Gotik und Romanik

Allgemeines : Der ursprünglich abwertend gemeinte Begriff (Goten = Barbaren) geht auf G. Vasari und das Kunstempfinden der Renaissance zurück. Eine richtige, bis heute gültige Sicht und Wertung gelang erst der dt. Romantik. Die Gotik wird mit dem Ende des Mittelalters, die Renaissance mit dem Beginn der Neuzeit identifiziert. Nach Stilkriterien wird zwischen Frühgotik, Hochgotik und Spätgotik unterschieden.

Die Ähnlichkeit / Gemeinsamkeit von konservativer Kulturkritik und übersteigerter Gotikverehrung hat in Deutschland Tradition. Man war lange fälschlicherweise der Meinung die Gotik sei, im Gegensatz zur Romanik, der eigentliche deutsche Stil. In Wirklichkeit begründete sich diese Aneignung jedoch nur in der Kunsttheorie der italienischen Renaissance, die noch bis um 1800 die mittelalterliche Kunst generell als einen deutschen oder, was das gleiche bedeutete, gotischen Stil beurteilte. Diese Gleichsetzung war in ganz Europa eine verbreitete Redensart, der einer Überprüfung kaum bedurfte. Durch seine technischen und konstruktiven Neuerungen wurde die Gotik stolz als frühe Form der Ingenieursarchitektur angesehen. Hieraus entstand in Deutschland eine nationale Begeisterung für alles Gotische, in welchem man die größte Leistung der Vorfahren zu erkennen meinte. Dann aber erbrachte die beginnende kunsthistorische Forschung den Nachweis, das die Gotik, und insbesondere die gotische Kathedrale, zu den ureigenen Leistungen des damaligen Erzfeindes Frankreich gehörte. - Eine bittere Erkenntnis die zu starker Enttäuschung führte, definitiv begründet im damaligen nationalem Vorrangdenken.

Ursprünge : Die Kunst der Gotik ist französischem Ursprungs. Sie entstand um 1140 in der Provinz. Das Teretorium, auf dem bald in rascher Folge die beeindruckendsten Kathedralen im neuen, gotischen Stil entstehen sollten, war verschwindend klein gegenüber dem heutigen Frankreich. Dem entsprechend klein war auch die Macht, nicht aber das Prestige des französischen Königs. Seine politische und wirtschaftliche Potenz stand weit zurück hinter der des normannischen Herzogs, der zugleich auch König von England war, aber auch hinter seinem Nachbarn im Südwesten und Osten, den Grafen von Champagne. Was ihn jedoch vor den anderen Feldherren auszeichnete und sozusagen "ausbaufähig" machte, war sei geistlicher Charakter kraft der Salbung mit dem heiligen Öl. Dieses wusste ein Mann zu nutzen: Abt Suger von St-Dennis (1081-1151) der, obgleich einfacher Herkunft, schon seit der klösterlichen Erziehung in St. Dennis ein Jugendfreund Ludwig des VI war, und unter ihm und Ludwig VII enger Vertrauter, wichtiger Berater und Diplomat in deren Diensten wurde. Als Ludwig VII mit seiner Gemahlin 1147-49 am zweiten Kreuzzug teilnahm ernannte er Suger zum Reichsverwalter. Diese Aufgabe erfüllte er in glänzender Weise und seit jener Zeit wurde er sogar "Vater des Vaterlandes" genannt, weil er sein ganzes Wirken in den Dienst des französischen Königtums stellte. Dabei war ihm bewußt, dass es bei der schmalen Machtbasis des Königs vor allem darauf ankam, dessen geistiges Prestige zu steigern. Seitdem Suger 1122 Abt von St. Dennis wurde verfolgte er neben allen anderen Aufgaben beharrlich seinen Traum, dem baulich lange vernachlässigten Kloster durch eine umfassende Renovierung der Abteikirche sein altes Ansehen zurückzugeben (die Abtei war schon unter dem merowingischen Herrschern Königsgrablege gewesen und hatte unter den Karolingern das Prestige einer der ersten Kirchen des Reiches zu sein). An dieser - hinsichtlich ihrer Geschichtsträchtigkeit - bedeutenden Stelle wurde Suger durch den Musterbau seiner Abteikirche (1137-44) zum Hauptinitiator einer neuen Gestaltung des Kirchenraumes, indem er neben anderen innovativen Baumaßnahmen erstmals burgundische (Spitzbögen) und normannische (Rippengewölbe) konsequent und überzeugend vereinigte. Dadurch wurde er gewissermaßen zum "Schöpfer der Gotik".

