Lamaismus

Verglichen mit der Brutalität der christlichen Religion (siehe Hexenverbrennungen, Teufelsaustreibungen, Kreuzzüge und ähnliche Greultaten ) ist der Lamaismus eine pazifistische Glaubensgemeinschaft, welche von sich auch nicht behauptet, die einzig richtige Religion zu sein.

Geschichtliches (Vermischt):

Der Lamaismus ist die tibetische Sonderform des Buddhismus. Seinen Namen erhielt er von dem Wort Lama, das im klassischen Tibetisch "blama" lautet. Es bezeichnete ursprünglich die höhere Geistlichkeit, später auch die rangniedere. Um 600 bis 850 n.Chr. war das Königreich Tibet die verherrschende Großmacht Hochasiens.

In den Anfängen dieser Epoche regierte von 620 bis 649 der für die Religionsgeschichte seines Landes bedeutsame König Srongbtsan sgam-po ("Von geradem Tiefsinn"). Die spätere lamaistische Geschichtsschreibung bezeichnet ihn als Gesetzeskönig, womit sie seine Verdienste um den Buddhismus zum Ausdruck bringt.

Dieser König verlegte die Hauptstadt seines Landes nach Lhasa, dem "Ort der Götter". Er hat unter dem Einfluss seiner Frau, einer nepalesischen Prinzessin, und der Nichte des chinesischen Kaisers den Buddhismus in Tibet eingeführt. Mit dem Bau buddhistisch Tempel wandte sich der König praktisch gegen die Bonreligion, die bis dahin uneingeschränkt in Tibet geherrscht hatte.

Im verlauf der geschichtlichen Auseinandersetzung beider Religionen hatte das Bontum an der Ausbildung der tibetischen Sonderform des Buddhismus wesentlichen Anteil. Zunächst dominierte noch die Bonreligion, deren Vertreter die Adelsfamilien, hohe Beamte und Militärs waren. In der Regierungszeit des Königs Khari-srong Idebtsan ( 755 bis 797 ) trat die vollständige Hinwendung zum Buddhismus ein: Er brach die Macht des Adels und berief den berühmten buddhistischen Gelehrten Schantirokschita mit dem Stab indischer Gelehrter nach Tibet, die die heiligen Schriften des Buddhismus ins Tibetische übersetzten. Außerdem holte man den tatkräftigen Dämonenbeschwörer Padmasambhawa, "der aus einem Lotus Geborene" (um 717 bis 762) ins Land, der der dem Bontum verhafteten Adelspartei besser gewachsen war als die stillen Gelehrten. Durch Ausübung magischer Praktiken gelang es dem Zauberer Padmasambhawa mit großem, wenn auch nicht ausschließlichem Erfolg, die Götter und Geister der Bonreligion zu "bannen", das heißt, dem tibetischen verhaftete Züge des Bontums mit dem Buddhismus synkretisch (Synkretismus: Vermischung unterschiedlicher Religionen, Konfessionen oder philosophischer Systeme) zu vereinen.

Etwa im Jahr 770 gründetet Padmasambhawa rund 80 km südöstlich von Lhasa das Kloster Bamyas, das er zum Mittelpunkt seiner Wirksamkeit machte. Die Regeln des Klosters waren weniger streng, Heirat war erlaubt.

Äußerlich kennzeichnend war die rote Gewandung, weshalb die Mönche als "Rotmützen-Kleriker" bekannt geworden sind. Durch nächt1iche Kultfeiern Rezitation langer Zaubertexte und anderen Ritualen brach Padmasambhawa den Widerstand des Bontums. Auch das tibetische Totenbuch hat in den funerären Rezitationstexten des großen Zauberers seinen Ursprung.

Von Padmasambhawa in der geistlichen Intention durchaus verschieden und in der weiterwirkenden

