Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik

Betrachtet man den Zerfall der Weimarer Republik, so stellt man fest, dass die Gründe für das Scheitern der Republik sehr weit zurückliegen. So kann man schon sofort nach dem Inkraft-Treten der Weimarer Verfassung am 14.08.1919 anfängliche Gründe finden.

Da sich in der neuen Verfassung institutionelle Schwächen wiederfinden lassen, kann man rückblickend hierin schon die ersten Ursachen entdecken. So lag eine Gefahr darin, dass dem Reichspräsidenten eine zu hohe Stellung zugesichert wurde: Hier zu nennen sind in erster Linie die Artikel 48 Notverordnungsrecht und 25, die dem Reichspräsident in einer "Notsituation" durch Auflösungsrechte und absolute Kontrolle hohe Machtbefugnisse zusicherten. Außerdem gab es zwar einige Grundrechte, die jedoch keinen großen Wert besaßen, da sie nur "Anhängsel" der Verfassung waren.

Auch durch die Forderungen des Versailler Vertrages, die der deutschen Bevölkerung als zu hart erschienen, da Deutschland die gesamte Reparationsverpflichtung übernehmen und 13% des Vorkriegslandes abtreten sollte, was zur Folge gehabt hätte, dass wichtige Teile des Bergbaus und der Eisenindustrie annektiert werden sollten, brachten zunehmend radikalere Tendenzen hinsichtlich der Meinung in der Bevölkerung mit sich. Diese Meinung wurde dadurch verstärkt, dass die Armee auf 100000 Mann Berufswehr reduziert und schwere Artellerie verboten werden sollte. Dies hätte zur Folge, dass Deutschland keine europäische Großmacht mehr gewesen wäre - dazu käme noch, dass das französische Heer den linken Rheinflügel besetzen würde. All diese Punkte führten zu Unstimmigkeiten in der Bevölkerung, was nicht zum Wohle der Republik war, besonders weil keine völlige Aufklärung über die Kriegsschuld stattgefunden hatte. Es wurde sogar Kriegsunschuld-Propaganda betrieben, so dass die einschlägig bekannte "Dolchstoß-Legende" entstand.

Zur Schwächung der Republik führte auch der Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920. Dieser sollte mit Hilfe der Marinebrigade Ehrhardt die damalige Regierung stürzen, was auch letztendlich erfolgreich vollbracht wurde. Putschausführer Kapp rief sich nach der Besetzung des Berliner Regierungsviertels zum Reichskanzler aus.

Hier zeigt sich schon, dass nur noch starke gesellschaftliche Kräfte die Republik retten konnten, weil die Armee nicht den Parlamentarismus unterstützte, indem sie auf die Putschisten nicht das Feuer eröffnete. Wäre der Putsch nicht an schlechter Organisation und Vorbereitung gescheitert, was zum Glück der Erhaltung der Republik war, hätte viel dafür gesprochen, dass die Republik schon in jenem Jahre zerfallen wäre. Es zeigte sich jedoch, dass der Putsch zur Schwächung der jungen Weimarer Republik beitrug. Außerdem verlor in der Folge die Weimarer Koalition ihre absolute Mehrheit, und es kam zu politischen Unruhen in verschiedenen deutschen Ländern.

Der Ausblick auf die darauffolgenden Jahre zeigte eine weitere Zuspitzung der Geschehnisse, die zur Schwächung der Republik und zum letztendlichen Scheitern dieser beitrugen. So lässt sich auch das Jahr 1923 besonders hervorheben, da es sich auch als Krisenjahr bezeichnen lässt. Hier, in diesem Jahr, entwickelte sich nämlich großes Elend der Bevölkerung und besonders viele Arbeiter lebten bis in das Jahr 1932 am Existenzminimum.

Diese wirtschaftliche und soziale Instabilität ermöglichten nun das Gären von immer radikaleren Tendenzen; so fand auch der Hitler-Putsch am 09.11.23 statt.

Die Schwächung der Republik wurde außerdem noch durch die Hyperinflation verstärkt, d. h., dass die Armen immer ärmer wurden und die besser Verdienenden ihren Reichtum vergrößern konnten. Die folgenden Jahren verschlechterten weiter die Lage der Republik.

Ein wichtiger Aspekt zum Scheitern der Republik war auch die Weltwirtschaftskrise (1929-1932) und ihre Folgen. Diese Krise ging von den USA aus, da die Vereinigten Staaten Mengen produzierten, die von der Bevölkerung nicht mehr aufgekauft wurden, und so entstand ein Produktüberhang. Auch sanken als eine Folge die Aktienwerte um bis zu 90% ihres Wertes. Deutschland sollte von den USA gegebene Kredite kurzfristig zurückzahlen, konnte dies jedoch nicht, was die Krise verstärkte.

