Leben des heiligen Severin

Der römische Autor Eugippius schrieb die Biographie des heiligen Severin, und schuf damit ein bedeutendes Werk, das uns eingehend und zugleich anschaulich über die Verhältnisse in unserer Heimat zur Römerzeit informiert. Den historischen Hintergrund bildet das Ende der römischen Herrschaft im Bereich der Donau und damit an der nördlichen Grenze des Reiches.

Die Herkunft Severins selbst ist aber ungeklärt, aber da ihn Eugippius einen ganz und gar lateinischen Menschen nennt, wird vermutet, dass er aus Italien stammt. Sein selbstsicheres Auftreten und seine hohe Bildung lassen auf vornehme Herkunft schließen. Im Laufe seines Lebens begab er sich dann in die Einsamkeit der Wüste und nach einen Läuterungsprozeß zog er über Byzanz die Donau entlang stromaufwärts bis er schließlich Norikum erreichte. Zu diesem Zeitpunkt muss Severin zweifellos schon ein älterer Mann gewesen sein. In Mautern, das damalige Favianis dem Zentrum seines Wirkens gründete er ein Kloster und richtete eine Klostergemeinde ein. Diese brauchte er dringend für seine karitativen, politischen Tätigkeiten. Durch sein sicheres Auftreten, sein umfassendes Wissen und sein diplomatisches Geschick erwarb er sich nicht nur bei der romanischen, also lateinisch sprechenden Bevölkerung Norikums großen Einfluß, sondern auch die nördlich der Donau lebenden Germanen brachten ihm Achtung entgegen und akzeptierten ihn. Durch seine konsequente Anwendung der altchristlichen Trias Beten, Fasten und Almosengeben strebte er nach religiöser Erneuerung verbunden mit einer Stärkung des sozialen Bewußtseins, einer wichtigen Voraussetzung für das Überleben in der existenzbedrohten Krise des 5. Jh. Gleichzeitig war Severin ein hochpolitischer Mensch mit sicherem Blick für historische Zusammenhänge. Mit Hilfe eines gut ausgebauten Nachrichtendiensts konnte er vor den Übergriffen und Plünderungen der Germanen warnen. Außerdem organisiert er überregionale Hilfsaktionen bei Naturkatastrophen. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Severin, persönlich bedürfnislos in einer kleinen Zelle, von wo er täglich eine beträchtliche Strecke bis zu dem von ihm gegründeten Kloster bei Favianis zurücklegte. Im Kreise seiner Mitbrüder ist er am 8.Jänner 482 gestorben. Er ermöglichte immerhin einer Generation von Romanen unter zwar harten, aber doch erträglichen und menschenwürdigen Umständen in ihrer Heimat auszuharren, bis im Jahre 488, sechs Jahre nach Severins Tod Ufernorikum auf Odoakers Anordnung von den meisten Romanen geräumt wurde. Severins Leichnam wurde nach seinem eigenen Wunsch exhumiert und mit nach Italien genommen, wo er nach einigen Zwischenstationen in der Pfarrkirche von Frattamaggiore bei Neapel ruht.

Mit beklemmender Deutlichkeit lassen sich auch in unserer Zeit immer wieder Parallelen zu den Notzeiten des 5.Jh. erkennen. Severin hat gezeigt, wie man sie meistern kann.

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