Bedeutung ihn überragend ist der große tibetische Reformator Tsong-kha-pa, geboren 1357. Sein Wirken ist vergleichbar der Reformbewegung von Cluny. Zwischen der Zeit Padmasambhawas und Tsong-kha-pas lagen Jahrhunderte des inneren und äußeren Zerfalls Tibets. Der religiöse Antagonismus zwischen Bontum und Buddhismus hatte zu inneren Wirren geführt, in denen sich die großen buddhistischen Klöster zu politischen Machtzentren entwickelten, wodurch der Buddhismus die Rolle des staatstragenden Elementes erhielt. Der zentralen Stellung der Klöster entsprach deren innere Struktur keineswegs, das Niveau war erschreckend tief. In dieser Situation trat Tsong-kha-pa als Erneuerer der buddhistischen Lehre und Reformator des klösterlichen Lebens auf. Er gründete 35 km östlich von Lhasa das erste Reformkloster dGa-Idan. Hier herrschte strengste Zucht: Rauschtrankgenuss, langes und unzeitiges Schlafen sowie das Einnehmen von Abendmahlzeiten waren verboten. Der Zustrom von Mönchen war so groß, dass diese Reformsekte die Führung des tibetischen Buddhismus übernehmen konnte. Der Name der Sekte war dGe-lugs-pa, "Tugendsekte"; bekannt wurde sie durch ihre Tracht. Im Unterschied zu den schwarzen Mützen der Bonpo und den roten des älteren tibetischen Buddhismus trugen diese Mönche gelbe Mützen, was der neuen Richtung den Namen "Gelbe Kirche" eingetragen hat.

Tson-kha-pa starb 1419. Vor seinem Tod prophezeite er mKhas-grub-rje und dGe-dun grub-pa, seinen beiden vornehmsten Schülern, sie wurden sich als Oberpriester ständig neu verkörpern. Er begründete damit eine rein geistliche Übertragung priesterlicher Ämter, die chubilghanische Sukzession (mongolisch, Verwandlung).

Nach der Lehre von der chubilghanischen Sukzession gelten die beiden Oberpriester Tibets als "Verwandlungen", als immer neue Inkarnationen von Buddhas und Bodhisattwas. Rangmäßig an erster Stelle steht der Pantschen-Lama, "das Juwel der Gelehrten", die Inkarnation des "Buddha des unermesslichen Lichtglanzes", des Buddha Amitabha. Die Inkarnation des Bodhisattwa Awalokiteschwara, des "gnädig herabblickenden Herrn", des Schutzherrn von Tibet, ist der Dalai-Lama, der "Ozean gelehrten Wissens". Man rechnet in Tibet damit, dass ein verstorbener Großlama sich innerhalb von 49 Tagen in einem neugeborenen Kind wiederverkörpert. Gewisse Körpermerkmale des Kindes sowie Wundererscheinungen zur Zeit seiner Geburt und Krankenheilungen bei Berührung des Kindes sind für seine endgültige Bestimmung entscheidend. Schließlich muss das Kind als Probe der Echtheit seiner Inkarnation aus einer Fülle von Gegenständen nach solchen greifen, die dem verstorbenen Großlama gehört haben.

Lamaismus :

Der von den 10.000 in Nepal lebenden Tibetern praktizierte Lamaismus ist eine Verbindung aus Mahayana-Buddhismus und der vorbuddhistischen Bon-Religion. Der Buddhismus kam im Jahre 632 n.Chr. nach Tibet und vermischte sich mit der Bon-Religion, die den Glauben an Geister, Dämonen und Naturgötter beinhaltet. Auch heute sind diese Elemente noch deutlich an den Wandbildern in den tibetischen Klöstern und in anderen Darstellungen zu erkennen. Der Lamaismus ist eine ausgesprochene Mönchsreligion. Die leitenden Mönche der Klöster werden meist auch als Inkarnation verstorbener geistiger Lehrer verehrt.

Bis zum 15. Jh. lag die Ausübung der Religion in den Händen der Rotmützen, denn es gab noch kein hierarchisches System mit Dalai Lama und Panchen Lama an der Spitze. Erst durch eine Reformationsbewegung der Gelbmützen wurde diese Hierarchie eingeführt. Dalai Lama und Panchen Lama teilen sich die weltliche und geistige Macht, die sich aber immer mehr auf den Dalai Lama konzentriert.

Tibet war von 1912 bis zur Gründung der VR China am 1.10.1949 unabhängig. Diese Unabhängigkeit schränkten die Chinesen mehr und mehr ein, der tibetische Widerstand wurde niedergeschlagen, und der 1940 eingeführte 14. Dalai Lama flüchtete in einem großen Trek am 31.3.1959 nach Indien. Das von allen Tibetern anerkannte Oberhaupt lebt heute in Dharamsala in Nordindien.