Die gesamten Folgen der Weltwirtschaftskrise führten zu einer innenpolitischen Instabilität und forderte viele Arbeitslose. Gerade diese Instabilität offenbarte gute Chancen für extreme autoritäre Gruppierungen, wie auch für die NSDAP unter der Führung Hitlers. Desweiteren wurde sie noch gestärkt durch den Bruch der großen Koalition am 27.03.1930. In diesem Bruch sah Hitler erstmals die Chance, gegen die politische Ordnung zu rebellieren und vergiftete das politische Klima. Ein weiter Schritt in Richtung Scheitern der Republik war also getan. Weil die Lage Deutschlands sehr kritisch war - dazu trug der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise bei - forderte die Bevölkerung nun oftmals eine konservative und autoritäre Führung.

Zu dem Zeitpunkt, an dem Hitler zum Reichskanzler ernannt würde, wäre die Republik zu Grunde gerichtet worden. Überblickend können wir sehen, dass genau dieses geschah, da der Weg durch gerade die Einstellung der konservativen und arbeitslosen Bürger geebnet war.

Da viele Arbeitslose nämlich nicht wussten, wie sie ihre freie Zeit verbringen sollten, wurde der Drang zu extremen Gruppierung wie der NSDAP immer größer. So war also auch der nächste Schritt zu Hitlers Ernennung und zum Scheitern der Republik getan.

Die Reichstagswahlen am 14.09.1932 zeigten nun den Trend der Wähler - Führergedanken taten sich auf, die NSDAP wurde zweitstärkste Fraktion. Die sich jetzt anschließende Präsidialregierung unter Brüning stützte sich wiederholt besonders auf den Reichspräsidenten - zur Zeit war dies Hindenburg - und die von diesem zugesicherten Vollmachten über den Artikel 48. Hindenburg hatte zuviel Macht, was jedoch gerade Hitler zugunsten kam. Die Finanzpolitik Brünings schwächte weiter den Glauben in die Republik, da dieser die Zuschüsse an die Arbeitslosenversicherung einstellte und sie als sozialstaatliche Bindung zur Weimarer Republik bedeutungslos machte, weil sie von 6 Monaten auf 6 Wochen verkürzt werden musste. Außerdem senkte Brüning die Ausgaben im sozialpolitischen Bereich. Diese Maßnahmen verschlechterten erneut die Situation der Republik und durch die Aufhebung des SA-Verbotes, das vorher von Innenminister Groener auferlegt worden war, führte die Republik langsam aber sicher in den Abgrund. Brüning und Groener wurden nun abgesetzt, Papen wurde Reichskanzler.

Die rechtsextreme Macht der SA - auch SS - nutzte Hitler nun willkürlich aus, und Gewalt- und Terroraktionen, ausgehend von diesen Gruppierungen breiteten sich immer weiter aus. So wurde auch die letzte "politische" Macht, die Polizei, wehrlos geschlagen, um der NSDAP und somit ihrem Führer Adolf Hitler den Weg zu ebnen. Denn wegen der Machtlosigkeit der preußischen Polizei gegenüber der Übermacht der Rechtsextremen wurde die preußische Regierung als letzter demokratischer Gegenspieler durch Papen abgesetzt ("Papens Preußenschlag").

Der letzte Schritt zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und somit auch zum Zerfall der Republik wurde mit den Reichstagswahlen am 31.07.1932 gemacht; hier wurde die NSDAP stärkste Fraktion - da sich Hitler aber stur und größenwahnsinnig zeigte und den Aufforderungen von Papen und Reichswehrminister Schleicher zu "kooperieren" nicht nachging, kam es zu erneuten Wahlen. Nach diesen trat Papen zurück und Schleicher übernahm am 03.12.1932 dessen Amt, was Hitler begünstigte, als jener in der Verwirklichung seiner Ziele scheiterte.

So musste nun ein neuer Reichskanzler aufgestellt werden, der jetzt endgültig Hitler werden sollte. Durch die Instabilität der Wirtschaft und durch die Begünstigung Papens, der mit Hitler Regierungsgespräche führte, ernannte Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Der schon etwas senile Hindenburg wurde in seiner Entscheidung von vielen Seiten beeinflusst. Zum einen taten dies die einflussreichen Industriellen, die von Hitlers kapitalistischen Reden überzeugt worden waren, zum anderen die "Agrarlobby" sowie sein Beraterkreis und auch sein Sohn.

Zusammenfassend und überblickend lässt sich sagen, dass das Ursachengeflecht, das zum Scheitern der Weimarer Republik führte, aus folgenden schon aufgezeigten Faktoren bestand: die Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die nicht mehr am Parlamentarismus festhalten wollte, das Fehlverhalten einzelner Politiker wie Hindenburg, aber auch Brüning, Papen und Schleicher, die Folgen der Weltwirtschaftskrise, wie z.B. innenpolitische und wirtschaftliche Instabilität, den institutionellen Schwächen der Weimarer Verfassung (Art. 48, 25) und dem Fehlverhalten der Machteliten. Das Festhalten und der Wunsch nach autoritären Führungsstilen der Bevölkerung wie aber auch ideologische Voraussetzungen trugen eindeutig zum Scheitern der Republik bei.

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