Weltreligionen

Geschichte, Verbreitung und Glaube der großen Religionen

Inhalt

Das Judentum Das Christentum Der Islam Der Buddhismus Der Hinduismus

Das Judentum

Das Judentum ist eine ethnische und religiöse Gemeinschaft, es ist die älteste bestehende monotheistische Religion. Das Judentum ist die Mutterreligion des Christentums und des Islams.

Nach einer Zählung aus dem Jahr 1988 leben insgesamt etwa 14,9 Millionen Juden, davon 6,9 Millionen in den USA, 2,8 Millionen in der ehemaligen UdSSR, 520.000 in Frankreich, 545.000 in Argentinien, 610.000 in Großbritannien, rund 325.000 in Kanada und in Israel etwa 3,2 Millionen. Die Anzahl der Juden in Deutschland ist verschwindend klein. Religion und Kultur des Judentums sind in hohem Maß durch die Zerstreuung des jüdischen Volkes und die dadurch bedingten Minderheitensituationen unter wechselnden örtlichen und zeitlichen Bedingungen bestimmt.

Nach traditionellem bis zur Aufklärung vorherrschendem Selbstverständnis besteht das Judentum in der Nachkommenschaft Abrahams über Isaak Jakob und dessen zwölf Söhne. Ein Jude ist, wer von einer jüdischen Mutter abstammt oder zum Judentum übergetreten ist. Es kommt häufig vor, dass das Judentum als Religion allein dargestellt wird und die Nationalität, wenn auch nicht völlig, in den Hintergrund gestellt wird.

Im 19. Jahrhundert gewann die Bezeichnung Jude dadurch, dass man sie "rassisch" verstand, einen meist antisemitisch gefärbten neuen Aspekt. In der Folge wurden viele, die der Tradition nach nicht mehr als Juden hätten gelten können, als Juden bezeichnet.

Dies und das Auseinanderbrechen der traditionellen Einheit zwischen Volks- und Religionszugehörigkeit schufen die heutige Unsicherheit und Meinungsvielfalt in Bezug auf die Definitionen "Jude" und "Judentum".

Die Jüdische Tradition erhebt den Anspruch, dass der einzige wahre Gott (Monotheismus) und Schöpfer der Welt Abraham und dessen Nachkommenschaft dazu erwählte, den Glauben an den einen Gott in der Welt zu bekennen und den offenbarten Willen Gottes vollkommen zu verwirklichen.

Zeichen dieses Willens ist die Beschneidung. Dieser Gotteswille sei den Nachkommen Abrahams durch Moses am Berg Sinai in der "Thora" (Lehre/Gesetz) offenbart worden.

Um den Glauben zu schützen entstand eine radikale religiöse und soziale Abgrenzung vor der Umwelt. Diese wird durch zahlreiche Vorschriften und Bräuche garantiert, vor allem durch Speisevorschriften, die eine Tischgemeinschaft mit Nichtjuden weitgehend ausschließen, ferner durch Bräuche wie Beschneidung oder Sabbatfeier und durch eine streng geregelte Lebensweise.

Für das Judentum war diese Abgrenzung schicksalsbestimmend. Sie hat in der Umwelt immer wieder heftige Anfeindungen ausgelöst. Diese Problematik der jüdischen Existenz forderte den einzelnen wie die jüdische Gemeinschaft zu ungewöhnlichen Leistungen heraus.

Im Mittelpunkt der Religiosität steht weniger das persönliche Heil, als der Beitrag des einzelnen zur Erfüllung des Erwählungsauftrags beziehungsweise zur Verwirklichung der Gottesherrschaft.

Von der hellenistischen Zeit an gab es aber auch freilich die Vorstellung von der unsterblichen Seele und somit die Frage nach ihrem Schicksal nach dem Tod bis zur Hoffnung auf Auferstehung des Leibes im Zusammenhang mit dem "Jüngsten Gericht". Doch kam dem nur begrenzte Bedeutung zu im Gegensatz zum Christentum.