Bis heute flohen etwa 80.000 Tibeter in die Nachbarstaaten Nepal und Indien, von wo jedoch etwa zwei Drittel in die USA oder Schweiz sowie nach Kanada oder Großbritannien weiterzogen. Viele Exil-Tibeter leben heute noch mit dem Wunsch, nach Tibet zurückzukehren. Selbst in Nepal fühlen sie sich nicht als vollwertige Bürger anerkannt. Außer in Flüchtlingslagern leben sie in Kathmandu heute meist als Handwerker, Händler oder Restaurantbesitzer. Ihre Sitten unterscheiden sich stark von denen der hinduistischen Nepalis: Die Frau ist unter den Tibetern hochgeachtet und sexuell frei. Vielmännerei ist bei ihnen eine anerkannte Institution. Ähnliches findet sich in Resten noch bei den Sherpas, Thakalis und Mustang-Bewohnern.

Die Tibeter nehmen ihre Religion sehr ernst. Bester Anschauungsunterricht wird jedem in Swayambhu erteilt, wenn er morgens und abends die Tibeter mit ihren Gebetsmühlen, Mantras sprechend, dreimal den Berg umrunden sieht oder mit ihnen hoch zum Tempel geht.

Astrologie spielt bei Geburt, Namensgebung, Beerdigung eine wichtige Rolle, und das Horoskop wird dazu immer von einem Lama erstellt. Wer sich für tibetische Mystik interessiert, dem sei das Buch "Grundlagen tibetanischer Mystik" des 1985 verstorbenen deutschen Lamas Anagarika Govinda empfohlen sowie das "Totenbuch der Tibeter" von Chögyam Trungpa, einem in den Westen geflüchteten Lama.

Wichtigstes Werkzeug zur Erlangung der Erleuchtung ist die Meditation und die Kenntnis der Tantras, der heiligen Bücher. Der Lamaismus hat sehr viele Meditationstechniken und -methoden entwickelt, und es besteht die Möglichkeit, sie in Nepal in einem Kloster kennenzulernen. Allein in Bodnath (siehe Ortsbeschreibungen) werden verschiedene Kurse angeboten.

Hilfsmittel bei verschiedenen Meditationen sind die Mantras und Mandalas. Mantras sind "Formeln von Sanskritwörtern oder -silben, die im Klang das Wesen einer bestimmten Gottheit, Eigenschaft oder Macht ausdrücken". Das bekannteste ist: Om mani padme hum.

Mandalas sind Bilder von Gottheiten oder ihren Symbolen. Bei allen Meditationen geht es letzten Endes um das Erkennen der eigenen Projektionen und der Lösung aus ihnen und nicht um das Erkennen eines übernatürlichen Wesens, eines Gottes.

Weitere Infos :

1. EINLEITUNG

Lamaismus (tibetisch [b]lama: der Obere), in Tibet, Sikkim, Bhutan, Ladakh und der Mongolei vorherrschende Mönchsreligion. Der Lamaismus ist eine Sonderform des Buddhismus (siehe Mahajana; Vajrayana), der Elemente der vorbuddhistischen Bon-Religion in sich aufgenommen hat.

2. GESCHICHTE

Zu Beginn des 8. Jahrhunderts n. Chr. kam der buddhistische Mönch und Gelehrte Padmasambhava, "der aus einem Lotus Geborene" (um 717 bis 762), von Nordindien nach Tibet, wo er als Rinpo-tse, der herrliche Lehrer, bekannt ist. In Tibet begründete er den ersten Orden der Lamas (Mönche). Das erste Kloster, Lamsarie, wurde 747 von ihm gegründet. Von dort aus verbreitete sich die neue Religion sehr schnell. Im 11. Jahrhundert setzte der mongolische Kaiser Kubilai Khan die höchsten Lamas des Klosters Sa-skya als weltliche Herrscher über Tibet ein. Sie regierten das Land bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Mit dem Niedergang der Mongolenherrschaft entstand die doppelte Lama-Hierarchie des Dalai-Lama (mongolisch dalai: Ozean des Wissens) und des Pantschen-Lama (tibetisch pantschen-rin-po-che: Juwel des großen Gelehrten). Charakterisiert wird diese dadurch, dass die höchsten Ämter nicht vom Vater auf den Sohn vererbt werden, sondern von den jeweiligen Inkarnationen Buddhas auf neue Inkarnationen.

