen, blieben indes sowohl hinter den ursprnglichen

Absichten als auch hinter den hocht"nenden Erfolgsmeldungen weit zurck. An arch"olo-

gischen Vorhaben waren allein in ROM geplant: die Ausgrabung und Rekonstruktion des Foren

Caesars und Trajans, Ausgrabung an der Piazza Venezia und auf dem Kapitol, der Wiederauf-

bau der Curia, die Freilegung bis in die Zeit der R"mischen Republik zurckreichender Tem-

pelruinen im Largo di Torre Argentina und der Wiederaufbau sowohl der Ara Pacis als auch

des Augusteums, das Mussolini, so erz"hlte man sich, als Grabst"tte fr sich selbst erkoren

hatte. Es wurde gewiá eine Menge getan und erreicht, aber doch nur ein Bruchteil dessen, was

geplant und angekndigt war. Begonnen Projekte kamen h"ufig zum Erliegen und riesige

Geldsummen versickerten in irgendwelchen grandiosen Projekten, die sich am Ende als un-

durchfhrbar erwiesen, oder flossen in die Taschen korrupter Beamter und hochrangiger Fa-

schisten., die ihr Sch"fchen ins Trockene bringen wollten, solange noch Zeit war. Auf den

Reiábrettern entstand beispielsweise ein riesiges Forum des Mussolini, das eine ausgedehnte

Fl"che zwischen dem Tiber und dem Monte Mario bedecken sollte. Es sollte sowohl das En-

semble aus Petersplatz und Petersdom als auch das Kolosseum in den Schatten stellen und in

seinem Zentrum von einem 36 Meter hohen und fast 800 Tonnen schweren Obelisken berragt

werden, dem "gr"áten Monolithen der Welt". Dann setzte sich jedoch die Auffassung durch,

daá diese L"sung nicht imposant genug sei. Statt dessen wurde eine 80 Meter hohe Statue des

Herkules in Erw"gungen gezogen, die ihren Arm zum faschistischen Gruá heben und deren

Gesichtszge denen Mussolinis gleichen sollten. Als bereits 100 Tonnen Metall verarbeitet und

ein Teil des gigantischen Kopfes sowie ein Fuá in Elefantengr"áe gegossen waren, wurde die

Arbeit zu dem Projekt eingestellt.

Der Duce wurde fr die Pannen und Fehlleistungen seines Regimes fast nie pers"nlich verant-

wortliche gemacht. Es gab in ROM viele Antifaschisten, aber nur wenige Mussolini-Gegner. Er

war nicht nur Diktator, er war auch ein Idol. In zahllosen italienischen Wohnzimmern hing sein

Bild, und auf den Straáen erblickte man auf Schritt und Tritt, mit weiáer Farbe auf Mauern

und W"nde gepinselt, Lobsprche auf ihn - "Duce! Duce! Il Duce ha sempre ragione." Gegen-

st"nde die er berhrt hatte, wurden quasi als Reliquien gehtet. Die Vorstellung, er sei der von

der Vorsehung erkorene Fhrer des italienischen Volkes, nistete sich, von Mussolini selbst und

seinen Managern geschickt und beharrlich propagiert, allm"hlich in den K"pfen der meisten

Italiener ein.

Allein der Duce befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem abschssigen Weg, der ihn

in den Untergang fhren sollte. Opfer seiner eigenen Propaganda, berzeugt von seiner Un-

fehlbarkeit und blind gegenber Tatsachen, die sich nicht mit seinen Wunschvorstellungen ver-

trugen, gab er sich dem Glauben hin, das Bndnis mit Hitler, die sogenannte Achse ROM-

BERLIN, werde Italien zu jener "wahren Gr"áe verhelfen, zu der der Faschismus es

pr"destiniert hat", und lieá sich in einen Krieg hineinziehen, fr den das italienische Heer

absolut nicht gerstet war. Am 10. Juni 1940 erkl"rte Mussolini nach langem Z"gern und

vielem Nachdenken England den Krieg. Die Kapitulation Belgiens hatte ihn zu der

šberzeugung gebracht, daá er nicht l"nger abwarten konnte.

Der Krieg nahm einen katastrophalen Verlauf - katastrophal fr Italien im allgemeinen und

fr Mussolini im besonderen. Im Sommer 1943 war es soweit, daá man in ROM sogar bis weit

in die Reihe der Faschisten diskutierte, wie man sich am besten des Duce entledigen k"nnte.