Baukunst : Das Entstehungsgebiet der Gotik ist die Île de France (Bau der Abteikirche Saint-Denis, 1137-44). Elemente, die der normannischen und burgundischen Baukunst schon bekannt waren (Kreuzrippengewölbe, Dienst, Spitzbogen, Strebewerk, Doppelturmfassade), wurden hier zum ersten Mal in einen Zusammenhang gestellt, der eine Verschmelzung, Durchlichtung und Höhensteigerung der Räume ermöglichte. Gewölbeschub und Winddruck wurden über ein kompliziert strukturiertes Gerüst von Strebebogen und -pfeilern nach außen abgeleitet. Die reich gegliederte W-Fassade wurde u.a. durch Maßwerk geschmückt, der Chorumgang erhielt einen Kapellenkranz. Nach frühen Kirchenbauten (Laon, um 1160 ff.; Paris, Notre-Dame, um 1163 ff.) vollendeten die klassischen frz. Kathedralen der Hochgotik (Bourges, um 1195 ff.; Chartres, nach 1194 ff.; Reims, 1211)ff.; Amiens, 1220)ff.) die Auflösung der Wände und die Zusammenfassung des Raums. Ausgehend von der frz. Früh-Gotik entwickelte England (Canterbury, 1175 ff.; Lincoln, 1192 ff.; Cambridge, King's College Chapel, 1446-1515) zunehmend Schmuckformen (Early English, Decorated style, Perpendicular style; daneben stärkere Horizontalgliederung und Wegfall des Kapellenkranzes im Chor), die wiederum der frz. Spät-Gotik (Flamboyantstil) und der portugiesische Sonderentwicklung (Emanuelstil) wesentliche Impulse gaben. Deutschland nahm die G. zunächst nur sehr zögernd auf, erste gotische Formen finden sich nach einer Übergangszeit (Magdeburg, Dom, 1209 ff.; Trier, Liebfrauenkirche, um 1235 ff.; Marburg, Elisabethkirche, um 1235 ff.); das Straßburger Münster (Langhaus 1236 ff.) und der Kölner Dom (Chor 1248 ff.) schließen eng an frz. Vorbilder an. Anstöße gingen seit 1250 von Stifts- und Pfarrkirchen aus (Freiburg im Breisgau, Münster mit Einturmfront, um 1250 ff.). Zu den Höhepunkten der dt. Spätgotik zählten die (Hallen) Bauten, die unter Beteiligung der Parler entstanden (Schwäbisch Gmünd, Heiligkreuzkirche, 1320 ff.; Prag, Veitsdom, 1344 ff.). Die Entwicklung der G. in Italien bestimmten die Bauten der Zisterzienser (Assisi, San Francesco, 1228 ff.) und der Dominikaner (Florenz, Santa Maria Novella, 1279 ff.); in Florenz (Santa Croce, 1294 ff.; Dom 1296 ff.) wurden wesentliche Elemente der Renaissance vorbereitet.

Skulpturen : Die Ausbildung der Säulenportale mit einem neuen ikonographischen Programm war die Voraussetzung für die Entstehung der aus dem Zusammenhang der Mauer herausgelösten, um eine eigene Körperachse gerundeten gotischen Gewändefigur (zuerst in Chartres [Westfassade 1145-55]); den Höhepunkt bildet die hochgotische Reimser und Straßburger Plastik. Im Kircheninnenraum stehen bedeutende Grabmäler (Dreikönigsschrein) neben Figurenzyklen (Naumburg, Stifterfiguren, um 1250). Unter dem Einfluss der Mystik entstanden seit dem 14. Jh. auch Andachtsbilder für den "privaten" Gebrauch. Im 15. Jh. erlebte der spätgotische Schnitzaltar (T. Riemenschneider, V. Stoß) eine Blüte.

Romanik & Gotik

Von Künstlerpersönlichkeiten bestimmt

Im Auf und Ab der folgenden Jahrhunderte ging es nie nur um Politik und Wirtschaft, immer spielten auch die Künste eine wichtige Rolle. Die herrschenden Familien - allen voran die Medici - bestimmten nicht nur das politische Geschehen, sondern befaßten sich auch mit Fragen der Ästhetik, der Geometrie, der Proportionen und Perspektive, und unterstützten Architekten und Künstler oder ließen sich gar ganze Städte von ihnen schaffen.