Zentrum der jüdischen Ortsgemeinde ist in der Regel die Synagoge. Die Gemeindeleitung obliegt einem Kreis von Wohlhabenden Mitgliedern und nicht, wie häufig angenommen, dem Rabbiner. Dieser fungiert auch nicht speziell als Seelsorger, sondern als Lehrer des religiösen Rechts und als Richter. Der jüdische Gottesdienst findet abends, morgens und am späten Nachmittag statt und wird durch den Vorbeter geleitet, dem die Gemeinde nachspricht. Erst im 19. Jahrhundert kamen Chöre und teilweise die Verwendung der Orgel auf. Kernstücke des häuslichen Gottesdienstes sind die Stammgebete und Psalmen. Das traditionelle tägliche Gebetspensum wird in den Gottesdienstordnungen für Sabbat und Festtage noch weit überboten (z. B. Neujahr, Versöhnungstage, Passah, Wochenfest) noch weit überboten.

Erst im Reform-Judentum des 19. / 20. Jahrhunderts setzt eine dem modernen Christentum gleiche Entwicklung zum Gottesdienst als eine gesonderte religiöse Veranstaltung in Abhebung vom Alltag ein.

Das Christentum

Das Christentum ist bisher die größte aller Weltreligionen. Sie ist nach dem Titel ihres Gründers und Stifters - Christus - benannt.

Der Ursprung des Christentums ist komplex. Sein Wesen besteht im Glauben an das Werk (und die Person) Jesu von Nazareth. Es existiert nur in einer Vielzahl konkreter Ausformungen, in Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Seine Geschichte ist mitgepraegt von vielfaeltigen Auseinandersetzungen mit den jeweiligen religioesen, sozialen und politischen Gegebenheiten und Zeiten.

Die Zahl der Anhaenger des Christentums wird mit etwa einer Milliarde angegeben: 605,8 Millionen Katholiken, rund 287 Millionen Protestanten, 179,3 Millionen Orthodoxe (geschaetzte Zahl, naehere Angaben liegen nicht vor) und 31 Millionen sonstige Christen.

Die Geschichte des Christentums umfasst die Auseinandersetzung mit dem Glaubens an Jesus Christus, wie er von den christlichen Kirchen und Gemeinschaften in der Auseinandersetzung mit fremden Religionen, dem geistigen Verstaendnis der verschiedenen Zeiten sowie mit den politischen Maechten entwickelt worden ist. In vier Epochen hat sich diese Entwicklung vollzogen, so dass man die Geschichte des Christentums nach ihnen teilen kann, wenn es darum geht die Auswirkungen des Christlichen Glaubens in der Welt darzustellen.

Die erste Epoche reicht von der Geburt Christi an bis etwa ins siebte Jahrhundert nach Christi Geburt. Die Christliche Gemeinde galt im roemischen Reich zunaechst als eine juedische Sekte, bis sie in der Mitte des ersten Jahrhunderts als eine, sich auf Jesus von Nazareth gruendende, Gemeinschaft anerkannt wurde und sich selbst als so eine verstand. Der roemische Staat entzog bald dieser schnell wachsenden Gemeinde die religioesen und rechtlichen Privilegien, die er dem Judentum eingeraeumt hatte.

Der christliche Glaube grenzte sich in den ersten beiden Jahrhunderten von seinem urspruenglich juedischem Hintergrund und von den hellenistischen Mysterienreligionen ab. In inneren Auseinandersetzungen mit dem christlichen Glauben wurde das Wesen dieses Glaubens klarer erfasst und ausgedrueckt. Die Konfrontation mit dem roemischen Imperium wurde intensiv seit der Mitte des 3. Jahrhunderts insbesondere durch den Versuch der Roemer, das Imperium auf der Grundlage des Kaiserkults zu erneuern, gefuehrt.

Der christliche Glaube hat sich als die staerkste Geistige, das Leben seiner Bekenner praegenden, Realitaet im roemischen Reich erwiesen, die sich durch eine hohe Sittlichkeit und durch eine, auch im politischen Leben hervortretende, Aktivitaet auszeichnet.