3. ORGANISATION

Der Lamaismus ist hierarchisch aufgebaut. Die Ranghöchsten in der Hierarchie sind die beiden Lamas: der Dalai-Lama und der Pantschen-Lama. Der Dalai-Lama gilt als die Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, während der Pantschen-Lama als Inkarnation des Buddha Amitabha angesehen wird. Vor der Besetzung Tibets durch die Chinesen im Jahr 1950 verfügten beide Lamas über die gleiche Machtfülle, wobei der Pantschen-Lama, dem Rang des von ihm inkarnierten Buddhas entsprechend, als religöser Führer zunächst über dem Dalai-Lama stand. In neuerer Zeit besitzt der Dalai-Lama jedoch, aufgrund der Befugnis, Recht zu sprechen, die weitaus größere Autorität, auch sehen ihn heute die meisten Tibeter als ihr religiöses Oberhaupt an. Nach der Besetzung Tibets floh der gegenwärtige 14. Dalai-Lama 1959 nach Indien. Der Pantschen-Lama hat das Anrecht auf Mitgliedschaft im chinesischen Volkskongress.

4. RITUALE, FESTTAGE UND HEILIGE SCHRIFTEN

Die Verbindung von Ritualen und Mystik mit magischen Vorstellungen ist im Lamaismus auf den Einfluss des Tantrismus zurückzuführen. Nach Auffassung des Tantrismus kann das Aussprechen von mystischen Formeln (Mantras) magische Kräfte beschwören. Auch der Gebrauch von Mandalas geht auf tantrische Einflüsse zurück. Mandalas sind magische Diagramme, die in Form eines Kreises symbolisch den Kosmos darstellen und als Meditationshilfen dienen.

Die klösterlichen Zusammenkünfte, die dreimal täglich stattfinden, werden durch das Läuten einer kleinen Glocke angekündigt. In den Versammlungsräumen sitzen die lamaistischen Mönche entsprechend ihrem geistlichen Rang in Reihen. Die mystische Versenkung wird dadurch unterstützt, dass magische Rituale vollzogen werden. Hierzu gehören Gesänge mit Musikbegleitung sowie das Murmeln mystischer Beschwörungsformeln. Die am meisten gebräuchliche Formel lautet Om mani padme hum, was übersetzt heißt O Juwel in der Lotusblüte.

Zahlreiche lamaistische Feste werden im Lauf des Jahres gefeiert. Das bedeutendste ist das Neujahrsfest, das den Frühlingsanfang markiert und im Februar begangen wird. Daneben gibt es das Blumenfest, an dem der Inkarnation Buddhas gedacht wird. Dieses steht am Anfang des Sommers. Das Wasserfest, das im August und September stattfindet, leitet den Herbst ein.

Die Schriften des Lamaismus sind in zwei große Sammlungen unterteilt: den Tandschur, den Kanon der heiligen Bücher, und den Kandschur, eine Sammlung von Ratschlägen und Vorschriften.

Thema : Lamaismus Juni 2000

Referenten: Anschütz, Doerr

Fach: Religion GK 11/2

---------------------------------------------------------------Handout-------------------------------------------------------------------

Einleitung :

Gründe für die Wahl des Themas:

Als Thema für unser Referat wählten wir das Thema Lamaismus, da wir von der Form der Ausübung dieser Religion fasziniert sind und sie als einmalig betrachten :

Im Namen dieser Religion wurden weder jemals Menschen verfolgt, gefoltert oder unterdrückt, noch Kriege geführt. (Von Aufständen der Anhänger bei der Flucht des 14. Dalai Lamas abgesehen.)

Verglichen mit der Brutalität der christlichen Religion (siehe Hexenverbrennungen, Teufelsaustreibungen, Kreuzzüge und ähnliche Greultaten ) ist der Lamaismus eine pazifistische Glaubensgemeinschaft, welche von sich auch nicht behauptet, die einzig richtige Religion zu sein.

Definition Lamaismus: Der Lamaismus ist eine Sonderform des Buddhismus, mit dem hauptsächlichen Verbreitungsgebiet Tibet. Das Fundament wurde 632 n. Chr. durch eine Verbindung der traditionellen Bonreligion und dem Mahayana-Buddhismus gelegt. Kennzeichnend ist ein starker Glaube an Geister, Dämonen und Naturgötter, welcher aus der Bonreligion übernommen wurde (heutzutage noch deutlich an den Wandbildern der tibetischen Klöster zu erkennen). Der Lamaismus ist eine ausgesprochene Mönchsreligion. Die leitenden Mönche der Klöster werden meist auch als Inkarnation verstorbener geistiger Lehrer verehrt.