Der K"nig, der sich fast t"glich mit Vertretern verschiedener oppositioneller Gruppen beriet,

hatte mit tiefer Betroffenheit reagiert, als am 19. Juli bei einem verheerenden Luftangriff der

Alliierten auf ROM, Hunderte von Menschen ums Lebens gekommen waren und zahlreiche Ge-

b"ude besch"digt worden waren. Nach Wochen des Z"gerns hatte er sich bereden lassen, die

Verhaftung Mussolinis anzuordnen, wenn dieser ihn das n"chste Mal zu einer Audienz auf-

suchte. Obwohl Mussolini im vorhinein die Warnung erhielt, betrat dieser in gewohnter selbst-

sicherer Pose und ohne die mutmaálichen Frondeure eines Blickes zu wrdigen, die Sitzung. In

dieser Sitzung wurde er mit 19 von 28 Ratsstimmen abgesetzt.

Die Neuigkeit versetzte ganz Italien in h"chste Aufregung, und selbst die gleich an-

schlieáende Erkl"rung, daá der Krieg weitergefhrt werde, vermochte die Gemter nicht ab-

zukhlen, zumal die meisten hierin ein bloáes Lippenbekenntnis sahen, mit dem die neue Re-

gierung Zeit und Spielraum fr die Friedensverhandlungen mit den Alliierten hinter dem Rk-

ken der Deutschen gewinnen wollte. Durch die Straáen ROMS zogen die Menschen haufen-

weise und verkndeten in Sprechch"ren das Ende des Krieges. Sie drangen in die Redaktions-

r"ume der faschistischen Zeitung 'Il Messaggero' ein und warfen M"bel, Akten, Telefone und

riesige Portr"tbilder des gestrzten Duce aus dem Fenster. Faschistische Symbole wurden von

Geb"udefassaden heruntergeschlagen oder -gerissen, faschistische Parteizeichen abgerissen.

šber Nacht waren, so schien es, die R"mer allesamt zu Antifaschisten geworden. Kampflos

war der Faschismus in ROM zusammengebrochen. Selbst Mussolinis Zeitung nahm dessen Ab-

setzung stillschweigend hin.

Nach einmonatigen Geheimverhandlungen wurde am 3. September in einem milit"rischen Bi-

wakzelt bei Syrakus auf Sizilien die Urkunde ber die Kapitulation unterzeichnet. Am selben

Tag versicherte Italien, es werde "an der Seite seines Bndnispartners Deutschland bis zu Ende

k"mpfen". Am Abend des 5. September sickerte, nachdem die Alliierten bereits bei Salerno

gelandet waren, die Nachricht von der italienischen Kapitulation durch. Daraufhin wie das

Oberkommando der Deutschen Wehrmacht alle seine in der Umgebung ROMS stationierten

Truppen an, sich der Hauptstadt zu bem"chtigen. Nach kurzen, tapfer gefhrten, Widerstands-

kampf brachen die Stellungen der Verteidiger ROMS zusammen; fr ROM begann die Zeit der

NS-Besatzung.

Die Deutschen lieáen von Anfang an keinen Zweifel daran, daá sie ROM mit starker und n"ti-

genfalls strafender Hand zu regieren gedachten. šber Radio ROM, dessen sie sich bem"chtigt

hatten, wurde eine Proklamation verlesen, der zufolge alle Italiener ihre Waffen abzuliefern

hatten; auf Nichtbefolgung stand die Todesstrafe. Eine Sperrstunde wurde verfgt; jeder der

sich nach 5 Uhr nachmittags auf der Straáe zeige, werde ohne Anruf erschossen. Daher zogen

es tagt"glich Hunderte junger R"mer vor, von zu Hause zu verschwinden. Von den 1,5 Mil-

lionen Einwohnern, die ROM zu dieser Zeit hatte, hielten sich nach Sch"tzungen rund 200.000

verborgen, viele von ihnen in Kirchen und anderen kirchlichen Einrichtungen und Geb"uden.

Gegen Ende 1944 begannen die Deutschen mit der R"umung der Stadt. In den Auáenbezir-

ken ROMS versuchten deutsche Nachhutkommandos, von amerikanischen Granaten und Tief-

fliegern gehetzt, den feindlichen Vormarsch zu hemmen; doch schon am Nachmittag erreichten

die ersten alliierten Truppenteile die Kirche S. Paolo fuori le mura. šberall wo alliierte Solda-

ten erschienen, traten die R"mer auf ihre Balkone oder liefen auf die Straáe, jubelten und

klatschten Beifall, winkten mit Blumen und vollgeschenkten Weinkrgen.

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