Der Einsicht Kaiser Konstantins des Grossen ist es zu verdanken, dass die von Diokletian eingeleitete Reichsreform nicht mehr gegen, sondern mit den Christen durchgefuehrt wurde. Konstantin der Grosse stellte die Verfolgungen des Christentums ein und machte es zu der mit den alten roemischen Kulten gleichberechtigten, spaeter sogar zur ihnen gegenueber allein berechtigten Religion im Reich (Toleranzedikt von 311). Mit dieser Anerkennung der christlichen Religion aenderte sich sofort die Stellung des Christentums im Imperium Romanum, weil damit die Entwicklung in Richtung auf die Reichskirche eingeleitet wurde. Konstantin, zweifellos persoenlich vom christlichen Glauben beruehrt und sich zu ihm bekennend, obwohl er erst auf dem Sterbebett die Taufe empfangen hat, sah seine weitere Aufgabe in der Pazifizierung der in sich fast ueberhaupt nicht einheitlichen Kirche.

Kaiser Theodosius I. machte 380 den christlichen Glauben fuer alle Buerger des Reiches verbindlich: Die Kirche wurde zur Staatskirche. Kaiser Justinian I. (527-565) machte die Kirchengesetze zu Reichsgesetzen, jeder Buerger des Imperiums hatte den christlichen Glauben anzunehmen, das Heidentum und die alten orientalischen Nationalkirchen wurden unterdrueckt.

Durch die immer staerker steigende Abhaengigkeit der Reichskirche vom Staat, wurde die im 5. und 6. Jahrhundert entstandene selbstaendige und unabhaengige katholische Kirche, vertreten durch den Bischof von Rom, immer mehr gestaerkt. So hatte die Tat Konstantins des Grossen eine der weitreichendsten Folgen fuer die Entwicklung des Christentums.

Die zweite Epoche in der Geschichte des Christentums beginnt mit der Uebernahme des christlichen Glaubens durch die germanisch-romanischen und slawischen Voelkerwelt. Diese Entwicklung waehrte bis ins 15. Jahrhundert bis das Christentum innerhalb der griechischen und slawischen Voelkerwelt zu einer vollkommen anderen Darstellung und Auslegung des christlichen Glaubens gekommen ist. Dieses erliegt aber schliesslich dem immer weiter westwaerts vordraengenden Islam.

Im Westen hatte sich waehrend dieser Zeit in einem langen Prozess die gegenseitige Annaeherung und Abstossung von Staat und Kirche entwickelt. Der Kirche fiel zunaechst die Hoheit ueber den Staat zu und der Papst konnte als Herr der Welt erscheinen, der die Fuersten wie die Bischoefe als seine Untergebenen betrachtete und weltliche Reiche als Lehen vergeben konnte. Genauso schien der christliche Glaube in geistiger Hinsicht die Weltanschauung zu sein, mit der die Probleme des Lebens und der Kirche geloest werden sollten. Die dritte Epoche umfasst die Zeit der Reformation und der Gegenreformation, fast das ganze 16. und 17. Jahrhundert in dem es zur Aenderung und Erneuerung der katholischen Kirche durch die in ihr aufgebrochenen Kraefte gekommen ist. Martin Luther hat in dieser Zeit die Erneuerung der Kirche als ganze unternommen. In England kam es zur Entstehung der anglikanischen Kirche durch Heinrich VIII.

Die Reformation loeste die sogenannte Gegenreformation des Katholizismus aus. Nach konfessionell bestimmten kriegerischen Auseinandersetzungen fand diese Entwicklung auf dem europaeischen Festland mit dem Westfaelischen Frieden (1648) ihr Ende, der das Nebeneinander mehrerer Konfessionen als gleichberechtigt im Deutschen Reich und in den europaeischen Laendern besiegelte.

Die Entwicklung des Christentums in der Neuzeit und damit der letzten und vierten Epoche, ist durch die Ausbreitung des christlichen Glaubens in den fernoestlichen Laendern sowie in Afrika, in Mittel- und Suedamerika bestimmt, die im gleichzeitigen Zuge der Expansions- und Kolonialisierungsbestreben der europaeischen Maechte erfolgt.

Das Christentum dringt waehrend dieser "Neuzeit" schneller oder langsamer, je nach dem schon eine Weltreligion vorhanden ist, in die neuen Gebiete ein. Es ist ihm aber auch durch die "Mission" die Aufgabe zugefallen, fuer deren innere Entwicklung im Sinne des Christentums zu sorgen.

Ferner ist das Christentum in der Neuzeit zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den anderen Weltreligionen (Buddhismus, Hinduismus, Islam, Konfuzianismus) gezwungen, die ihrerseits in der bisher hauptsaechlich vom Christentum beherrschten Welt zu missionarischen Taetigkeiten gekommen sind.

Im 20. Jahrhundert steht das Christentum im Kampf mit den verschiedenen Sozialstrukturen und Lebensordnungen. Zu dem kommt noch die Auseinandersetzung dem sich immer staerker entwickelnden Atheismus.

In der Gegenwart ist das Christentum in die schweren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krisen der Welt verwickelt, macht aber gleichzeitig eine innere Wandlung durch, die auch eine veraenderte Stellung der Kirche zur Welt zur Folge haben wird.

Die Probleme der Dritten Welt, des Rassismus und des Nationalismus stellen Fragen an die Kirchen dar, die diese nicht einfach ueberhoeren koennen. Es bleibt nur die Frage, ob das Christentum auch unter den gaenzlich veraenderten Umstaenden des 20. Jahrhunderts und des kommenden 21. Jahrhunderts seine Verpflichtungen gegenueber der Welt weiterhin laenger erfuellen kann.

Der Islam

Der Islam ist die juengste der bisherigen Weltreligionen und wurde von Mohammed gegruendet, der um 610 in Mekka als Prophet auftrat. Die Glaeubigen nennen sich Muslime, von Andersglaeubigen werden sie auch Mohammedaner genannt. Der Islam ist die herrschende Religion im Vorderen Orient, Nordafrika, Pakistan, Afghanistan und Indonesien. Starke muslimische Gemeinschaften leben in Albanien, Ex-Jugoslawien, Zentralasien, Indien, China, auf den Philippinen, in vielen Laendern Zentralafrikas und in Teilen des suedlichen Teils Afrikas. Die Zahl der Muslime wird nach neueren Schaetzungen (1989) auf 590 Millionen geschaetzt.

Nach visionaeren religioesen Erlebnissen glaubte sich Mohammed zum Propheten berufen und beauftragt, die Offenbarung zu verkuenden und alle Menschen zum Glauben an den ewigen wahren Gott (Allah) aufzurufen (Gottgesandter).

Beeinflusst von Judentum und Christentum verkuendete er seine Lehre des unverfaelschten Monotheismus, der in den Offenbarungsbuechern der "Schriftbesitzer", d. h. der Juden und Christen (Juden haben die Thora, Christen die Bibel) entstellt worden sei.

Er bezeichnete sich als "Siegel der Propheten, mit dem, die von Adam bis Jesus und zu ihm reichende Reihe der Gottgesandten abgeschlossen sei. Mit seiner Auswanderung nach Medina 622, von der an die moslemische Zeitrechnung anfaengt, wurde er Oberhaupt eines, sich rasch ueber ganz Arabien ausdehnende Staatwesen, dem er durch seine von Gott geliehene Autoritaet die Grundlagen der islamischen Staats- und Gesellschaftsordnung einpraegte.

Unter seinen Nachfolgern, den Kalifen unterwarfen die muslimischen Araber in wenigen Jahrzehnten, durch ihren Glau- ben getrieben, den gesamten Vorderen Orient.

Auch nach dem Untergang des Kalifenreiches blieb die expansive Kraft des Islams ungebrochen.Im 11. Jahrhundert begann die muslimische Herrschaft in Indien. Zur gleichen Zeit wurde der Islam weit nach Europa getragen. Im 16. Jahrhundert drang er weit bis nach Indonesien hinaus und im jetzigen 20. Jahrhundert dringt er rasch in ganz Afrika vor.

Ueberall, wo der islamische Glaube zur Herrschaft kam, bestimmte er die oeffentliche Ordnung. Die Religionsgemeinschaften der "Schriftbesitzer" werden geduldet und toleriert, mussten aber auf jegliche politische und missionarische Betaetigung in islamischem Gebiet verzichten.Fast in allen Laendern mit ueberwiegend islamischer Bevoelkerung ist der Islam Staatsreligion.

Das Glaubensbekenntnis "Es gibt keinen Gott ausser Allah, und Mohammed ist der Gesandte Gottes" verpflichtet den Muslim zum strengen Monotheismus. Nach dem Koran, der heiligen Schrift der Muslime duldet Gott keinen Partner neben sich, er hat keinen Sohn, ist der Schoepfer aller Wesen und Dinge und ist allmaechtig.

Am Juengsten Tag richtet er die Menschen: Unglaeubigen, die seinen Geboten nicht folgen, droht das Hoellenfeuer, den Glaeubige winkt das schattige Paradies mit seinen Paradiesjungfrauen (Huris). Trotzdem ist Allah ein barmherziger Gott. Der Islam ist wesentlich Gesetzesreligion. Gottes Gebote regeln das Leben des einzelnen und das der Gemeinschaft. Dem Glaeubigen sind fuenf Grundpflichten vorgeschrieben: Das Glaubensbekenntnis, das fuenf mal am Tag stattfindende Gebet, das Geben von Almosen, das Fasten waehrend des Monats Ramadan und die Wallfahrt nach Mekka, die einmal im Leben ausgefuehrt werden soll.

Der Glaubenskrieg gegen das Gebiet der Unglaeubigen, durch den die islamische Ordnung ueberall zur Herrschaft kommen soll, stellt keine individuelle, sondern eine, die Gemeinschaft als Ganzes betreffende Verpflichtung dar.

Der Genuss des Weins und des Schweinefleisches sowie das Gluecksspiel sind dem Muslim verboten.

Die Polygamie wird durch den Koran auf vier Ehefrauen beschraenkt, doch darf der Mann Sklavinnen als Ehefrauen haben. Ehelosigkeit wird im Islam abgelehnt.

Der Islam kennt keine Priesterschaft, keinen Kult und keine oberste Autoritaet in Fragen des Glaubens und des Gesetzes. Die wichtigste Gruppe von Repraesentanten der Religion sind die Gelehrten.Die Moschee ist zugleich Staette des Gebetes und der Lehre.

Fast alle gesellschaftlichen Einrichtungen, die die Muslime im Vorderen Orient vorfanden, wie z. B. die Sklaverei wurden uebernommen, aber veraendert. Dabei entfaltete der Islam eine grosse Kraft der Eingliederung, die verschiedenartige Elemente aus dem Hellenismus, aus dem Iran oder aus Indien in die islamische Tradition einschloss und einen einheitlichen Lebensraum ausbildete. Zur Beseitigung von Volkstums- oder Rassenunterschieden hat dabei das Prinzip der Gleichheit und Zusammengehoerigkeit aller Muslime wesentlich beigetragen. Aus altorientalischem Brauchtum uebernahm der Islam die Beschneidung und den Frauenschleier.

Schon frueh spaltete sich der Islam in mehrere Richtungen, deren Meinungsverschiedenheiten sich an den Auffassungen ueber die Leitung der Gemeinde entzuendeten. Es traten drei grosse Gruppen auf:

Die Summiten, die Schiiten und die Wahhabiten, wobei die Summiten die meisten Anhaenger hatten und auch heute noch haben. Die Wahhabiten sind vor allem im aeussersten Osten des islamischen Einflussgebietes. Den Hauptteil der Schiiten stellen die Imamiten dar, die im Iran die herrschende Gruppe bilden. Grosse Teile von ihnen leben im Irak, es gibt aber auch kleinere Gruppen in Syrien und in Pakistan.

Das Ueberlegenheitsbewusstsein, das die Muslime von Anfang an begleitete, bildete sich spaeter zu einer Verachtung anderer Kulturen um, die die islamische Gesellschaft seit der Kreuzzugszeit am Kontakt mit Andersglaeubigen hinderte und sich nach aussen oft als Fanatismus kundtat. Bei der erneuten Begegnung mit dem Westen hat sich diese Isolierung als Hindernis fuer den Islam erwiesen.

In seiner Substanz ist der Islam bis heute unveraendert geblieben. Der Grossteil der Muslime steht im Gegensatz zum Christentum nach wie vor treu zu seiner religioesen Tradition.

Der Buddhismus

Der Stifter des Buddhismus "Buddha" (eigentlich Siddhartha Gautama), lebte etwa zwischen 560 und 480 v. Chr.. Herkunftsland des Buddha sind die nepalesischen Vorgebirge des Himalaja.

Das erste oeffentliche Auftreten Buddhas, die beruehmte Predigt vor fuenf Asketen, war nicht nur der Anfang der Ausbreitung der buddhistischen Lehre, sondern zugleich die Begruendung der Ordensgemeinschaft buddhistischer Moenche; denn nach der Predigt erteilte Buddha den Asketen die erbetene Moenchsweihe.

Damit war der Buddhismus von Anfang an als Moenchsgemeinde entstanden, zunaechst als eine Gemeinschaft von Wandermoenchen, die nur waehrend der Regenzeit feste Unterkuenfte aufsuchten. Buddha lehnte es anfangs ab Frauen in den Orden aufzunehmen; erst auf die staendigen Bitten seiner Pflegemutter hin gab er nach. So trat zu dem Bettelmoench die Nonne. Nicht den strengen Gesetzen des Moenchtums unterworfen - der Buddhismus zaehlt auch Arbeit zu den Hindernissen eines reinen Lebens - sind die Laienanhaenger. Im Orden des Buddha ist das indische Kastensystem ohne Bedeutung. Andererseits wurzelt Buddha in den indischen Traditionen: Die Reinkarnationslehre, die Vorstellung vom leidvollen Zwang eines unaufhoerlichen Wiedergeborenwerdens in immer neuen Existenzen, ist fester Bestandteil indischen Denkens; sie ist auch von Buddha vorausgesetzt worden.

Das Gleiche gilt fuer das qualitative Bestimmtsein der neuen Geburt durch Karma. Karma ist das "Werk, das Getane, das Vollbrachte" und bezeichnet in der Verbindung mit der Lehre von der Wiedergeburt die Anschauung, dass die Taten eines Menschen nicht nur die Ursache seiner Wiedergeburt sind, sondern auch Existenzform und Schicksal dieses neuen Daseins bestimmen.

In der Erloesungslehre bricht Buddha jedoch radikal mit der indischen Tradition. Er lehrt das "Nirwana" als Heilsziel des Buddhismus. Das Wort bedeutet "Verwehen" und fuer Buddha ist es die Vernichtung des Leidens. Er sagte: "Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Tod ist Leiden, Kummer ist Leiden, Wehklage, Schmerz, Krankheit und Verzweiflung sind Leiden; dass man wuenscht und es nicht erlangt ist Leiden; kurz die fuenf Daseinsfaktoren sind Leiden. Nirwana ist die Ueberwindung aller Faktoren, die das Leiden verursachen. Damit ist der Austritt aus dem leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten vollzogen."

In absoluter Gegensaetzlichkeit zu allem Wahrnehmbaren wird das Nirwana hauptsaechlich negativ umschrieben. Eine individuelle Existenz fuer den ins Nirwana Eingetretenen gibt es nicht mehr. Dieser, dem abendlaendischen Denken wesensfremde Impersonalismus wird von den Buddhisten in positiver Weise als Heilsziel empfunden.

Oefters wird Buddha von Aussenstehenden faelschlicherweise als Gott betrachtet, Buddha selbst hatte sich nur als Pfadfinder und Wegweiser der "Lehre" verstanden, und ging nach seinem Tode in das "vollkommene Nirwana" ein.

Die buddhistische Ethik steht im Dienst der Selbsterloesung und um dieses Ziel zu erreichen muessen einige Forderungen erfuellt sein: "Nichttoeten", "Wohlwollen", "Nichtstehlen" und die "Enthaltsamkeit". Buddha leugnete die Existenz von Goettern nicht, diese waren fuer ihn aber nur Aussenstehende, die den Kreislauf der Wiedergeburten nicht beeinflussen konnten, auch machte er klar dass das Entrinnen aus jenem Kreislauf nur durch die Existenzweise als Moench zu erlangen ist.

Ueber Korea erreichte der Buddhismus 538 n. Chr. das japanische Inselreich. Von der einheimischen japanischen Religion, dem Schintoismus, wurde er zeitweise, dann aber ueber Jahrhunderte hinweg, bekaempft. Dass der Buddhismus trotzdem in Japan zunehmend an Boden und Einfluss gewann, ist nicht zuletzt darauf zurueckzufuehren, dass er in einer Fuelle von Sektenbildungen eine Japanisierung erfuhr.

Die strenge Ordnung der Meditationspraxis und des Ordenslebens des aus China uebernommenen Zen-Buddhismus, zeigte starke Aehnlichkeiten zu dem disziplinaeren Geist der japanischen Samurai. Das auf dieser Basis erbluehende japanische Zen, hat das Geistesleben und die Kultur des Landes bis hinein in das taegliche Leben (Teezeremonie) bis auf den heutigen Tag beeinflusst.

In der Gegenwart tritt der Buddhismus aeusserst aktiv in Erscheinung. Die Buddhistische Weltkonferenz, die 1950 auf Ceylon / Sri Lanka veranstaltet wurde, leitete eine Serie weiterer Treffen ein, deren eindeutiges Ziel es ist, den Buddhismus als aktiven Faktor in das moderne Geistesleben einzufuehren.

Diese missionarischen Tendenzen zeigten sich besonders deutlich auf dem sechsten Buddhistischen Konzil, das vom 17. bis 24. Mai 1954 in Rangun stattfand. Mit den Nahzielen der Wiedergewinnung des indischen Ursprungslandes (siehe Hinduismus) und der Ausbreitung in Europa und Amerika ist der Buddhismus in die Reihen der aktiv missionierenden Religionen aufgerueckt. Dabei geht man von der Annahme aus, dass der Buddhismus mit seiner als tolerant bezeichneten Haltung totaler Gleichgueltigkeit allem Weltlichen gegenueber die einzige der modernen Welt angemessene Religion sei. Die Frage ist nur, ob der Buddhismus, der urspruenglich sich wie keine andere Religion auf den Menschen bezieht, dazu in der Lage ist, die Probleme der modernen Welt zu loesen

Der Hinduismus

Der Hinduismus ist eine Religion, der heute etwa 450 Millionen Hindus angehoeren, die zum ueberwiegenden Teil in Indien leben.

Im Gegensatz zu den anderen Weltreligionen ist der Hinduismus keine monotheistische Religion, sondern hat sich im Laufe von Jahrhunderten durch eine Vielzahl von Sekten mit verschiedenen Goettern entwickelt.

Der Zeitpunkt, in der der Hinduismus in seiner jetzigen Form entstand, wird in die letzten beiden Jahrhunderte vor der Geburt Christi gelegt. Die Kenntnisse ueber den Hinduismus und seinem Verlauf der Entwicklung weisen von seiner Entstehung bis um das Jahr 1000 n. Chr. grosse Luecken auf.

Der Hinduismus konnte sich nur langsam gegen den Buddhismus, der bis um die Mitte des ersten Jahrtausends n. Chr. die in Indien vorherrschende Religion war, durchsetzen. Nach dem endgueltigen Niedergang des Buddhismus im zwoelften Jahrhundert in ganz Indien beherrschte der Hinduismus Indien, wurde aber vor allem in Nordindien vom, sich immer staerker ausbreitenden, Islam bedraengt.

Neben der Auseinandersetzung mit dem Islam, die zum Schutz zur haeufigeren Verschmelzung von kleineren Sekten fuehrte, kam es seit dem ausgehenden achtzehnten Jahrhundert zu einer Konfrontation mit dem Christentum und der westlichen Zivilisation und als Folge davon zur Gruendung einer Reihe von Sekten mit missionarischen Zielen im neunzehnten Jahrhundert. In Indien leben heute 72% der Anhaenger des Hinduismus, der jedoch nicht, wie faelschlicherweise oefters angenommen wird, Staatsreligion ist.

Der Hinduismus kennt keine bestimmten Gebote oder Regeln. Nur einige sehr allgemeine Grundlagen sind allen Sekten gemeinsam, vor allem die Lehre von der Wiedergeburt und vom Karma:

Jedes Wesen durchwandert in immer neuen Geburten die Welt in ewigem Kreislauf, in dem auch die Goetter mit Ausnahme des hoechsten Herrn, Ischwara, einbezogen sind. Die guten und boesen Taten bestimmen, ob ein Wesen als Gott, Mensch, Tier oder in der Hoelle, die niemals ewiger Aufenthaltsort ist, wiedergeboren wird.

Der endlosen Kette der Wiedergeburten zu entrinnen, also nicht wiedergeboren zu werden, ist im Hinduismus Ziel der Erloesung. Die Vorstellungen vom Zustand, in den der Erloeste eingeht, sind ebenso vielfaeltig wie die Wege, die zur Erloesung fuehren. Als Wege zur Erloesung werden Askese und Joga ebenso gelehrt wie Gottesliebe. Erloesung wird schrittweise im Verlauf zahlreicher Wiedergeburten erreicht. Der Welt zu entsagen und sich aus der Gesellschaft zurueckzuziehen, verkuerzt den langen Weg der Wiedergeburt.

Da Wiedergeburt auch als Tier moeglich ist gilt die Schonung alles Lebendigen als hoechstes Gebot; das erklaert den strengen Vegetarismus und die Rinderverehrung.

Nicht von allen Sekten anerkannt wird das Kastensystem. Die soziale Gliederung innerhalb diese Systems kennt vier Klassen: Brahmanen = Priester, Kschatrijas = Krieger (heute das Militaer), Waischjas = Bauern und Schudras = Knechte. Die vier Klassen zerfallen in zahlreiche Unterkasten, die zum Teil streng gegeneinander abgegrenzt sind. Ausserhalb des Kastensystems stehen die Kastenlosen. Nur Mitglieder einer Kaste koennen untereinander heiraten und miteinander essen. Die Pflichten seiner Kaste zu erfuellen gilt nach der religioesen Auffassung der Hindus als wichtige religioese Aufgabe und fuehrt zur Schaffung heilsamen Karmas.

Da jeder Hindu einer Kaste angehoert, in die er hineingeboren wird, ist der Uebertritt von Individuen zum Hinduismus eigentlich nicht moeglich; nur Gruppen koennen geschlossen als Kaste aufgenommen werden, jedoch missachten hinduistische Reformer dieses Prinzip, um den Hinduismus zu einer missionierenden Religion machen zu koennen.

Die Verehrung eines Gottes durch Gebet oder Opfergaben (Blumen, Speisen) findet hauptsaechlich im Tempel statt. Mittler zwischen dem Glaeubigen und dem Gott sind die Priester, die die Kulthandlungen vollziehen. Sie werden auch bei der Durchfuehrung der Samskaras (Sakramente) bei Geburt, Ehe und Tod hinzugezogen. Ferner sind sie fuer die Zeremonien bei den zahlreichen Festen verantwortlich, zu denen oft Prozessionen, bei denen Kultbilder auf riesigen Wagen mitgefuehrt werden, gehoeren.

Als Bestattungsform kennt der Hinduismus die Leichenverbrennung. Die Asche der Toten wird jedoch meistens nicht aufbehalten, sondern nach dem hinduistischen Glauben in alle vier Himmelsrichtungen verstreut. Wodurch und wann diese religioese Handlung entstand ist unbekannt. Falls jedoch irgendwie moeglich, wird die Asche in den heiligen Ganges gestreut. Wenn die Frau ihrem Mann auf dem Scheiterhaufen in den Tod folgt, wird sie mit ihm im Jenseits wieder vereint (Die Ehefrau muss ihm jedoch nicht auf den Scheiterhaufen folgen).

Die Zahl der Sekten innerhalb des Hinduismus ist im Verlauf der Zeit staendig gestiegen. Insgesamt gibt es etwa neun grosse Sekten, die sich selbst in viele verschiedene Gruppierungen und Richtungen aufteilen. Es gibt noch eine Vielzahl an mittleren und kleineren unabhaengigen Sekten.

Die Glaubensauslegung dieser Sekten, im Rahmen des Hinduismus, sind aber meist bis ins Unkenntliche verzerrt und meist von fanatischen Zuegen. Ausserdem sind sie vom Einfluss auf den Hinduismus bedeutungslos.

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