Weitere Merkmale:

Entstehung im 15.Jahrhundert (durch Ablösung der Rotmützen- durch die Gelbmützenmönche). Aktive Mitglieder (nicht ausschließlich Mönche) In Tibet : 10 000 80 000 ausgewanderte Tibeter (in Nachbarstaaten wie Indien, Nepal; von dort aus jedoch 2/3 nach USA, Schweiz, Kanada, Großbritannien) Strenge Religiosität der Mitglieder (tägl. Umgang mit Gebetsmühlen, Mantras e.t.c.) Leitung des Staates (Tibet) und der Religion durch zwei Lamas (von China nicht anerkannt): Dalai Lama (höchste Autorität) Pantschen-Lama Inkarnationsgedanke der Lamas (Wiedergeburt innerhalb von 49 Tagen)

Geschichte :

650 - 850 : Tibet ist die vorherrschende Großmacht Hochasiens Unter König Srongbtsan sgam-po's ("Von geradem Tiefsinn", 620-649 ) Herrschaft : Verlegung der Hauptstadt Tibets nach Lhasa (auch bezeichnet als "Ort der Götter" ) Förderung der Buddhistischen Religion durch den Bau von Tempeln Machteinbuße der vorher uneingeschränkten Bonreligion[1], dadurch immer stärker werdende Hinwendung des Volkes zum Buddhismus Im 8. Jahrhunderts n. Chr. wird der buddhistische Mönch, Gelehrte und Dämonenbeschwörer Padmasambhava, "der aus einem Lotus Geborene" (um 717 bis 762), von Nordindien nach Tibet geholt, wo er als Rinpo-tse, der herrliche Lehrer, bekannt ist. In Tibet begründete er den ersten Orden der Lamas (Mönche [ursprünglich die höhere Geistlichkeit, später auch die rangniedere] ). Das erste Kloster, Lamsarie, wird 747 von ihm gegründet, später gründet er das Kloster Bamya, das er zum Mittelpunkt seiner Wirksamkeit macht. Von dort aus verbreitete sich die neue Religion sehr schnell. Er kann mit großen Mühen die Geister der Bonreligionen "bannen", d.h. dem Tibetischen verhaftete Züge des Bontums mit dem Buddhismus synkretisch[2]zu vereinen. Dadurch bricht der Widerstand der Bonreligion. Im 11. Jahrhundert setzt der mongolische Kaiser Kubilai Khan die höchsten Lamas des Klosters Sa-skya als weltliche Herrscher über Tibet ein. Sie regieren das Land bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Mit dem Niedergang der Mongolenherrschaft entstand die doppelte Lama-Hierarchie des Dalai-Lama (mongolisch dalai: Ozean des Wissens) und des Pantschen-Lama (tibetisch pantschen-rin-po-che: Juwel des großen Gelehrten). Charakterisiert wird diese Doppelhierarchie dadurch, dass die höchsten Ämter nicht vom Vater auf den Sohn vererbt werden, sondern von den jeweiligen Inkarnationen Buddhas auf neue Inkarnationen. Nach langer Zeit des äußeren Zerfalls Tibets tritt der Reformator Tsong-kha-pa ( 1357-1419 ) als Erneuerer der buddhistischen Lehre und Reformator des klösterlichen Lebens auf. Er gründet das erste Reformkloster dGa-Idan, in dem nun eine strengere Lebensweise herrscht. Der Zustrom von Mönchen ist so groß, dass diese Reformsekte (dGe-luges-pa, "Tugendsekte") die Führung des tibetischen Buddhismus übernehmen kann. Vor seinem Tod prophezeit Tsong-kha-pa mKhas-grub-rje und dGe-dun grub-pa, seinen beiden vornehmsten Schülern, sie würden sich als Oberpriester ständig neu verkörpern - somit begründet er eine rein geistliche Übertragung priesterlicher Ämter.