Baumeister, Bildbauer und Maler

Die Toskaner waren von jeher offen für Neuerungen, so konnten sich in ihrem Land auch neue Kunstformen relativ unproblematisch durchsetzen. Eine echt toskanische Form der Fassadenausschmückung beispielsweise hat sich bereits in der Romanik entwickelt: der Inkrustationsstil: Der meist aus Backstein gemauerten Wand wird vom 11. bis ins 13. Jahrhundert und dann wieder in der Renaissance eine farbige Marmorfassade vorgesetzt (bestes frühes Beispiel: San Miniato al Monte in Florenz).

Auch in der Bildhauerei zeigen sich die toskanischen Künstler fortschrittlich: Sie verlassen die byzantinisch strengen Formen schon 1180 mit der Bronzetür des Bonanno am Pisaner Dom. Als erste große Künstlerpersönlichkeit des Mittelalters gilt jedoch Nicola Pisano (1225-1278). Er benutzt antike Vorbilder und versteht es meisterlich, mit dieser Idee die romanische Skulptur zum vollendeten Kunstwerk zu entwickeln (Marmorkanzeln im Sieneser Dom und im Pisaner Baptisterium).

In der Malerei galt das Vorbild Byzanz noch etwas länger, erst Ende des 13. Jahrhunderts löst sich Giovanni Cimabue in seinen monumentalen Kruzifixen (Santa Maria Novella und Santa Croce in Florenz, San Domenico in Arezzo) und in seiner "Thronenden Madonna mit Engeln" (Uffizien) aus der strengen, steifen Überlieferung.

Duccio di Buoninsegna ist allerdings schon ein rein gotischer Maler, dessen Bilder - vor allem seine "Maesta" für den Dom von Siena (im Dombaumuseum) - stellvertretend für die gotische Malerei der Toskana stehen. Nach Simone Martini, Pietro und Ambrogio Lorenzetti mit ihren zartfarbenen Altarbildern (u. a. im Camposanto von Pisa) folgt schließlich Giotto (ca. 1267-1337), der erste, der in der Malerei die byzantinische Steifheit endgültig ablegte und mit seinen wirklichkeitsnahen Darstellungen (vorrangig Heiligenlegenden) bezaubert. Nach Vasari ist Giotto nur bei der Natur und niemand sonst in die Lehre gegangen. .. Moderne Kunsthistoriker bescheinigen ihm den gleichen Rang als Begründer der italienischen Malerei wie Dante in Sprache und Literatur.

Hand in Hand mit dem Humanismus, dessen Grundpfeiler die Wiederaufnahme und Umsetzung antiken Gedankengutes waren, entwickelte sich in der darstellenden Kunst, in der Architektur, in der Musik, ja - als Spiegelbild der Zeit - in der höfischen Garderobe die Renaissance, die "Wiedergeburt der Antike" in neuem Kleid - eine Art Klassik in Architektur, Malerei und Skulptur und auch im Denken gegen die verinnerlichte, eher religiös bestimmte Haltung der Gotik. Runde Formen lösten in Anlehnung an die Antike die emporstrebenden, schmalen auf, Architekten wurden zu Meisterleistungen, man möchte meinen gar zur Überwindung der Schwerkraft aufgerufen, betrachtet man die geniale Konstruktion der Domkuppel von Florenz. Filippo Brunelleschi (1377-1446), ihr Baumeister, gilt nicht zu Unrecht als Bahnbrecher der Frührenaissance-Architektur. Er war auch der erste, der sein Werk auf Papier plante und sich nicht auf die Erfahrungen seiner Vorgänger verließ.

Klostermansfeld - Klosterkirche

Die ursprüngliche dreischiffige Klosterkirche verlor im Laufe der Jahrhunderte mehrere Teile ihrer romanischen Ursprungsgestalt. Sie wurden teilweise abgetragen bzw. wurden im Stil der Gotik verändert.

Geschichtliche Daten:

Es lassen sich jedoch noch heute an den romanischen Resten architektonische Eigenheiten wie zum Beispiel die Entstehungsfolge von Ostteilen, Westbau und Langhaus erkennen. Die Klosterkirche bewahrt vorwiegend ihr Inventar aus dem 15. und 16. Jahrhundert auf. Um 1040 Kloster gegründet, vermutlich benediktinischer Ursprung. Anschluß an den Orden vom Tale Josaphat 1159. Umfassende Restaurierung der in den vergangenen Jahrhunderten teilweise abgetragenen Klosterkirche von 1960 bis 1970.

1527 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet