Ausdauersport

Vorwort
In der Trainingswissenschaft und der Sportmedizin existiert derweil noch keine allgemeingültige Definition für die Ausdauer. Man ist sich aber darüber einig, dass die Ermüdungswiderstandsfähigkeit hier eine wesentliche Rolle spielt. Dieser Faktor allein ist allerdings nicht präzise genug, da es noch weitere Elemente, wie zum Beispiel die schelle Regenerationsfähigkeit und nach MARTIN, die Trainings-verträglichkeit - zu berücksichtigen gilt.
Nach LETZELTER ist die Ausdauer weder ausschließlich bei langandauernder
noch bei ausschließlich hoher oder niedriger Belastung nötig. So benötigt genau-so der Kurzstreckenläufer, wie auch der Marathonläufer oder Gewichtheber
Ausdauer.
Gliederung: 1.Definition
2. Einteilungsmöglichkeiten von Ausdauer
2.1. Einteilung nach Anteil der beanspruchten Muskulatur
2.2. Einteilung nach Energiebereitstellung
2.3. Unterteilung durch Arbeitsweise
2.4. Einteilung nach Dauer der Beanspruchung
2.5. Einteilung nach konditionellen Beanspruchungen
2.6. Einteilung nach der Bedeutung für das sportartspezifische Leistungsver-mögen
3. Energiespeicher
3.1. ATP als Energiespeicher
3.2. Anaerober Energiestoffwechsel
3.3. Aerober Energiestoffwechsel
4. Leistungsbegrenzende Faktoren
4.1. Maximale Sauerstoffaufnahme
4.2. Laktathaushalt
5.Resümee
6.Literatur
1. Definition
Da es noch keine allgemeingültige Begriffsbestimmung gibt, möchte ich verschie-dene Definitionsmöglichkeiten in den Raum stellen, wobei allerdings keine dieser
Definitionen den Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann.

"Ausdauer: Konditionelle Fähigkeit; Widerstandsfähigkeit gegenüber Ermüdung bei sportlichen Belastungen"

"Ausdauer ist die physische und psychische (mentale, sensorische und emotio-nale) Erholungswiderstandsfähigkeit und die Fähigkeit der schnellen Regenerati-on nach sportlichen Belastungen."

"Ausdauer = die Fähigkeit, eine sportliche Belastung über einen möglichst langen Zeitraum ohne Ermüdung auszuhalten und / oder der Erschöpfung zu widerste-hen."

" ... eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit wahrscheinlich auch die Voraussetzung für die Ermüdungswiderstands-, Regenerationsfähigkeit sowie Trainingsverträg-lichkeit"

"Ausdauer = die Fähigkeit, physisch und psychisch lange einer Belastung zu wi-derstehen, deren Intensität und Dauer letztlich zu einer unüberwindbaren (mani-festen) Ermüdung (=Leistungseinbuße) führt, und / oder sich nach physischen
und psychischen Belastungen rasch zu regenerieren.
Knapp ausgedrückt:
Ausdauer = Ermüdungswiderstandsfähigkeit + rasche Wiederholungsfähigkeit"

Die Ausdauer sollte nicht mit Kondition vertauscht werden. Unter Kondition ver-steht man (nach ZINTL) die Summe aller leistungsbestimmenden physischen Fä-higkeiten und ihre Realisierung durch Persönlichkeitsmerkmale (Wille, Emotionen, Temperament).

2. Einteilungsmöglichkeiten von Ausdauer

Man kann Ausdauer nach verschiedenen Einteilungskriterien strukturieren. So zum Beispiel nach dem Umfang der beanspruchten Muskulatur, nach der Ener-giebereitstellung oder nach der Arbeitsweise. Die folgende Tabelle stellt eine
Einteilungsmöglichkeit dar.

Kriterium Name Charakteristik Quelle / Autor
Umfang der bean-spruchten Musku-latur -lokale Ausdauer

-allgemeine Ausdauer unter 15% der Gesamtkör-persklettmuskulatur
mind. 15% der Gesamtkör-persklettmuskulatur HOLMANN /
HETTINGER
voranginge Ener-giebereitstellung -aerobe A.

-anaerobe A. bei ausreichendem Sauer-stoffangebot
ohne Sauerstoffbeteiligung HOLMANN /
HETTINGER
Arbeitsweise -dynamische A.

-statische A. Wechsel: Anspannung - Ent-spannung
Dauerspannung HOLMANN /
HETTINGER
Dauer der Bean-spruchung -Kurzzeit-A.
-Mittelzeit-A.
-Langzeit-A. I
-Langzeit-A. II
-Langzeit-A. III
-Langzeit-A. IV 35 s - 2 min
2 min - 10 min
10 min - 35 min
35 min - 90 min
90 min - 6 h
über 6 h HARRE/PFEIFER
im Zusammenhang mit anderen kondi-tionelle Fähigkeiten bzw. Beanspru-chungen -Kraftausdauer

-Schnellkraft-A.

-Schnelligkeits-A.

-Sprintausdauer
-Spiel-/Kampf-A.
-Mehrkampfausdauer 80 - 30% iger Maximal-kraftanteil
explosive Bewegungsausfüh-rung
submaximale Geschwindig-keiten
maximale Geschwindigkeiten
variable Belastungsphasen
hohe Belastungsdichte bzw. wechselseitige Beeinflussung NETT, MATWEJEW
Bedeutung für spe-zifisches Lei-stungsvermögen -Grundlagen-A.
(allgemeine A.)
-spezielle A. Basisvermögen für versch. Sportarten
Anpassung an individuelle Beanspruchungen SAZIORSKI,
NABATNIKOWA,
MARTIN
Tab. 1: Ausdauereinteilungsmöglichkeiten

2.1. Einteilung nach Anteil der beanspruchten Muskulatur
Unter dem Aspekt des Anteils der beanspruchten Muskulatur unterscheidet man
die lokale und allgemeine Ausdauer. Allgemeine  15%, ungefähr die Größenordnung"Ausdauer heißt, dass minde-stens 1/7 - 1/6 (  eines Beines) der Gesamt-köpersklettmuskulatur beansprucht werden. Bei der lokalen Ausdauer setzt man weniger als 1/7 - 1/6 der Gesammtkörpersklettmuskulatur ein.
Die Unterscheidung beruht darauf, dass unterhalb von 15% die muskuläre Ener-giebereitstellung den leistungslimitierenden Faktor repräsentiert (Phosphat- und-Glykogenspeicher, Kapillarisierung und Myoglobinhaushalt). Bei einem Einsatz über 15% sind das Herz-Kreislaufsystem und die spezifische Bewegungstechnik die Begrenzungsfaktoren.

2.2. Einteilung nach Energiebereitstellung
Man kann bei der Einteilung nach Energiebereitstellung in aerobe und anaerobe Ausdauer einteilen. Unterschiedliche Belastungsformen beeinflussen auch den Stoffwechselablauf auf unterschiedliche Weise. Der aerobe (oxidative) Stoffwech-sel läuft unter Sauerstoffzufuhr ab, d.h. es steht genügend Sauerstoff zur oxidati-ven Verbrennung von Glykogen und Fettsäuren in der Muskelzelle zur Verfügung. Wenn die O2-Versorgung nicht mehr ausreicht - zu Arbeitsbeginn und vor allem bei hohen Belastungsintensitäten - laufen anaerobe Stoffwechselprozesse (auch: anoxidativer Stoffwechsel = ohne Sauerstoffzufuhr) ab, als deren Endprodukt Laktat entsteht. Dies führt zur Übersäuerung des Muskels, was wiederum zum Abbremsen der Bewegungsintensität bzw. zum Bewegungsstop führt. Das gebil-dete Laktat gelangt dann durch die Muskelzellwände ins Blut und zu Herz, Leber und Niere, wo es zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut bzw. zu Glykogen wieder aufgebaut wird.

2.3. Unterteilung durch Arbeitsweise
Die Einteilung nach dem Kriterium der Belastungsform lässt eine Einteilung in dy-namische und statische Ausdauer zu. Diese Einteilung ist aber im wesentlichen wieder auf die Art der Energiebereitstellung zurückzuführen, da mit zunehmend statischem Arbeitsanteil der Muskelinnendruck die Blutzufuhr und somit die Sau-erstoffzufuhr in den Kapillargefäßen drosselt. Ab ca. 15% der max. Muskelspan-nung wird bei statischer Arbeitsweise die Durchblutung bereits behindert und ab
ca. 50% kommt es zum vollen Durchblutungsstop und somit zur Umstellung auf anaerobe Energiebereitstellung. Bei dynamischer Arbeitsweise hingegen ist die Durchblutung und somit die Sauerstoffzufuhr gesichert, sie wird sogar durch die Pumpwirkung der Muskulatur noch unterstützt.

2.4. Einteilung nach Dauer der Beanspruchung
Diese Einteilung erfolgt aufgrund der Wettkampf bzw. Belastungsdauer und den daraus resultierenden veränderten Stoffwechselanforderungen. Es werden Kurz-zeitausdauer (KZA), Mittelzeitausdauer (MZA), und Langzeitausdauer (LZA) 1-3 oder 4 (je nach Untersuchungsmethode) unterschieden. Diese Einteilung ent-spricht einer Wettkampfausdauer von: KZA 45 sec - 2 min
MZA 2 - 11 min
LZA 11 - 30 bzw. 30 - 90 bzw.> 90 min
Schaut man sich die Energiebereitstellung an, so kann man feststellen, dass bei der KZA hauptsächlich anaerobe (60 - 80),bei der MZA anaerob - aerobe (60 : 40 bzw. 40 : 60) und bei der LZA aerobe (60 - 100) Stoffwechselprozesse ablau-fen.

2.5. Einteilung nach konditionellen Beanspruchungen
Eine weitere Form der Einteilung stellt die Differenzierung nach Kraft und Schnel-ligkeit, also nach den primären konditionellen Einflußfaktoren dar. Kraftausdauer ist die Ermüdungswiederstandsfähigkeit bei Belastungen mit erheblichen Kraft-anforderungen. Die Kraftausdauer kann weiterhin in Maximalkraftausdauer (d.h. man setzt mehr als 75% seiner Maximalkraft bei dynamischer und statischer Ar-beit ein), submaximale Kraftausdauer (Einsatz von 75 - 50% der Maximalkraft bei dynamischer und bis zu 30% bei statischer Arbeit) und aerobe Kraftausdauer (Einsatz von 50 - 30% der Maximalkraft bei dynamischer Arbeit) eingeteilt wer-den. Die Kraftausdauer ist allerdings mehr krafttrainingsspezifisch als ausdauer-spezifisch.
Schnelligkeitsausdauer ist die Ermüdungswiderstandsfähigkeit bei Belastungen mit submaximaler bis maximaler Geschwindigkeit und überwiegend anaerober Energiegewinnung. Im maximalen Geschwindigkeitsbereich ist die Schnelligkeits-ausdauer mit der Sprintausdauer identisch. Im submaximalen Intensitätsbereich ist die Schnelligkeitsausdauer mit der KZA gleichzusetzen bzw. stellt sie eine lei-stungsbestimmende Komponente der MZA dar.
Die Spiel- und Kampfausdauer ist die Ermüdungswiederstandsfähigkeit, die in Sportspiel- und Kampfsportarten den Leistungsabfall in den nicht standardisierten und extrem variablen Belastungssituationen niedrig hält. Man hat in einem Spiel oder beim Kampfsporttraining wiederholt kurze Phasen mit maximaler Bela-stungsintensität und Pausen mit relativer Erholung. Diese Belastung erfordert physisch gesehen aerobe und anaerobe Energie und auf sensorischer Basis eine
hohe emotionale Ermüdungswiderstandsfähigkeit.
Die Mehrkampfausdauer ist die Fähigkeit, im Mehrkampf gesonderte Einzellei-stungen trotz hoher Belastungsdichte und sportartspezifischen Belastungen ohne nennenswerten Leistungsverlust zu erbringen. MATWEJEW, der diese Einteilung vornimmt, macht allerdings keine näheren Angaben über die Energiebereitstel-lung oder über sonstige spezifische Funktionsabläufe im Organismus.

2.6. Einteilung nach der Bedeutung für das sportartspezifische Leistungs-vermögen
Die Grundlagenausdauer stellt den sportartunabhängigen Basischarakter für die Gesundheit und Fitneß und für die Ausbildung anderer sportmotorischer Fähig-keiten dar.
Spezielle Ausdauer heißt, dass man ein optimales Verhältnis von Belastungsin-tensität und Belastungsdauer also eine disziplinspezifische Belastungsstruktur in den Ausdauersportarten hat. Sie wird bestimmt durch die Besonderheiten der Sportart und vom individuellen Leistungsniveau.

3. Energiespeicher
Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu leisten. Jede Bewegung die wir ausführen ist Arbeit und somit brauchen wir für diese Arbeit Energie. Unser Körper braucht al-lerdings nicht nur bei Belastung sondern auch im Ruhezustand Energie, z.B. um die lebensnotwendigen Funktionen (Herzschlag, Atmung...) aufrecht zu erhalten.
Die Energieumsatzsteigerung kann bei Belastungen, je nach Art und Intensität, erheblich (bis zu 100 %) über dem Ruhewert liegen. Hinzu kommt, dass die Erhö-hung des Energieumsatzes plötzlich einsetzen kann (z.B. Sprintstart) und bereits nach kurzer Zeit beendet ist. Selbst der schnellste Weg der Energienachlieferung durch schrittweise Oxidation wäre bei einer solchen Belastung nicht in der Lage, die benötigte Energie bereitzustellen. Es liegt also nahe, dass in unserem Körper Energiespeicher vorhanden sein müssen. Nach DE MARÈES "...spricht auch die Tatsache, dass sich Sklettmuskeln auch noch dann kontrahieren können, wenn die Reaktionsschritte der Energiegewinnung aus Nährstoffen, durch spezifische Zellgifte (z.B. Cyanid) gehemmt sind." dafür.
Die beiden Energiespeicher, auf die als erstes zurückgegriffen wird sind Adeno-sintriphosphat (ATP) und Kreatinphosphat (KP). Als weitere Speicher sind Glyko-gen (Glucose) und Triglyzeride (Fette) zu nennen. Eine gute Übersicht bietet die folgende Tabelle.

Substrat Menge in Phosphatre-sten pro kg Muskel maximale Einsatzdauer
1. Speicher ATP (Adenosintriphosphat) ca. 6 mmol 2-3 sec (theoretisch)
2. Speicher KP (Kreatinphosphat) ca. 20 - 25 mmol 7-8 sec
Phosphatspeicher insge-samt ca. 30 mmol 7-10 sec
3. Speicher Glykogen ca. 270 mmol

ca. 3000 mmol (anaerober Abbau)
45 - 90 sec
(aerober Abbau)
45 - 90 min
4.Speicher Triglyzeride (Fette) 50000 mmol mehrere Stunden
Tab. 2: Energiespeicher der Muskelzelle

3.1. ATP als Energiespeicher
Für die Kontraktion einer Muskelfaser wird Energie benötigt. Diese kann nur durch
die Abspaltung eines Phosphatrestes aus ATP bereitgestellt werden, d. h. es wird Adenosintriphosphat zu Adenosindiphosphat abgebaut. Genau dieses Verhältnis
 ADP) steuert dann auch im weiterenn(ATP  den Energiestoffwechsel, da die an-deren Energiestoffwechselprozesse nicht direkt der Muskelkontraktion dienen können, sondern zur Wiederherstellung von ATP genutzt werden. Für diesen Vor-gang sind folgende Prozesse wichtig:

3.2. Anaerober Energiestoffwechsel
Beim anaeroben Energiestoffwechsel werden ATP und KP, ohne Beteiligung von Sauerstoff und ohne Laktatbildung (Milchsäurebildung) abgebaut. Bei diesem Vorgang liegt die höchste Energieflußrate vor, und so findet man diesen auch immer dann, wenn große Mengen Energie pro Zeiteinheit gefordert sind. Aufgrund der schnellen Resyntheserate von ATP (30 ms) wird der Speicher nie vollständig, sondern höchstens bis auf 40 % entleert. Der Kreatinspeicher hingegen kann bis zu 80% ausgeschöpft werden, bei einer Erholungszeit von ca. 3 - 5 Minuten.
Dieses Wissen machen sich Schnellkraft-, Schnelligkeit- und Maximalkrafttrainie-rende zu nutze, indem sie durch ihr Training (Ausschöpfung + Erholung des Spei-chers) die Speicherkapazität und Aktivität der abbauenden Enzyme steigern. Als nächster Schritt setzt bei der anaeroben Energiebereitstellung die anaerobe Gly-kolyse, also der Abbau von Glykogen ein. Dies ist ein anaerob-laktizider Prozess,
d.h. er läuft ohne Sauerstoff aber unter Milchsäurebildung ab und erreicht seinen (* nach JOCH / ÜCKERT, Grundlagen des Trainierens, 1998, S. 70)
Höhepunkt nach ca. 40 - 60 Sekunden. Durch die Anreicherung von Milchsäure
und die damit verbundene Senkung des pH-Werts (von 7 auf 6,6 - 6,4) wird die Enzymaktivität und die Aktivität des Muskels stark eingeschränkt, bzw. kommt zum erliegen. Somit ist eine Ausschöpfung des Glykogenspeichers nicht möglich. Das Laktat wird zum einen in den Zellen selbst zu Glykogen wiederaufgebaut und zum anderen mit Energiegewinn im aeroben Stoffwechsel weiterverarbeitet.

3.3. Aerober Energiestoffwechsel
Man spricht vom aeroben Energiestoffwechsel, wenn Glykogen, Glucose und auch Fette unter Beteiligung von Sauerstoff abgebaut werden. Als Endprodukte entstehen Kohlendioxid und Wasser. Diese Energiegewinnung setzt ein, wenn weniger Energie pro Zeiteinheit benötigt wird. Zum Vergleich: Die maximale Ener-gieflußrate ist beim aeroben Glykogenabbau nur noch halb, beim Fettabbau nur noch ¼ so hoch wie bei der anaeroben Glycolyse. Der Abbau der Substrate ist allerdings ökonomischer, da die Substrate vollständig abgebaut werden. Bei die-ser Form der Energiegewinnung werden aus 1 mol Glucose oxidativ insgesamt 38 mol, bzw. abzüglich des Citronensäurezyklus 36 mol ATP gewonnen, 18 mal mehr ATP pro mol Glucose als beim anaeroben Abbau.
Fette werden nur bei geringen Belastungsintensitäten und Glykogenmangel ab-gebaut. Sie besitzen zwar einen günstigen physiologischen Brennwert, dieser wird aber durch die Sauerstoffarmut des Fettsäuremoleküls aufgehoben. So er-möglicht, trotz des besseren Brennwertes der Fette, die Glykoseverbrennung eine höhere Energieausbeute (über 13%).
Eiweiße werden nur in Ausnahmesituationen z.B. bei Ultra-Langzeitausdauerbe- lastungen abgebaut. Zur Energiegewinnung dienen sie auch dann, in nur sehr geringem Maße (3-5%). Abgebaut werden sie im Citronensäurezyklus, also aerob.

4. Leistungsbegrenzende Faktoren
Die komplexe Ausdauerbelastung kann in lokale Muskelausdauer und allgemeine
Ausdauer eingeteilt werden. Leistungsbegrenzend wirken sich hierbei die musku-läre Energieversorgung, das Herz-Kreislaufsystem und die Bewegungstechnik, also bestimmte biologische und biomechanische Parameter, aus. Zu den biologi-schen Parametern gehören die energetischen (aerobe / anaerobe Energieversor-gung und damit Laktatbildung), physiologischen (O2-Aufnahme) und physischen (Gewicht, Größe...) Bedingungen, die unter Punkt 4.1. bzw. 4.2. genauer erklärt werden. Die biomechanischen Parameter beziehen sich auf ergometrische, kine-matische und mechanische Bedingungen. Gegenstand der Ergometrie sind nach
SAZIORSKI, W. "... quantitative Methoden zur Messung der physischen Lei-stungsfähigkeit. Die Ergometrie untersucht u.a. die Beziehungen zwischen den Parametern der Leistungsfähigkeit". Zu den kinematischen Bedingungen zählen die Geschwindigkeitsdynamik, Schrittlänge und Schrittfrequenz. Bei Ausdauerbe-lastungen ist eine annähernd konstante Geschwindigkeit für Höchstleistungen wichtig um Erfolge zu erzielen. Schwankt die Geschwindigkeit führt dies zu einer ungleichmäßigen Kräfteverteilung und somit zu einem unökonomischen Energie-verbrauch. Steigert ein Athlet seine Schrittlänge verbraucht er auch mehr Energie. Bei gleicher Geh- und Laufgeschwindigkeit ist die Schrittfrequenz bei Untrainier-ten höher als bei Trainierten. Bei Ermüdungserscheinungen verkleinert sich die Schrittlänge und die Frequenz wird erhöht und zwar solange, bis sich aufgrund von Ermüdung auch die Geschwindigkeit verringert.
Zu den mechanischen Bedingen gehört die Überwindung von verschiedenen Wi-derständen, wie z.B. Luftwiderstand, Reibungskräfte und innere Wider-
stände.

4.1. Maximale Sauerstoffaufnahme
Bei Ausdauerbelastungen wird vor allem das Zusammenspiel von Atem und Herz-Kreislauf-System (kardiopulmonales System) auf die Probe gestellt. Es ist sozu-sagen leistungsbegrenzend für die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2 max.). Unter der VO2 max. versteht man nach ZINTL, "das Maß für Sauerstoffzufuhr (Atmung), den Sauerstofftransport (Herz-Kreislauf) und die Sauerstoffverwertung (Muskelzelle)". Nach HOLLMANN/HETTINGER kann man die leistungsbegren-zenden Faktoren der maximalen Sauerstoffaufnahme weiter differenzieren und zwar in 1. interne (Lungenventilation, Diffussionskapazität der Lunge, Herzminu-tenvolumen, Sauerstofftransportkapazität des Blutes, Muskelfaserzusammenset-zung) und 2. externe Faktoren (Belastungsmodus, Größe der eingesetzten Mus-kelmasse, Körperposition, Sauerstoffpartialdruck, Klima). Die Harmonie unter den genannten Faktoren dürfte das entscheidende Kriterium für eine gute Ausdauer-leistungsfähigkeit sein. Formel und Zahlenmäßig wird die maximale Sauerstof-faufnahme über das maximale Herzminutenvolumen und die maximale arteriove-nöse Sauerstoffdifferenz erfaßt :

VO2 max. =

max. Schlagvolumen X max. Herzfrequenz X max. arteriovenöse O2-Differenz
34444424444441
max. Herzminutenvolumen

Das Herzminutenvolumen ist die Blutmenge, die während einer Minute aus dem Herzen ausgetrieben wird. Es ergibt sich als Produkt aus dem Herzschlagvolu-men und der Herzfrequenz pro Minute.
Die arteriovenöse Sauerstoffdifferenz ist der Unterschied des Sauerstoffgehalts zwischen arteriellem und venösem Blut. In Ruhe sind es 5 Vol%, bei maximaler Auslastung von Untrainierten 12 - 15 Vol% und bei Auslastung von Trainierten 18 - 19 Vol%. Möchte man die allgemeine Ausdauerleistungsfähigkeit beurteilen, eignet sich besser die relative maximale Sauerstoffaufnahme (rel. VO2 max.),da sie sich auf das Körpergewicht bezieht. Die rel. VO2 max. ergibt sich aus Milliliter / kg Körpergewicht / Minute (ml/kg/min).
Die Trainierbarkeit der VO2 max. ist sehr gering. Allerdings zählen nicht nur die absoluten oder relativen Werte der VO2 max., sondern auch der Prozentsatz der individuellen VO2 max., der über einen längeren Zeitraum einsetzbar ist, für die Beurteilung der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit eine entscheiden Rolle. Die-se lässt sich um bis zu 70% steigern. Ein anderer Punkt, auf den die Verbesserung der VO2 max. zurückzuführen ist, sind die Adaptionsvorgänge in den Organen und Organsystemen, so zum Beispiel die Vergrößerung der Energiespeicher,
erhöhte Nutzung gluconeogenetischer Stoffwechselwege bei Belastungen, Erhö-hung der Durchblutung von Sklett- und Herzmuskulatur sowie Gehirn bei Bela-stungen, Zunahme der Herzgröße (Volumen und Stärke der Herzmuskulatur), um nur einige zu nennen.

4.2. Laktathaushalt
Für die Trainingspraxis erweist es sich als sinnvoll, den Übergangsbereich von der aeroben zur zunehmend anaeroben Energiebereitstellung zu kennen, bzw. festzustellen. Dies geht mit Hilfe einer Laktatmessung unter Belastung. Der Lak-tatwert im Blut wird in mmol/l gemessen. 1 mol/l bedeutet, dass 1 mol eines Stoffes (1 mol Laktat hat z.B. eine Masse von 90 g) in dem Volumen von 1 Liter verteilt ist. Bei zunehmender Belastung steigt die Laktatkonzentration im Blut an, kann aber noch bis zu einem Wert von 2 mmol/l im Muskel abgebaut werden. Bis zu diesem Wert wird nach KINDERMANN die Energie noch auf anaeroben Weg be-reitgestellt, man bezeichnet diesen auch als "aerobe Schwelle". Belastet man sich weiter, wird mehr Laktat produziert, wobei Laktataufbau und Laktatabbau im un-gefähren Gleichgewicht stehen (aerob-anaerober Übergang). Bei einem Wert von 4 mmol/l ist die anaerobe Schwelle erreicht, d.h. es kommt zu einer Laktatüber-produktion und somit zu einer Übersäuerung, die zum Abbruch der Belastung führt. Der Wert von 4 mmol ist willkürlich festgelegt und ist in der Praxis nicht auf alle Personen übertragbar. Je schlechter die periphere O2 -Aufnahme und somit Stoffwechselkapazität, desto schneller kommt es zur Laktatproduktion. Entschei-dend ist beim individuellen Vergleich, wer die anaerobe Schwelle später erreicht. Bei Ausdauertrainierten verschiebt sich die Laktatkurve, wie in der unteren Abbil-dung deutlich wird, nach rechts, d.h. das aerobe Leistungsvermögen nimmt zu.
*nach JOCH/ÃœCKERT, Grundlagen des Trainierens, 1998
5. Resümee
Ausdauer existiert nicht als Selbstzweck, sondern verbindet sich immer mit einer sportlichen Zielsetzung bzw. mit einem angesteuerten Leistungszustand, der eine bestimmte Ausprägung der Ausdauer voraussetzt. Deshalb sind selbst Leistungen in reinen Ausdauersportarten, wie dem Skilanglauf, Triathlon, Radrennen, Ru-dern u.s.w. immer von einem ganzen Komplex von Einflußgrößen abhängig. In dieser Hausarbeit wurde nur ein kleiner Teil der Vielzahl von Einflussgrössen be-handelt und erklärt. Für genauere Informationen und ausführlichere Darstellungen zu diesen komplexen Zusammenhänge, verweise ich auf die nachfolgende Lite-raturliste, in der die Bücher verschiedener Autoren aufgeführt sind, auf die sich meine Recherchen und meine Ausarbeitung stützen.

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