Organisation :

Hierarchischer Aufbau des Religionssystems:

Die Ranghöchsten sind die beiden Lamas : Dalai Lama ( Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara ) Pantschen-Lama ( Inkarnation des Buddha Amitabha )

Vor der Besetzung Tibets durch die Chinesen im Jahr 1950 verfügten beide Lamas über die gleiche Machtfülle, wobei der Pantschen-Lama, dem Rang des von ihm inkarnierten Buddhas entsprechend, als religiöser Führer zunächst über dem Dalai-Lama stand. In neuerer Zeit besitzt der Dalai-Lama jedoch, aufgrund der Befugnis, Recht zu sprechen, die weitaus größere Autorität, auch sehen ihn heute die meisten Tibeter als ihr religiöses Oberhaupt an. Nach der Besetzung Tibets floh der gegenwärtige 14. Dalai-Lama 1959 nach Indien. Der Pantschen-Lama hat das Anrecht auf Mitgliedschaft im chinesischen Volkskongress.

Rituale, Festtage und heilige Schriften :

Rituale:

Zur Beschwörung magischer Kräfte werden mystischen Formeln (Mantras) rezitiert. Mandalas, die in Form eines Kreises symbolisch den Kosmos darstellen, werden als Meditationshilfen benutzt. Dreimal täglich stattfindende klösterliche Zusammenkünfte der lamaistischen Mönche.

Die Verbindung von Ritualen und Mystik mit magischen Vorstellungen ist im Lamaismus auf den Einfluss des Tantrismus[3]zurückzuführen.

Festtage:

Das Neujahrsfest als bedeutendster Festtag des Jahres (den Frühlingsanfang markierend). Das Blumenfest als Gedenktag der Inkarnation Buddhas. Das Wasserfest, welches den Herbst einleitet.

Heilige Schriften:

Die Schriften des Lamaismus sind in zwei große Sammlungen unterteilt:

den Tandschur, den Kanon der heiligen Bücher den Kandschur, eine Sammlung von Ratschlägen und Vorschriften

Das Drama Tibets zur heutigen Zeit :

Tibet war von 1912 bis zur Gründung der VR China am 1.10.1949 unabhängig. Der Staat wurde von den beiden Lamas geführt, welche auch die Religionsführung inne hatten. Deshalb (nach ca. 500jähriger Selbstverwaltung) war der Schock und die Ablehnung auch dementsprechend groß, als am 1.10.1949 China die Volksrepublik ausrief; China annektierte Tibet. Zwar wurde den Tibetern die Religionsfreiheit garantiert, doch schränkte China die "Unabhängigkeit" Tibets immer mehr ein. Deshalb kam es März 1959 zu einem Aufstand der tibetischen Bevölkerung, als ein Treffen des Dalai Lama mit der chinesischen Volksregierung im Verdacht stand, ein Hinterhalt zu sein. Am 31.3.1959 wurde der Aufstand jedoch von der chinesischen Armee niedergeschlagen, und der Dalai Lama war gezwungen, mit einem großen Treck nach Indien auszuwandern. Seitdem wird ständig von diversen Nachrichten- und Menschenrechtsorganisationen über brutale Gewaltaktionen der chinesischen Armee gegen das restliche tibetanische Volk berichtet. Besonders verwerflich ist dies, wenn man bedenkt, dass die Tibeter bisher ohne kriegerische Auseinandersetzungen zurecht gekommen sind. Die USA, UNO usw. sind dagegen machtlos, da sie keinen Konflikt mit China riskieren können.

Dalai Lama:

Geistliches und politisches Oberhaupt des tibetanischen Buddhismus. Der Dalai-Lama gilt als Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara und zugleich als Reinkarnation seines jeweiligen Vorgängers. Es heißt, dass die Seele des Dalai-Lama nach seinem Tod in den Körper eines männlichen Neugeborenen eingeht, der dann aufgrund bestimmter körperlicher Merkmale als neue Inkarnation identifiziert und zum neuen Dalai-Lama erklärt wird.

Der Erste, der den Titel Dalai-Lama trug, war Sonam Gyatso, ein Großlama des Drepung-Klosters und Oberhaupt des Gelugpa-Ordens ("Gelbmützen"), der den Titel im Jahr 1578 von dem Mongolenherrscher Altan Khan erhielt. Der Titel wurde dann rückwirkend auf alle früheren Ordensoberhäupter übertragen. 1642 setzte dann der Mongolenführer Gushri Khan den fünften Dalai-Lama (1617-1682) als geistlichen und weltlichen Herrscher von Tibet ein. Seine Nachfolger regierten Tibet anfangs als Untergebene der Mongolen und danach, von 1720 bis 1911, als Vasallen des Kaisers von China.

Als die chinesischen Kommunisten 1950 Tibet besetzten, gerieten sie in zunehmenden Konflikt mit Tenzin Gyatso, dem 14. Dalai-Lama. Nach einem erfolglosen Aufstand im Jahr 1959 verließ er das Land und lebt seither in Indien. 1989 erhielt er den Friedensnobelpreis für seinen gewaltlosen Widerstand gegen die chinesische Herrschaft in Tibet.

Im Frühjahr 1998 gab der Dalai-Lama bekannt, dass er keinen Nachfolger haben wolle, denn die Demokratie sei das beste Gesellschaftssystem: "Wenn eine Institution, die vor 600 Jahren entstanden ist, in der modernen Zeit ihre Bedeutung verliert, ist es logisch, sie abzuschaffen".

[1]Bonreligion : Bon, ursprüngliche Religion der Tibeter. Die Bon-Religion, die deutliche Parallelen zu den animistischen und schamanistischen Glaubensformen sibirischer, mongolischer oder turkstämmiger Völker aufweist, existierte in Tibet bereits lange vor dem ersten Kontakt mit dem Buddhismus. Sie versteht die Welt als ein dreigliedriges System aus Himmel, Luft und Erde, bewohnt und beseelt von zahlreichen Geistern. Besonders ausgeprägt sind daher die Opferriten, bei denen die Gläubigen neben Tieren in der Frühzeit vermutlich auch Menschen darbrachten, sowie der Totenkult. Dabei stehen die höchsten Lehrer und Meister, die gShen, die sich durch Tanz und Rauschmittel in einen Zustand der Ekstase versetzen, um in Trance die Toten in die Unterwelt zu begleiten, ganz in der Tradition des Schamanismus. Die Bon-Mythologie macht den tibetischen Herrscher zu einem Nachkommen der Himmelsgeister: So soll der erste König der Tibeter über die neun Stufen des Himmels zur Erde hinuntergestiegen sein, um von dort aus zu regieren. Als der Buddhismus im 8. Jahrhundert nach Tibet vordrang, drohte die Bon-Religion, und mit ihr der herrschende Adel, an Bedeutung zu verlieren. Um gegen den neuen Glauben bestehen zu können, holten die Bon-po - so der Name der Bon-Anhänger - Geistliche aus Gebieten, in denen die Bon-Religion bereits Einflüsse des Buddhismus und Hinduismus erfahren hatte. Auf diese Weise erhielt sie eine neue Gestalt, die u. a. in den nun entstehenden literarischen Werken zum Ausdruck kam. Erst jetzt begann man, eine in Anlehnung an Buddhas Lebenslauf konstruierte Figur, gShen-rab, als Stifter zu verehren. Bis heute lebt der Glaube im Wesentlichen unverändert vor allem im Norden und Westen Tibets fort.

[2]Synkretismus : Vermischung unterschiedlicher Religionen, Konfessionen oder philosophischer Systeme

[3]Tantrismus :, auf den Lehren des Tantra (Sanskrit: System, Gewebe) beruhende rituelle Praktiken. Vom 6. Jahrhundert n. Chr. an nahm der Einfluss des Tantrismus auf die indischen Religionen zu, blieb jedoch stets auf bestimmte Gruppen beschränkt. Insbesondere einige brahmanische Gemeinschaften und der buddhistische Vajrayanakult machten sich die tantristischen Praktiken zu eigen. Bedeutung erlangte unter anderem der im Tantrismus fortentwickelte Shaktismus, der die Funktion der weiblichen göttlichen Kraft hervorhebt, ihr huldigt und auf diese Weise die durch Geschlecht und Kaste gesetzten Schranken überwindet. Der Tantrismus sucht den Weg zur Erlösung durch verschiedene Rituale. Dazu gehört die Lösung von allen irdischen Bindungen mit Hilfe von Yogatechniken sowie die Rezitation eines Mantras, um die höchste Stufe der Meditation zu erlangen. Die geistige Vereinigung mit der Göttin, durch die dem Meditierenden die Einheit mit dem Absoluten zuteil wird, wird im Tantrismus häufig durch den Geschlechtsakt symbolisiert.

3454 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet